Ein Massenauflauf von Magiern der Gilde Lamia Scale. Was sollte man dazu denn nur sagen? Irgendwie fühlte man sich stolz. Denn, wenn so viele Magier versuchten, Quests vom Board zu nehmen, um sich auf den Weg zu machen bzw. der Gilde einen Namen zu machen, dann konnte man hier wirklich von einer professionellen Gilde reden. Gut, damit würde nicht bewiesen sein, dass die Gilde professionell war bzw. ist, aber dafür, dass sie tüchtig arbeitet und natürlich Ansehen in der Welt erregt. Also, um wieder auf die Situation im Gildenhaus zurückzukommen: Es war voll, voller als voll, um genau zu sein. Rei stand abseits der Masse und bewunderte deren Ehrgeiz, sich solche Mühe zu machen, um eine Quest vom Board zu nehmen, die ihnen Spaß machen könnte. Man weiß nicht, ob die Quest einem überhaupt Spaß macht. Nur weil die Beschreibung sehr interessant klingt, heißt es nicht, dass die Quest selbst interessant sein muss. Alles, was es da zu sagen gibt, ist, dass man darauf hoffen sollte, dass es einem Spaß macht. Auf jeden Fall hatte Rei ein Glück nicht in der Menge an Magiern zu stehen. Er hatte sich im Inneren des Gildenhauses einen Platz gesucht, wo er ungestört bleiben konnte. Er war vielleicht erfahren genug, um auf eine C-Rang-Quest zu gehen, aber wirklich Lust hatte er dabei nicht. Hach, diese dummen Magier mit ihren Zielen, viele Quest wie möglich zu schaffen. Das sind doch nur Versuche, die einen letztlich nur einen winzig-kleinen Schritt weiterbringen., dachte sich der Orangehaarige. Er stoß sich von der Wand, an der er stand, ab und ging dann in Richtung Raummitte, um dort zu schauen, ob etwas geschah, was nicht mit dem Board im Zusammenhang hing. Plötzlich schien jemand mit ihm kommunizieren zu wollen. Nein, nicht auf einer Art und Weise, die nur mit der Physik zu lösen ist, sondern auf einer Art und Weise, mit der die meisten Menschen bzw. magische Menschen kommunizieren. Man nennt es auch „sprechen“ bzw. „reden“. Also, als Rei dann auf die Frage reagierte, musste er sich erst einmal am Hinterkopf kratzen und ein blödes Lächeln aufs Gesicht setzen. “Ehm, hehe, yo … Also eine Quest? … Lass mich mal schauen.“ er schritt hinter das Blatt Papier, welches ihm vor die Nase gerieben wurde, um den Inhalt der Quest zu lesen. Er war schon ganz fasziniert davon, dass die Überschrift „verwunschene Klavier“ hieß. Er hatte so ein Gefühl, dass es in dieser Quest sich um Magie handelte und da ihn selbst jegliche Facette der Magie interessierte, konnte er nicht widerstehen. Er hatte keine Wahl! Wenn er jetzt diese Quest nicht annahm, dann würde dies wahrscheinlich bedeuten, dass er die Möglichkeit verlor, die Magie genauer unter die Lupe zu nehmen. “Hm, also, das klingt ganz interessant. Tja, ich denke, dass ich dich begleite.“, sagte er mit etwas schüchterner Stimme. Er hatte es ja ein bisschen schwer einen Satz vor Fremden zu beginnen, weswegen er auch dabei vergaß seiner Partnerin über seinen Dämon zu erzählen. Nach einigen Sekunden der Inne, startete Rei erneut mit der Konversation: “Bist du denn bereit? Ich würde nämlich gerne, noch einmal nach Hause gehen und meine Sachen zurecht legen, die ich für der Quest gebrauchen könnte, solange es dir nichts ausmacht.“

Na toll… Bis vor einem Moment erschien Rinea der Junge noch ganz anständig. Aber jetzt, wo er anfing zu reden, stellte sie fest, dass er ziemlich schüchtern war. Und da Rin ja bekanntlich nicht so viel von schüchternen Leuten hielt, konnte das noch zu einem Problem für sie werden. Andererseits … wenn der Typ so unentschlossen und schüchtern war, würde er sicherlich auch nicht so viel reden und die Schwarzhaarige musste sich dementsprechend auch nicht mit ihm unterhalten. Außerdem, da die junge Striker ja die Leiterin dieser Quest war, würde der Kerl bestimmt alle ihre Befehle sofort befolgen, weil er ja so unentschlossen war und nicht selbst denken konnte. Vielleicht würde die Schüchternheit des Jungen Rinea ja doch noch einige Vorteile verschaffen.
