Es war schön zu sehen, dass wenigstens die Hälfte der kleinen Truppe sehr nett reagierte. Sinikka wollte niemanden vergraulen, aber so plötzlich wie die Blonde verschwand, hatte sie nicht einmal genug Zeit um darüber nachzudenken. Nun, da Kabane weg war und Kohana sie freundlich begrüßt hatte, vermutete sie einfach mal das sie dabei war. War zwar schade um die andere Magierin, aber sie hatte eine Quest und konnte dabei noch Reisen! Sie hatte sich ja nichtmal etwas sagen können, also ignorierte Sinikka das blonde Mädchen und freute sich mit Kohana. Das blauhaarige Mädchen begrüßte sie sogar freundlich und schien bereit loszulegen. Auch der junge Mann schien bereit loszulegen, auch wenn er ein bisschen erschöpft war. Die Antwort von Rei lies Sinikka jedoch innehalten. Er hatte ernsthaft angst, er könnte die Hände von Frauen verletzen? Also nunja, natürlich konnte er das vermutlich bei vielen, aber hatte er sich etwa so schlecht unter Kontrolle? Sie brach ja auch nicht jedem die Hand und war auch ziemlich stark. Vielleicht wollte er auch einfach nur höfflich sein und sie als das zärtliche, anmutige Geschlecht darstellen. Ob er diesen Effekt erzielen würde? Sinikka zumindest tat die Antwort mit einem Schulterzucken ab und sagte:" Wenn du nicht willst." Dann schüttelte sie Kohana mit einem freundlichen Lächeln die Hand und stellte sich ebenfalls vor:" Ich freue mich auch darauf mit euch zu arbeiten und eine kleine Schiffsreise zu unternehmen. Ich bin Sinikka." Kurz blickte sie Rei an. Ihn kannte sie ja schon von ihrer voherigen Quest. Sinikka war gespannt wie die Blauhaarige wohl so war. Ihr Blick wanderte wieder zurück zu Kohana und sie entdeckte den kleinen Zettel vor der Brust von Kohana. Neugierig guckte sie ihn an und fragte:" Wann genau sollen wir uns den mit dem Auftraggeber treffen?" Eigentlich wollte sie nicht direkt die Quest ansprechen, aber es wäre sicherlich doof den Questgeber bei einer Schiffsreise zu verpassen oder warten zu lassen. Während Kohana oder Rei also antworten konnten, musterte Sinikka das ihr bisher unbekannte Mädchen und versuchte sie einzuschätzen. Durch Kabanes plötzlichen Rückzug von der Quest war die Große überhaupt nicht dazu gekommen zu sagen, dass sie eigentlich nicht wegen der Jewel dabei war, sondern nur wegen der Reise. Nun hatte sie es vergessen und eigentlich war das auch vollkommen egal. Sie würden schon sehen, wie es weitergehen würde. Außerdem waren drei Leute doch eine angenehme Gruppengröße. Sinikka wollte endlich auf das Schiff und in See stechen. Sie war regelrecht von Vorfreude erfüllt und konnte es kaum erwarten. Vielleicht sah man ihr die Freude sogar an.

Dass Kabane weg war, wurde von Kohana ganz schnell verdrängt. Obwohl sie die Gruselbraut relativ interessant gefunden hatte, hatte sie nun doch bessere Chancen zwei Personen näher zu kommen, was ihr einen größeren Vorteil als eine Gruselhexe bringen konnte, oder nicht? Auf jeden Fall machte das auch die Arbeit hier einfacher und sie würden schneller fertig sein. Das hieß nicht nur potentielle Sympathieträger, sondern auch schnelles Geld. Kohana lebte noch nicht so lang in dieser Welt abseits von den Bergen dieses Landes und doch hatte sie sehr schnell begriffen, dass diese sich nur um die sogenannten Jewel drehte. Wie sagte man so schön? Geld regiert die Welt. Darum brauchte Kohana eben auch ein bisschen davon auf dem Weg zu ihrer vernichtenden Weltherrschaft!
