Rei kannte dieses Gefühl nicht, dass eine Frau in der Lage war, den männlichen und sonst kräftigeren Handschlag mit einer noch stärkeren zu erwidern. Er hatte in seiner Vergangenheit eher wenig bis gar nichts mit Frauen zu tun gehabt, weswegen er auch nicht wirklich wusste, was er hätte tun sollen. Hätte er die Hand mit eigener Kraft zurückgezogen, wäre seine Partnerin wahrscheinlich verwundert gewesen, wieso er das tat bzw. hätte sie eventuell die Partnerschaft aufgelöst. Er hatte also keine andere Wahl, als sich dem Druck ihrer Hand zu unterwerfen – egal, ob es ihm schmerzte oder gar die Hand brach. Er versuchte den Schmerz auszuhalten, indem er für einige Sekunden durch die Gegend starrte. Er hatte nicht vor, sich die vier Wände um ihn herum anzusehen, sondern wollte sein Gesicht aus dem Blickwinkel seiner Kumpanin nehmen, damit sie nicht die Grimassen sah, die er wegen dem Schmerz zog. Als der Druck für ihn sich nicht zu verändern schien, hatte er auch wieder seinen Kopf stillhalten können. Er spürte das Elend nicht mehr, welches die Hand Kabane's ausgeübt hatte. War Rei's Hand taub geworden oder war es einfach eine sinnliche Täuschung? Der Orangahaarige war nicht schwach. Er besaß schon ein gewisses Maß an Stärke. Er war eventuell schwächer als seine neue Partnerin, aber da sie Kraft in dem Händedruck ausübte, war es also nicht richtig, davon zu sprechen, dass seine Hand taub wurde. Es war mehr eine sinnliche Täuschung, da die Last sein Hirn dazu brachte, den Schmerz nicht mehr spüren zu lassen. Auf jeden Fall hatte sie gesprochen und bezeichnete ihren Partner als „klein“ und „mutig“. Sehr seltsam, denn klein war er nicht – zumindest nicht kleiner als Kabane. Sie war ein klein wenig unter der Augenhöhe des Schwertträgers, weswegen die Bezeichnung „klein“ nur dafür da war, um ihm klarzumachen, dass er ihr nicht gewachsen war. Am merkwürdigsten war es, als sie das „mutig“ erwähnte. Woher wollte sie wissen, dass Rei ein mutiger Kerl war? Er hatte sich bisher als Top-Trottel ausgegeben, aber seinen Mut hatte er noch auf keiner Art und Weise gezeigt. Wirklich verdächtig, was die neue Partnerin des Großen so äußerte. Wahrscheinlich hatte die Bezeichnung „mutig“ eine andere Bedeutung, genauso wie das „klein“. Eventuell bedeute es, dass er auf sich stolz sein konnte, mit ihr in Kontakt getreten zu sein bzw. ihren Händedruck standhielt. Rei wusste es nicht und wollte auch nicht weiter über die Wortwahl seiner Partnerin nachdenken, schließlich war sie auf die Bitte von ihm eingegangen und wollte ihre Magie präsentieren, was ihn natürlich sehr interessierte. Sie hatte ihn nicht losgelassen. Was darauf hindeutete, dass sie ihre Magie nur dann präsentieren konnte oder wollte, wenn sie in physischem Kontakt mit jemanden stand. Vielleicht war sie auch nur darauf scharf, die Hand eines etwa zehn Zentimeter größeren Jungen zu halten? Eigentlich konnte das einem auch unwichtig sein, da sie jetzt näher an Rei trat. Er hatte nun wirklich den Gedanken in Erwägung gezogen, dass sie einfach nur scharf darauf war, mit ihm zusammen zu sein. Aber nicht, dass er nur noch daran dachte. Sein sechster Sinn meldete sich wieder und dieser sagte ihm, dass etwas Bizarres geschehen würde. Er hatte also Vertrauen darin gesetzt und wartete ab, was geschah. Kabane machte komische Bewegungen und plötzlich spürte er, dass sich etwas an seiner Hand veränderte. Der Druck wurde stärker und er konnte nicht anders, als nun hinschauen, was genau Kabane zu verbergen hatte. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als er sah, was seine Hand festhielt – eine Skeletthand! Für die ersten fünf Sekunden machte er große Augen, doch dann war er wieder ganz der Alte. Nicht, dass er sich an den Anblick gewöhnte hätte. Solch einen Anblick hätte kein normaler Mensch überstanden, aber er besaß einen Dämon in sich und dieser hatte ihm schon viel Angst eingejagt. Er machte ihn heutzutage immer noch Angst und diese Angst war mehr als diese Skeletthand. Das Leid, dass diese durch Magie umgewandelte Hand verursachte, war zu spüren, aber, dass ihm die irren Augen und diese erschreckende Teilgestalt etwas einschüchterten, war nicht zu erwarten. Mit einem freundlichen Gesicht sagte er dann, nachdem sie noch einmal klarstellte, dass es ihre Magie war und den Druck bzw. den Zauber löste: “Super Magie, Kabane-sama. Hat mich wirklich erschreckt, muss ich zugeben. Stark bist du auch.“, nun machte er ein sogar noch froheres Gesicht und grinste wie ein glückliches Kind: “Ist ja genial, dass wir Partner sind.“ Nachdem er nun die Hand zu sich gezogen hatte, machte er rasch schnelle Auf- und Ab-Bewegungen mit seiner gepressten Hand, da er den Schmerz sozusagen „abschütteln“ wollte. Er selbst hatte immer noch dieses überglückliche Gesicht und man konnte so ein bis zwei Schweißperlen auf seiner Stirn sehen. “Dann lass uns gehen … Kabane-sama …“ Auch wenn zuvor behauptet wurde, dass er schon viel mit Angst und Schrecken zu tun hatte, bedeutete dies nicht, dass die Skeletthand keinen Einfluss hatte. Man konnte nun sehen, dass er leicht zitterte und versuchte sich wieder einzukriegen.

Ai hatte die halbe Nacht vor Aufregung nicht schlafen können, denn heute war ihr offiziell erster Tag in der Gilde. Die ungewohnte Umgebung, die städtische Luft und die Anspannung hatten die Grünhaarige wach gehalten. Also war sie schon sehr früh am Morgen aus dem Gildenhaus geschlüpft und zu den heißen Quellen gegangen, die ihr ihr Großvater wärmstens empfohlen hatte. Ihre Großmutter habe, so erklärte er seiner Enkelin, auch immer vor und nach einem Auftrag die heißen Quellen aufgesucht und da ihre Großmutter Ai´s großes Vorbild war, wollte sie es ihr auch darin gleich tun. Darum hatte sie als eine der Ersten im Onsen gebadet und dem Sonnenaufgang entgegengesehen. Nachdem sie sich dann noch ein kleines Frühstück geleistet hatte, war die Nature Spirit Magierin zum Gildenhaus zurückgekehrt um ihren ersten Auftrag anzunehmen.
Ihr noch feuchtes grünes Haar war zu einem dicken Zopf geflochten und verströmte einen zarten Duft nach Ai´s Erdbeershampoo. Sie trug heute eine enganliegende dunkelbraune Hose, die in ihren hellbraunen abgetragenen Stiefeln endete, ein dunkelgrünes ärmelloses und bauchfreies Top, das ihr grünes Gildenzeichen frei ließ, ihre hellbraune Lederjacke und darüber ihre Umhängetasche und ihre geliebte Harfe. Sie war also bestens gerüstet um sofort losgehen zu können. Zwar lagen unter ihren goldenen Augen leichte dunkle Ringe, da sie schon seit zwei Tage nicht gerade viel geschlafen hatte, aber trotzdem funkelten sie munter und energiegeladen.

Als Ai das Gildenhaus betrat, fiel ihr sofor der große breitschultige Mann in den dunklen Klamotten auf, aber sie tat so als interessierte sie seine Anwesenheit nicht sonderlich. Sie nickte ihm kurz mit einem Lächeln zu und ging dann direkt an ihm vorbei zum Auftragsaushang und studierte die einzelnen Aufträge. Deprimiert stellte sie fest, dass sie jene Aufträge, die außerhalb der Städte lagen nicht annehmen durfte. Dazu hatte sie noch zu wenig Erfahrung. Daneben gab es noch zwei Aufträge auf einem Schiff, die für die Magierin auch nicht in Frage kamen. Also blieb eigentlich nur noch eine kleine Gruppe Aufträge übrig, die sie jetzt genauer betrachtete. Besonders ein Auftrag stach der Musikliebhaberin ins Auge, denn dieser hatte etwas mit einem verwunschen Klavier zu tun. Nachdem sich die Grünhaarige die Angaben zu dem Auftrag durchgelesen hatte, war sie sich sicher: Dieser hier sollte ihr aller erster Auftrag sein!