Als der ihr ziemlich unbekannte Typ nun also noch dabei war, sich den Inhalt der Quest durchzulesen, hatte die Schwarzhaarige Zeit ihn noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Er war sehr gut gebaut oder vielleicht sogar richtig durchtrainiert, was Rin aber durch die weite Kleidung, die ertrug nicht so gut erkennen konnte. Außerdem schien er sogar einiges auf dem Kasten zu haben. Sollte die Striker vielleicht endlich mal eine gute Wahl, was ihren Partner anging, getroffen haben oder war dieser Typ doch nur eine Mogelpackung? Rinea hatte nämlich schon einmal einen Partner gehabt, der zwar ein richtiger Muskelprotz war, aber dann die ganze Zeit ängstlich rumgewimmert hatte. Die Schwarzhaarige hoffte einfach mal, dass dieser Typ nicht wieder so ein Griff ins Klo war und sah ihn mit ihrem üblichen, kühlen Blick an, wobei er dieses Mal auch etwas durchdringend schien. Rins Arm wurde nämlich langsam taub und sie hoffte, dass er bald mal fertig war mit dem Lesen. Dabei ließ sie sich natürlich nicht anmerken, aber die Eismagierin war innerlich schon erleichtert, als der Junge sich den Zettel endlich zu Ende durchgelesen hatte und sie ihn wieder in ihre Manteltasche verstauen konnte. Als der Rotschopf dann schüchtern meinte, dass er Rinea auf die Quest begleiten würde, nickte diese nur. Sie hatte auch gar nichts anderes erwartet. Wieso hätte er dieses Angebot denn auch ablehnen sollen? Die Schwarzhaarige nahm schließlich auch nicht jeden x-beliebigen Spinner mit auf Quests. Deshalb war es doch ein wirklich nettes Angebot von ihr gewesen, welches man nicht abschlagen sollte. Zumal Rin ja auch kein großer Fan von Kommunikation war und sich deshalb auch schwertat, Leute anzusprechen, weil sie Angst hatte, dass diese ihr gleich ihre Lebensgeschichte erzählen würden. Kommunikation war aber auch etwas Nerviges …
Als ihr Partner dann noch etwas sagte, nickte die Eismagierin, als hätte sie verstanden und meinte dann in ihrem gewohnten Tonfall: „Ja, ich hab schon alles. Ich hab immer das Nötigste dabei. Man weiß ja schließlich nie, wohin Quests einen verschlagen.“, dabei deutete sie kurz auf den schwarzen Rucksack auf ihrem Rücken und fuhr dann fort. „Dann würde ich vorschlagen, dass ich dich zu deinem Haus begleite und wir von da aus gleich zum Bahnhof gehen.“, normalerweise war es nicht Rineas Art, so viel von sich zu geben. Aber da der Typ ganz in Ordnung zu sein schien, machte die Schwarzhaarige mal eine kleine Ausnahme. Der Junge würde schon noch früh genug die schweigsame Art der Schwarzhaarigen kennenlernen.

Oh Mann, da dachte ich, dass ich einfach mal schnell nach Hause flitze und sie am Bahnhof wartet, aber dass sie nun mitkommt … uff … Seine Mimik schien einen halb ernsten Ausdruck zu haben. Er war also nicht mehr so schüchtern, wie gerade am Anfang. Er hatte bemerkt, dass sie wenig sagte. Gut, vor kurzem hatte sie noch eine Kurzgeschichte über ihren Rucksack erzählt, aber so richtig Reden wollte sie nicht. Anscheinend war sie mehr der schweigsame Typ. Rei war auch nicht immer der Typ des Klatsch und Tratschs, aber, dass seine jetzige Partnerin schon ihre Schweigeminute hielt, musste nicht sein. “Ah, das ist praktisch. Nun, ich gehe dann mal … em … “ Rei dachte. Er wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte, weswegen er anfing, sich wieder am Hinterkopf zu kratzen und dämlich zu grinsen. Er dachte immer noch, aber kam nicht weiter. Nun ja, er hatte das Gefühl, als hätte er etwas vergessen zu fragen. Genau, er wusste nicht den Namen seiner Partnerin. Es war peinlich, wenn man auf eine Quest ging, aber nicht einmal die Namen des Anderen kannte. Wie konnte Rei überhaupt so töricht sein und vergessen, nach dem Namen seiner Partnerin zu fragen. Er drehte sich von Rinea weg und bewegte sich in Richtung Eingangstür. Genauso, als hätte er sie nicht angesprochen. Danach drehte er sich wieder um und fragte mit einem eher witzigen Gesichtsausdruck: “Also, ehm, hehe, … wie heißt du eigentlich?“ So, nun war es draußen. Die Frage, die die Peinlichkeit Rei's zum Vorschein brachte. Rei hatte ganz vergessen, sie danach zu fragen, ob sie noch überhaupt mit will. Er sollte sich schämen. Eine Dame, die ihn freundlich bat mitzukommen, hatte er einfach mal kurz ignoriert und dann wieder angesprochen, als hätte er den Versuch gewagt, dicke Freunde zu werden.