Nun stand sie da also erst einmal mit der ausgestreckten Hand und einem gewinnenden Grinsen auf den Lippen in Erwartung eines Händedrucks. Sie wusste, dass die meisten Menschen es vorzogen sich mit Verbeugungen zu begrüßen, doch eine körperlichere Variante war meist bindender und ein größerer Sympathieträger. Kohana wirkte vielleicht niedlich, aber das war alles berechnet. Nachdem sie nun also die beiden freudig empfangen und sich vorgestellt hatte, wartete sie auf die Reaktion der beiden. Die erste erfolgte von dem Mann mit der merkwürdigen Haarfarbe. Sie hatte da gut reden, denn sie war nicht wirklich mit einer üblichen Haarpracht gesegnet worden, doch ihr war das nicht so bewusst. Im Norden war sie einigen Menschen begegnet die ähnliche Haare hatten, wenn auch nicht viele. Rei war also sein Name. Kurz und knapp, man sollte ihn nicht so schnell vergessen. Allerdings war seine Reaktion auf ihre Begrüßung ein wenig komisch und ließ auf einen speziellen Charakter schließen. Er lehnte einen Händedruck ab unter dem Vorwand, dass er ja ihre Hand zerbrechen könnte. Demzufolge musst er entweder relativ kräftig oder sich zumindest einbilden dies zu sein. Sehr komisch aber in beiden Fällen, dass er diese nicht im Zaum halten konnte. Man musste doch einschätzen können wie viel Kraft man wann einzusetzen hatte, oder nicht? Prahlte er vielleicht tatsächlich nur? Kohana konnte auch ganze Körperteile zum Brechen bringen. Zwar nicht unbedingt mit roher Gewalt, aber Eis zu zerschmettern, hatte doch sicher einen ähnlichen Effekt oder? Was war nun also eine passende Reaktion auf den Pseudogentleman? Kohana setzte einen verdutzten Blick auf und blickte ihn mit den großen Augen an. „Oh!“, sagte sie erstaunt und starrte ihn an. „Dann wohl lieber nicht. Ich will ja nicht direkt am Anfang gleich aussetzen müssen…“ Sie kicherte leise und wandte sich dann ab. Als ob sie sich von so einem dahergelaufenen Heini verletzen ließ… Aber man konnte ihn ja in dem Glauben lassen, dass er ach so überlegen war. Stattdessen strahlte Kohana nun dankbar in Richtung Sinikka, welche scheinbar kein Problem damit hatte andere Personen anzufassen. Das schien ein gutmütiges Wesen zu sein, bei dem sie mit ihrer freundlich naiven Art sicher gute Karten hatte. Das kalte, schmale Händchen von Kohana schüttelte die Hand der Älteren und erst jetzt wurde Kohana bewusst, dass das Weib verdammt riesig war. Irgendwie hatte Kohana das Gefühl, dass sie eher bei der Frau Angst um ihre Hände hätte haben müssen, denn die konnte ja sogar Rei noch auf den Kopf spucken. „Ich freu mich auch ganz doll Sinikka!“, strahlte sie die Dame an und ließ dann wieder los, um einmal glücklich in die Runde zu blicken. Dann kam jedoch eine Frage, welche Kohana nicht nur scheinbar äußerlich aus dem Konzept brachte. Scheiße. Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht was sie tun mussten und wann, wenn sie hatte sich in ihrer Rolle als süßes Prinzesschen völlig darauf verlassen, dass Kabane das schon machte. Die schien einen strengen und leitenden Charakter zu haben, also machte sie sich keine Sorgen. Und nun? Hatte sie eine riesige, freundliche Dame und einen merkwürdigen Typen mit einer noch merkwürdigeren Haarfarbe. „Ohje…“, begann sie entrüstet… „Ich weiß gar nicht genau… Wo steht das?“ Scheinbar ein wenig überfordert suchte sie auf dem Zettel nach den genauen Daten… „Bis eben hatte Kabane-sama sich darum gekümmert… Ohje…“ Zwar hatte sie es schon gerade auf dem Questzettel entdeckt, aber sie wartete nahezu darauf, dass einer der beiden sich erbarmte dem naiven Mädchen auf die Sprünge zu helfen… Man konnte sie doch da nicht einfach so stehen lassen, oder?