Ein Problem gab es jedoch noch... sie durfte ihn nicht alleine ausführen. Zum einen waren das die Vorgaben, zum anderen hatte sie ihrem Großvater versprechen müssen, dass sie nicht gleich von Anfang an alleine losziehen würde. Also brauchte sie einen Partner. Kurzerhand drehte sich die Grünhaarige zum dem dunkelhaarigen Kerl um, der schon vor ihr im Gildenhaus war und sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Sie setzte ein unverbindliches Lächeln auf und begrüßte ihn dann selbstbewusst:"Hallo, ich bin Ai und neu hier. Ich suche Leute, die mit mir auf Quests gehen und mir ein wenig helfen mich zurechtzufinden. Wärst du denn vielleicht noch frei?" Sie zeigte auf die Quest mit dem verwunschen Klavier und erklärte dann weiter: "Ich würde den hier gerne machen. Der klingt spannend."
Ein wenig mulmig war Ai schon, einfach so jemanden wegen einem Auftrag anzusprechen, was mochte der Kerl jetzt wohl von ihr halten? Außerdem wusste sie ja auch nicht, an wen sie da gerade geriet. Aber da er sich hier aufhielt musste er wohl ein Magier von Lamia Scale sein und darum konnte er ja eigentlich nur in Ordnung sein, oder? Nur wer wagt, auch gewinnt, Ai... Jetzt hast du ihn sowieso schon gefragt, schoss es ihr durch den Kopf als sie den Unbekannten betrachtete. Er sah stark aus, aber auch ein wenig unheimlich, so ganz in Schwarz. Aber man sollte ein Buch ja nicht nach seinem Einband beurteilen.

Der Moment rückte näher. Mehr und mehr Magier betraten die Gesichter und so gut wie jedes kannte er, wenn auch nur größtenteils vom Sehen. Seiner Mutter hatte er es zu verdanken, dass er sich schon lange Jahre in der Gilde aufhalten konnte, doch während er von vielen Gildenkameraden gekannt wurde, besonders von den Älteren, konnte der Kobayashi dies nicht unbedingt teilen. Manch einer der älteren Generation wusste so einiges über den Spross, doch dieser konnte das nicht von sich behaupten. Klar, Berühmtheiten innerhalb und außerhalb der Gilde gehörten zu seinem Wissensschatz und er konnte vielleicht mehr sagen als ein Fremdling, doch reichte dies nicht an deren Vertraute heran. Hibari war kurz davor, zum Gildenmeister zu kriechen (so würde es sich wenigstens für ihn anfühlen, auch wenn er aufrecht gehen würde) und diesem förmlich anzubetteln (auch wenn diese Formulierung ebenfalls übertrieben ist) jemanden zu bestimmen, der mit auf die Quest gehen sollte. Da kam es dem jungen Magier förmlich gelegen, als eine ihm fremde Person das Gildengebäude betrat. Ihr Haar war zu einem Zopf gebunden und offensichtlich noch nass, und neben grün schien, auf ihr Outfit bezogen, braun eine ihrer Lieblingsfarben zu sein. Während er sie einen Moment beobachtete, sie ihn mit einem Nicken und freundlichem Groß begrüßte und Hibari dies ebenfalls machte, wurde sich der Verwandlungsmagier bewusst, dass er die Gute bisher noch nie in der Gilde oder Hosenka Town gesehen hatte. Spontan fielen ihm dazu nur zwei Möglichkeiten ein, entweder schaffte sie es, sich gut vor den Augen Anderer zu verstecken, oder sie ist neu in der Stadt und dementsprechend neu in der Gilde. Doch bevor das Schwarzhaar den Neuling ansprechen konnte, betrachtete sie sich schon die verschiedensten Aufträge, die sie erfüllen könnte. Das Leben konnte doch hart sein, wenn die Welt offensichtlich nichts von einem haben wollte. Vielleicht sollte der junge Magier sich einfach mal auf ein Niveau begeben, welches nicht dem seiner Gilde entsprach, indem er auf den Tresen stieg und aus Leibeskraft schrie, ob nicht endlich jemanden mit ihn ergründen wollte, warum ein Klavier „verflucht“ sei. Doch würde er dies machen, würde er sich blamiere, wäre für die nächste Zeit die Lachnummer der Gilde und von möglichen Konsequenzen seitens des Meisters nicht zu sprechen, denn immerhin sei Lamia Scale eine professionelle Gilde. Doch während der Dämonenimitator in Tagträumereien vertieft war, änderte sich seine momentane Misere. Ai interessierte sich für einen Auftrag, den sie allerdings nicht alleine erledigen durfte. Wie es der Zufall wollte, ging es in diesem darum, ein verfluchtes Klavier zu begutachten und nach Möglichkeit das Geheimnis dahinter zu finden. Die ganze Beschreibung sollte dem Kobayashi durchaus bekannt vorkommen, sobald er den Zettel lesen würde, schließlich sollte er diese Mission leiten. „Hallo Ai, ich heiße Hibari Kobayashi. Theoretisch bin ich frei und auf der Suche nach Partnern…“, fing er seine Erklärung an, als er den Zettel in der Hand der Grünhaarigen sah, „… doch praktischerweise suche ich genau für diesen Auftrag jemand, der mich begleiten kann. Der Meister hat ihn mir aufgetragen, allerdings soll ich mindestens einen Gildenkollegen mitnehmen, und da wir anscheinend beide diesen Auftrag erledigen wollen, wäre die Gruppe doch voll, oder?“ Ein freundliches Lächeln zierte nun die Lippen von Hibari. Sofern Ai zustimmen würde, konnte der Auftrag jeden Moment beginnen.