Hosenka Town war genial. Hier gab es so ziemlich alles, was das Herz begehrte. Es war auch zum Teil so, dass Touristen dafür gesorgt hatten, dass diese individuelle Auswahl an Produkten überhaupt zu Stande kam. In dem einen Geschäft gab es Schuhe, von dem erzählt wurde, dass es zu jedem Schuh die passende Größe gab. In dem anderen Geschäft gab es hingegen Kleidung zu kaufen, was Rei persönlich nicht interessierte, aber ihn erstaunte, da diese in den Schaufenster immer so toll aussahen. Auf jeden Fall wollte er sich für den heutigen Tag, der nicht warm, aber auch nicht kalt war einen ordentlichen Drink besorgen: Vielleicht einen Smoothie? Ja, das war es! Er hatte vor, sich einen Smoothie zu holen. Es war noch Tag und deshalb schien es für ihn am besten, sich diesen jetzt zu besorgen. Vielleicht gab es den Einen oder Anderen in der Gilde, der für eine Quest bereit war und ihn vielleicht als Begleitung brauchte? Das wusste er natürlich noch nicht, aber das würde sich in Kürze herausstellen. An dem Stand angekommen, an dem es diese köstlichen Fruchtsäfte gab, begrüßte er erst einmal die Frau, die diese Drinks zubereitete bzw. verkaufte und bestellte sich einen. Er sah der Zubereitung eines solchen Drinks zu und war erstaunt, welche Bewegungen dafür benötigt wurden, um dieses tolle Getränk herzustellen. Auf jeden Fall bekam er das gewünschte Getränk und bedankte sich dafür.

Danach ging er schnurstracks in Richtung Gilde. Er hatte nämlich vor, sich auf den Weg zu machen und sich einige schöne Jewel zu verdienen, die eventuell dafür sorgten, dass sein Budget ein bisschen praller wurde, als es zurzeit war. Der Gedanke daran war genial, aber sich dem Anblick Dutzender Magier zu stellen, war einfach nicht sein Ding. Er mochte es nicht – heute nicht. Ja, er wollte nicht einfach, indem er die Gildentür aufmachte und in den Saal trat, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei dem Gildenhaus angekommen, sah er eine junge Dame, die ebenfalls vorhatte, sich ins Innere des Gebäudes zu begeben. Rei dachte sich, dass es doch passte, wenn er mit dieser Magierin sich ins Innere des Gebäudes machte. Er würde nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sie hätte das, was sie wollte. Was sie wirklich wollte, wusste Rei natürlich nicht. Wie auch? Er besaß keine telepathischen Kräfte, die ihm die Möglichkeit gaben, die Gedanken anderer zu lesen. Er beeilte sich extra, damit sie nicht schon vor ihm ins Haus ging., aber ob die Magierin ihn überhaupt bemerkt hatte? Wahrscheinlich nicht, er kam schließlich von hinten und er war im Grunde nicht in ihrem Blickwinkel, weswegen sie ihn nicht bemerken konnte … oder doch? Auf jeden Fall, nachdem er den Teil mit dem Eintreten überstanden hatte, begab er sich einfach in eine Ecke, in der Eingangshalle, wo er ungestört seinen Smoothie weiter schlürfen konnte. Ansprechen wollte er keinen, dazu war einfach viel zu schüchtern. Er hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie er nun vorgehen sollte. Es waren vielleicht nicht eine Übermenge an Magier anwesend, aber dafür, dass es mehr als fünf waren, musste es heißen, dass mindestens einer jemanden brauchte, der ihn oder sie begleitete. Sein Blick war natürlich wie immer ernst und seine Haltung zeigte einerseits Lässigkeit, andererseits auch Kraft. Aber, ob diese Kraft auch mit dem des Partners zu vergleichen war? Das wusste er noch nicht, da es noch keinen gab, der Hilfe brauchte. Ja, es war kein Magier, der Hilfe brauchte, es war eine Sie, die Hilfe brauchte. Jemand, den der Orangehaarige zuvor schon gesehen hatte. Was?!, dachte er sich und blickt in Richtung der Frau, die er am Eingang gesehen hatte. Er entfernte sich von seiner Position und bewegte sich zur Blondine - natürlich mit dem Smoothie. Er trank ihn schnell aus, damit er beide Hände frei hatte und schmiss den Becher, in dem sich die Flüssigkeit befunden hatte, weg. Er stand nun regelrecht neben ihr. “Ehm, du? Also, kann ich dir helfen?“, sprach er mit leicht unruhigen Ton und dem blöden Gesichtsausdruck, der sagte, dass er einerseits ein netter Kerl war, andererseits viele Geheimnisse besaß. Hierbei kratzte er sich natürlich am Hinterkopf, da er nicht wusste, wohin mit der einen Hand. Die andere hatte er natürlich ausgestreckt, um sich vorzustellen. “Also, ich glaube, ich habe mich nicht vorgestellt … Gut, ich heiße Rei, Rei Hämon.“, sprach er nun ruhiger und freundlicher als vorher, wobei er seine ernste Mimik irgendwie nicht zu verlieren wusste.

