Er streckte ihr seine Hände entgegen, damit sie sich an ihnen festhalten konnte. Gerne nahm sie es an, denn auch, wenn seine Schultern breit und stark waren, konnte ein wenig mehr Halt nicht schaden. So ging er nun zum Fenster aus welchem sie nun hinaussehen konnte. Im Inneren der Lagerhalle war wie sie vermutet hatte eine Feier im Gange. Die Leute, welche dieser Feier beiwohnten schienen in einer recht aggressiven Laune zu sein. Sie brüllten sich irgendwelche Stammtischparolen zu, heizten sich gegenseitig an. Die Bereitschaft sich mit Gewalt zu veräußern wurde dadurch geschürt, dass sie scheinbar Schlagwaffen jeglichen Typs und jedweder Machart besaßen. Man konnte einigen von ihnen sogar ein wenig Kreativität zuschreiben, wenn man betrachtete wie hübsch einige ihrer Waffen doch waren. Wahrscheinlich waren diese Dinger für sie das, was für den anderen ein teures Pferd oder eine hübsche Frau war. Ihre einzige große Liebe. Eine Liebe, die bald zu einem heftige Krawall ausarten würden, denn in der Ferne waren Sirenen zu hören. Diese schienen zur Polizei gehören, zumindest glaubte sie sich daran zu erinnern, das die Ordnungshüter ein solches Erkennungsmerkmal hatten um sich damit anzukündigen. Kurz ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und dann zu Ren.
Sie scheinen sich aufzumachen. Wir sollte vielleicht nicht direkt hier unter dem Fenster stehen bleiben. Sie ging in die Hocke und ließ sich seinen Rücken hinunter gleiten. "Wenn die Polizei wirklich hier her kommt, dann gibt es hier wahrscheinlich gleich eine Prügelei in die ich momentan noch nicht so zwingend eingreifen möchte, wenn es nicht von Nöten ist. Die Herren da drin sind ganz schön viele und haben alle scheinbar den Obligatorischen Schlagstock oder Baseballschläger zum Beitritt bekommen", sie fühlte sich unwohl mit so vielen bewaffneten und wahrscheinlich kampferprobten Männern um sich herum und wollte deshalb einen Kampf vermeiden. Sicher es war Nacht und überall recht schattig, sie könnte viele von ihnen einfach in einen leisen unerwarteten Tod reißen, aber dafür waren sie und Ren eigentlich nicht hier. Also nahm sie wieder die Hand des Riesen. Etwas was ihr zusätzlichen Halt gab. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart immer ein wenig besser als vorher. Nun zog sie ihn hinter sich her in die Dunkelheit in Erwartung des Zusammenstoßes von Polizei und Straßengang, dem sie vorerst nur als Zuschauer und nicht als Mitwirkender beiwohnen wollte.

Sogar Ren hörte, dass schlagartig die Fete in den Hallen verklungen war. Er konnte es nicht sehen, aber es breitete sich sofort ein äußerst unangenehmes Gefühl in der Magengegend des Akuma aus. Während sich in den Hallen eine weitläufige Ausbruchsstimmung breitmachte, merkte Ren, dass sein Unwohlsein in diesem Fall nicht nur von Naomi über seinem Kopf ausgelöst wurde, sondern auch wegen den Insassen der Hallen. Das Mädchen ließ sich langsam auf seinen Rücken hinab und erklärte dem Hünen, dass sie es hier mit einer nicht nur gewaltbereiten, sondern auch noch bewaffneten Truppe zu tun hatten. So wie er ihre Worte deutete, waren sie nicht schlecht ausgerüstet und zu viele, als das man irgendeine Konfrontation hätte dulden können. Das hätte er ja ahnen müssen… Ein schlechtes Gefühl kam bei Ren nie von allein. Während Naomi sich komplett von seinem Rücken abseilte, blickte auch Ren sich schon einmal um, wohin sie flüchten oder sich verstecken könnten, doch so richtig fiel ihm nichts ins Auge. Dann nahm sie seine Hand und Rens schlechtes Gefühl machte sich noch breiter. Es lag in diesem Fall nicht zwangsläufig an Naomi oder ihrer Berührung, doch in diesem Kontext war es ihm irgendwie nahezu unheimlich. Die Blondine ließ jedoch nicht lang auf sich warten und zeigte eilig Initiative, die wie folgt aussah: Sie zog den Riesen an der Hand hinter sich her in die nächste Gasse. Wohin diese führte? Das war vermutlich beiden erst einmal ziemlich egal, doch sie waren sich einig, dass sie da nicht noch näher dabei sein wollten. Hautnah ist so oder so nicht wirklich nach Rens Geschmack…