Ai war gestern sehr spät in der Gilde angekommen, deshalb hatte sie nur sehr wenige Gildenmitglieder kennengelernt, als der Meister ihr ihr Gildenzeichen verpasst hatte. Ein paar saßen auch jetzt im Aufenthaltsraum und auch diese Menschen hatte Ai mit einem Lächeln begrüßt. Einige der Anwesenden wussten schon, dass sie die Enkel von ehemaligen Lamia Scale Mitgliedern war und einige hatten ihre Großeltern sogar noch gekannt. Nun konnte man sich natürlich fragen, warum Ai nicht einen von diesen Leuten gefragt hatte, ob sie sie bei der Quest unterstützen würden, sondern diesen unbekannten Mann in Schwarz. Nun hauptsächlich wohl, weil er so aussah, als hätte er keinen Partner. Alle anderen waren zum Teil schon in feste Gruppen integriert und kamen darum für Ai selbst nicht in Frage. Zudem wollte sie, auch wenn sie ihrer Großmutter nacheiferte, sich einen eigenen Namen machen und wenn sie mit Menschen loszog, die ihre Großeltern kannten, würde sie doch immer wieder mit ihnen verglichen werden. Da der Mann etwa in ihrem Alter, vielleicht höchstens zwei oder drei Jahre älter war, war es doch unwahrscheinlich, dass er ihre Großeltern gekannt hatte.

Und sie hatte tatsächlich Glück, der Dunkelhaarige, der sich ihr als Hibari Kobayashi vorstellte, war tatsächlich noch frei. Hinzu kam, dass er offenbar vom Meister genau diesen Auftrag zugeteilt bekommen hatte, der auch Ai ins Auge gestochen war. Das musste doch ein gutes Omen sein. "Dann, Hibari Kobayashi, muss das wohl Schicksal sein und wir sollten auf jeden Fall zusammen losgehen.", erklärte sie sachlich, aber ihre Augen funkelten begeistert. Ihr Blick fiel wieder auf den Auftrag in ihrer Hand und sie runzelte kurz die Stirn, ehe sie fragte: "Hier steht gar nicht wo wir hinmüssen. Aber ich nehme an, dass hat dir der Meister erklärt, oder?" Wahrscheinlich hatte der Meister den Auftrag deshalb direkt an ein Gildenmitglied gegeben. Vielleicht war er aber auch bedrängt worden endlich ein Team zur Lösung dieses mysteriösen Problems zu schicken. Lamia Scale war schließlich für sein Pflichtbewusstsein bekannt.
Die altbekannte Aufregung breitete sich wieder prickelnd in Ais Bauch aus. Jetzt also ging es endlich los. Sie hatte einen Partner und einen Auftrag und jetzt würde die eigentliche Gildenarbeit beginnen. Sie folgte Hibari und grübelte die ganze Zeit über die Sache mit dem Verfluchten Klavier, ehe sie irgendwann schließlich fragte:"Weißt du wie wir vorgehen sollten? Ich habe da noch nicht so viel Erfahrung... aber ich würde wohl wahrscheinlich erst mal die Leute zu dem Fluch befragen, oder?" Aber vielleicht gab es ja auch ein besonderes Vorgehen für solche Fälle an die sich die Gildenmitglieder halten mussten? Das konnte Ai ja nicht wissen. Oder vielleicht hatte Hibari ja auch schon einen genauen Plan? Vielleicht wusste er ja auch schon mehr als Ai, da er seine Informationen direkt von seinem Meister bekommen hatte? Nun jedenfalls schien er sehr erfahren zu sein. Ai hatte das Gefühl in guten Händen zu sein.