Langsam drehte die junge Kabane ihren Kopf zur Seite, um den Neuankömmling zu betrachten. Ein junger Mann, ungefähr in ihrem Alter, recht kräftig, aber kein Fleischberg und nach dem ersten Eindruck zu urteilen trotzdem nicht der hellste. So urteilte die Magierin zumindest nach dem Gesicht, aus dem zwei orangerote Augen sie mit ihrer Meinung nach freundlich-doofem Blick ansahen. Ob man ihr helfen könne, fragte er? Nein, helfen konnte man Yureiko selten, ihre Gemütsmissstände waren von außenstehenden oft weder zu begreifen noch ins positive zu verändern. Im Gegenteil, die meisten bereuten es wohl der Blondine helfen zu wollen, denn die meiste Zeit zog man sich damit erst recht ihren Zorn zu. So war es auch in dieser Situation. Wenn man den Vergleich mit Pulverfass und Kind mit Streichholz nochmals hernahm, dann hatte der orangehaarige Kerl das Zündholz so eben in Brand gesteckt. An dieser Stelle gab es immerhin noch die Möglichkeit es auszublasen, auch wenn die ach so geniale Wissenschaftlerin gerade dabei war ihre rechte Augenbraue leicht anzuheben - ein unverkennbares Zeichen für ihren Ärger - und sich damit noch ein Stückchen weiter auf das brennende Etwas zubewegte. Doch dann schlich sich ein kleiner Gedanke in das Unterbewusstsein der verrückten Zauberin. Hatte sie nicht indirekt darum gebeten, angesprochen zu werden? Es war schon etwas ungerecht dem armen kleinen Kerl (der dennoch den einen oder anderen Zentimeter über sie hinausragte) für etwas anzufahren, was sie ja eigentlich offenkundig verlangt hatte. Dass ihr die Art wie der Kerl, der wahrscheinlich ein Kollege war, sie ansah und mit ihr sprach nicht passte, dafür konnte er weder etwas noch hatte er die Möglichkeit gehabt es vorher zu wissen. Also musste ihm das wohl mitgeteilt werden, früher oder später. Immerhin hatte er ja danach zumindest die Höflichkeit besessen sich doch noch vorzustellen. Daher kam Yureiko nun zum Schluss, dass er nicht von Grund auf respektlos oder unhöflich war, sondern entweder dumm, nervös oder ängstlich - die beiden letzten Antworten gefielen ihr zugegebenermaßen deutlich besser.
Nachdem sie dem Magier nun als mit drohend erhobener Augenbraue zugehört hatte und währenddessen all dies durchdacht hatte, hob die junge Frau nun selbst die Stimme, ohne dabei die zornige Augenbraue herabzusenken: "Ich denke kaum, dass jemand wie du mir wirklich helfen kann. Allerdings suche ich noch jemanden, der mich auf eine Quest begleiten soll." Ein weiteres Mal musterte sie die Person, die es geschafft hatte, sie mit wenigen Worten und einem Blick zu erzürnen. Kräftig war der Kerl ja, das musste die Kabane ja zugeben. Er konnte durchaus gut genug sein um ernsthaft in der Lage zu sein sie zu unterschützen oder zumindest nicht im Weg herumzustehen und im Kampf ihre Hilfe zu benötigen. Immerhin, es war schon ganz praktisch, wenn ihr Partner kein Klotz am Bein sein würde - den Rest konnte sie wahrscheinlich problemlos selbst erledigen. "Du kommst mit. Ich hoffe du bist stark genug um einen guten Kampf zu liefern, Kleiner", fuhr die in wenigen Augenblicken selbsternannte Anführerin ihrer Zwei-Mann-Gruppe fort, obwohl sie noch immer kein Stück gewachsen war, "Denn ich habe keine Lust einen Schwächling durch die Sache hier zu zerren. Ich bin für dich übrigens Kabane-sama. Merk dir das gut, verstanden?" Somit hatte Yureiko hoffentlich ein für alle Mal klar gemacht, wer hier das Sagen hatte und wie diese Quest verlaufen würde. "Aber sag mal... was kannst du eigentlich so?" , fragte die blonde Dame, ehe sie sich ihrem Gesprächspartner mit vollem Körper und verschränkten Armen zuwandte, während sie den Questzettel noch immer in der Hand hielt.

