Das Ren mit ihr übereinstimmte und von ihren Vorschlägen begeister war bestätigte ihr, dass sie das tolle Team waren, für das sie sich und ihn hielt. Es erleichterte die Arbeit ungemein und machte sie Angenehmer. Leicht schmunzelte sie, als er einen Schritt vorwärts machte, um an die Tür zu klopfen. Diese war scheinbar wie für in designt, riesig, sodass er hindurchgehen konnte, ohne auch nur den Kopf einzuziehen. Die Gestalt jedoch, die ihnen öffnete, war alles andere als gigantisch. Wenn man es genau betrachtete, dann war er in der Tat sogar kleiner als sie es war. Das als Mann zu schaffen, war schon eine Peinlichkeit. Wenn man seinen Aufzug betrachtete, konnte man keinerlei Dekoration oder Auszeichnung sehen, er besaß also keinen Rang in dieser Institution, demnach auch nicht die Qualifikation ihnen auch nur irgendwie weiterzuhelfen. Somit war er schon von Anfang an niemand mit dem sie sich lange aufhalten wollte. Als er sie hereinbat, wirkte er extrem nervös, so gruselig sah Ren doch gar nicht aus, oder hatte es vielleicht einen anderen Grund. Wie konnte es sein, dass ein kleines Mädchen mehr Selbstbewusstsein aufwies, als dieser Knilch. Er konnte ihnen nicht weiterhelfen, da war sich Naomi nicht so sicher. Kurz sah sie zu Ren hinauf und merkte, dass er ihren Blick erwiderte. Sie war dran.
Nun richteten sich die braunen Augen des Mädchens wieder auf den jungen Mann vor sich. "Dass Sie absolut keine Ahnung haben wundert mich gar nicht, allerdings wird es hier doch auch noch andere Leute geben als Sie", ein leichter Versuch in die richtige Richtung. Doch schon jetzt schüttelte er heftig den Kopf: "Nein alle beschäftigt und sie müssen noch ein Formular ausfüllen und ich weiß nicht, wo es ist, mein Ausbilder weiß das aber." Auch wenn Naomi ahnte, dass diese Frage definitiv ebenfalls unnötig war, gab sie ihr eine Chance: "Könnten sie denn ihren Ausbilder bitte dazu holen?" Doch wieder eine abwehrende Haltung, der sei bei einem Einsatz gestern angeschlagen worden und ruhe sich heute zu Hause aus. Natürlich war der, den man als Verantwortlichen für ihn dagelassen hatte, gerade irgendwo in der Stadt erreichbar. Natürlich hatte er ein Funkgerät dabei, das dürfte man aber nur in einem akuten Notfall anfunken und dieser läge hier laut Regelbuch nicht vor. Mit einer Engelsgeduld hatte sich die Blondine alle diese grässlichen Ausreden angehört und nickte dann. Ihr Pensum an lachhafter Behinderung war gesättigt, weshalb sie den Mann anlächelte. "Können sie mit zumindest einen Tee kochen, oder muss ich dafür auch ein Formular ausfüllen?"
Das er in der Tat in einem kleinen Handbuch nachschlug setzte dem Fass die Krone auf. Doch dann nickte er. "Natürlich warten sie kurz", mit diesen Worten verschwand er in einem Aufenthaltsraum. Naomi sah nun zu ihrem Begleiter. "Wir haben mehrere Möglichkeiten. Wir können uns umsehen, obwohl Mister wichtig das nicht will und ihn nebenher ausflippen lassen. Wir könnten ihn in der Teeküche einsperren und in Ruhe suchen. Wir könnten eines dieser Funkgeräte suchen und vielleicht weh an die Strippe bekommen, der uns weiterhelfen kann, oder sogar testen, ob der Chef doch da ist. Das meiste davon scheint hochgradig illegal zu sein, würde uns aber entscheidend weiter helfen." Dass es nicht ganz legal war, das war dem Gildenkollegen sicher egal, aber konnten sie das mit dem Ruf der Gilde vereinbaren. Moment der Ruf der Gilde war, fanatische Drachenanbeter, ob da etwas zu viel Tatendrang negativ sein würde? Eher nicht.

Mit angespanntem Gesicht stand Ren hinter Naomi und beobachtete das Geschehen, welches sich gerade vor seinen Augen abspielte. Sie befanden sich lediglich im Empfangsraum der Garde und die Dame, ja Ren konnte nicht einmal seine Männlichkeit für voll nehmen, welche ihnen entgegen kam, schien alles andere als fachmännisch zu sein. Vermutlich könnte Ren ihn mit wenigen Worten so sehr erschrecken, dass er sich die Hosen voll machte, doch das wiedersprach der Regelung der beiden Magier. Seine eigenen Regeln zu brechen, wäre ja wohl absoluter Hohn! Da sah er sich lieber erst einmal an was seine Kollegin so zu bieten hatte und in die hatte er großes Vertrauen. Jap, er hatte sich erneut richtig entschieden Naomi das Zepter eine Weile in die Hand zu geben. Es brachte immer wieder automatisch ein völlig unterbewusstes Strahlen auf die Lippen des Akuma, das sonst so gutmütige und freundliche Mädchen in dieser strengen Rolle zu sehen. Der kleine Kerl schien mit dieser Situation aber gänzlich überfordert zu sein. Nicht nur seine Worte, sondern auch seine Bewegungen sagten viel. Oft blickte er hastig hin und her, geriet ins Schwitzen und fummelte mit den Fingern am Saum seiner Kleidung herum. Ganz offensichtlich war er nervös, fast schon etwas zu sehr in Anbetracht dieses Szenarios. Man musste zugeben, dass Ren angsteinflößend war, doch als Naomis Bodyguard wirkte er relativ transparent. Ob er vielleicht ein Auge auf die Blondine geworfen hatte? Nein, Verlegenheit strahlte er auch nicht unbedingt aus. Besser so… Hin und wieder stotterte er, vor allem tat er sich bei Naomis wiederholenden Nachfragen aber schwer auszudrücken, dass keiner da war, mit dem sie sprechen konnten, beziehungsweise, dass er sie zu niemandem verweisen konnte. So sehr die Magierin es auch versuchte, der Junge ließ sich von seinem Trip partout nicht abbringen und ließ jede Idee abblitzen. Das ging sogar für ihr Mitgefühl und Verständnis sicher zu weit…