„Ja, unser Meister hat mir tatsächlich den Namen des Dorfes genannt. Es liegt nicht ganz so weit entfernt, und sollten wir mit dem Zug fahren, dauert es nicht lange, da das Dorf glücklicherweise groß genug ist, um eine eigene Bahnverbindung zu haben.“ Wenn man den Zielort per öffentliche Verkehrsmittel erreichen konnte, war dies schon etwas Schönes. Leider besaß man als Magier dazu nicht immer das Glück, doch sollte man es genießen, wenn man per Zug oder Ähnlichem fahren konnte. Auf das Thema Schicksal ging er nicht genauer ein, er nickte dazu lediglich freundlich. Nachdem ihm gezeigt wurde, wie die Zukunft sein könnte, stand er dem etwas skeptisch gegenüber. Zwar musste sie nicht eintreten, man wusste aber nie. Bevor die Beiden sich auf dem Weg zum örtlichen Bahnhof begeben konnten, lief Hibari kurz zu dem Gildenmeister und informierte ihn, dass er mit Ai diesen Auftrag erledigen würde und die beiden nun aufbrechen würden. Kaum befand er sich wieder bei der Grünhaarigen, konnte es auch schon losgehen. „Meinetwegen kann es dann losgehen, sofern du keine weiteren Fragen oder Ähnliches hast, können wir gehen. Und sollte es doch noch ein paar Fragen geben, können wir die noch auf dem Weg klären.“ Nachdem ein Moment verging in dem Ai nur versicherte, der Auftrag könne beginnen, lief er schon gen Portal und öffnete dieses. Langsam kehrte Leben in die Stadt und mehr Menschen passierten nun die Straße als er gekommen war. Die Sonne strahlte auch stärker und die Natur war auch aktiver, obwohl es die zwitschernden Vögel bereits vorher geben konnte, doch dann hätte das Schwarzhaar sie ignoriert. Die Magier aus Lamia Scale waren noch nicht weit von der Gilde entfernt, als Ai fragte, ob Hibari eine Idee besaß, wie man am Besten in der Mission vorgehen sollte. „Die Bürger zu befragen wäre bestimmt nicht verkehrt, doch wenn wir Pech haben sagt uns Jeder, der nicht in der Nähe des Klaviers war oder nichts mit diesem zu tun hatte, was womöglich die Mehrheit der Menschen darstellt, genau das, was die Presse geschrieben hat: Das Klavier sei verflucht. Es würde bestimmt nicht schaden, wenn wir uns umhören, doch sollten wir uns auch die Gemeindehalle und das Klavier selbst anschauen, Jemanden befragen der viel mit dem Instrument zu tun hat wäre aber auch bestimmt nützlich.“ Nachdem er aufhörte zu reden, überlegte der Kobayashi, ob er noch eine Idee bekam. Wahrscheinlich würde sich dies ändern, sobald er das Dorf erreichen würde, falls sich die Dinge nicht von allein klärten.