Die blonde Magiern war erzürnt. Rei hatte mit seinem Auftritt fast schon die maximale Punktzahl erreicht. Er war nun ihr Opfer – ganz klar – auch, wenn er mehr darüber nachdachte, wie die kleinere, vor ihm stehende Magierin ihn wohl fertig machen würde. Es war so, dass er schon bemerkt hatte, dass sie ihre Augenbraue in die Höhe zog und damit zeigen wollte, dass sich die destruktive Gewalt in ihr ansammelte. Rei selbst konnte sich nicht vorstellen, dass sie stärker als er war. Gut, Tatsache war, dass sie stärker war als er, aber ob das auch der 1,80 Große wusste? Nein, das wusste er nicht. Es war schließlich das erste Mal, dass sie sich überhaupt getroffen haben. Gut, das zweite Mal, aber dennoch hatten sie beim ersten Mal kaum etwas miteinander zu tun gehabt, sprich rein gar nichts. Er zog einfach seine Nummer durch und hoffte darauf, dass sie ihn nicht einfach ablehnte. So behielt er das sonst so ernste Gesicht in dem lächerlichen Zustand, in dem er sich ihr vorgestellt hatte, und kratzte sich weiterhin am Hinterkopf. Die andere Hand des Magiers wurde nicht erwidert, weshalb er sie nach einigen Momenten einfach wieder zurückzog. Was nun? Sekunden vergingen und die vor ihm stehende Dame wollte einfach nichts äußern. Er fühlte sich fast schon bescheuert. Er zog sogar den Gedanken in Erwägung, dass er beim nächsten Mal alleine auf eine Quest ging. Dabei konnten keine Probleme vor der Quest entstehen. Ja, ohne Partner wäre vor der Quest alles viel einfacher, aber ohne Partner ist die Quest an sich wiederum viel schwerer – solange man kein Interesse an ein Team hatte bzw. gar nicht dazu fähig war, mit jemanden eins zu bilden.
Auf jeden Fall kam Kabane, deren Name Rei noch nicht kannte, zu Wort. Anfangs schien sie Rei eher negativ zu werten. Der Klingenmeister war erschüttert. So nett und schüchtern kam er zu ihr „gekrochen“ und der Dank dafür war, dass ausgerechnet ER ihr nicht helfen konnte!? Oh! Du hast dir einen neuen Feind geschaffen! Sein Name ist … huh?, dachte er, als er bemerkte, dass sein Gegenüber ihn musterte. Vielleicht hatte sie doch noch Lust etwas mit ihm zu unternehmen – natürlich berufstechnisch. Er fing an, falsche Gedanken zu entwickeln, wie, dass sie nun versuchte nach anschaulichen Männern Ausschau zu halten oder gar was noch Extremeres. Ja, Rei war in der Lage, sich so etwas vorzustellen, aber es in der Mimik bzw. Gestik zu zeigen, fand er als nicht nötig. Während sie ihn also wieder betrachtete, nahm er seine Hand vom Hinterkopf, das vor kurzem noch nervöse Gesicht verschwand und seine ernste Mimik kam zum Vorschein. So war er nun wieder als den Magier zu sehen, den man auch auf einer Quest begegnen würde – einer ernsten Person, die direkt auf das Ziel steuerte. Erneut sprach Kabane, deren Name er immer noch nicht kannte. Sie wollte ihn! Sie wollte den Orangehaarigen wirklich mitnehmen. Sehr nett von ihr, was aber etwas spät kam. Er erwiderte seinen Dank nicht mit Worten, sondern blieb still und grinste. Er war froh darüber, dass sie ihn annahm. Endlich wieder einen Partner zu haben, der nicht einfach kurz vor dem Questbeginn abbrach! Er hörte jedenfalls den Worten seiner Partnerin zu und war erstaunt welch Selbstbewusstsein in ihr steckte. Er fühlte sich wie ein Hund, der von seinem Fräulein zu Grund und Boden gequatscht wurde. Er atmete einmal tief ein und aus, um sich selbst klarzumachen, dass er mit ihr den ganzen Tag oder sogar mehr verbringen musste. Sie hatte ihm eigentlich schon zwei Fragen gestellt, wobei er auf die erste gar nicht zur Antwort kam und deshalb höflicher Weise still blieb. Als sie dann zu Ende geredet hatte, fing er an, mit heiterer Stimme zu antworten. “Ehm, alles klar, Kabane-sama, richtig?“, er lächelte kurz und fuhr fort: “Also, ich kann … mit Waffen umgehen. Nicht mit irgendwelchen Waffen, sondern speziell mit Waffen, die eine Klinge besitzen. Ah! Hier …“ Er holte im nächsten Moment sein Guan Dao hervor, wodurch man erkannte, dass er sich wirklich auf solche Waffen spezialisiert hatte. Er fuchtelte aber nicht so viel mit der Waffe herum, sondern hielt sie steif in der Hand. Er nahm die Waffe noch nicht zurück. Rei wartete noch auf eine Reaktion seiner Partnerin. Hoffentlich konnte sie damit etwas anfangen, da der Kampf mit Waffen solcher Art seine Spezialität war.

