"Natürlich ist das mein Ernst", wiederholte Shizuka mit verstellter Stimme, die wohl der von Emaru ähnlich sein sollte und eine ordentlichen Portion an Spott war auch mit drinnen. "Oh man, ich nehme mein Kompliment zurück. Deine Augen sind zwar schön, aber da du scheinbar blind bist, macht es sie dadurch zu Schrott", dabei erhob sie sich leicht vom Stuhl und zeigte auf das Symbol ihrer Gilde, dass sich an ihrem Bauch befand. Sicher konnte er es nicht sehen, wenn sie saß, jedoch trafen sie sich schließlich draußen und waren den ganzen Weg bis hierhin gelaufen. Gemustert wurde sie dabei oft recht von dem Weißhaarigen. Das schwarze Tattoo auf ihrer hellen Haut sollte wirklich schon auffällig genug sein. Shizuka schloss daraus zwei einfache Möglichkeiten. Entweder dieser Typ scherte sich einen feuchten Dreck um die Magierin, oder er war einfach nur ein unaufmerksamer Tölpel. Sie entschied sich für letzteres und lachte Emaru erstmal aus. Eigentlich war dieser Junge unglaublich, so lange gegen Shizuka zu bestehen. Sie so lange zu ertragen vermögen wirklich nur wenige Menschen. Vor allem hatte er bis jetzt noch immer seine Nerven behalten. In der Gilde hätte man sie schon längst mit Stühlen und Keulen gejagd, aber der Weißhaarige blieb ruhig. Wirklich sehr beeindruckend. Die Dragonslayerin ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und lehnte sich gemütlich zurück, starrte Emaru aus ihrer Position heraus an und hatte immernoch dieses spöttische, überlegene Lächeln auf den Lippen. Als hätte sie eine jämmerliche Witzfigur vor sich sitzen, einen armseligen Narren. Ob er diesem Blick wirklich lange widerstehen konnte, ohne seine Ruhe zu verlieren?
Schließlich wurde er von der Bedienung gerettet, die auch sehr höflich nach der Bestellung fragte. "Die Kellnerinnen werden heutzutage aber auch immer fetter ...", kam erstmal der dreiste Kommentar der frechen Dame. "W ... Was fällt ihnen ein??", kam es beleidigt von der hübschen Frau, doch war Shizuka wohl noch nicht fertig. Sie wedelte amüsiert mit der Hand und sprach weiter. "Mach dir mal keine Sorgen, Schätzchen ...", ihr Finger deutete sogleich auf Emaru, bevor sie fortfuhr. "... siehst du wie er dir auf die Möpse glotzt? Es gibt auch noch Menschen die auf dicke Vogelscheuchen stehen ... aber ich habe bei einem trottel vom Dorf auch nichts anderes erwartet. Sein Geschmack was Mädchen angeht ist wohl auf dem selben Level wie sein Geschmack für Mode ...", kam es trocken und kalkulierend aus dem Munde der Magierin. Ohne Gnade oder Mitgefühl knallte sie ihre Fakten auf den Tisch. Die Kellnerin, die alles andere als dick war, sogar eine der hübschesten Frauen in der Stadt war wirklich außer sich. Für einen Moment hatte sie nur den Mund offen und starrte diese rotzfreche Göre, nein, diesen Dämon in Menschengestalt völlig fassungslos an. Plötzlich ging die Wut mit der Blondine durch. Sie tat das, was Emaru sich schon die ganze Zeit verkneifte, um an seine Informationen zu kommen. Sie rastete aus!
"Hey ... du hast gerade deinen Stift ...", meinte Shizuka, während sie etwas zurückwich. Der Stift landete nur in Einzelteilen auf dem Boden. "... w ... was hast du vor ...?", die Dragonslayerin schluckte und rutschte noch ein gutes Stück mit ihrem Stuhl nach hinten. "Was ist mit dem Motto: Der Kunde ist König??" ... "Hallo?! Hilfe??", wahrscheinlich würde die Bedienung sich gleich wie eine wütende Bestie auf die arme Shizuka stürzen, aber sie hatte es wohl nicht anders verdient, oder war Emaru da etwa anderer Meinung ... ?