tbc: Das verwunschene Klavier

Das schöne Gildenhaus, so mächtig, so gewaltig, so groß. Für Rei hingegen einfach nur ein großer Mist. Er musste nämlich jedes Mal, wenn er sich eine Quest besorgen musste, um zum Beispiel seine Wohnung zu finanzieren oder gar für die entsprechende Menge an Lebensmitteln zu sorgen, ins Gildenhaus hereinspazieren. Das ganze Haus hatte sehr viele tolle Sachen. Die Dekoration war eines der tollen Sachen, welche wunderschön und auch sehr kostbar war. Eine andere war die Gestaltung des Innenraums und der Wahl des Stoffes, womit der Raum gebaut wurde. Auch war die Atmosphäre dort ein Knaller, denn jedes Mal, wenn Rei sich dort zeigte, war so ziemlich der Großteil des Raumes gefüllt mit Magiern. Nur selten war es der Fall, dass dort sich wenige Menschen herumtrieben. Aber all das kümmerte den Klingenkämpfer so gut wie gar nicht. Das, was ihn beim Betreten dieses Gebäudes nervte, war das Gemäuer selbst. Immer wieder das Gleiche zu sehen, nur um sich einen blöden Zettel an sich zu reißen und auf die Abenteuerreise zu gehen. Auf jeden Fall war Rei nun dort und musste mal wieder mit ansehen, wie die Leute dort die Zettel vom Board rissen und wieder verschwanden. Er sah den wenigen, die an ihm vorbeigerauscht waren, gar nicht erst zu, wohin sie wollten. Im Gegenteil er starrte weiterhin in den gigantischen Raum der Gilde rein und hatte dabei eine sehr unbeeindruckte Mimik. Er machte dann weitere Schritte in den Raum der Gilde hinein und stand so ziemlich in der Mitte des Raumes. Das Board war nicht weit entfernt, aber ob er wirklich Lust hatte sich einen Zettel zu greifen? Eher nicht, da die großen Mengen an Magiern, die ebenfalls versuchten, den einen oder anderen Questbogen an sich zu reißen, ihn niemals bis zum Board ließen würden. Er sah sich also nach einer gemütlichen Stelle um, in der er sich hinsetzen konnte. Er fand auch eine, nämlich ein Sofa, dass bestimmt sehr gemütlich und entspannend war, wenn man sich hinein setze. Er ging also dorthin und setzte sich hin, jedoch war sie doch nicht so toll, wie Rei vermutet hatte. Sie war teilweise hart, aber es war besser als zu stehen. Außerdem hatte er von dort aus einen guten Blick auf die Menge und dem Board. Er konnte also entspannt zusehen, wie die Massen sich reduzierten und dann im Anschluss für sich selbst eine Quest nehmen. Mann, jetzt noch warten. Da schlafe ich bald ein … Hoffentlich geschieht heute noch etwas Gutes für mich, ansonsten sehe ich diesen Tag lieber als verloren und verschwendet. Er ließ den Kopf nach hinten hängen, seufzte tief und verschränkte seine Arme. Das war alles, was er bis jetzt machen konnte. Seine Energie gegen wild gewordene Magier aufzubrauchen, wollte er auf gar keinen Fall verschwenden.

Urplötzlich ging der Wecker im Hause Grynder mit einem lauten Bimmeln los und wurde in Rekordzeit – kaum anderthalb Sekunden – wieder ausgeschaltet. Rekordmeister in dieser Disziplin war Yuuki, der einzige Resident des großen Hauses, der leider nur allzu gerne schlief und dem der Wecker am Morgen gehörig einen Strich durch die Rechnung machte. Liebend gerne würde er einfach den ganzen Morgen bis zum Mittag durchschlafen, doch da es ein Wochentag war und die Pflicht rief, musste er sich aufraffen. Um trotzdem noch ein wenig Zeit im Bett verbringen zu können, entschloss er sich deshalb für einen Mittelweg: Er stellte den Wecker etwa eine halbe Stunde früher als üblich ein, um noch eine Weile dösen und schlummern zu können. In dem Wissen, dass er sowieso bald aufstehen musste, gelang es ihm meistens, beim zweiten Versuch aufzustehen. Ganz selten brauchte er sogar einen Dritten, doch heute stand etwas Wichtiges an, weshalb es sich der junge Mann nicht leisten konnte, den ganzen Tag zu verschlafen. Müde rieb er sich die Augen und ging durch das große, menschenleere Haus, welches ihn selbst ganz gut widerspiegelte. Auch er war innerlich eigentlich ziemlich leer, keine Familie mehr, keine Freundin mehr. Es waren ihm lediglich einige wenige und gute Freunde geblieben, von denen er jedoch auch lange nichts mehr gehört hatte. Souta war seines Wissens vor kurzer Zeit nach Blue Pegasus gewechselt und Aurora hatte er auch wirklich lange nicht mehr gesehen. Seufzend machte er sich abmarschbereit und lief in Richtung Gilde los.