Der Weg in die Dunkelheit schien in diesem Fall zu den erstaunlich beruhigenden Wegen zu gehören. Nicht wirklich direkt steuerten die beiden in Richtung der Polizei, da sie nur langsam dem Geräusch näher rückten und in den verzweigten, düsteren Rassen ohnehin nicht viel Orientierung möglich war. Zumindest waren die beiden in sicheren Abstand zu den aggressiven Gangstern gekommen und diese ihr Ziel so fest im Auge hatten, dass sie nicht einmal annähernd eine Ahnung von den beiden Spione hatten. In einer dunklen Gasse standen die beiden, als Ren sich leicht hinter einem Berg Kartons versteckte und Naomi zu sich zog. Durch die Spalte zwischen den Kartons konnte man gut beobachten, wie die Truppe sich in Bewegung setzte und wohin sie gingen… Allerdings sollten sie einen Moment dort verharren, bis sie ihnen folgten, denn entdeckt zu werden, war dem Hünen nicht wirklich geheuer. Jetzt wo er die Truppe sehen konnte, war das Ganze noch weniger witzig. Unzählige starke Männer und Frauen, wie man daran erkennen konnte, dass sie nicht wenig mit Muskeln bepackt waren, waren völlig nach ihrem Ziel gerichtet nahezu im Gleichschritt unterwegs und liebäugelten mit ihren Waffen. Ren hatte nicht oft ein Gefühl, welches Angst in irgendeiner Art nahe kam, doch dieser Ansammlung von Menschen zollte der Akuma viel Respekt, denn er wusste, dass er, selbst wenn er alles geben würde was er nur könnte, keinerlei Chance gegen sie alle hätte. Als sie sicher waren und niemand auch nur in ihre Richtung gesehen hatte, seufzte er und ließ sich gegen die Wand fallen. „Dass so etwas genau passieren muss, wenn wir so gefährlich nah dran sind…“, flüsterte er Naomi leise ins Ohr. Erst dann bemerkte er, dass seine Haltung ein wenig unpassend war, wenn man den Ort betrachtete. Die beiden standen in einer dunklen Gasse, völlig unbeleuchtet, versteckt hinter einigen Kisten und der Hüne flüsterte seiner kleinen Begleiterin direkt ins Ohr. Viel zu nahe… Ren lief rot an und war gerade in diesem Moment ziemlich froh darüber, dass Naomi das hoffentlich nicht allzu gut erkennen konnte. Zugegebenermaßen hatte sein Herz einen Moment lang gerast, als er bemerkte, dass diese Situation irgendwie anzüglich wirken könnte. Vor Scham vermutlich, denn mit solchen Dingen konnte er so gar nicht umgehen. Er blickte wieder zwischen den Kisten durch und wartete den Moment ab, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Ob es nur ihm so ging? Sie sollten ohnehin bald weitergehen… Dann passierte ihm das hoffentlich nicht so schnell wieder…

[Ooc: Du darfst gern der Gruppe folgen und auch ein bisschen was dazudichten. Irgendwann demnächst wollen wir am Tatort ankommen: Einer düsteren Straße, die nicht besonders einladend wirkt. Viel Polizei ist dort allerdings nicht mehr zu sehen... Geh so weit wie du möchtest. (:]

Ruhig beobachtete Naomi wie sich die Prozession der Schläger in Bewegung setzte. Was waren diese Menschen doch nur für Irre Persönlichkeiten? Ren hatte sie zwar hinter einen Stapel Kartons gezogen, doch sie fühlte in diesem Moment die Prozession so nah an sich vorbeiziehen, dass sie glaubte mitten unter ihnen zu sein. Ihre Zehen versuchten sich in die Sohlen ihrer Schuhe zu krallen. Gerade als sie darüber nachdachte, dass ihre Position wirklich nicht sehr günstig war, falls sie entdeckt wurden, flüsterte Ren ihr etwas ähnliches ins Ohr und sie nickte. Keine wirkliche Fluchtmöglichkeit, die Gegner hatten einen Heimvorteil und waren Zahlenmäßig eins zu zehn oder zwanzig überlegen. Keine wirklich gute Sache. Das Kind bemerkte dennoch, wie sich sein Partner ruckartig von ihr zurückzog. Natürlich war es peinlich ihr so nah zu sein. Wahrscheinlich hatte ihre Frage ihn nun so verstört, dass er sie eigentlich lieber nicht weiter in seiner Nähe haben wollte und sie deshalb eigentlich lieber loswerden wollte. Wohlmöglich war ihm ihre Anwesenheit jetzt unangenehm, es war oft so, wenn jemand einen anderen mehr mochte, als dieser es wollte, konnte dies oftmals ausarten. Ihr Blick richtete sich nach vorne. "Dunkelheit", kurz schloss sie die Augen und öffnete sie wieder, dann ließ sie die Hand ihres Gildekollegen los, ließ ihre eigene wie ein Lebloses Stück Fleisch hängen.
Hier und jetzt musste es entschieden werden, vor ihrem inneren Auge sah Naomi noch einmal ihr kleineres Ich, das mit den großen runden Augen, dem kurzen Haar, das was sich dagegen wehrte etwas zu werden, was sie niemals sein wollte. Sie verblasste, als das Mädchen begann wieder seine Umgebung wahrzunehmen. Es war ein wirklich merkwürdiges Gefühl, welches sie in sich fühlte, aber sie tat es einfach ab, immerhin gehörte es nicht hier her: "Wir folgen ihnen." Sie war sich recht sicher, dass ihr Kollege den selben Plan hatte, weshalb sie recht zügig dem Weg folgte, von dem sie wusste, dass die Gruppe ihn eingeschlagen hatte. Diese war sogar so freundlich gewesen eine kleine Spur zu hinterlassen. Es schien wie eine kleine Schnitzeljagd durch die Stadt man musste nur nach Dingen gucken, die kaputt gemacht wurden, wahrscheinlich hatte der eine oder andere hier und da mit dem Schläger schon mal Kräftig zugehauen und hier und da eine Mülltonne oder einen Briefkasten demoliert. Wieso dieses Zerstörungswahn? Dennoch, war wohl so eine Art merkwürdiges Hobby, dem Naomi nichts abfinden konnte, dennoch beschleunigte sie ihre Schritte, sie wollte diese Leute jetzt einholen, auch wenn es gefährlich werden konnte.