Und da kam der Punkt, an dem Ren ihr zunächst nicht mehr folgen konnte. Wie sah wohl ihr Plan aus? Sie forderte den Zwerg auf ihnen einen Tee zu machen. Natürlich war er ein höfliches Kerlchen und ließ sich das Ganze nicht zwei Mal sagen. Die Sache mit dem Handbuch brachte Ren soweit, dass er ein leises, amüsiertes Kichern nicht mehr bändigen konnte und sich abwenden musste. Als er sich beruhigt hatte, schien der Mann sich aber seiner Situation klarer geworden zu sein. Sofort machte er sich mit seinen wackeligen Beinchen auf den Weg und Ren sah ihm neugierig nach, als er in einem langen Gang verschwand und eine Tür hinter sich schloss. „Tee, huh?“, murmelte Ren leise und grinste Naomi schelmisch an. Als sie zu sprechen begann, wurde das ohnehin schon verboten begeisterte Lächeln auf Rens Lippen nur noch breiter. „Ich weiß schon, warum so gern mit dir arbeite…“, säuselte er leise und machte einen Schritt auf sie zu. Dann beugte er sich herunter und lehnte seine Stirn gegen die ihre. „Ich liebe es, wenn Worte wie „illegal“ aus deinem Mund kommen, Naomi-chan~“, hauchte er ihr voller Begeisterung entgegen. War das bedenklich? Vielleicht ein wenig. Da kam ein bisschen mehr Akuma aus Ren zum Vorschein, als Naomi es vermutlich gewohnt war. Diese Aufgabe war genau das Richtige für ihn… Jeder neue Schritt hatte, trotzdem es gerade erst begonnen hatte, dafür gesorgt, dass Adrenalin durch die Adern des Mannes schoss. Dieses Gefühl liebte er wirklich… Plötzlich schien die gute Stimmung wieder verstummt zu sein, denn die Gesichtszüge wurden wieder monoton und er schielte angespannt zu einer Tür hinüber, während er seinen Zeigefinger auf die Lippen von Naomi legte, um sie schweigend auf ein Geräusch hinzuweisen. Es war eine tiefe, brummende Stimme, welche hinter dieser Tür zu vernehmen war… Das war weder die Richtung, in die der Junge gegangen war, noch war es seine Stimme. Vorsichtig packte Ren wieder die Hand seiner Begleiterin und zog sie mit sich, um an der Tür zu lauschen. Tatsache… Da war jemand. Es war schwer seine Worte zu verstehen, doch auf einen Funkspruch hin, dessen Gesuch man aufgrund von Rauschens nicht verstehen konnte, meldete er sich mit dem Wort „Corporal“. Die wollten sie hier an der Nase herumführen. Rens Blick wurde zunehmend angespannter. Er zog die Brauen so kraus, dass sich wütende Fältchen zwischen ihnen bildeten. Er ließ Naomis Hand los und machte einen Schritt von der Tür weg. „Ab in die Teeküche! Bring ihn dazu, dass er uns da rein lässt! Ich versuche zu vermeiden, dass das hier illegale Ausmaße annimmt, aber ich kann für nichts garantieren, wenn die versuchen uns weiter zu verarschen…“, zischte er zornig und öffnete etwas grob die Tür, um Naomi hindurch zu lassen. Ob sie die Situation irgendwie retten konnte? Und ob sie irgendwann zu dem Corporal kommen würden? Vielleicht nach einigen weiteren Nachschlagewerken und Handbüchern…

Ren verwandelte sich hinter Naomi in eine wandelnde Kichererbse, nun gut es war auch komisch, das gab sie zu, aber so waren sie diesen Nervenzwerg zumindest vorerst los. Als sie sich zu ihrem Begleiter umdrehte, konnte sie ein Lächeln auf seinen Lippen sehen und sein Gesicht strahlte Begeisterung aus, die sie von ihm gar nicht gewohnt war. Er arbeitete also gern mit ihr, etwas was ihr das Herz wirklich erleichterte. Doch dann beugte er sich zu ihr herunter, wieso kam er ihr so nah? Dann legte er seine Stirn an ihre und entspannt lächelnd schloss sie die Augen. Doch schon der nächste Satz ließ sie erschauern. Hatte er gerade Liebe gesagt? Nun gut, der Satz war etwas anders, aber dennoch wurde sie sofort rot. So kalt, wie ihn alles ließ, konnte sie diese Geste total verwirren. Dennoch nutzte sie diesen kleinen Moment, um ihre Wange sanft an seine zu schmiegen: "Du bist der beste schlechte Einfluss überhaupt." Wie konnte es sein, dass zwischen ihnen so viel Liebe und Zuneigung gab, ohne, dass etwas passierte? Dann allerdings wurde er wieder ernst. Irgendwas war da, weshalb er ihr mit einem Finger bedeutete zu schweigen. Das nahm sie so an, denn es musste einen Grund haben, wenn seine Haltung so umschlug und den gab es in der Tat.
Dann hörte sie es, es war in der Tat eine Stimme, eine fremde Stimme. Sanft nahm Ren ihre Hand wieder in seine und zog sie mit sich. An der Tür lauschten sie auf die Stimme, die dahinter zu hören war. Corporal? Scheinbar hatten sie hier doch jemanden von einem gewissen Rang. Hatte dieser kleine Pimpf sie angelogen. Tödlich so etwas und dann hatte sie es auch noch herausgefunden. Nun war er aber fällig und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ren schien genau dieselbe Idee gehabt zu haben, denn er ließ ihre Hand los und ging hinüber zur Teeküche. Das Mädchen folgte ihm, und während er sagte, sie solle genau das tun, was sie schon in Gedanken geplant hatte, rieb sie kurz ihr Gesicht an seine Brust: "Ich liebe es, wenn du meine Gedanken laut aussprichst." Dann ging sie in die Teeküche und schloss die Tür hinter sich, er würde ihr nicht einfach entkommen. "Er ist also nicht da, ihr Chef und wer ist der Corporal?!" Er zuckte so stark zusammen, dass er beinahe die Tasse hatte fallen lassen und als er sich umdrehte, starrte er in zornige Augen einer jungen Frau, die es sehr hasste, wenn man sie belog.