Dass er sich weigerte, Kohana die Hand zu geben, schien mehr als nur eine zu verwundern. Er hörte sogar den Sarkasmus der Blauhaarigen. Na wenn er sich da mal nichts eingebrockt hatte. Tja, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen, würde nur kostbare Zeit verschwenden, weswegen es weiter mit Sinikka geht. Apropos, Rei hatte sich immer noch nicht an den Namen erinnert, jedoch half sie ihm auf die Sprünge. Dadurch, dass sie sich vorstellte, gab sie gleichzeitig ihren Namen preis. Als er 'Sinikka' hörte, zuckte er auf. Na endlich, endlich wusste er wieder wie sie hieß, aber... aber das half ihm jetzt auch nicht weiter. Nun, da es anscheinend nichts weiter gab, was die drei neben der Quest noch zu beschnacken hatten, konnte es endlich mit der Quest losgehen.
Sinikka stellte gleich nach ihrer Vorstellung eine Frage, die Rei ebenfalls interessierte. Wann genau sollten sie sich mit ihrem Klienten überhaupt treffen? Es wäre doch schade, würde der Klient den Lohn für die drei Magier kürzen oder gar streichen, sollten sie zu spät zum vereinbarten Ort erscheinen. Nein, Rei wollte dies auf jeden Fall verhindern und scheinbar die beiden anderen auch. Eigentlich schien eine der beiden eher glücklich zu sein, wahrscheinlich war sie gedanklich gar nicht bei ihnen und stellte sich etwas unglaublich Tolles oder Wunderbares vor. Nun, da Rei nicht weiter Zeit verlieren wollte – und nebenbei erwähnt sich herzlich wenig interessierte, woran Sinikka dachte – schaute er über die Schulter von Kohana. Sie war ganz hysterisch gewesen, weil sie den Zeitpunkt auf dem Zettel nicht finden konnte. Der Orangehaarige fragte sich, was daran so schwer war, die Zeit vom Zettel abzulesen. Wieder in seiner aufrechten Haltung sprach er etwas zurückhaltend: “Ehm, also… wir könnten jetzt Kabane – so nanntest du sie ja – hinterherlaufen und sie nach der Zeit fragen. Aber, wir könnten uns auch einfach in ca. einer Stunde mit unserem Questgeber treffen, so, wie es neben der Belohnung steht.“ Er wies noch einmal daraufhin, indem er auf die Stelle zeigte, an der die Zeit stand. Kein Wunder, wieso Kohana überfordert war, denn neben der Belohnung die Zeit hinzuschreiben, ohne es weiter farblich hervorzuheben, war nicht gerade klug. Wer weiß, vielleicht stellte sie sich unter der eigentlichen 10 Jewel Belohnung plötzlich eine 100 Jewel Belohnung vor, das wäre doch eine große Enttäuschung! Jedoch konnte es auch sein, dass sie einfach nur die beiden nicht enttäuschen wollte und in dem Misserfolg, die Zeit nicht zu finden, etwas noch mehr in Verwirrung stürzte. Oh Mann, hoffentlich wird der Auftrag selbst weniger chaotisch. Entnervt verschränkte er seine Arme vor der Brust und schaute nun grimmiger auf die beiden, wobei er leicht seinen Kopf heben musste, um überhaupt Sinikka zu sehen. Er dachte darüber nach, wie lange es dauern würde, um rechtzeitig am Zielort anzukommen. Zu Fuß war dies unmöglich, da dies mehr als einen Tag benötigte. Deshalb blieben nur noch zwei Varianten: die magischen Verkehrsmittel oder der Zug. Rei ging erst einmal davon aus, dass keiner der Anwesenden einen Magic-Schein hatte, weswegen er sich für den Zug entschied.