Der Spott des jungen Mädchens würde an dem jungen Emaru abprallen wie ein Felsen an einer Glasscheibe. Glücklicherweise saß aber nicht Emaru vor ihr, es war Shi, und dieser wusste, sich zu beherrschen. Auch wenn es eigentlich er war, den man für Wutausbrüche kannte, so hatte er doch gelernt, sich zurückzuhalten, wenn es nötig war. Auch wenn er es bevorzugte, alle Wesen um ihn herum zu vernichten, so wusste er doch, dass er die Informationen brauchte, die das Gör ihm über Fairy Tail geben würde, wenn er sich geschickt anstellte.
Shizuka erklärte inzwischen, warum sie so auf seine Frage reagiert hatte, und er musste ihr recht geben; es musste wirklich seltsam wirken, dass er das nicht gemerkt hatte. Allerdings hatte er auch darauf geachtet, ihren Körper mit möglichst wenigen Blicken zu würdigen, schließlich war ihre Kleidung, so wie die Platzierung ihres Gildenzeichens auch, in jeder Hinsicht absolut stillos. Als wäre das einzige Ziel, das dieses Mädchen hatte, Menschen in ihrer Umgebung dazu zu bringen, sie anzugaffen. Bei ihm funktionierte das jedoch nicht, sie war doch nicht anders als alle anderen Fairy Tail Magier, ungehobelt und ohne jede Eleganz. In ihrem Stuhl zurückgelehnt starrte sie ihn an, mit dem spöttischsten Blick, den man sich nur vorstellen konnte. Als würde sie ihn mit voller Absicht provozieren wollen. Dieser Versuch wurde jedoch in dem Moment unterbunden, in dem er bemerkte, dass man sie belauschte. Dies schien Shizuka nicht zu bemerken, auch wenn ihr die Kellnerin in den Blick und somit auch ins Kreuzfeuer geraten war. Zuerst einmal wurde sie als fett bezeichnet, was nun wirklich nicht der Wahrheit entsprach, und dann hieß es, er würde auf ihre Brust starren. Das Gesicht des Weißhaarigen lief ein wenig rot an, scheinbar aufgrund der Peinlichkeit dieses Moments, in Wahrheit wurde Shi aber langsam aber sicher ziemlich wütend. Es war ihm ziemlich egal, was andere Leute sagten, bloßgestellt zu werden konnte er ertragen, aber wenn man nach so vielen Beleidigungen auch noch mit ungerechtfertigten Anschuldigungen konfrontiert wurde, machte ihn das rasend. Im Gegensatz zu der Kellnerin beherrschte er sich jedoch. Wer sich so leicht provozieren ließ, der gehörte eindeutig nicht in ein Lokal, zumindest nicht als Bedienung. Immerhin verlangte dieser Beruf, mit Gästen gut umgehen zu können, und wenn man nach nur zwei Beleidigungen, so gemein sie auch sein mochten, so ausrastete, gehörte man nicht in die Wirtschaft. Denn mehr als zwei Beleidigungen hatte es für die Blondine nicht gegeben - der Rest des Satzes war auf ihren Begleiter gemünzt. Tatsächlich begann sie, ihren eigenen Stift zu zerquetschen, was ihr auch ziemlich gut gelang. Die Einzelteile fielen zu Boden, und ihre Wut wurde so sichtbar, dass Shizuka tatsächlich etwas kleinlaut und ziemlich ängstlich wurde. Ein kurzes "Tse..." entwich den Lippen des Magiers, ehe er aufstand. Natürlich hatte die Göre nichts anderes verdient, und wenn eine Kellnerin sich so schnell aufregte, dann verdiente sie es, die Folgen zu tragen, aber einen Streit konnte er sich nun wirklich nicht antun. Seine Nerven waren schon ausreichend angespannt, und ehe die Leute, die gerade hereingekommen waren und ihnen komische Blicke zuwarfen, auch noch an den Tisch kamen, sollte er doch verhindern, dass es hier noch lauter wurde. Soweit der Plan. Unglücklicherweise vernichtete die Eismagierin all das mit ihrem lautstarken Schrei um Hilfe, der Shi nun wirklich nicht gefehlt hatte. Er stieß seine Hände auf den Tisch, um sich die Aufmerksamkeit der Arbeiterin des Eiscafés zu erschleichen, und sagte dann mit einem nicht unbedingt freundlichen, aber in jedem Fall beruhigenden Lächeln: "Es tut mir wirklich