"Ähm sie können ihn dennoch nicht sehen, er arbeitet ganz angestrengt an einem Fall", stotterte er. Wie sie es gekonnt hätten, hätten Naomis Augen wahrscheinlich rot aufgeglüht. Stattdessen zuckte eine ihrer Brauen verdächtig genervt. Mit der flachen Hand schlug sie auf die Arbeitsfläche neben ihm und er zuckte schreckhaft zusammen. "Es reicht mir so langsam, wenn sie nicht sofort da rüber gehen und ihrem Chef sagen, dass wir da sind und mit ihm sprechen wollen, machen wir das Selbst und sagen, sie hätten diesen Vorschlag gemacht. Nah wie hört sich das an!" Er stieß einen merkwürdig gequälten, quietschenden Laut aus bevor er sie händeringend und heftig den Kopf schüttelnd bat, doch von dieser Idee abzulassen. Schnell wie ein Wiesel huschte er an ihr vorbei zur Tür seines Chefs, wieso nicht gleich so. Als er eintrat, wurde er wahrscheinlich ebenso herzlich empfangen wie von ihr eben, aber es schien Wirkung zu zeigen, denn schon bald darauf wurden die Magier hereingebeten.

So langsam hatte Ren sich an all das gewöhnt, wenn er mit Naomi zusammen war. Er schreckte nicht mehr allzu sehr vor Körperkontakt weg und vertrug es mittlerweile schon ganz gut, wenn es nicht zu nahe ging. Außerdem war er auch mit seinen Gedanken gar nicht mehr so zurückhaltend und ließ heraus, was ihm gerade in den Sinn kam. Da machte es auch nicht mehr allzu viel aus, wenn er Worte in den Mund nahm, die er normalerweise nicht so sagte, aber er wusste, dass er darauf vertrauen konnte, dass Naomi sich das nicht falsch annahm. So konnte er sogar von Liebe sprechen, ohne dass die Blondine es gleich als falsche Andeutung ansah und dadurch fühlte er sich umso besser in ihrer Gegenwart. Man musste nicht viel denken und fühlte sich frei und genau das war es, was Ren so sehr brauchte… Vermutlich störte er sich deshalb gar nicht daran, wenn sie sich an ihn drückte oder jegliche Art von Kontakt von ihm einforderte. Wenn er ehrlich war, hätte er sicher auch kein Problem damit ihr einfach das zu geben, was auch immer sie wollte, wenn sie nur danach verlangte. Es störte ihn sowieso am wenigsten und wenn es sie glücklich machte, wieso sollte er dann ständig ablehnen?
Damit dass er ein schlechter Einfluss war, hatte sie auch ganz bestimmt Recht. Ren war nicht unbedingt die Person, mit der man sich umgeben sollte. Und da war es egal, ob es sich um ein kleines, blondes Mädchen oder eine erwachsene Frau handelte. Er war nicht die Person, die man als Vorbild betrachten oder schon gar nicht lieben sollte, denn mit solchen Gefühlen konnte er nicht umgehen und so etwas brachte nur Leid. Oft genug hatte er das der Blondine mit auf den Weg gegeben, doch nun war er es leid. Ehrlich gesagt, genoss er das auch ein wenig, denn auf Dauer war es auch nicht besonders angenehm ganz allein zu sein. Das würde er ihr aber sicher nicht unter die Nase reiben, sonst bildete sie sich darauf noch etwas ein! Außerdem war es irgendwie… peinlich.
Doch zurück zum eigentlichen Thema. Während Ren und Naomi dabei waren einen Plan für ihr weiteres Vorgehen zu schmieden, hatte der junge Mann eine Stimme wahrgenommen, die sich bei weiterem Lauschen als Corporal herausgestellt hatte. Und nun? Ren war ziemlich angefressen, weil man sie belogen hatte und kaum forderte er Naomi auf Rache dafür zu nehmen und dafür zu sorgen, dass alles wieder in geordnete Bahnen kam, schon merkte er, dass es auch sie sehr reizte, dass man sie so dreist angelogen hatte. Das war fast schon wieder zu gut um wahr zu sein. Hätte er seinen eigenen Zorn nicht im Zaum halten müssen, hätte er sich vermutlich darüber amüsiert.
So gingen die beiden gemeinsam angefressen in das Kämmerchen, in dem der arme Sklave einen Tee für sie aufbereitete. Naomi fuhr ihn so direkt und ohne Zurückhaltung an, dass er fast die Tasse aus der Hand verlor. Erschrocken blickte er sie an, schien zunächst nicht wirklich zu wissen, was er dazu sagen sollte und sein Blick ging zwischen den beiden unaufhörlich hin und her. Ungeduldig hatte Ren die Augenbrauen zusammen gezogen und wirkte so, als würde er den Typen gleich fressen… Vor lauter Aufregung versuchte er gar nicht weiter sich rauszureden oder seine Lüge zu rechtfertigen, sondern zwang sich krampfhaft dazu sich an seine Regeln zu halten. Naomi ließ sich aber so gar nicht auf diese Idee ein und machte sehr deutlich, dass sie mit diesem Mann sprechen wollten. Komme was da wolle… Am Ende drohte sie sogar dem jungen Auszubildenden, der sicher gerade das Erlebnis seines Lebens hatte und sich die Hosen nassmachte. Da fiel es Ren fast schwer nicht in Gelächter auszubrechen, denn der Typ hatte solche panische Angst vor Naomi, dass er unsagbar schnell abzischte und seinen Chef aufsuchte. Als er weg war, grinste Ren sie nur an streichelte ihr als Belohnung über den Kopf. Das mit dem Reden hatte sie schon ziemlich gut drauf. Ob sie Ren bald nicht mehr brauchen würde?