Ob Yureiko etwas mit Waffen anfangen konnte? Eigentlich ja, sie mochte sie ganz gerne, wobei Waffen wie die, die Rei vorzeigte, nicht ganz ihren Geschmack trafen. Normalerweise mochte die Magierin feines und technisch anspruchsvolles, Dinge, die auch ein wenig mehr als stumpfer Arbeit bedurften. Im Kampf aber war das anders. Dort bevorzugte sie große, wuchtige Waffen wie Äxte, Knüppel oder auch schwere Speere. Am allerliebsten aber hatte sie die Waffen, die sie immer bei sich trug: Ihre Fäuste! Manch einer würde sagen: Für die Dinger bräuchte sie eigentlich einen Waffenschein. Leider hatte das aber noch keiner tatsächlich gesagt, denn die junge Kabane hätte sicher ihren Gefallen daran gefunden - der Vergleich mit einer Waffe hätte ihr überraschend viel geschmeichelt. Außerdem war ihr Körper ja momentan tatsächlich die einzige Waffe, die sie bei sich trug und die sie auch nur annähernd zu führen vermochte. Zugegeben, dazu brauchte es auch nicht viel Geschick, wenn man über ihre Ausdauer und reine Muskelkraft verfügte. Gemischt mit der Intelligenz und dem Wahnsinn der Forscherin war sie wohl ohnehin gefährlicher als jedes Kriegswerkzeug - egal ob bewaffnet oder nicht. Irgendwie wollte sie das nun auch demonstrieren. Es war ja nicht so, als hätte sie von Grund auf etwas gegen ihren Gesprächspartner, die Sache war nichts persönliches. Zumindest nicht auf die Person ihres Kollegen bezogen. Wenn es um ihre ging, dann wahrscheinlich schon, immerhin war es ja die Formwandlerin, die ihren Zorn mehr schlecht als recht im Griff hatte. Es wäre ja eigentlich schon reichlich ungerecht ihn dafür büßen zu lassen, das wusste sie selbst. Aber trotzdem war es so unheimlich verlockend, etwas in ihr gierte danach. Das Problem an der Sache wäre nur, dass es sehr ungünstig wäre, den jungen Mann ernsthaft zu verletzen. Einerseits weil sie diese Art von negativer Aufmerksamkeit sowieso nicht gebrauchen konnte, andererseits würde er ja ihr Questpartner sein und somit brauchte sie ihn halbwegs gesund - zumindest nicht zu verletzt, um ein Klotz an ihrem kräftigen Bein zu sein.
Vorerst wollte sie dem orangehaarigen Magier allerdings antworten. Freundlich und beherrschter würde ihre Stimme sein, das hatte Yureiko beschlossen. Sie selbst war zwar nicht so und das wusste der Kerl mittlerweile wahrscheinlich auch, aber das würde nichts daran ändern, dass sie immerhin versuchte, ihn nicht sofort zu verletzen. "Schön, schön. Ich führe keine Waffe mit mir. Also ist es sogar ganz günstig, dass du eine bei dir trägst - ich bin zwar auch Nahkämpferin, aber gegen Klingen hast du es wohl leichter, schätze ich. Meine Magie ist übrigens ein Take Over - ein ganz spezielles sogar", erläuterte die Zauberin mit tatsächlich ruhigem Ausdruck, sowohl in der Stimme als auch im Gesicht. "Soll ich es dir ein Mal vorführen?" , säuselte sie nun. Die Freundlichkeit war zwar aus ihrer Stimme gewichen, aus ihrem Gesicht aber nicht zur Gänze. Nein, ihre Augen hatten sich ein wenig verändert. Die Aussicht darauf zu zaubern und vielleicht auch zu erschrecken und zu schockieren hatte ein leises, hintergründiges Aufflackern es Wahns in den Augen der Blondine entfacht. In ihrem Ton schwang nun ein gewisser Hauch von Gefahr mit, unterschwellig, für einen außenstehenden kaum erkennbar und nur im Gleichklang mit ihrem Blick wirklich erkennbar. Als freundliche Geste getarnt griff die junge Alchimistin nach der freien Hand ihres Kollegen, scheinbar um sie zu schütteln. "Ich denke, dass wir gut zusammen arbeiten werden", wisperte sie nun, den Hauch von Gefahr stärker in ihre Stimme mischend. Eigentlich blieb dem Magier nun keine Chance: Würde er ihr den Handschlag verwehren würde seine Gesprächspartnerin diese Tatsache als bittere Beleidigung einstufen und ihm im besten Fall eine ordentliche Backpfeife verpassen. Sollte er der scheinbar freundlichen Geste aber folgen, dann würde seine Hand in der der Frau einem Schraubstock gleich eingequetscht werden, gerade nicht stark genug, um ihn zu verletzen, aber doch mit genug Kraft, um den Schmerz während des Händedrucks doch mehr als gut spürbar zu machen.