Leid, meine Begleiterin hier weiß einfach noch nicht so richtig, wie man sich verhält. Sie müssen das verstehen, sie ist Mitglied bei Fairy Tail." Den zweiten Satz hatte er mit einem Grinsen ausgesprochen, das verachtend wäre, hätte Shi seine Mimik nicht so gut unter Kontrolle. "Ich möchte sie als die vernünftigere Dame doch darum bitten, Verständnis zu zeigen, immerhin haben sie sich von einem Kind provozieren lassen. Denken sie mal nach, welche Auswirkungen das auf ihre berufliche Zukunft hätte. Ich würde mich wirklich nicht wohl fühlen in dem Wissen, dass ich wegen meiner Einladung Schuld war, dass eine so wunderschöne Frau wie sie ihren Job verliert." Inzwischen hatte sich sein Gesicht dem ihren etwas genähert, und sein Gesichtsausdruck war der beruhigenste, den er kannte. In seinen Augen spiegelte sich sein gesamtes können als Verführungskünstler, und scheinbar funktionierte es, denn die für ihn vollkommen bedeutungslose Kellnerin war errötet und hatte sich stark beruhigt. Zeit, den Moment zu ruinieren. "Und ich habe ihnen natürlich nicht auf die Brüste gestarrt, werte Dame. Wenn sie nun die Bestellung der jüngeren Dame aufnehmen würden, wäre das sehr freundlich." Damit setzte er sich wieder und nahm die Eiskarte. "Was nehmen wir denn heute...?"

Shizuka machte sich schon darauf gefasst diesen Ort abzuschreiben und mit allem was ihre Beine hergaben zu verduften, jedoch entwickelte sich die Situation am Ende anders, als die Dragonslayerin es erwartet hatte. Dieser Emaru wickelte das einfältige Mädchen förmlich um den Finger, streichelte ihr Ego mit schönen Worten. Nebenbei waren ohne besonders viel Fantasie noch recht abfällige Anspielungen über Fairy Tail und Shizuka selbst heraus zu hören. Die Bedienung jedoch fraß ihm förmlich aus der Hand, würde ihm bestimmt auch noch ihre Addresse hinterlassen oder etwas ähnliches, damit sie sich mit ihm treffen konnte. Wie naiv diese Leute doch alle waren. Als würde Shizuka auf solch billige Anmachen auch nur ansatzweise anspringen. Selbst wenn, würde der erbärmliche Aufzug des Weißhaarigen schon dafür sorgen, dass er eine ordentliche Abfuhr bekäme. Irgendwie erinnerte Emaru die Magierin ein wenig an die Gerüchte, die sie über Blue Pegasus hörte. Angeblich eine Bande von Frauenhelden und Aufreißern ... wahrlich charmante Burschen sollen es sein. Sie wussten wie man eine Dame behandelte. Aber wussten wahrscheinlich nicht einmal im entferntesten wie man eine ordentliche Feier veranstaltet, oder ein Haus in Schutt und Asche legt. Was kämpferische Begabung angeht, munkelt man, dass sie wohl noch unter der von Lamia Scale standen ... sozusagen eine Bande von Frauenhelden, die jedoch nichts auf dem Kasten hatte. Bei dem Gedanken bildete sich wieder ein Schmunzeln auf den Lippen der Dragonslayerin. Ob die Typen von Blue Pegasus auch so wie Emaru drauf waren? Bloß halt mit besserem Outfit? Dieser Emaru war wahrscheinlich nur ein gewöhnlicher Aufreißer ... auch wenn er mit dem Stil seinen Kollegen sicherlich unterlegen war. Es soll wohl auch Frauen geben, die so etwas gut fanden. Menschen die in einer niederen Position standen, wie zum Beispiel eine junge, naive, blonde Kellnerin. Genau das richtige Kaliber für den Weißhaarigen, fand Shizuka. Aber wo war sie bloß mit ihren Gedanken. So vertieft, hatte sie garnicht bemerkt, dass Emaru und die Kellnerin wohl nur noch auf ihre Bestellung warteten. Wie lange sie wohl in Gedanken versunken war? Wie auch immer. Es war der jungen Frau eigentlich ziemlich egal, ob die sie warten mussten. Hätten in der Zeit auch einfach gehen können, so war es nicht. Es bedeutete nur, dass sie irgendetwas von ihr wollten. Achja, richtig. Eis. Sie sollte sich ein Eis bestellen.