Kaum zehn Minuten später hatte der Rotschopf das große und prachtvolle Gebäude erreicht, doch mit der Meute an Magiern in ihrem Innern hatte er ganz und gar nicht gerechnet. Hatten etwa alle zur gleichen Zeit ihre Quest beendet und suchten im Moment einen neuen Auftrag? Danach sah es zumindest am Questboard aus. Man konnte fast meinen, dass es sich bei den Magiern um eine Gruppe Weiber handelte, die auf einem billigen Flohmarkt um die begehrte Ware kämpfte. Leute wurden herumgeschubst, es wurde gedrängelt, gezwickt und gegriffen, einzig und allein nur um noch einen guten Auftrag zu bekommen. Wenn das anhielt, dann wäre das Questboard bereits um diese frühe Uhrzeit leer, was gewiss einen neuen Rekord darstellte. Mit einem müden Lächeln wandte sich Yuuki vom Board ab und begann sich in der Gilde umzuschauen. Zum Glück musste er sich nicht mit diesen Leuten herumschlagen, da er bereits einen Auftrag erhalten hatte, und zwar vom Gildenmeister persönlich. Ein Bekannter von ihm war mit einem persönlichen Problem zu ihm getreten, doch da Meister Gale die folgenden Tage auf dem Gildenmeistertreffen verbringen würde, hatte sich dieser an Yuuki gewandt und ihm um Hilfe gebeten. Gewiss stellte es einen weiteren Test für die Informationen dar, welche der alte Magier über den Verbleib seines Bruders hatte. Und dieses Mal werde ich mich auf jeden Fall besser schlagen!, dachte sich der Magnetsimusmagier. Oh ja, seine Kräfte waren seit seinem letzten Abenteuer immens angestiegen, hatte er doch Tag und Nacht mit Trainieren verbracht, um endlich bereit für die gefährliche Suche nach seiner Familie zu sein. In diesem Augenblick fiel sein Blick auf einen jungen Mann, der es sich auf einem Sofa gemütlich machte. Als einer der wenigen Personen in der Gilde, die sich just nicht um einen Zettel schlugen, stellte er doch eine gute Alternative für einen Questpartner dar. Es wurde allerhöchste Zeit, das Yuuki mehr unter die Leute kam und endlich neue Bekanntschaften schloss. Seine bisherigen konnte man beinahe nur mit einer einzigen Hand aufzählen! Entschlossen und langsamen Schrittes näherte er sich ihm bis auf einen halben Meter, ehe er stehen blieb und die Person schließlich ansprach. "Hallo, mein Name ist Yuuki Grynder. Ich habe einen Auftrag von Meister Gale erhalten und wollte dich fragen, ob du eventuell Lust hättest, dich mir anzuschließen." Nach einem kurzen Moment streckte er schließlich noch die Hand aus und hielt sie dem Unbekannten zum Gruß hin.

Die Zeit verging, aber nicht wie im Fluge. Rei zählte jede Sekunde mit und bildete sich sogar ein, das Ticken einer Uhr zu hören. Tick-Tack Tick-Tack, so hörte sich das Geräusch an, das ihm die ganze Zeit durch den Kopf ging. Natürlich hatte er aber nicht die ganze Zeit darauf geachtet, dass er jede Sekunde wahrnimmt. Er stellte sich vor, dass sich Magie eigenständig verhalten könnte. Sehr seltsam, wenn man bedachte, dass die Magie doch von einem benutzt wurde und sie sozusagen keinen eigenen Willen haben konnte. Er hatte den Gedanken aufgegriffen, dass die Magie ein Ich besaß, dass je nach Magie-Typ unterschiedlich war. Die Schattenmagie hatte die Eigenschaft, dass sie sehr düster und geheimnisvoll wirkte und der Beherrscher selbst eine eher düstere und geheimnisvolle Erscheinung bekam. Die Feuermagie hingegen besaß die Eigenschaft der Wärme und der Güte und so zeichnete das auch den Magier aus, der diese Magie besaß. Also hatte die Magie an sich vielleicht keinen eigenen Willen, aber dafür konnte sie den Willen eines anderen beeinflussen. Würde man annehmen, dass ein Feuermagier seine Feuermagie verlor, so würde er wahrscheinlich nicht mehr DIE Wärme oder DIE Güte besitzen, die er sonst ausstrahlte. Wie wird es wohl sein, wenn ich meine Magie verliere? Bin ich dann nicht mehr Ich-selbst? … Ha, das bin ich ja eh nicht mehr … Rei hatte immer noch seinen Kopf nach hinten hängen, aber hob ihn für ca. 15 Sekunden, um zu schauen, ob sich die Menge am Board verringert hatte. Fehlanzeige, sie war sogar noch größer als zuvor. Das machte natürlich ihm zu schaffen und er ließ sofort wieder seinen Kopf nach hinten hängen, dabei nahm er seine Arme aus der verschränkten Position und stützte sie auf der Rückenlehne des Sofas. Seufzend, schaute er an die Wand, die für ihn von Sekunde zu Sekunde besser gefiel. Er hatte endlich eine Stelle gefunden, die ihm im Gildenhaus gefiel. War das kein Grund zum Feiern? Nein, wieso auch, denn der Grund zum Feiern kam gerade in die Gilde herein. Ein junger Mann, den Rei aber noch nicht gesehen hatte. Er hatte sich bemerkbar gemacht, in dem er den entspannenden Rei ansprach. Yuuki hieß er und er schien auf den ersten Blick nett zu sein. Das was er sagte, war natürlich super, jedoch hatte Rei nicht alles mitbekommen. Er war nämlich schon halb eingeschlafen und musste erst einmal seinen Kopf wieder in die ursprüngliche Position bringen, um erstens den Unbekannten zu erkennen und ihn noch einmal zu fragen, was genau er meinte. Er nahm auch seine Arme wieder runter und saß jetzt ganz normal auf dem Sofa. “H-hey. Ehm … naja, könntest du nochmal wiederholen, was du gesagt hast? Ich habe nämlich nicht wirklich aufgepasst. Ich war fast im Schlaf und das einzige, was mich wirklich an deinen Worten geweckt hat, war Meister Gale.“, sagte er mit einem peinlichen Ausdruck im Gesicht und dem Kratzen am Hinterkopf. Hoffentlich hatte Yuuki, dessen Name Rei nicht wahrgenommen hatte, die Geduld und die Nerven sich ihm noch einmal vorzustellen.