Mit ihrer Magie konnte sie vielleicht ein Drittel ausschalten, wenn sie sich anstrengte, aber vielleicht musste sie dies gar nicht. Vielleicht waren es ja liebe aufgebrachte Schläger die kleinen Mädchen nichts zu Leide taten? Doch alle Sorge war auch hier umsonst. Die Gasse, in welche sie nun einbog machte zwar einen wirklich schaurigen Eindruck, doch auch hier war niemand zu sehen. Das kleine Mädchen schritt durch eine Gasse mit Krimifaktor. Sie war düster, vielleicht etwas eng. Hier standen ein paar große und kleine Mülltonnen. Außerdem gab es in der Tat Ratten, die so groß waren, dass sie sich mit den Raben, um die gammelige Nahrung aus den Mülleimern streiten konnten. Irgendwo tropfte Wasser aus einer Regenrinne oder vielleicht einem undichten Wasserrohr an der Hauswand, Naomi konnte es nicht genau definieren. Alles in Allem also ein eher grausiges Szenario. Ob sie einen dieser Raben oder vielleicht so eine riesige Ratte als Haustier halten konnte? Für Naomi schien diese Idee an Reiz zu gewinnen, wenn man diese Ratten einmal ordentlich badete, waren sie sicherlich herrlich flauschig.

Dieser Situation konnte Ren so gar nichts Positives abgewinnen. Der Hüne war sehr versessen auf sein eigenes Leben und seine Gesundheit, weshalb ihm diese Unsicherheit und Gefahr ganz deutlich gegen den Strich ging. Dass er sich dabei auch große Sorgen um Naomi machte, konnte er sich nicht einmal selbst wirklich eingestehen. Für Ren war die Tatsache unvorstellbar, dass er tatsächlich das Leben eines anderen Menschen über seines stellen könnte, doch wenn er so darüber nachdachte, dass sie von einer riesigen Horde Schläger angegriffen werden könnte, dann wusste sein Unterbewusstsein ganz genau, dass er sich vor sie stellen und sie mit seinem Leben schützen würde. Warum er das tun würde, war ihm genauso unerklärlich wie dieser Gedanke an sich. Es wurmte ihn, doch konnte er sich das nicht eingestehen. Immer noch ein wenig peinlich berührt von der ganzen Situation zwischen den beiden versuchte Ren sich krampfhaft auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch sie schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen und dann ließ sie schlagartig seine Hand los, was ihn in diesem Moment sehr irritierte. Was? Wieso jetzt? Normalerweise war der Hüne es gewohnt, dass die Blondine gerade in solchen Situationen Halt an ihm suchte, doch nun tat sie das nicht mehr. Und obwohl er das immer als so unangenehm empfunden hatte, war es umso schlimmer, wenn sie es nicht tat. Was sollte er nun tun? Ihre Hand nehmen? Er versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden, doch dazu war er zu stolz…
Als er Naomis Stimme hörte, lenkten die Worte des Mädchens ihn von der Sache ab, die ihn gerade beschäftigt hatte. Ein wenig verdutzt blickte er sie an, dann nickte er und folgte ihr stumm. Er fühlte sich irgendwie unheimlich schlecht, wusste aber nicht so recht warum und was er dagegen tun sollte. Natürlich wusste Ren ganz genau was dieses Mädchen von ihm wollte und das machte es ihm nicht wirklich leichter. Die beiden folgten recht schweigsam den zerstörerischen Spuren der Bande, während Ren sich gedanklich ermahnte, dass es unzulässig war gerade jetzt die Konzentration zu verlieren. Als er das letzte Mal mit Naomi unterwegs gewesen war, war das eine völlig andere Sache gewesen, denn dort war es lang nicht so gefährlich. Ren folgte Naomi in die Gasse, welche außerordentlich unangenehm auf die beiden wirkte. Naomi beschrieb es schon gut damit, dass es hier wirkte wie in einem Krimi. Neben den Mülltonnen, waren auch hier Fenster eingeschlagen und sah Ren das richtig? Er machte einen Schritt an Naomi vorbei und ging in die Knie. Da war Blut… Aber wenn hier etwas passiert war, wie konnte es dann so schnell abgewickelt werden? Ein Stück weiter hinten lag ein wenig Absperrband und ein Schlagstock, der typisch für die ortsansässige Polizei war. „Finde nur ich, dass es hier so riecht, als würde etwas unter den Teppich gekehrt werden?“, flüsterte er in Richtung Naomi. Doch gerade als er sich weiter umsehen wollte, hörte Ren Schritte. „Mist…“, murmelte er und lief eilig auf Naomi zu, wo er ohne darüber nachzudenken das Mädchen einfach hochnahm und auf den Armen zu den Mülltonnen trug. Diese waren gerade so hoch genug, sodass Ren auf sie steigen und Naomi auf dem Dach des recht niedrigen Hauses absetzen konnte. „Leg dich hin.“, mahnte er, während auch er sich an der Wand hochzog und dann seinen langes, zerfranstes Tuch ausbreitete, um die Köpfe der beiden einigermaßen darunter zu verstecken. So sollte man sie zumindest kaum erkennen von unten… Gerade noch rechtzeitig oben angekommen, musste der Akuma sich ordentlich zurückhalten nicht zu schnaufen, weil das nicht wenig anstrengend war. Durch einen schmalen Spalt, den Ren unter dem Tuch offen gelassen hatte, konnten die beiden in die Gasse sehen, wo gerade erneut gewaltbereite Bandenmitglieder eintraten. Hatten sie die beiden gehört? „Vernichtet alle Beweise!“, sagte einer von ihnen. Ren erkannte jetzt erst, weil es recht dunkel war, dass das nicht die Bande von eben war, sondern die andere. Sie waren also tatsächlich hier unterwegs… und scheinbar Schuld an dem was hier passiert war. Was wohl passieren würde, wenn die andere Bande nun auf den Tatort stieß? Wenn sie sich gegenüber standen? Tatsächlich packten die Leute aber schnell die Sachen weg und vernichteten die letzten Beweise, bevor sie sich aufmachen wollten, um sich zurückzuziehen. Da sie sich die ganze Zeit unterhielten, war es nicht schwer all das herauszuhören… Ren blickte nachdenklich in ihre Richtung, während sie sich abwandten und auf den Weg machten… Wo war die Polizei so schnell geblieben? Wo trieb sich die andere Bande herum? War es gefahrlos ihnen zu folgen? Viele Fragen quälten Ren gerade und er musste ganz schnell eine Entscheidung treffen. Als sie sich ein kleines Stück entfernt hatten, flüsterte Ren Naomi zu: „Wir sollten nun denen folgen, um auch ihren Sitz herauszufinden…“ In dem Moment schnappte Ren jedoch noch einige sehr deutliche Worte auf: „…Bürgermeister… sind sicher…“ und einige Fluchworte, die sich in Kombination zu einer Art Drohung zusammenfügen ließen. Der Bürgermeister? Darauf sollten sie später zurückkommen, doch nun galt es erstmal diese Truppe zu beobachten, ihnen zu folgen und zu hoffen, dass die anderen nicht auftauchten. Während Ren sich vorsichtig aufrichtete und nachdem er sein Tuch wieder umgewickelt hatte, packte er Naomis Hand, um weiterzugehen. Dass er dabei unüberlegt seinen Stolz übergangen hatte, merkte er in dem Moment nicht einmal.