Um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken und vor allem um sich selbst wieder etwas aus ihren Gedanken zu reißen, haute die Dragonslayerin mit der Faust auf den Tisch. "Der größte und teuerste Eisbecher, den dieser Laden zu bieten hat!", befahl sie, ohne ein einziges Mal auf die Karte geschaut zu haben. Besonders wählerisch schien die Magierin jedenfalls nicht zu sein, was das Eis anging, schließlich bestellte sie etwas völlig unbekanntes. "Und er, nimmt übrigens dasselbe!", fügte sie noch hinzu, wobei sie natürlich auf Emaru deutete. Ob dieser wohl etwas dagegen einzuwenden hatte? Wahrscheinlich hatte der weißhaarige Junge schon längst etwas bestellt, was Shizuka bloß nicht mitbekommen hatte, weil sie mit den Gedanken ganz woanders war ...

Emaru stöberte gerade die Eiskarte durch, als Shizuka auf den Tisch hämmerte und ihre Bestellung aufgab. Ja, sollte sie bloß all ihr Geld für Eis ausgeben, er würde doch etwas anderes nehmen. Ah, da war doch etwas preiswertes, und lecker sah es ebenfalls aus... Einen Moment. Was hatte sie eben gesagt? "Und er nimmt übrigens dasselbe", oder etwas in der Art. Fix blätterte er zu besagtem größten und teuersten Eisbecher, und als sein Blick auf die Kosten fiel, setzte sein Herz einen Moment aus. "Moment Mal! Das möchte ich über-...", rief Shi laut aus, ehe er merkte, was er da machte, und wieder ruhig in seinen sank, wobei er noch murmelte: "...-haupt nicht..." Es war bereits viel zu spät, die blonde Kellnerin war seit über einer Minute nicht mehr da gewesen. Vielleicht hätte er sich den letzten Teil seiner Rede sparen sollen, dann wäre sie wohl noch geblieben, vielleicht sogar um mit ihm zu flirten... Aber sie war so naiv und unbedeutend, es war nicht Shis Stil, mit ihnen zu spielen, er packte sie lieber in sein Netz und fraß all ihre Hoffnungen. Das war ja wohl um einiges stilvoller. Mit der kleinen Magierin wollte er diesen Zirkus aber nun wirklich nicht abziehen, auch wenn sie ihm persönlich noch weniger bedeutete als die nervige, fehlorientierte Kellnerin von zuvor. Inzwischen war auch seine Überzeugung ins Wanken geraten, dass ihre Informationen wichtig waren - so viel Zehren an seinen Nerven und dann noch die kosten für das Eis, das war es einfach nicht wert. Aber wo er schon einmal so weit gekommen war, so viel auf sich genommen hatte, konnte er doch nicht mit leeren Händen zurückkehren. Also seufzte er einmal kurz über das verlorene Geld und wandte sich wieder seiner Begleiterin zu. "Du bist also bei Fairy Tail. Wie ist es da so? Ich habe gehört, das dort wirklich starke Magier sein sollen... eine wirklich beeindruckende Gilde, sagt man." In seinen Augen spiegelte sich das Interesse wieder, das ein Fan besagter Gilde sicherlich nicht stärker ausdrücken konnte, und seine Körperhaltung war in erwartender Spannung: Leicht nach vorne gelehnt, Augenkontakt, freudiger Gesichtsausdruck. Gott, wie es ihm dieses Mädchen erschwerte...