“Ehm.“, versuchte er die Aufmerksamkeit der beiden zu gewinnen, “Da wir in ca. einer Stunde da sein müssen, sollten wir wohl am besten den in der Nähe liegenden Zug benutzen. Der bringt uns am schnellsten zu Hargeon Town.“ Er wartete kurz, nicht, dass jemand etwas daran zu bemängeln hatte. Schließlich sagte er: “Ich denke, dass wir keine Zeit mehr verlieren sollten, richtig?“

Schlecht schien Rei schonmal nicht gelandet zu sein, mit seiner Begrüßung und dem vermeitlich zu starken Händedruck. Oder Kohana schauspielerte einfach nur eine freundliche Miene. Aber egal wie es war, Rei wurde nicht angepflaumt und das blauhaarige Mädchen scherzte sogar noch. So sah Sinikka das. Das Kohana all ihre Reaktionen durchplante, wer sollte da schon drauf kommen. Es gab schon merkwürdige Leute... Das Ganze war sowieso im nächsten Augenblick vergessen, denn nun hatte sie sich vorgestellt und Kohana guter Dinge die Hand gegeben. Dabei fiel ihr auf, dass Kohana eine kühle Hand hatte, was relativ positiv war und Sinikka neugierig machte. Die Große erwiderte das strahlen mit einem freundlichen Lächeln. Plötzlich zerfiel der bisherige Ausdruck von Kohana. Viele kleine Eisscherben rieselten zu Boden und sie bemühte sich den Questzettel und die Questleitung an jemanden zu übergeben. Und sie versuchte herauszufinden wann sie da sein sollten. Rei war so nett nachzuschauen und verkündete, dass sie noch eine Stunde Zeit hatten. Dann mal los, auf zum Wasser. Badesachen an und ... ähm, Seemannskleidung und Seemannsgarn war natürlich gemeint. Immerhin waren sie nicht zum vergnügen hier! Nun, Sinikka eigentlich schon, aber das war egal! Es gab etwas zu tun. Rei schlug die Reise mit dem Zug vor und das große Mädchen nickte zustimmen. Solange Kohana kein Fluggerät oder dergleichen auspacken würde, wäre das wohl die einfachste Lösung. Sinikka lies Rei vorgehen und folgte ihm mit Kohana zum Bahnhof. Dort fanden sie recht schnell das entsprechende Gleis und konnte los nach Hargeon Town. Zum größten Hafen Fiores. Hoffentlich stand als Treffpunkt nicht nur "Hafen" da. Ansonsten hätte man auch "Tropfen" als Treffpunkt im Meer sagen können. Während der Zugfahrt blickte Sinikka aus dem Fenster in die Landschaft. Sie fand Schifffahrten eindeutig besser! Zug fahren war nicht so ihr Fall. Es geht halt nichts über Tiere, Füße und Schiffe. Selbst fliegen nicht. Fliegen war toll, keine Frage, aber nicht zum Reisen. Gleiten vielleicht, aber wo konnte man schon zu seinem Reiseziel gleiten?

Meer

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Mit schwerem Seufzer schlug Katsu seinen Kopf auf die Tischfläche im Lamia Scale Gildenhaus. Er spürte wieder die Blicke der Anwesenden, einige voller Mitgefühl, der Rest dagegen mit reiner Verachtung. Kaum war er mit seiner Göttin auf eine Quest gegangen, wurde ihnen schon gesagt, dass eine andere Magiergilde sich der Sache inzwischen angenommen hatte, scheinbar war der Aushang schon tierisch alt gewesen und vergessen worden abzunehmen.
In letzter Zeit war das Geld knapp, da er simpel keine Partner mehr für Questen finden konnte und die Einzelquesten immer schnell vergeben waren. Als professioneller Magier musste man die offiziellen Aufgaben erfüllen und konnte nicht einfach ein paar Jewel zusätzlich auf der Straße verdienen.