Erneut schade, dass Naomi keine Fähigkeit besaß, welche sie die Gedanken anderer verfolgen ließ. Die Entscheidung sich nun doch distanzierte zu verhalten schien allerdings die erhoffte Wirkung zu haben, er machte sich Gedanken darüber und das sogar in einem unerwarteten Ausmaß. Naomi allerdings fokussierte sich nun auf die Aufgabe, welche scheinbar das Einzige war, an das sie sich noch klammern konnte. In der Gasse allerdings schien alles nur noch merkwürdiger zu werden. Sie wirkte zu ordentlich für eine Gasse in der gerade noch ein heftiger Kampf gewesen war. Keine verletzten, keine großartig zurückgelassenen Dinge. Doch dann schien ihr Begleiter etwas entdeckt zu haben, er untersuchte etwas am Boden und schien damit auch nicht ganz so zufrieden zu sein, wie er es vielleicht sein sollte. Naomi verstand seine Verwirrung und seinen Frust darüber, dass sie hier scheinbar in eine Sackgasse gelaufen waren. Schritte kündigten an, dass sie scheinbar unerwarteten Besuch erhalten würden. Das blonde Mädchen, welches sich gerade nach den Schritten umdrehte merkte nicht wie ihr Begleiter auf sie zukam und erschrak deshalb ein wenig, als er sie einfach so hochhob. Es war sowieso etwas, was sie nicht von ihm gewohnt war, aber damit hatte sie kein Problem. Auf einem Dach wurde sie abgesetzt auf welches er ihr zügig folgte. Dieses ewige verstecken war echt anstrengend.
Unter seinem Tuch verdeckten sie ihre Anwesenheit und Naomi war wieder einmal nah zu ihrem Begleiter herangerückt. Hier fühlte sie sich wohl und sicher. Doch das war gerade von minderer Bedeutung. Sie konnte seine Anspannung fühlen, konnte hören, wie schwer es ihm fiel nicht laut zu atmen, er unterdrückte es regelrecht, was ihm noch mehr Anstrengung bereitete. Im Gegensatz zu ihm konnte Naomi allerdings nichts sehen, weshalb sie ganz die Augen schloss, sich leicht versteifte und angestrengt lauschte auf jedes Geräusch. Die Beweise sollten also vernichtet werden. Interessant. Doch schon schienen sich ihre Schritte wieder zu entfernen und Ren meinte, sie sollten ihnen folgen. Naomi murmelte etwas bestätigendes und öffnete ihre Augen. Es war Zeit den Weg fortzusetzen weshalb sie sich neben ihrem Begleiter aufrichtete. Dieser nahm sich ihre Hand. Moment mal! Das Kind blickte auf ihre Hand hinab, die sich in seiner befand. Dann sah sie nach oben zu ihm hinauf, war es das was er ihr sagen wollte? Kurz nickte sie und setzte sich mit ihm in Bewegung, um den Gestalten zu folgen, die vor Kurzem noch in der Gasse gewesen waren, um Beweise zu vernichten, die vielleicht zu etwas geführt hätten. Was war in dieser Stadt nur los?

Uuuund jetzt kam es an. Hatte er gerade wirklich intuitiv Naomis Hand genommen? Wie weich war er eigentlich geworden? War es nicht schon schwer genug mit seinem inneren Dämon zu ringen, um endlich die Entscheidung zu treffen das letzte bisschen Menschlichkeit zu bewahren oder zu verwerfen? Nein, er musste sich immer wieder mit diesen so unverständlichen Gedanken und Sorgen herumquälen, die ihn nicht nur von seiner Arbeit und seinem Weg abbrachten, sondern ihn auch hier teilweise in Gefahr bringen konnten, wenn er nicht bei der Sache war. Und obwohl er sich gerade fragte wie das hatte passieren können, bereute er es auch nicht wirklich. Das war mit Sicherheit eine Erfahrung die er machen musste, weil es ihm schlicht und ergreifend absolut fehlte…
Mit der zierlichen Hand des blonden Mädchens in seiner liefen die beiden gemeinsam durch die düsteren, unheimlichen Gassen dieser Stadt. Dass es gerade in einer solch großen Stadt mit so korrupten Dingen zuging, hatte Ren niemals geglaubt. Doch wenn es schon in Oak Town so war, wie war es dann an anderen Orten? Zum Beispiel in Oshibana? Es war kaum auszudenken, wie unangenehm es wäre davon zu wissen. Aber wenigstens lenkte ihn etwas ab, was den Hünen sogar kurz zu einem abrupten Stillstand führte. Ein fetter, eiskalter Regentropfen zerplatzte auf seiner Nasenspitze und trieb ihm eine Gänsehaut über den Rücken, dass er es kaum unterdrücken konnte sich ein wenig zu schützen. Doch dieser dicke Wassertropfen kam nicht allein, denn kaum wurde Ren einmal getroffen, fielen deutlich mehr davon auf ihn herab. Wie nett von Mutter Natur ihnen die ohnehin unangenehme Reise noch ein wenig zu erschweren… Seufzend blickte er kurz hinüber zu Naomi, welche sicher von dem Regen auch gleich Wind bekam, wenn es nicht sogar schon passiert war. „Hast du eine Kapuze? Oder brauchst du was?“, fragte er, wobei er sie nicht ansah, da es ihm unangenehm war danach zu fragen. Immer wenn es darum ging, dass er sich vor anderen die Blöße gab mitfühlend zu sein, schämte sich der kleine Ren so sehr, dass er die Personen nicht mehr angucken konnte. Niedlich, nicht? Ein freundliches Angebot würde wohl in nächster Zeit noch lange nicht über seine Lippen kommen, ohne dass er dafür in Verlegenheit geriet.