Emaru wirkte ziemlich enttäuscht darüber, dass gleich zwei gewaltige Portionen an leckerem Eis auf diesem Tisch stehen würden. Natürlich konnte Shizuka das überhaupt nicht nachvollziehen. Mit einem zufriedenem Lächeln schaute das Mädchen mit den gefärbten Haaren der hübschen Kellnerin nach, wie sie doch in kürze mit dem Bestellten ihren Gaumen erfreuen würde. "Keine Sorge, Emaru-san. Ich habe eine ganz spezielle Taktik, was diese Geschichte angeht, du wirst es nicht bereuen, glaub mir!", versicherte sie dem Weißhaarigem erstmal. Was sie wohl nun wieder vorhatte? Ihr Begleiter musste sich wohl mit einem mysteriösen Lächeln zufrieden geben, bis die Wahrheit ans Licht kam. Ihr Plan war perfekt, einfach genial, ohne die geringste Lücke. Diese dumme Kellnerin würde nichts ahnen! Der Geschäftsführer würde nichts ahnen! Einfach Niemand!! Dessen war sich die Dragonslayerin sicher. Aber nun zu anderen Dingen. Scheinbar interessierte sich Emaru für die Gilde. Für Fairy Tail. Eigentlich hatte die Magierin aber überhaupt keine Lust über Fairy Tail zu reden. Sie hatte diese Bande doch fast den ganzen Tag um sich, sofern sie nicht gerade auf einer Mission war. Durch ihre ständigen Auffälligkeiten in der Welt waren sie auch öfters mal in der Zeitung. Ihre hübschen Magierinnen waren fast in jeder Ausgabe der Daily Sorcerer zu finden. Egal wohin die Dragonslayerin ihren Fuß hinsetzte, Fairy Tail war keine Gilde die unbekannt war, ganz im Gegenteil. Sie war eine der berühmtesten Gilden überhaupt und gleichzeitig das größte Ärgernis für die Regierung. Konsul, Zirkel oder Rat der Magier, wie auch immer sich diese Bande von Wichtigtuern nannte. Fairy Tail würde sich bestimmt nicht von diesen Trotteln unterkriegen lassen. Die Antwort auf die Frage, nein, wohl eher auf das tolle Schauspiel des Weißhaarigen war simpel. Eigentlich schon beleidigend. Da hatte er seine Mimik so perfekt angepasst, soviel Interesse in seine Stimme gebracht und so eine aufmerksame Körperhaltung angenommen, nur um ein trockenes, lustloses: "Gut ...", als Antwort zu erhalten.

Tatsächlich hatte Shi nicht die geringste Ahnung, dass Shizuka irgendetwas plante. Überhaupt wäre er nie darauf gekommen, dass sie überhaupt planen konnte. Sie wirkte einfach nicht wie eine denkende Person, sie schien drauflos zu reden, wie es ihr passte, ohne diese Worte vorher durch ihr Gehirn laufen zu lassen, wie sollte man also wissen, dass sie plante? Nein, das wäre wirklich eine Überraschung für ihn gewesen. Schon allein ihre Antwort auf seine so interessiert wie möglich gestellte Frage ließ nicht auf einen nachdenkenden Menschen schließen: Er bekam ein einfaches "Gut..." zu hören. Eine Sekunde lang erstarrte er, bewegte sich kein Stück weit, ehe er sich zurück lehnte und verständnisvoll sagte: "In Ordnung, du möchtest wohl nicht darüber sprechen. Gar kein Problem." Dabei lächelte er, obwohl er sich inzwischen an seinem letzten Nervenstrang hing. Auch wenn das letzte