Gemeinsam gingen die beiden zurück in den Vorraum, wobei Ren es sich nicht nehmen ließ die Tasse Tee mit sich zu nehmen, denn immerhin war er für ihn gedacht! Dort hörte man schon hinter der verschlossenen Tür lautes Getöse, sodass die Vorfreude Rens Nerven bis zum Zerreißen spannte. Er nahm immer wieder einen Schluck Tee und versuchte die Worte des zornigen Corporals aufzuschnappen, der sich über die Unfähigkeit des armen Kerles beschwerte. Nach einigen Minuten trat er, kreidebleich und zusammengefallen, wieder hervor und schloss die Tür hinter sich. „S-Sie können ei-eintreten…“, brachte er nur absolut monoton und wispernd von sich. Wieder ließ der Akuma es sich nicht nehmen seiner blonden Freundin die Tür aufzuhalten, als sie durch die riesige Tür in ein wahres Vorzeigebüro schritten. Tatsache, der Typ hier musste einfach der Chef sein. Er hatte hier ein absolut schmuckvolles und teuer eingerichtetes Büro und seine Uniformen zierte so viel Schnickschnack, dass Ren es nicht mal auf die Schnelle zählen konnte. „Was wollt ihr? Fasst euch kurz. Meine Zeit ist begrenzt und kostbar.“ Was für eine angenehme Begrüßung brachte die brummige Stimme hervor. Der Corporal hatte eine Glatze, ein Auge war unter einer Augenklappe verdeckt und der ungezähmte Schnauzer untergrub wieder jegliche Autorität, welche ihm seine strengen Gesichtszüge verliehen hatten. Erstaunlich war für Ren, dass dieser Typ sogar noch ein ganzes Stück größer war als er selbst, was wohl die riesigen Türen erklärte, und auch er schien unsagbar angespannt zu sein. Vor dem Typen nahm Ren es Naomi mal ab zu reden, denn da würde sie vermutlich einfach untergehen… „Guten Tag, wir kommen von der Gilde Blue Pegasus aus Oshibana Town und wurden hier her geschickt, um die hier ansässigen Truppen bei der Aufklärung und Problemlösung der aufgetretenen Randale und Morde zu helfen.“, versuchte er sich betont ruhig und mit gerader Haltung kurz zu fassen, damit der Kerl nicht noch schlechtere Laune bekam. „Huh? Ach ihr… Ich habe eure Hilfe nicht angefordert. Dementsprechend braucht ihr von uns keine Kooperation zu erwarten, klar? Wir haben genug mit den Banden hier zu tun, von denen ihr sicher schon gehört habt, aber wir haben alles im Griff. Kümmert euch um euren Kram und wir machen unseren… Kapiert?“ Ren ballte die Hände zu Fäusten und musste seinen Zorn so sehr herunterschlucken, dass sich die Fingernägel in die Haut seiner Hände bohrten. Dieser Bastard… Da kamen sie extra um ihre Arbeit zu unterstützen und er wollte sie so schnell wie möglich loswerden? Wieso unterschätzte er zwei Magier von einer großen Gilde so sehr? „Bei allem Respekt Sir, aber wir sind ausgebildete Magier, die extra zu ihrer Unterstützung geschickt wurden und…“ Weiter kam er nicht, da der Mann ihn direkt unterbrach. „Ich weiß nicht warum wir hier noch diskutieren. Wie ich bereits sagte: Wir haben eure Hilfe nicht angefordert. Außerdem brauchen wir euch hier nicht. Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe zu tun.“ Er deutete abfällig auf die Tür und wandte sich ab. Das konnte doch nicht wahr sein! Dass die Lage ernst war, hatten Naomi und Ren doch auf der Straße gesehen. Wie konnte man dann eine so professionelle und gut gemeinte Hilfe ablehnen? Ging es hier um Geld? Oder was war das Problem? Ren musste das Büro erst einmal verlassen. Von dem Typen würden sie nun ohnehin erst einmal nicht mehr viel bekommen. „Guten Tag.“, knurrte er und wandte sich ebenfalls von dem Mann ab, ehe er vor ging und Naomi dieses Mal nicht die Türen aufhielt, weil er zu sauer war, um daran zu denken. Der arme Kadett kam noch einmal auf sie zu, als Ren die Tür geschlossen hatte. „Entschuldigt, dass ich euch belogen habe…“, sagte er beschämt und ging wieder an seine Arbeit. Sicher, er konnte nichts dafür. Der arme Kerl hatte nur alles abbekommen. Ren ging stumm an ihm vorbei und blieb vor der Stadtwache stehen. Wo sollten sie nun weitersuchen? Sollten sie bis zur Nacht warten und sich das Ganze einmal ansehen? Oder gab es noch irgendjemanden hier, an den man sich wenden konnte und der vernünftig war?!

Ren hielt ihr die Tür zum Büro auf, welches sich nun für sie beide erschlossen hatte und mit einem leisen Dank in seine Richtung trat sie ein. Die Gestalt hinter dem Schreibtisch schien unfreundlich und schlecht gelaunt. Auch ihre Art und Weise mit ihnen zu reden ließ ihn nicht netter erscheinen. Zart griff Naomi nach Rens Hand. Sie musste die Worte des Mannes nicht hören, um zu merken, wie beleidigend sie waren. Alles in Ran schien sich anzuspannen, je mehr sie miteinander sprachen. Liebevoll drückte sie sich an seine Seite. Ihr würde es keiner übel nehmen, wenn sie das ängstliche Mädchen mimte. War sie doch so klein und hilflos. Außerdem hoffte sie, zu wissen, dass sie noch da war, könnte den aufschäumenden Kerl etwas beruhigen. Immerhin war es ihrer, auch wenn das wieder etwas zu weit hergeholt war. Doch wie weit? Sie hatten sich sehr gern, es gab Dinge, die sie aneinander sehr schätzten. Gründe, weswegen sie den jeweils anderen immer gerne bei sich hatten und wenn Naomi gewusst hätte, dass nicht nur sie sich so verbunden fühlte, wie viel Glücklicher sie wohl gewesen wäre. Doch zuerst ging es darum. Das einzig Richtige zu tun, nicht an die Decke zu gehen und ruhig den Raum zu verlassen. Langsam schritt sie an seiner Seite hinaus.
Außerhalb des Büros trafen sie auf den sehr reumütigen Azubi, oder wie auch immer man ihn nennen sollte, der sich bei ihnen entschuldigte, aber Naomi interessierte dies überhaupt nicht mehr, er war bei ihr durch das Sieb gefallen und hatte keine soziale Bedeutung mehr für sie. An Rens Seite verließ sie die Wache und draußen angekommen drehte sie sich zu ihm herum. "Das war einfach schrecklich", grummelte sie und überlegte, was sie nun am besten vorschlagen sollte. "Nachts werden die wohl aktiver sein und die einzige andere Anlaufstelle, die mir noch einfallen würde, wäre die Zeitung. Doch wenn man da jemanden erwischen will, sollte man wahrscheinlich früh morgens zum Verlag gehen, wenn sie gerade aufbrechen, anstatt jetzt, wenn sie unterwegs sind, oder später zum Verlagsschluss, das wäre noch dümmer, da sind alle nur im Stress. Immerhin sind Reporter ein ebenso neugieriges Folk wie Stalker, aber vielleicht sollten wir erst mal das Nachtleben auskundschaften und uns vorher eine Mütze Schlaf holen, auch wenn wir bereits im Zug geschlafen haben." Die Aussicht sich bald wieder an den warmen Körper des Mitmagiers schmiegenzukönnen. Eine wunderbare Möglichkeit. Doch zuerst ein Schlafplatz, das würde sie ihm überlassen, immerhin vertraute sie ihm.