Naomi war sehr still geworden und der Hüne machte sich immer mehr Gedanken, wenn sich eine Situation so änderte. Was sie wohl dachte? Ob sie nun nie mehr mit ihm auf eine Quest gehen würde? Was konnte er schon dafür, dass er nicht ein Mensch für solche Dinge war? Es war zu schwer… Viel zu schwer… Wie konnte man so etwas voraussetzen? Und warum zur Hölle machte er ihr Vorwürfe, ohne überhaupt zu wissen was in ihrem Kopf vor sich ging? Entnervt wuschelte sich der Hüne durch seine Mähne und seufzte leise, wobei er völlig vergaß, dass er eben nicht gerade allein war. Aber egal… Sie hatten ja zu tun… Sie waren auf der sehr auffälligen Spur einiger Verbrecher, die ihnen wohl kaum entkommen konnten, wenn sie die ganze Stadt mit Parolen und Zerstörung straften…
Nach einer Weile Marsch wurde es langsam ruhiger und Ren und Naomi kamen wieder in einem der stadtinneren Viertel an. Immerhin waren sie hier ein wenig sicherer und er musste sich weniger Sorgen um ihre Position machen. Allerdings wurden sie hier auch vermutlich öfter gesehen von wem auch immer, der sie lieber nicht sehen sollte, weshalb es vielleicht besser war in die ausgemachte Rolle zu schlüpfen… Nein, so lang sie niemand sah, würde Ren sicher nicht über das Kind herfallen! … Egal. Es dauerte wieder ein Stück, dann befanden sich die beiden vor einem riesigen Gebäude, bei dem sich die Spur der Rowdies verloren hatte. „Der verrückte Ochse“ schrie sie ein riesiges, leuchtreklamenmäßiges Schild an, das wirklich schwer zu übersehen war. Aber es war auch ordentlich versifft. „Mist… Eine Kneipe? Dann gehen die doch nur saufen…“ Warum Ren das so reizte? Sie waren nun schon so lange hin und her gejagt wurden, dass die Zeit begrenzter wurde und die beiden sich auch irgendwann einmal zurückziehen müssten. Wenn sie bis ins Morgengrauen den Leuten nachliefen, machten sie sich noch verdächtiger als sie ohnehin waren. Und dass man Augen auf sie hatte, ahnte Ren irgendwie. Schon allein wenn er an das Attentat auf Naomi dachte, welches sich direkt nach ihrer Ankunft abgespielt hatte. „Das ist nicht nur eine Kneipe…“, hörte Ren eine verrauchte Stimme aus einem Stück weiter weg. Er hatte doch geflüstert, wie hatte man ihn gehört? Ein wenig Panik keimte in dem Hünen auf, als er sich danach umdrehte und Naomis Hand fester nahm. Es wäre ihm deutlich lieber gewesen unentdeckt zu bleiben… „Keine Panik… Ich bin auf eurer Seite.“ Das klang schon mal gut, für jemanden, der nicht wusste auf wessen Seite sich die Blue Pegasus Magier befanden. Ren zog Naomi hinter sich her in eine Gasse bei der Kneipe, in der sich ein Mann an eine Mauer lehnte. Er war komplett schwarz gekleidet und unter einem riesigen Hut konnte man auch sein Gesicht nicht erkennen. „Was hält mich davon ab Zeugen wie Sie zu beseitigen?“, sagte der Hüne ziemlich angespannt, wobei sein zorniger Gesichtsausdruck seinen Worten Nachdruck verlieh. „Informationen und ein geschlossenes Maul…“ Ein Grinsen blickte unter dem Hut hervor. „Natürlich gegen ein gewisses Entgelt…“ Was auch sonst? Um was ging es sonst, wenn nicht um Geld? Ren wühlte in seiner Tasche und holte das letzte Bisschen hervor, das er überhaupt noch hatte. Natürlich wollte er sich vor einem Fremden nicht die Blöße geben Naomi nach Geld zu fragen! Er drückte es dem Kerl erwartungsvoll in die Hand. Was steckte noch hinter dieser Kneipe?

Es begann zu regnen, wieso begann es zu regnen an einem solchen Zeitpunkt? Wollte sich das Wetter vielleicht Naomis Laune anpassen? Doch genau dieses Wetter sorgte dafür, dass sie wieder die fürsorgliche Seite Rens zu fühlen bekam. Ob sie eine Kapuze hatte? Dass an ihrem Kleid eine Stoffkapuze war konnte man sehen, dass diese aber gegen den Regen kaum etwas ausrichten konnte, war genau so deutlich. Leicht lächelte sie und drückte sich dann kurz an seine Seite: "So lang du da bist brauche ich sowas nicht, der Regen stört mich nicht", damit rückte sie wieder von ihm ab, immerhin musste man ihn ja nicht unnötig bedrängen, er war so schon total von der Rolle. Nun lief sie weiter neben ihm her, hielt seine Hand fest in der eigenen und folgte mit ihm der Zerstörung der Bande bis zu einem Pub oder einer Bar oder wie immer man dieses komische Ding nennen wollte. Die Leute, welche sie suchten waren wohl darin, machten sich wohl einen schönen Abend oder neue Pläne, vielleicht beides und sie waren hier draußen und konnten nichts davon hören oder sehen. Ren schimpfe schon darauf und sie lehnte sich ein wenig gegen ihn. Er sollte deswegen nicht gleich in Rage geraten, das waren diese Flachhirne gar nicht wert. Doch wie auf Kommando erklang einer andere Stimme.