Die Reaktion seiner Partnerin war nicht das, was der Große erwartet hatte, aber im Gegensatz zu anderen, viel schlimmeren Dingen war das doch in Ordnung. Was hätte er sich schon erhoffen sollen? Seine Partnerin war offensichtlich keine Person, die es vermochte, sich wie eine nette und soziale Person zu verhalten. Er selbst war es nicht, da er innerlich purer Hass steckte und dieser gegen alles und jeden gerichtet war. Das es auch andere waren, stellte für ihn kein Problem dar, aber, dass der Versuch, diese Wut, diese dunkle Seite ein oder gar mehrere Male zu unterdrücken, das fiel Kabane anscheinend schwer. Rei war fast schon ein Profi darin. Es ist bekannt, dass er innerlich voller Hass steckte, aber, dass er in der Lage war, diesen so zu verbergen, als wäre er der größte Volltrottel, dem man jemals begegnete, war schon beeindruckend. Nicht einmal seine Partnerin konnte sich einbilden, dass er solch eine dunkle Seite besaß, aber das wäre auch zu viel des Guten gewesen. Auf jeden Fall hatte sie im Nachhinein ein Kompliment gemacht, sodass Rei doch noch glücklich war und seine Waffe wieder zurückzog. Sie hatte aber auch ihre Magie preisgegeben, über die der Klingenkämpfer noch gar nicht nachgedacht hatte. Es war interessant zu wissen, dass sie eine Take Over-Magierin war, das verhalf dem Orangehaarigen natürlich dazu, dass er weitere Informationen über die Facetten der Magie sammelte und vielleicht sogar noch mehr. Ja, er war ein kleiner, heimlicher Verrückter, der sich um die Magie fragte. Er hatte keine Wahl, dieser Drang nach Wissen und mehr, konnte ihm nicht erlauben, diese Person davongehen zu lassen. Kabane war also ein Art von Hilfe für seine heimlichen Nachforschungen über die Magie. Vielleicht konnte sie ihm überhaupt mehr erzählen, als dass er haben wollte? Im nächsten Moment fragte sie ihn, ob sie ihre Magie vorführen sollte. Dies war nicht ungeschickt von ihr gewesen, denn der oranghaarige Kerl hatte natürlich Interesse an ihrer Magie bekommen und da es angeblich eine spezielle Art war, konnte er nicht widerstehen, ein „Ja“ zu sagen. Gerade dabei die Frage zu bejahen, schaute er seine Partnerin an und sah etwas Seltsames in ihren Augen. Sein sechster Sinn hatte sich gemeldet und dieser bereitete dem Klingenkämpfer ein beunruhigendes Gefühl. Anfangs konnte er nichts in ihren Augen erkennen. Sie schienen für ihn wie ganz gewöhnliche, menschliche Augen, die keine Besonderheiten aufwiesen. Aber mit jeder Sekunde, die verging, wurde dieses ungute Gefühl immer größer und größer und größer. Was ist das für ein Mist?! Dieses blöde Gefühl … es kommt mir bekannt vor, aber von wo? Argh, das nervt, echt!, dachte er, wobei sich sein Gesichtsausdruck von freundlich zu fraglich bzw. verwirrt veränderte. War ihr Auftreten als nette Dame doch nur Show gewesen, oder hatte sie genauso wie Rei zwei verschiedene Seiten? Jedenfalls fühlte er sich seltsam. Alles um ihm herum wurde auf unerklärlicher Weise ruhig, wobei das gar nicht der Fall war. Er konnte nicht einmal seinen Blick von seiner Partnerin wenden und war fast schon wie angewurzelt stehen geblieben. Das Einzige, was sich für ihn bewegte, war Kabane. Sie hatte nämlich erneut ihre Stimme erhoben und das auf einer angsteinflößenden Weise. Die ausgestreckte Hand hatte der 17-jährige bemerkt, nur war ihm das irgendwie viel zu unangenehm. Es war fast so, als wäre Kabane eine feminine Gestalt seines Dämons. Doch plötzlich in dieser scheinbaren Stille, ertönte in dem Kopf des Jungen eine Stimme. Eine Stimme, die viel grässlicher und rauer war, als die seiner Partnerin: Chehe~ … Die Stimme schalte in dem Kopf des Großen und weckte ihn aus seiner Trance. Er atmete tief ein und aus und reichte ihr dann mit freundlicher Mimik, wobei man leichte Angst vernehmen konnte, die Hand. “J-ja, das d-denke ich auch. Wäre aber auch schön, wenn du mir verraten würdest, welche Art von Magie du wirklich einsetzen kannst. Ich mein damit natürlich auch, dass ich dir, Kabane-sama, meine Magie vorstelle.“ Er drückte nicht, da er nicht wusste, ob es so gut war, wenn man die Hand einer Frau mit einem kräftigen Schlag erwiderte. Leichter Druck wurde schon von seinem Gegenüber ausgeübt, aber er selbst dachte nicht daran. Er wollte schließlich freundlich bleiben.