"Tja dann suchen wir uns jetzt einfach einen Platz für die Nacht, davon sollte es hier genug geben. Mir ist alles Recht, solange du bei mir bist", solange er bei ihr war, würde sie auch auf der Straße liegen und schlafen. In seinen Armen war das wahrscheinlich sogar möglich. Ihre Finger verschränkten sich mit seinen. Hoffentlich war er jetzt wieder etwas entspannter und die Aussicht auf etwas Nähe zu ihm war wirklich das Beste, was sie sich gerade denken konnte. Also begann sie einfach zu laufen, Ren würde schön ihre Schritte schon lenken, so wie er es immer tat, wenn sie zusammen waren.

Noch immer ziemlich angefressen stand der Akuma nun vor dem Gebäude der Stadtwache und versuchte seine Gedanken zu sammeln, damit er sich darüber klar werden konnte was er als nächstes tun sollte. Naomi hatte währenddessen erneut seine Hand erobert und schien nicht im Traum daran zu denken diese wieder loszulassen. Es störte Ren aber nicht, sogar nicht einmal wenn er so gereizt war. Ehrlich gesagt, war ihm aber gerade auch nicht wirklich danach irgendetwas zu sagen. Naomi jedoch ließ kein Schweigen zu und stellte Ren vor vollendete Tatsachen, indem sie einfach zu sprechen begann. Natürlich hörte der Hüne ihr zu, denn meist hatte sie etwas Wichtiges zu sagen. Darauf dass sie nachts vermutlich die besten Chancen hatten die Banden live zu erleben, war Ren auch schon gekommen. Trotzdem gut zu wissen, dass auch Naomi so weit dachte. Ihre folgende Idee klang gar nicht mal so übel, allerdings wusste Ren nicht genau wie vertrauenswürdig Informationen von der Presse waren. Bei solchen Themen konnte es oft zu Klatsch und Tratsch ausarten… Aber damit könnten sie sich ohnehin erst frühestens am nächsten Morgen befassen, weswegen Ren es zunächst abnickte. Darüber könnten sie noch viel später reden. An wen außer der Stadtwache konnten sie sich denn wenden, wenn es darum ging Informationen zu erlangen, die vertrauenswürdig sind? Ren brauchte sicher noch eine Weile, um sich darüber Gedanken zu machen. Auf jeden Fall konnten sie bisher erst einmal nur bis zum Abend warten. Naomi schlug vor, dass sie vielleicht schlafen gehen sollten bis es dunkel wurde, damit sie danach genug Energie hatten. Vermutlich würde das gerade der blonden Magierin gut tun, da sie in letzter Zeit nicht viel Schlaf gehabt hatte. Wenn sie jetzt ein wenig Ruhe suchten, konnten sie am frühen Abend wieder aufstehen und sich ohne Störungen umsehen. Dann war der Markt sicher auch deutlich leerer und niemand stand im Weg oder wurde gefährdet. Als sie sagte, dass ihr alles Recht war, so lang er bei ihr war, musste Ren wieder ein wenig schmunzeln. Hoffentlich verrannte sie sich nicht in etwas, was er ihr nicht geben konnte… Er wollte ihr nicht wehtun. Der Akuma packte ihre Hand fester und nickte ihr zu. Mit dieser Geste voran begann der junge Mann sich in Bewegung zu setzen und schaute sich an den Schildern über den Gebäuden um. „Mal sehen ob wir irgendwo eine günstige Herberge finden. Ich denke wir sollten uns erst ausruhen und dann losgehen, damit wir genug Kraft für das Nachtgeschehen haben… Wer weiß was uns erwartet und wie unbeliebt wir dort sind… Vorhin haben sie ja schon gezeigt, dass wir hier nicht sein sollten.“, erklärte er offenbar wieder recht ruhig und erkannte sogar direkt in unmittelbarer Nähe der Stadtmitte ein großes Gasthaus, das mit einem riesigen Löwenkopf verziert war. „Falls du Hunger hast, können wir nach dem Einchecken noch etwas holen, okay?“, fügte er noch hinzu, als ihm auffiel, dass sie ja auch nicht viel gegessen hatte und vermutlich kraftlos war. Ren vergaß im Eifer des Gefechts immer wieder, dass Naomi nicht ganz so fit war, wie er es gewohnt war. Sobald es still wurde, fiel ihm aber wieder auf, dass mit ihr etwas nicht stimmte…
Recht schweigsam, weil er sich noch immer Gedanken über ihre Aufgabe machte, lief er mit seiner kleinen Begleiterin zu dem großen Gasthaus. Es war recht prunkvoll und in der Stadtmitte. Ob es wohl zu teuer für die beiden war? Ach, was machte er sich da vor? Naomi konnte doch mit dem Geld von ihrem Onkel zahlen… Dann war der Penner wenigstens für irgendetwas nützlich. Als der Hüne die Tür öffnete, hörte man ein lautes und reges Treiben darin. In der Empfangshalle war direkt der Speisesaal, in dem sich viele Leute befanden. Von der Bar aus stürmte eine junge Frau gut gelaunt auf die beiden zu und blieb sich freundlich verbeugend vor ihnen stehen. „Seid gegrüßt! Was kann ich euch anbieten?“, sagte sie mit einer erstaunlich hohen und aufgeweckten Stimme. Sie hatte einen Dialekt, aber man konnte sie doch sehr deutlich verstehen. „Guten Tag. Wir wollten uns erkundigen, ob sie ein Zimmer für uns haben. Es sollte vielleicht ein wenig abgelegen von dem Saal hier sein, da wir beide die nächsten Stunden schlafen wollen, weil wir am Abend aufbrechen.“, erklärte der Hüne freundlich und schüttelte mit seiner freien Hand die der Dame. Kurzerhand zückte sie einen Notizblock und blickte gespannt darüber hinweg. „Ich nehme an ihr seid ein Pärchen, oder?