eher eine kleine Uneinigkeit der beiden war, so hatte die Magierin doch schon einiges an Nerv zerstört mit ihren vorhergehenden Aktionen. Sie schien inzwischen um einiges ruhiger geworden zu sein, vielleicht hatte sie ihn inzwischen als annehmbar akzeptiert und wollte ihn nun nicht länger grundlos beleidigen. Vielleicht hatte er auch einfach Glück, dem Finstermagier war bloß wichtig, dass sie aufgehört hatte. Sicherlich konnte sie schon irgendwie nett sein, auch wenn sie diese Seite noch nicht gezeigt hatte. Hervorrufen konnte man sie vielleicht, indem man das Mädchen nach etwas fragte, was sie interessierte... Bloß, was könnte das sein? Nun, eigentlich war es ziemlich offensichtlich, wenn man sie nur einen Moment lang aufmerksam ansah... Dieses Mädchen sucht doch eindeutig nur Aufmerksamkeit. Wenn ich sie nach ihr selbst frage, dann wird sie sicher etwas redseliger... und freundlicher hoffentlich auch. Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, nickte er unmerklich. Nur etwa zehn Sekunden waren vergangen, seit er ihr versichert hatte, dass ihre Schweigsamkeit für ihn in Ordnung war, als er schon mit der nächsten Aussage kam: "Gibt es etwas, worüber du lieber sprechen würdest? Ich meine, du bist doch ziemlich interessant. Zum Beispiel dein Haarstil... würdest du mir mehr darüber erzählen?" Inzwischen wirkte er wieder interessiert, nicht so sehr wie zuvor, dafür aber ehrlicher. Nicht, dass er ihrer Antwort auch nur die geringste Nützlichkeit zuwies, allerdings ging er davon aus, dass sie jetzt doch mit ihm sprechen würde, wie es auch eine annehmbare Person täte. Was könnte für Shi interessanter sein, als eine derart drastische Verhaltensänderung an einem mehr oder minder normalen Menschen zu beobachten? Vielleicht würde sie sich ja sogar als Wirt eignen - ihm gefiel es, wenn Leute andere ärgerten, solange es nicht ihn selbst traf. Dafür müsste er allerdings zuerst einmal herausfinden, wie man einen Wirt wechselte... So oder so, sollte sie sich seinen Erwartungen entsprechend verändern, würde er dafür sorgen, dass Emaru sich gut mit ihr stellte. Allerdings war Shizuka bisher alles andere als Berechenbar gewesen, abgesehen davon, dass ihre "Nettigkeit" bisher sehr konstant geblieben war.

Das Shizuka nicht über Fairy Tail reden wollte bemerkte der Weißhaarige recht schnell. Aber die Magierin machte es ihm auch leicht. Nur ein Trottel ohne jegliche Menschenkenntnis wäre bei diesen lustlosen Worten weiter darauf eingesprungen und sicherlich hätte die Dragonslayerin daraufhin einfach abgeblockt. Die nächste Frage die gestellt wurde kam recht unerwartet. Schon fast wie ein Schlag in das Gesicht der 16-Jährigen. Er fand das sie interessant war? Er fand ihren Haarstil interessant und wollte sogar mehr darüber wissen?! Lächerlich! Einfach nur lächerlich! Solch billige, talentlose Versuche einer Person näher zu kommen würden doch von jedem Idioten durchschaut werden!! Leider, sprang Shizuka darauf an ...