Doch er war hier immer noch als Höschendieb angeklagt. Die Frauen mieden ihn, beschimpften ihn. Wenn es doch bloß jemanden gäbe, der über diese falschen Gerüchte hinwegsehen könnte und mit ihm auf Quest gehen würde! „Hey Katsu, ich glaube dir, dass du nichts mit dem Höschendiebstahl zu tun hast und würde gerne mit dir auf eine Quest gehen!“
Katsu hob den Kopf und sah den Mann mit den blonden Haaren und grünen Augen direkt an. Eine Sekunde später verengten sich Katsus Augen und er begann zu fauchen: „Verschwinde hier! Kch, kch! Bist du immer noch da? Was fällt dir eigentlich ein, lass mich alleine!“ Er schwang die Hand so, als wolle er den Kerl wie eine Fliege wegschlagen. Verdammt, diese ständigen Störenfriede! Zum Glück erkannte der Gesprächspartner den subtilen Hinweis und ging weg.
Katsu hatte die letzten Tage nicht viel gegessen, da er simpel auf den letzten Jewel sich befand und gerade eine Superdiät vollführte. Doch das war nicht der Grund für seine eingefallenen Augen und die hohlen Wangen. Dass Claire sich danach von ihm getrennt hatte und scheinbar nun woanders unterwegs war, hatte die Entzugserscheinungen noch schneller voranschreiten lassen, so wie ein Tropfen Wasser einem Verdursteten noch durstiger machte.
Er brauchte nicht nur jemanden, der mit ihm redete, er brauchte Frauen! Er musste sich wieder aufladen, wenn er nicht demnächst mal seine Hände an etwas Weibliches anlegen könnte, würde er sterben, das wusste er genau!
„Hör auf zu dramatisieren und fang an mal zu essen! Wieso teilen wir unsere Körperempfindungen, wegen dir habe ich die ganze Zeit Hunger! Was nützt es eine Seele zu sein, wenn man am Ende immer noch Hunger verspüren kann?“
Sei still!, fauchte Katsu seinen Mentor mental an, jedoch begann er sich zu beruhigen und während sein Gesicht wieder auf der Tischkante lag, begann er ehrlicher zu werden: Ohne dich würde ich das Ganze nicht mehr aushalten können. Du bist der Einzige, der mich wieder besser fühlen lässt.
Ein Stich mentaler Rührseligkeit resonierte in der verschmolzenen Seele. „Katsu...“
Und die herzerwärmende Szene erreichte ihr Ende: Weil immer wenn du leidest, freue ich mich! Du bist das Letzte an Unterhaltung, was mir geblieben ist!
„Du mieser, kleiner... Na warte...“ Drake nahm tief Luft und begann dann zu erzählen: „Als ich in den Limna-Bergen war, da habe ich sie gesehen... ein Dutzend wohlgebauter Körper, mit langen blonden Haaren.“ Katsu lauschte wie gebannt diesen Worten: [size=75]„Es waren die muskulösen Ziegenhirten, deren pralle Muskeln unter dem Öl glitzerten, als wäre...“
„Nein... Auf... aufhören!“, Katsu keuchte diese Worte mehr heraus, er begann sich an seinem Platz zu winden und sich den Kopf zu halten, die Stirn gegen die Tischplatte zu hämmern und Todesqualen zu erleiden: „Aufhören! Ich ertrage es nicht länger!“ Es waren leise aber schneidende Worte.
Und da keiner in der Gilde wusste, dass Katsu ein kleines Seelenproblem hatte, konnte man den Eindruck erwecken, dass er die Blicke und das Verhalten seiner Mitgildenmitglieder nicht mehr ertragen konnte.

Warum war sie eigentlich hier? Sinikka war sich selbst nicht ganz darüber im Klaren, warum sie am heutigen Tag ins Gildenhaus gegangen war, aber sowas passierte eben. Vielleicht würde das Schicksal sie einfach mitreißen und ihr irgendtwas Spannendes bringen! Falls sie Wünsche äußern dürfte, Sinikka würde sich ein großes, leckeres Schwein wünschen. Oder ein Rind. Angeblich soll Kamel ja auch ziemlich gut. Den aufmerksamen Beobachtern ist bestimmt schon aufgefallen, dass das große Mädchen Hunger hatte. Vielleicht sollte sie etwas essen! In der Gilde war das alltägliche Geschehen wie jeden Tag. Ein paar aßen, ein paar tranken, ein paar lachten und viele suchten Questgruppen. Auch nach all den Tagen und Wochen nun, hatte Sinikka sich nicht entscheiden können, ob sie die Gilde mögen sollte oder nicht. Also natürlich mochte sie die Gilde, aber man durfte einfach nichts kaputt machen und alles sollte so perfekt sein... Das große Mädchen aß ein großes Brot mit einem großen Stück Fleisch und war fast dabei wieder zu gehen, als sie jemanden entdeckte. Eine Person, niedergetreten vom Schicksal. Gepeinigt und auf dem Tisch liegend! Was dem armen Jungen wohl passiert ist? Sie aß ihr Brot auf und beschloss mal nachzufragen.