“ Die Annahme kam wohl vom Händchenhalten… erneut. Ren war es leid das ständig abzustreiten, weswegen er einfach nickte und sich damit zufrieden gab. Ohnehin brauchten die beiden nur ein Zimmer für zwei, in einem Bett schlafen war billiger und machte beiden nichts aus. Irgendwie war es ihm doch etwas peinlich das bejaht zu haben, doch er ließ sich davon nichts anmerken. „Alles klar! Ich führe euch hin, okay? Wenn ihr etwas braucht, kommt einfach zu mir herunter. Ich bin den ganzen Tag da… Oh und…“ Plötzlich änderte sich ihre Mimik schlagartig und sie blickte besorgt in Richtung Naomi. „Seid ihr euch sicher, dass ihr am Abend aufbrechen wollt? Vielleicht ist es euch noch nicht aufgefallen, aber unsere Stadt befindet sich in einer Krise und da ist es nicht ganz ungefährlich ab Anbruch der Dunkelheit…“ Ihre Gesichtszüge sagten eindeutig, dass sie sich selbst davor fürchtete und Naomi so etwas nicht zumuten wollte. Ren überlegte nicht lang und legte seinen Arm um die Schulter seiner Begleiterin, drückte sie an sich und grinste die junge Dame an. „Keine Sorge, ich gebe schon auf sie Acht, nicht wahr?“ Amüsiert blickte er zu Naomi herunter. Richtig… Er würde nicht noch einmal so etwas zulassen wie auf dem Bahnhof. Dafür würde er noch Blut vergießen. Die Angestellte blickte die beiden beneidend an und wandte sich freudig ab. Dann führte sie die Magier zu ihrem Zimmer im oberen Stockwerk. Tatsächlich hörte man hier nichts von der Feier unten. Sie drückte dem Hünen einen Schlüssel in die Hand und verbeugte sich erneut. „Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt.“, sagte sie grinsend zum Abschluss und ging, während Ren schon die Tür öffnete und sie Naomi aufhielt. „Ladys first~“, tönte er und machte eine höfliche Geste, mit der er sie hereinbat, bei der er lachen musste. Was sie wohl diesmal für ein Zimmer erwartete? Ren war es ziemlich egal, so lang er die Ruhe fand, die er zum Schlafen und Denken brauchte…

Ren schien eine ausgezeichnete Wahl zu treffen, das Gasthaus, was er auswählte schien sehr hübsch und befand sich schön zentral innerhalb der Stadt. Naomi war zufrieden damit und wusste schon genau, wessen Geld die Rechnung begleichen würde. Das war es ihr allemal wert. Besonders, wenn sie geahnt hätte, wie sich das Gespräch mit der Empfangsdame entwickeln würde. Diese begrüßte sie ganz freundlich und Ren teilte ihr den Umstand ihres Besuches mit. Als die Dame daraufhin meinte, sie wäre ein Pärchen schielte Naomi zu ihrem Begleiter hinauf. Dann sah sie etwas, was sie nie im Leben erwartet hätte, er stimmte zu, Ren nickte. Ihr Herz sackte in die Hose, um im selben Moment wie eine Feuerwerksrakete in die Luft zu steigen. Was war das für ein wunderbares Gefühl. Auch wenn es wahrscheinlich nur der Bequemlichkeit halber war, weil er es leid war, es dauernd jedem erklären zu müssen, dass es nicht so war. Dennoch sie war in den Augen dieser Frau jetzt seine Freundin! Doch damit nicht genug, sie würden in einem Zimmer schlafen, in einem Bett. Das war mehr als sie sich je hätte träumen lassen. Wenn es gleich eine Explosion gab, war es wahrscheinlich Naomis Herz, was Funken versprühend in die Luft gegangen war, weil gerade ein wunderbarer Moment war.
Dann schien sie sich Sorgen zu machen, weil sie in der Nacht aufbrechen wollten und es doch nicht ganz so sicher war. Doch Naomi musste nur schmunzel, nur gut, dass sie sich so weit konzentrieren konnte, dass sie nicht debil grinste, aber als Ren den Arm um sie legte und sie an sich drückte. Wundervoll. Zufrieden blickte sie zu ihm hoch und ihre Blicke trafen sich. Natürlich würde er auf sich achten und sie auf ihn. Dass sie sich eigentlich nicht viel an Stärke nahmen, musste ja niemand wissen. Doch das Allerbeste an diesem Moment war, dass die neidischen Blicke einer anderen Frau auf ihr lagen und sie sich sicher wünschte, dass sie mit Naomi tauschen könnte, doch das konnte sie nicht. Ein wenig an Ren gekuschelt folgten sie der Frau zu dem Zimmer, zu welchem Ren den Schlüssel bekam und ihr sobald sie weg war die Tür öffnete: "Ich danke dir." Neugierig betrachtete sie den Raum, er war recht groß und an der Seite sah sie schon das Eck, wo man ein Badezimmer in den Raum eingelassen hatte. Recht zentral, aber dennoch leicht hinter der Ecke des Bades Verborgen stand ein großes Bett mit einigen Zierkissen darauf. Dort würden sie also schlafen.
Vorsichtig nahm Naomi Ren ihre Tasche ab und legte sie auf einen Stuhl, der mit einem Zweiten zu dem Tisch gehörte, der an einem Fenster stand. Neben dem Eingang hatte ein Schrank Platz gefunden und hier und da hingen sogar Bilder an der Wand. Alles in allem also ein wirklich schöner Ort. "Ein schönes Zimmer", meinte sie und ließ sich probeweise aufs Bett fallen. Selbst mit ihrem winzigen Gewicht ging sie sofort in der weichen Decke unter. "Ich wollte schon immer mal mit dir unter einer Decke stecken", sie kicherte leicht, "Vielleicht sollte ich jetzt was vom Lunchpaket essen, sonst wird es schlecht", erinnerte sie sich und nahm es aus ihrer Tasche heraus. In einem speziellen Behälter fanden sich dampfende Spaghetti mit Tomatensoße und Fleischbällchen. Einfach wunderbar. "Magst du auch etwas?", fragend blickte sie ihren Begleiter an, während sie schon den ersten Löffel voll im Mund hatte, "Zumindest die Fleischbällchen musst du probieren, ja?" Diese waren wirklich super und eine der erlesenen Spezialitäten des Küchenchefs zu Hause.