Sie konnte fühlen wie Ren ihre Hand fester packte. Warum hatte er immer solche Angst um sie, sie konnte doch in der Tat einiges ab und das hatte sie schon oft bewiesen. Als er sie auch noch hinter sich schob, weil dort in der Gasse scheinbar jemand stand und sie beobachtete rollte sie leicht mit den Augen. Sie drückte sich ein wenig an seinen Rücken und flüsterte: "Ach Ren so klein bin ich doch gar nicht", während er sie in die Gasse mitnahm sah sie den Vermummten an. War klar was der wollte, Geld, für Informationen und bevor Naomi etwas sagen konnte hatte Ren auch schon mit Geld herausgerückt. Der Kerl zählte es und meinte dann: "Also in der Bar haben die Leute da einen privaten Bereich wo sie sich treffen und keiner einfach so rein kann." Das war die Super Info? So etwas hätte man sich auch so schon denken können. So Kneipen hatten oft Räume für Stammtische oder dergleichen. "Es wäre unklug von euch da rein zu gehen", fügte er seiner Erläuterung hinzu. Nun schob sich Naomi doch hinter Ren hervor, stellte sich aber nah vor ihn hin, damit er sie nicht in einer Beschützeraktion wieder sofort zurück zog: "No shit Sherlock! Ich dachte die bereden ihren Quatsch öffentlich vor jedem Gast, kannst du nicht irgendwas rausrücken was uns wirklich hilft?"
Ein wenig verblüfft sah der Mann das Mädchen an, fing sich aber recht schnell wieder. "Das ist alles, was ihr für diesen Pries bekommt, immerhin bringe ich mein Leben damit in Gefahr." Naomis Gedanken waren dahingehend recht eindeutig. Es war auch gefährlich ihr auf die Nerven zu gehen. Doch gut, wenn er mehr brauchte, sollte er mehr haben. Aus ihrer Tasche zog sie nun noch eine kleine Summe Geld, sie war der Meinung, man musste diesem Wegelagerer nicht alles in den Rachen werfen. "Und jetzt raus mit der Information oder ich hole sie mir auf anderem Wege", ja, sie war angespannt, eigentlich wollte sie diesen Ort sofort verlassen, sich wieder Nachts an Ren kuscheln und beten das am nächsten Morgen wieder alles normal war. Doch das würde es nicht sein und das setzte sie etwas unter Stress. "Man was ist mit den Kindern heut zu Tage los, mach mal was, dass deine kleine Freundin entspannter wird", meine er und nahm etwas Abstand ein, dann räusperte er sich: "Der Schlüssel ist der Bürgermeister, hängt euch mal an den dran, dann kommt ihr sicher weiter."

Als Naomi sich an Ren drückte und ihm versicherte, dass er sich keine Sorgen um sie machen musste, mit einer Aussage, die ihm erneut schleierhaft war, war der Hüne schon ein wenig beruhigt. Ihre schlechte Stimmung schien sich wieder gelüftet zu haben und sie wirkte erstaunlich entspannt. Er musste ein erleichtertes Seufzen zurückhalten, um nicht öffentlich zu zeigen, dass er sich um sie gesorgt hatte, aber das beruhigte ihn zugegebenermaßen ungemein…
Nachdem Ren seinem Unmut über diese Bude Ausdruck verliehen hatte, wurden sie kurz darauf von einem sehr ominösen und verdächtigen Typen in einer Gasse angesprochen, der Ren gegen sein letztes Bisschen Geld ein paar Informationen geben wollte. Als Ren seine Begleiterin hinter sich versteckt hatte, beschwerte diese sich scheinbar ein wenig amüsiert, darüber, dass sie alt genug wäre und er das nicht immer tun müsste. Sicherlich wusste er das auch, aber irgendwie konnte er das nicht so leicht abstellen. Nach dem was ihr am vergangenen Morgen passiert war, wollte er sie nicht unbedingt noch einmal aus den Augen lassen. Er sagte nichts dazu, nickte nur stumm und hörte dem Kerl genauer zu, der sie angesprochen hatte. Das Erste was er von sich gab, war etwas womit Ren eigentlich schon grob gerechnet hatte, doch nun hatten sie Sicherheit, dass die Typen sich in einem abgeschotteten Bereich befanden. Dass sie nicht reingehen sollten, hatte Ren sich auch denken können, denn da waren so viele aggressive Bandenmitglieder, dass er sich da nicht unbedingt zu zweit mit Naomi hinein stürzen wollte. Er nahm dies jedoch relativ gelassen auf, ganz im Gegensatz zu seiner scheinbar gereizten Begleiterin. Diese reagierte sehr ungehalten auf die wenigen undurchlässigen Informationen. Ren hatte geahnt, dass da nichts Handfestes bei rauskommt, da er selbst ganz genau wusste, wie solche Abzocke funktionierte. Eigentlich wollte er sich mit dem Kerl etwas subtiler anlegen, doch wenn Naomi es so wollte, dann würde er das unterstützen. Als er meinte, dass er für den Preis nicht mehr erzählte, weil er ja Kopf und Kragen riskierte, konnte Ren sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ist das Ihr ernst? Mir Informationen unter die Nase reiben für Geld und dann sagen, es würde ja um Leben und Tod gehen?