Sinikka ging zu dem kleinen Tropf und setzte sich zu ihm. Verwundert blickte sie Katsu an und fragte lieb:" Was ist dir den passiert?" Ein anderes weibliches Gildenmitglied hatte alles mitbekommen und meinte abfällig:" Der hat es nicht anders verdient. Wir sind eine Elitegilde und kein Kindergarten für Höschendiebe. Ständig belästigt er alle Frauen der Stadt und nun hat sich herausgestellt, dass er in einen ziemlich großen Höschendiebstahl verwickelt war." Höschendiebstahl? NUN war Sinikka wirklich verwirrt und verwundert. Wieso sollte jemand Unterwäsche klauen? Vorsichtig fragte Sinikka nach:" Ein Höschendieb? Was haben sie bei dem großen Diebstahl den geklaut?" "Na Höschen, Unterwäsche von Mädchen, wie es das Wort schon sagt." Das große Mädchen war nicht schlauer, sie kannte sowas noch nicht. Dementsprechend fiel auch die Antwort aus:" Sowas?" Ein Beispiel für die angesproche Kleidungskategorie erschien in der Hand der Magierin und verschwand kurz darauf wieder. "Wirklich? Warum sollte jemand Unterwäsche klauen? War sie etwa mit Diamanten oder so besetzt?" Die andere Dame schlug sich hart, sehr hart, vor den Kopf und fragte:" Verarscht du mich gerade? Nein, es geht um normale Unterwäsche, so wie die die du gezeigt hast. Einige Lüstlinge finden es anscheinend toll sie zu klauen." ... "Achso." Nun wusste sie was gemeint war, verstand den Sinn dahinter aber weiterhin nicht. "Ist dir das nie passiert? Du sieht doch jetzt nicht gerade schlecht aus." Sinikka schüttelte den Kopf: "Nein." "Wünsche dir viel Glück, ich muss nun gehen." Noch ein weiteres mal schüttelte sie über Katsu den Kopf und verschwand aus der Gilde. Sinikka blickte wieder Katsu an und trank Tee, während sie abwartete, was er so tat. Oder nicht tat.

Wie man sich vielleicht denken kann, hat es sehr viele Nachteile, wenn man zu zweit den gleichen Körper beseelt. Man hat so gut wie keine Privatsphäre, musste sich ständig Seitenkommentare anhören, wird in den ungünstigsten Zeiten abgelenkt und konnte nicht einfach die Ohren verschließen um den anderen zu ignorieren. Wenn wiederum andere Personen von deinen Zustand erfuhren, dann wurden sie entweder neugierig oder behandeln dich wie einen Verrückten.
Und Letzteres ist nicht einmal so fehl am Platze, denn manchmal kann die zweite Person in dir dich in den Wahnsinn treiben. „...und während sich Peters prall gefüllter und kantiger Bizeps anspannte, war auch...“
Für jemanden wie Katsu war dies einfach nur eine Art der Folter. Für Magen Drake wiederum die einzige ihm bisher bekannte Möglichkeit, Katsu weh zu tun. Bis vor kurzem hatte er gedacht, dass er am deutlich kürzeren Hebel dieser Beziehung liegt, jedoch hatte er ein Mittel gefunden, Katsu alles heimzuzahlen.