Grinsend hatte der Hüne seiner zierlichen Begleitung die Tür aufgehalten, ganz so wie ein Gentleman es getan hatte. Kaum war sie eingetreten und hatte sich bei ihm bedankt, ging auch er hindurch und ließ die Holztür dabei ins Schloss fallen. Anstand hatte er sogar mitgebracht, denn das erste was er tat, war seine Stiefel auf dem Abtreter im Zimmer auszuziehen und sie dann bei Seite zu stellen. Ren war erstaunt, dass sich in diesem hinteren Bereich des Gebäudes noch solch große Zimmer befanden. Es war recht schön, auch farblich relativ dezent in warmen Tönen gehalten und schien sehr reinlich zu sein, was der nahezu perfektionistisch glänzende Holzboden verriet. Scheinbar waren sie wirklich in einem recht teuren Gebäude gelandet, doch es war schön. Vor den großen Fenstern, welche zum Kirchturm gerichtet waren, befanden sich Vorhänge und neben einem Tisch mit zwei Stühlen und dem Schrank für ihre Sachen, machte das riesige Bett ziemlichen Eindruck auf Ren. So etwas war der Akuma so gar nicht gewohnt… Eine riesige Federdecke, versteckt unter einer weichen Tagesdecke und die zahlreichen Kissen waren für Ren ein Rätsel. Wozu brauchte man so viele kleine Kissen? Naomi nahm ihm ihre Tasche ab und auch er stellte seine eigene auf dem anderen Stuhl ab. Nachdem er den ersten Schritt weiter ins Zimmer gesetzt hatte, entledigte er sich seiner Jacke und zog auch direkt den Pullover mit aus, da hier drinnen ein Shirt reichen sollte. Soweit fertig wollte er natürlich auch einen Blick in das Badezimmer werfen, weshalb er nur kurz lächelnd einen Blick auf die Blondine warf, die sich ins Bett fallen ließ. „Du willst mit einem Dämon unter einer Decke stecken?“, fragte er grinsend und legte die Hand an den Badezimmertürknauf, während er seinen Kopf noch einmal zu ihr wandte. „Erzähl das besser niemandem außer mir. Sonst landen wir noch beide auf nem Scheiterhaufen.“ Er lachte leise und öffnete die Tür, woraufhin er erst einmal erstaunt stehen blieb. Das Badezimmer war verhältnismäßig normal zum Schlafzimmer und doch erstaunlich groß für Ren. Neben dem üblichen Mobiliar wie Toilette und Waschbecken bestaunte der Hüne begeistert eine riesige Badewanne. Wie sollte er sich so auf seine Arbeit konzentrieren? „Oi… Eine Badewanne in meiner Übergröße? Darin könntest du fast schwimmen…“, scherzte er und trat kurz ein um sich umzusehen.
Als er wieder herauskam, hatte sich Naomi zu ihrer Tasche begeben und packte etwas zu Essen aus. Kaum hatte sie den Deckel geöffnet, schnüffelte Ren schon begeistert mit der Nase bei dem angenehmen Duft. Neugierig schlich er sich an und blickte über Naomis Schulter in den Behälter. „Sieht gut aus…“, murmelte er neugierig und legte eine Hand auf ihre Schulter, während er mit der anderen einfach den Löffel aus ihrem Mund nahm und sich selbst an dem Essen bediente. Noch immer mit dem Besteckstück im Mund, ließ er mit einem wohligen Geräusch verlauten, dass es gut schmeckte. Dass er die Soße in seinem Gesicht verteilt hatte, bemerkte er nicht einmal, weil es ihm so sehr schmeckte. Ren war kein gutes Essen gewohnt… „Ist auch gut…“, murmelte er mit vollem Mund und drückte Naomi den Löffel wieder in die Hand. Dann piekte er mit dem Zeigefinger in ihre Seite und sagte grinsend: „Aber ich esse dir mal nichts weg. Ich glaube, dass du es mal wieder nötig hast richtig reinzuhauen, hm?“ Auch wenn das Thema nicht unbedingt schön war, versuchte Ren es trotzdem locker zu nehmen und schenkte ihr ein freundliches Grinsen. Dann ließ er sich achtlos in den Stuhl neben Naomi fallen. Sollte sie erstmal essen. Währenddessen überlegte Ren an wen man sich noch wenden konnte… Wenn er nur mehr Ahnung von den Institutionen dieser Stadt hätte…

Dieser Weg Dinge auszudrücken. Wie konnte er ihr nur so schreckliche Gänsehaut verpassen mit einem einzigen Satz. Scheiterhaufen sollte deswegen also ihr Ziel sein? "Ich denke nicht, dass sie mir dich mit Feuer madigmachen. Außerdem, wem sollte ich es erzählen. Meinem Onkel besser nicht. Der ordert sonst noch eine offizielle Entjungferung an, damit es nicht an den jungen Mann geht, den ich so sorglos mit ins Bett nehme." Es war erschreckend, dass es in der Tat so sein könnte. Während er einen Blick ins Bad warf, schlüpfte sie aus ihren Schuhen. Als dann von ihm die Meldung kam, dass die Badewanne scheinbar riesig war. Schon wieder tat ihr Herz einen Sprung, irgendwie schien dieses Zimmer zu gut im wahr zu sein, allerdings sollte sie ihr Glück nicht überspannen. "Dann können wir ja auch noch zusammen Baden", kurz lachte sie verlegen, das würde wahrscheinlich nie passieren. Doch das hieß ja nicht, dass man nicht Witze darüber machen konnte. Als er zurückkehrte, nahm er auch gleich das Angebot an, etwas von dem Essen zu probieren. Er schien allein vom Geruch angezogen worden zu sein und hatte sich hinter ihr positioniert. Eine Hand ruhte auf ihrer Schulter und die andere klaute ihr doch glatt den Löffel aus dem Mund. Kurz sah sie verwirrt nach oben.