Druck war schon ein äußerst vielseitiges Wort. Es beschrieb viele verschiedene Dinge, die einerseits alle sehr ähnlich in ihrer Wirkung waren, andererseits aber völlig anders in Herkunft und Funktion. Zum Beispiel gab es da die Möglichkeit, die Yureiko gerade anwandte: Mithilfe des Drucks ihrer Hand um die ihres Gegenübers verursachte sie ihm Schmerzen und würde, wenn sie die Kraft erhöhte, seine Hand vielleicht sogar ernsthaft verletzen. Aber es gab noch andere Nutzungen oder Bedeutungen, die der Alchemistin gut bekannt waren, unter anderem auch die, die man benutzte, um eine Überdruckdestillation durchzuführen. Am bemerkenswertesten war aber eine ganz besondere Art und Weise: Der innere, seelische Druck. Auch diesen kannte die Kabane sehr gut, vor allem auch deswegen, weil sie die meiste Zeit unter ihm stand. Wenn andere Personen anwesend waren, die ihr negativ auffielen - und das taten nun mal 90 Prozent ihrer Mitmenschen sehr regelmäßig - kam das besonders häufig vor. Und was musste man dann tun? Ganz einfach, der Druck musste mittels eines Ventils abgelassen werden. In diesem ganz speziellen Fall war dieses Ventil ironischer Weise ihre Hand, die gerade die erstgenannte Form von Druck auf Rei ausübte. Vorerst war das wohl genug, aber auch die Zauberin selbst zweifelte daran, dass sie sich von einer so einfachen Schikane auf längere Sicht nicht beruhigen lassen würde. Im Gegenteil, jetzt gerade fühlte sie sich davon sogar noch etwas angestachelt. Zugegeben, ein nicht ganz unerheblicher Teil dieser Anspannung kam durch die Antwort des Orangeschopfs dazu. Er wollte also wissen, wie seine Partnerin zauberte? Sie würde es ihm zeigen! Der Wahn, der die ganze Zeit im Hintergrund ihres Blicks gelauert hatte, trat nun hervor, offenbarte sich, zeigte, dass man zumindest damit rechnen konnte, wie gefährlich sie war. Yureiko würde zaubern... und zeigen, was sie in ihrem Innersten wirklich war!
"Soso... eigentlich interessiert mich nicht allzu sehr, was du kannst - du hast dein Schwert, das ist alles, was ich wissen muss. Ich hoffe, du bist mutig, mein kleiner Freund", säuselte die Magierin. Nicht nur ihr Blick, sondern auch ihre Stimme troff mittlerweile geradezu vor dem drohenden Unterton, der die Bezeichnung "unter" kaum mehr verdiente. Es war viel mehr zu halboffener Feindseligkeit ausgewachsen. Geschickt änderte sie ihre Position ein wenig: Sie machte einen Schritt näher auf ihren Kollegen zu, um ihre Hand, die die seine noch immer hielt, besser vor Blicken abzuschirmen. Dabei drehte sie ihren Oberkörper auch leicht, so dass er gegen die meisten anderen im Raum Anwesenden perfekt als Sichtschutz dienen konnte. Dann legte die Formwandlerin los. Sie konzentrierte ihre Magie auf ihre Hand, die sich langsam zu wandeln begann und die Form einer knöchernen Schauergestalt annahm, die eines Skeletts, das so blank war, als wäre es Jahrhunderte lang in der Sonne gelegen, um auszubleichen. Der ihrer Finger erhöhte sich, wirkte ein wenig krampfhaft, während sie aus irren Augen zu ihrem Partner empor starrte. "Das ist meine Magie..." , presste sie noch hervor, ehe sie erst den Druck um die Hand und dann den Zauber löste.