“ Da konnte sogar Ren nicht ernst bleiben und der Mann warf ihm einen strengen Blick zu, den er aber auch nur mit einem Lächeln einfing. Sowas aber auch… Naomi gab dem Kerl tatsächlich noch etwas Geld, was Ren mit einem dankbaren Grinsen annahm und sich dann wieder an den Mann wandte. Wie er dann jedoch reagierte, änderte die Stimmung des Hünen schlagartig. Nicht ohne Grund nahm der Kerl Abstand als Ren ihm einen tödlichen Blick zuwarf. Dass ihn das Wort Freundin ein wenig aus der Fassung gebracht hatte, überspielte die Tatsache, dass er Naomi beleidigt hatte zum Glück, da er dadurch zornig geworden war. Was er sagte, war jedoch tatsächlich nützlich. Rens Ahnung hatte scheinbar ins Schwarze getroffen, denn schon das zweite Mal, dass dieser Mann ins Gespräch kam. „Tz.“, brachte er ein wenig schnippisch hervor. „Pass lieber auf. Verärgere nicht die Hand, die dich füttert.“, knurrte er den Vermummten bedrohlich an. Und schon war jegliche Höflichkeit von zuvor in einem Moment verflogen und Ren bedrohte den Mann, der ihm Informationen gegeben hatte. Doch das war nun irrelevant, denn damit waren sie fertig. Dann wandte er sich an Naomi und drückte ihre Hand. „Wir gehen. Ich habe genug gehört. Danke, Fremder.“ Nun hatte Ren wenigstens einen Plan. Den Bürgermeister würden sie vor dem nächsten Morgen nicht antreffen, aber sie wussten nun wo beide Banden saßen, woher sie Informationen bekamen und das war schon ein guter Lohn für die Nacht. So langsam wurde Ren auch wieder müde und wenn sie bis zum Vormittag wieder aus den Federn wollten, sollten sie sich am Besten jetzt ausruhen. Als sie ein Stückchen von dem Mann weggegangen war, setzte Ren ein schelmisches Grinsen auf und guckte Naomi an. „Ich habe beschlossen, dass wir nun aufs Zimmer gehen und nochmal etwas Schlaf vortanken, damit wir am Vormittag dem Bürgermeister auf die Nerven gehen können.“ Was das zu bedeuten hatte? Ren war scheinbar nicht ganz Herr seiner Sinne und etwas überdreht, denn er schnappte sich Naomi und warf sie sich über die Schulter. „Der Mann hat ja gesagt ich soll dir Manieren beibringen~…“, sagte er lachend und lief in Richtung ihrer Herberge.

Irgendwie war von einem Moment auf den anderen wieder alles anders. Scheinbar war sie wieder lieb und knuddelig und nun war auch er wieder lieb und knuddelig. Auf seine Weise eben und sie auf ihre. Dennoch war es irritierend, wie schnell diese Laune zwischen ihnen umschlug. Eigentlich war wohl ihrem Informanten dafür zu danken, denn er war etwas oder eher jemand gewesen, den sie beide nicht besonders leiden konnten und weswegen sie sich gegen ihn verbündeten. Nun eigentlich waren sie schon verbündet, aber da waren sie wirklich einer Meinung gewesen. Jetzt allerdings hatte sie wohl ein anderes Ziel, jetzt gingen sie zurück zur Herrberge. Zumindest wenn sie Rens Worten glauben sollte, würden sie noch etwas schlafen und dann am Vormittag den Bürgermeister besuchen. Moment sie würden noch etwas schlafen? Ob sie dann mit ihm kuscheln konnte? Nun sie wollte es sehr gerne, aber es war klar er mochte das überhaupt nicht. Okay überhaupt nicht war vielleicht auch etwas übertrieben, das merkte sie, als er sie plötzlich über die Schulter warf und neckend meinte, er müsste sie erziehen. Jetzt wurde Naomi leicht rot. Wieso? Sie war sich nicht ganz sicher, aber das was er sagte, hatte einen sehr zweideutigen Klang und irgendwo in ihrem Magen machte sich ein komisches Gefühl breit. Die äußerliche Reaktion war eben Erröten.
Jetzt über seiner Schulter war sie ihm wieder nahe, fühlte sich wieder etwas wohler. Auf ihrer ersten Quest hatte er sie auch so getragen und es war in Ordnung gewesen. Doch ihr Herz schlug nun schnell, mit aller Kraft und sie wusste wieso dem so war, aber ob sie dies jetzt gerade hinnehmen wollte. Bei jemandem, der sie wahrscheinlich niemals so betrachten würde. Weil sie doch nur ein kleines Mädchen aus seiner Gilde war? Nein das war der Seraphim Grund, dieser wollte sie nicht, weil sie klein war. Bei Ren war es eine generelle Scheu vor Menschen und Nähe. Er hatte Angst, weil er verlassen oder verletzt werden konnte, er war wahrscheinlich schon schwer verletzt worden. Vorsichtig strich sie mit den Händen über seinen Rücken, ein Rücken auf dem nicht nur die Last ihres Gewichtes lastete, sonder scheinbar auch eine Menge Sorgen. Als sie dann allerdings in die Nähe des Gasthofes kamen bestand Naomi darauf heruntergelassen zu werden, was nicht bedeutete, dass sie sich nun wieder von ihm entfernen würde. Immerhin war sie für die Menschen dort drin seine Freundin. Etwas was sie an dieser Quest besonders mochte, aber leider Gottes nicht ausnutzen konnte.