Dann lächelte sie zart, als sie merkte, wie niedlich es aussehen musste. Allein die Tatsache, dass sie zusammen so niedlich aussahen, dass man über sie eine Soap drehen könnte, wo alle Nase lang das Niedlichkeitsstaunen der Menge eingeblendet werden konnte, war einfach lustig. Es schien ihm zu schmecken, aber wie sie es erwartet hatte, überließ er ihr das Essen, sie hatte auch kaum etwas auf den Rippen. Er nahm auf dem anderen Stuhl Platz und sah zu, wie sie fertig aß. "Ja das stimmt wohl, ein voller Magen ist etwas wirklich Rares." Danach ging sie zu ihm rüber, kletterte auf seinen Schoß und begann mit einem Taschentuch sein Gesicht sauber zu machen. "Nicht dass du nachher das Kissen rot färbst", leicht legte sie den Kopf an seine Schulter, es war einfach schön bei ihm zu sein. Sanft kraulte sie durch sein Haar und schloss schon mal die Augen. Dieses Gefühl würde sie gleich für eine kleine Ewigkeit haben. "Wann wollen wir dann aufstehen?" Eine gute Frage eigentlich, schließlich war zwar schlafen schön, aber irgendwann würden sie auch wieder aufstehen müssen, dann allerdings kam ihr eine andere ebenfalls wichtige Frage in den Sinn. Wieso hatte sie noch nicht daran gedacht.
Mit ihren Händen strich sie das Shirt an seiner Brust glatt, würde er es wieder ausziehen? "Darf ich wieder dein Shirt anziehen?" Immerhin war er doch ihr Freund, nein war er nicht, aber man durfte doch an den Witz von vorhin anknüpfen. So lang sie nicht eine Bettshow abziehen musste, um das Personal davon zu überzeugen, dass es auch passte, wenn er so riesig war und sie so winzig. Aber das war doch etwas geschmacklos. Wobei musste sie ihr schändliches Köpfchen verurteilen, sie konnte mit ihm ein Bett teilen, sie konnte sich vorstellen mit ihm baden zu gehen, doch das war noch etwas weiter weg. Wobei sie sich ihn als durchaus zärtlichen Menschen vorstellen konnte, sie hatte es auch schon erlebt, aber das würde sie ihm niemals sagen, immerhin war das gegen alles, was er von sich dachte.

Das mit dem unter einer Decke stecken, hatte Ren gar nicht auf diese Art und Weise so genau überdacht. Manchmal war er es der ein bisschen zu naiv war, auch wenn das recht lächerlich klang für einen fast zwei Meter großen Mann, der von sich glaubte der Mittelpunkt des Universums zu sein. Es erschreckte ihn also doch ein wenig als Naomi dann meinte, dass ihr Onkel auf solche Themen hin ihr offiziell die Unschuld rauben würde. Man, es war manchmal schon von Vorteil im Körper eines Mannes geboren worden zu sein. Ren dachte nicht daran jemals dieses Thema für sich selbst anzugehen, da er keinen Grund in sexuellen Interaktionen sah. Mal abgesehen von Zeugung, aber da er Kinder hasste, lag das auch in wenig naher Reichweite. Er beschloss dazu nichts zu sagen, weil er das Gefühl hatte, dass es egal war was er sagte… Mit Sicherheit würde er den Moment nur noch unangenehmer machen. Als sie auf die Badewanne zu sprechen kam, wurde jedoch deutlich, dass er nicht der Einzige war, der diese Situation noch unangenehmer machen konnte. Ein wenig verdutzt blickte er in ihre Richtung und überlegte ob dies nun ihr Ernst gewesen war. Sie lachte ein wenig und wirkte peinlich berührt… und das half ihm nicht! War das wirklich das was sie wollte? Ren verstand das nicht so recht… Warum sollte man mit jemand anderem baden wollen, wenn man diese riesige Wanne für sich selbst hatte? So gut er auch damit leben konnte, dass Naomi stets und ständig an ihm klebte und ihm mehr Körperkontakt aufzwang, als er es in seinem ganzen Leben hatte ertragen müssen… Nacktheit ging zu weit! Das würde er nicht mitmachen, egal wie sehr sie darum betteln sollte. Dementsprechend sagte er auch dazu erst einmal nichts. Vielleicht war es wirklich nur ein Scherz von ihr, bei dem er sich nur blamieren würde, wenn er darauf einging. Also lieber den Mund zu machen.
Nachdem er ihr dann etwas zu Essen gemopst und sich gesetzt hatte, stimmte Naomi zu, dass sie es mal wieder nötig hatte ordentlich zu zuschlagen. Kurz darauf, als sie scheinbar damit fertig war, stand sie jedoch auf und kam zu ihm herüber. Dass sie auf seinem Schoß hockte, störte ihn herzlich wenig, aber was sie dann tat, brachte ihn schon ein wenig in Verlegenheit. Das Gesicht einer anderen Person sauber wischen… So etwas machten doch sicher nur Mütter mit ihren Kindern! Er kannte das ja sowieso gar nicht, aber so schätzte er diese Situation ein. Während sie es sich an seiner Schulter gemütlich machte, warf Ren einen peinlich berührten Blick in die nächstbeste Ecke. Er war doch kein Kleinkind! Gut dass sie die Augen geschlossen hatte, denn sonst würde man noch sehen, dass er sogar ein wenig rot geworden war. Er war zunächst ein Weilchen still, bis sie danach fragte wann sie wieder aufstehen wollte. „Ich denke dann wenn die Dunkelheit anbricht, wird reichen.“ Dann hatten sie schon ein wenig Schlaf aufgeholt und genug Energie für die Nacht getankt. Dass sie ihn wieder streichelte und kraulte, ließ er stumm über sich ergehen. Wenn sie das glücklich machte, konnte sie das machen… Vorsichtig schob er das Mädchen von seinem Schoß und erhob sich, als sie danach fragte, ob sie wieder sein Shirt haben konnte. Er nickte nur kurz und setzte sich in Bewegung. Noch immer ein wenig verlegen wegen der komischen Aktion von eben watschelte Ren ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Kurz darauf kam er wieder heraus und lief zum Fenster, wo er die Vorhänge zuzog und sich dann seines Shirts entledigte, welches er Naomi zuwarf. Danach wurden die langen Haare geöffnet und er zog nun auch die Hose aus, weil er sich hinlegen wollte. Langsam lief er zum Bett, nahm die Tagesdecke herunter und setzte sich auf die Kante, als ihm etwas einfiel. Er konnte sich nun nicht einfach hinlegen und schlafen, weil Naomi Probleme mit dem Einschlafen hatte… Nachdenklich sah er in ihre Richtung und musste dann doch mal wieder ein wenig schmunzeln. „Ein Lied?“, fragte er und klopfte neben sich auf die Matratze. Zu beinahe hundert Prozent war er sich sicher, dass sie da nicht nein sagen würde…