Katsu warf den Kopf zurück, begann mit den Beinen auszuschlagen, dann sah er sein Glas, welches noch vor ihm stand, er griff es schnell mit der Hand, trank den Inhalt in einem Schluck aus und zerschlug es dann in der Tischkante, während er mit einem irren Blick den scharfen Glasrest begann auf seine Kehle zu zielen: „Mir bleibt kein anderer Ausweg mehr...“ Seine Stimme klang ruhig und merkwürdig entspannt.
Dann aber sah er... Zoom, zoom, iyaaan! Bevor er überhaupt einen weiteren Atemzug nahm, warf er den Glasstumpf einfach nach hinten und schnappte ohne eine Sekunde zu verlieren nach den Händen der Unbekannten mit den gebirgigen Zügen.
Sie hatte langes dunkles Haar, sehr frauliche Gesichtszüge, sah ein wenig wild und verlegen aus und war schon deutlich größer als die meisten Männer, doch das bedeutete ja nur, dass es mehr zum Lieben gab.
Als er ihre Hände in seinen hatte, schaute er ihr tief und zärtlich in die Augen: „Und in meiner dunkelsten Stunde erscheint das hellste Licht. Ich hätte nicht gedacht das in den Moment, wo ich die Götter verfluche mir ein Engel erscheint. Sag mir, du erhabene Schönheit, wie lautet denn dein Name? Ich bin Katsu Ryoku und ein Magier dieser Gilde.“

„Oh Katsu, du Wesen in tiefster Dunkelheit, Magier dieser Gilde. Es ist nicht sehr ansprechend, wenn du kurz vor dem Gespräch ein Glas zerhaust und es dir an die Kehle hältst... Ich muss dich leider enttäuschen, ich bin eine Reisende, eine Kämpferin oder eine Schmiedin, aber kein Engel. Erhabene Schönheit nehm ich aber gerne geschmeichelt hin. Mein Name lautet Sinikka Schmied und ich bin eine Magierin dieser Gilde.“ Ihr Blick wanderte von ihm, zu ihren Händen und wieder zurück. „Außerdem solltest du lieber anders untergehen, nicht mit einer Glasscherbe mitten im Gildenhaus. Am besten noch garnicht.“ Sinikka blickte Katsu fragend an: „Warum bläst du hier eigentlich Trübsal durch die Gegend? Was ist den passiert?“ Sinikka wusste nicht, dass er gestört war und eine andere Persönlichkeit in sich hatte, aber sein Start war echt nicht so super gewesen. Da konnte der Junge noch dran arbeiten. Aber das hinderte einen nicht daran mal lieb nachzufragen, was ihm so passiert war, dass er hier vollkommen zerstört saß. Ein bisschen was hatte das Gildenmitglied ihr ja schon verraten, Sinikka wollte aber mal hören, was Katsu dazu sagen würde. Ganz vorsichtig zog das Mädchen ihre Hände aus dem sanften Griff des Jungen und nahm sich etwas zu Trinken. Ob ihm klar war, dass sie ihm eher helfen wollte, als irgendwelche anderen Dinge, die man bei seinem Händchenhalten erahnen konnte? Zum Glück wusste das Mädchen nichts von seinen Gedanken. Auch wenn man relativ Gelassen mit solchen Dingen ist, war es immernoch unschön auf gebirgige Züge reduziert zu werden... Ein verrückter Perversling, na das konnte ja was Tolles werden, aber Sinikka wollte ihm eine Chance geben. Außerdem war er einer der Wenigen, die nichts gegen ihre Größe hatten... Ahnungslose Narren... Die haben doch alle keine Ahnung! Und hatten sie auch noch nie! Es war erstaunlich wie unterschiedlich große Menschen hier und in ihrer Heimat behandelt wurden und sie merkte deutlich, dass die Leute großen Frauen hier deutlich negativer gegenüberstanden. So schlimm waren so Leute wie Katsu außerdem sowieso nicht. Man musste nur aufpassen und sich nicht auf alles einlassen. Wenn Katsu wüsste, an was für eine Person er da geraten war...