Dennoch, sich an seine Seite zu kuscheln und den Arm um ihn zu legen, war besser als einiges was sie heute erlebt hatte und weitaus besser, als von ihm getrennt zu sein. An seiner Seite betrat sie das Gebäude, welches ihnen als Schlafplatz diente, die Räume und Gänge waren bis auf den Inhaber, der scheinbar die Nachtschicht machte leer. Naomi kannte inzwischen den Weg in ihr Zimmer recht gut, weshalb sie ab und an im Gehen einfach die Augen schloss und sich auf die Führung ihres Begleiters verließ. Ob es wirklich so war, wenn man diese eine Person für sein Leben gefunden hatte, dass man sich blind von ihr führen ließ, weil man den Weg auch ohne Augen vor sich sah? Was für ein Schwachsinn, man sollte sich von keinem blind leiten lassen, denn das konnte immer Gefahren bergen und dennoch, das Mädchen sah zu ihrem Begleiter hinauf und lächelte kurz, einen Weg zu ihm, würde sie auch blind noch finden.

Wenn Naomi nicht ganz so niedergeschlagen war, konnte Ren deutlich besser mit ihr umgehen. Er hatte große Probleme damit Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, weshalb es ihm sehr schwer fiel darauf einzugehen, wenn es beispielsweise Naomi schlecht ging. Obwohl er mit allem Willen der Welt dafür sorgen wollte, dass es ihr gut ging, gab es Dinge, an denen der Hüne einfach nicht rütteln könnte, egal wie sehr er wollte. Da musste er sich eingestehen, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab, als es hinzunehmen und das machte ihn natürlich selbst auch stinkig. Nun wo es Naomi aber scheinbar wieder besser ging, konnte auch Ren wieder besser mit ihr umgehen und ein wenig herum blödeln. Der riesige Magier warf sich das Mädchen einfach lachend über die Schulter und wollte sie so nach Hause tragen. Er mochte das. Auch wenn er den näheren Kontakt mit anderen ablehnte, war er doch hin und wieder auch für einen Spaß zu gebrauchen und er konnte es eben doch nicht überspielen, dass es ihn freute, dass sie besser drauf war. Natürlich würde Rens Welt niemals ausnahmslos lieb und knuddelig sein, doch der Hüne bemühte sich die Sonne zumindest ein bisschen mehr strahlen zu lassen. Ren würde Naomi vermutlich, selbst wenn er wollte, niemals das geben können, was sie sich wünschte, aber er sah es als seine Aufgabe an sie von dieser Sache abzulenken und trotzdem eine für beide annehmbare Beziehung zueinander aufzubauen…
Als sie kurz vor dem Wirtshaus waren, in dem sie nächtigten, bestand Naomi darauf, dass er sie wieder herunterließ, was er natürlich auch machte. Dass es für sie bis dahin in Ordnung war, hatte er gemerkt, aber er würde keine Grenze überschreiten, wenn sie das nicht wollte. Naomi schien nicht vergessen zu haben, dass sie hier als Pärchen fungierten, damit niemand von ihrer Aufgabe Wind bekam, doch Ren hatte das einen Moment lang ausgeblendet, weshalb er ein wenig verwundert war, als Naomi sich an ihn kuschelte. Es fiel ihm jedoch recht schnell wieder ein und so oder so hätte er es mit Sicherheit auch hingenommen. Er lächelte seiner Begleiterin zu und man konnte ihm ansehen, dass er mit der Leistung zufrieden war, die sie in dieser Nacht erbracht hatten…
Als sie dem Inhaber über den Weg liefen, der die Nachtwache übernommen hatte, lächelte er den beiden zu. Natürlich reagierte normalerweise so niemand auf Ren, doch wenn es darum ging, dass er eine bezaubernde kleine Freundin hatte, dann sahen in ihm auf einmal alle Menschen ein Engelchen. Waren Menschen tatsächlich so von solchen Dingen einzunehmen? Vermutlich hätte Ren Naomi die Zunge in den Hals stecken können und alle rundherum hätten eine Runde „Awwww“ gemacht… Abe das würde er nicht tun. Nicht nur, weil er es selbst ablehnte, sondern weil er wusste, dass er dann mit den Gefühlen des Mädchens spielte und das hatte er definitiv nicht vor. Ein Blick in Richtung seiner Begleiterin ließ den Hünen erahnen, dass sie recht müde war. Zumindest schien sie sich sehr auf seine Führung zu verlassen… Da kam Ren der Gedanke, dass sie ja, abgesehen von dem Inhaber, an dem sie ohnehin schon vorbeigekommen waren, niemand mehr sehen würde… Kurz überlegte er, dass er sie ins Bett tragen könnte, dann wurde ihm aber bewusst, dass solche Aktionen sehr zweideutig wirken könnten, weswegen er peinlich berührt von diesem Gedanken abließ. Stattdessen hielt er seiner blonden Begleiterin die Zimmertür auf und ließ ihr den Vorrang im Badezimmer. Viel zu erledigen, hatte er als Mann dort ohnehin nicht. Um Naomi einen Gefallen zu tun, machte er das Bett zurecht, bevor er sich selbst umzog. Sicher wollte sie so schnell wie möglich schlafen, so müde wie sie eben aussah… Der, leider Gottes, recht schamlose Riese hatte sich mal wieder völlig unüberlegt bis auf die Unterwäsche ausgezogen zum Schlafen und warf einen Blick aus dem Fenster, bevor er sich dann ins Bett legte… Diese ganze Situation passte ihm nicht und er wollte nicht, dass noch mehr Menschen starben. Nur wegen dieser skrupellosen Banden… Nun wo Ren langsam begriff wie viel das Leben einiger Menschen, selbst abgesehen von seiner Person waren, gefiel ihm der Gedanke auf einmal nicht mehr, dass jedem Menschen hier in der Stadt ein unschönes Schicksal drohte… Es wurde Zeit, dass sie der Sache richtig auf den Grund gingen und dazu würde er dem Bürgermeister, wenn es sein musste, sogar mit Gewalt auf den Zahn fühlen…