Doch ein wenig skeptisch durch den ersten Eindruck seines Gegenübers, zog Yuuki eine seiner Augenbrauen hoch. Für gewöhnlich war der junge Mann sehr geduldig mit Leuten, doch von einem Magier Lamia Scales konnte man doch zumindest ein gewisses Maß an Professionalität erwarten, oder etwa nicht? Nun gut, der erste – verpennte – Eindruck war da und ließ sich nicht mehr wegmachen, mal schauen wie sich Rei von nun an schlagen würde. Ob dieser unbekannte Magier auch wirklich etwas auf dem Kasten hatte? Moment ein Mal, unbekannt? Richtig, denn Rei hatte wohl leider verschlafen, sich ebenfalls vorzustellen. Ai ai ai, wie sollte das denn nur weiter gehen? Der Grynder nahm noch ein Mal einen tiefen Atemzug und sprach den orangehaarigen Magier schließlich erneut an. "Wie ich bereits zuvor sagte, lautet mein Name Yuuki Grynder und ich habe einen speziellen Auftrag von Meister Gale persönlich erhalten. Aus diesem Grund wollte ich dich fragen, ob du eventuell Lust hättest dich mir anzuschließen." So viel dazu, bisher hatte er nur ein Mal wiederholt, was er schon zuvor gesagt hatte. "Und wie war dein Name?", fragte er dieses Mal ein wenig genauer nach. Dabei steckte er eine Hand in die Tasche, ließ sie darin ruhen und seine Finger berührten … den seltsamen Ring, den er von einer ihm Unbekannten namens Lia Valencia erhalten hatte. Hätte sie jemandem anderes ihre Geschichte erzählt, dass sie in der Zukunft gestrandet waren und gealterten Magiern begegnet waren, so hätte man gewiss einfach den Kopf geschüttelt und sie für verrückt erklärt. Doch auch wenn der Grynder zunächst ein wenig misstrauisch und ungläubig reagiert hatte, so behaupteten Zero und Souta, welche in seiner eigenen Gilde tätig waren, eine ähnliche Geschichte. Das kleine Mädchen war sogar zusammen mit dieser Lia unterwegs gewesen und hatte von seinem Tod in der Zukunft berichtet. Seine Nemesis, der er bereits mehrmals über den Weg gelaufen war, doch noch nie eine Chance gehabt hatte. Und das sollte sich selbst in 5 Jahren nicht ändern? Das würde er zu verhindern wissen! Egal wie, er würde bis zum Umfallen trainieren, um für den Tag bereit zu sein, an welchem er dem Eis Godslayer gegenübertreten und ihn besiegen konnte. Doch dafür musste er zunächst die Geheimnisse dieses Siegelringes knacken, denn bisher hatte er lediglich ein kurzes Hologramm von seinem älteren Ich hervorrufen können, welches jedoch nicht lange aufrechterhalten blieb. Entweder machte er etwas falsch, oder der Ring war defekt. Mit einem letzten Gedanken an dieses ernste Thema vertrieb es Yuuki auch wieder und konzentrierte sich auf das Gespräch, welches er in diesem Augenblick führte. Ob der Magier sich ihm anschließen würde?