„Sinikka Schmied...“ Jemand wie Katsu hatte natürlich Wissen um alle weiblichen Mitglieder seiner Gilde, wobei er sie vorher nie gesehen hat und deswegen den Namen und den Gerüchten kein Gesicht zuordnen konnte. Aber jetzt wo sie es sagte... er hätte es bei der Größe gleich wissen sollen, aber seine Zunge ist immer wieder schneller als sein Kopf.
„Alles ist schneller als dein Kopf... außer deine Beine.“ Das war auf seine waghalsigen Fluchtaktionen bezogen, die irgendwie immer wieder darin endeten, dass er gefangen wurde und dann eine neue Welt der Schmerzen kennenlernte.
Aber da Sinikka... Auch wenn der Name gut aussprechbar war, suchte Katsu nach einer Alternative... aber auf jeden Fall hatte sie ihm eine Frage gestellt und der junge Mann sah sich dazu verpflichtet, sie wahrheitsmäßig zu beantworten... und dabei es mit ein paar maßlosen Übertreibungen zu würzen: „Es ist schrecklich... Ich bin ein ganz normales Mitglied dieser Gilde, aber ich werde von allen gemobbt, man beschimpft mich, man schlägt mich, dann behaupten sie, ich hätte Unterhöschen gestohlen und ich werde dafür mt wütenden Blicken bestraft, man durchsucht meine Wohnung, dringt in meine Privatsphäre ein, findet nichts und dennoch denken viele, ich wäre der Täter... und zu guter Letzt treibt mich ein alter Mann noch in den Selbstmord, ich war am Ende, bis du erschienen bist und...“ Er hatte ein bisschen Energie getankt, als er ihre Hände gehalten hatte, aber es war nicht genug... „Ich weiß nicht, was ich machen soll!“ Zwar meinte er es vollkommen ungelöst vom Thema – immerhin überlegte er gerade, ob er Sinikkas Brüste anfassen würde oder stattdessen sie einfach umarmen lieber sollte – aber dies war auch für seine akuten Probleme eine sehr angebrachte Frage.

„Ja, Sinikka. Das ist mein Name. Ist etwas damit?“ Das sie das Schmied absichtlich wegließ war vielleicht nicht so ersichtlich, aber es sollte ein dezenter Hinweis sein, dass er es vielleicht auch lieber weglassen sollte. Und sie war neugierig, warum er ihren Namen nochmal so wiederholt hatte. Vielleicht hatte es keinen Grund, vielleicht war aber auch etwas mit ihrem Namen? Wahrscheinlich hatte es keinen wirklichen Grund... Der Junge schien sich nur gerne etwas anders auszudrücken. So war auch seine Antwort eine kleine Bühnennummer. Natürlich passte das alles zu dem, was das Mädchen ihr zuvor schon gesagt hatte, aber Katsu schaffte es wirklich gut das Ganze dramatisch, traurig auszuschmücken. Sie wusste auch nicht was er tun sollte. Was könnte er den tun? Erstmal konnte Sinikka wegen dem aktuellen Problem fragen, welches er ihr direkt vorgelegt hatte. „Was für ein alter Mann versucht dich in den Selbstmord zu treiben?“ Das andere Problem war deutlich schwieriger, weil Sinikka den Jungen nicht kannte. Vielleicht konnte sie ihm ja trotzdem helfen? Könnte aber auch gut möglich sein, dass er nur noch mehr Mist baute. Sie hatte Zeit, also konnte sie ja einen Versuch wagen. Neugierig fragte Sinikka: „Was war denn da passiert, dass dich alle des Diebstahls verdächtigen?“ Schlagen wird ihn ja keiner einfach so und wenn doch gab es die Gilde oder den Gildenmeister. Oder irgendwelche Leute die das Recht mehr oder weniger durchsetzten. Eigentlich. Vielleicht konnte sie ihm ja wenigstens mit dem Beschimpfen und Anschuldigen helfen. Einen Versuch war es wie gesagt wert. Von seinen Gedanken bekam sie nicht viel mit. Ob sie ihm wohl böse sein würde? Ob er lebensmüde genug war, um es wirklich auszuprobieren?