Die türkisen Augen der jungen Dame weiteten sich für einen kurzen Augenblick. "D .. Du willst ... über meine Haare ... sprechen ... ?", kam es ungläubig, gar schockiert aus ihrem Munde gestottert. Immernoch etwas überrumpelt starrte sie ihr Gegenüber an, sein weißes Haar, die braune Jacke ... störten irgendwie garnicht mehr. Ein Gefühl schoss in ihr Hoch, dass pure Freude durch den Körper jagte. Der abfällige Blick war weg. Alles war vergessen, vergeben! Ach, dieser liebe, freundliche Emaru wollte also wissen, wie sie ihre Haare so toll hinbekam? Das war eine gute Frage! Shizuka fing an breit zu grinsen, während sie ihre Hand auf den Tisch legte. "Reden wir über mein Haar!!", gab sie voller Freude den Startschuss. "Ach, du willst bestimmt wissen wie ich es schaffe sie so wundervoll zu glätten, oder? Nunja, um dir die Wahrheit zu sagen, lieber Emaru-san. Die sind immer so! Tja, wo andere Mädchen sich abquälen müssen, bleibe ich verschont. Perfekter Halt zu jeder Wetterbedingung! Willst du wissen warum es so stark und voll ist? Ich benutze das neue Wizards Dream die neuste Kollektion! Das Shampoo ist wirklich genial und es gibt soviele Duftrichtungen!", plapperte sie erstmal freudig drauf los, bevor ihr auch schon etwas auffiel. "Mh ... jetzt wo ich mir deine weißen Haare so anschaue, muss ich zugeben, dass sie trotz der widerlichen Farbe erstaunlich gut gepflegt wirken. Darf ich erfahren was für Pflegeprodukte du dafür verwendest?", kam es nun neugierig ihrerseits. "Zufällig etwas mit Bleichmittel drinnen??", fügte sie hinzu und lachte dabei über ihren eigenen Scherz. Eigentlich wollte sie etwas netter zu Emaru sein, wo er doch so interessiert nach ihr gefragt hatte, aber das konnte sie sich nun wirklich nur schwer verkneifen. Außerdem hat der Junge heute schon grausamere Dinge an den Kopf geworfen bekommen, da würde die lustige Anspielung das Fass doch nicht zum Überlaufen bringen, oder?

Zing! Volltreffer. Shi hatte perfekt ins Schwarze getroffen, was ihn nicht besonders überraschte, hielt er sich doch für das größte Genie, wenn es um das menschliche Verhalten ging. Schon plapperte die Kleine, der er gegenüber saß, freudig drauflos, ganz eindeutig begeistert von dem neuen Thema. Das war kein Wunder. Was schon um einiges seltsamer war: Tatsächlich gefiel es ihm. Der Finstermagier wusste zwar, wie nervig sie sein konnte, wenn sie es nur wollte, aber irgendwie faszinierte ihn diese neue Art Shizukas, wirkte sie doch nun so fröhlich und außerdem zum ersten Mal nett. Und sie bemerkte tatsächlich, wie gepflegt Emarus Haare waren. Das war eine der wenigen Gemeinsamkeiten der beiden: Sie beide waren enorm stolz auf den weißen Schopf, der auf dem Kopf ihres Körpers sprießte. Die kleine Spitze am Ende ihrer Frage nach seinen Pflegeprodukten brachte ihn nicht zur Weißglut, wie man in seinem momentanen Zustand hätte erwarten können, sondern zum Lächeln. Natürlich hatte er schon seit ihrer Begegnung die ganze Zeit über gelächelt, doch diesmal war es zum ersten Mal absolut ehrlich. Der Unterschied war deutlich sichtbar, jeder Anflug von Anstrengung war von seinem Gesicht verschwunden, er konnte nun mit dieser eigentlich so nervigen Fairy Tail Göre sprechen wie mit einem Freund aus Blue Pegasus. "Nein, Bleichmittel verwende ich keine. Sind doch auch so schon weiß genug, nicht wahr?" Ein Witz auf seine eigenen Kosten, etwas völlig Neues für den Magier. "Ich verwende Dragon´s Dawn, eine spezielle Marke für Magier aus... Oshibana Town." Beinahe hätte er seine Identität als Blue Pegasus Mitglied preisgegeben. So etwas durfte ihm nicht passieren, fing er etwa tatsächlich an, das Mädchen vor ihm zu... mögen? Auf jeden Fall wusste sie, sollte sie eine aufmerksame Zuhörerin sein, dass er Magie beherrschte. Eigentlich war Shi nicht so unvorsichtig... "Wenn du möchtest, kann ich dir Mal eine Flasche mitbringen, es gilt als eines der besten Mittel auf dem ganzen Kontinent. Aber ich glaube, ich habe wieder zuviel über mich geredet, kann das sein...? Wirklich, ich interessiere mich sehr für dich." Und wieder hatte er die Wahrheit gesagt. Das durfte keinesfalls zu einer Angewohnheit werden, es passte eindeutig nicht zu dieser Seite Emarus...

Emaru blieb tatsächlich ruhig, doch tat er das aus der Sicht von Shizuka sowieso schon die ganze Zeit über, woher sollte Sie auch wissen, dass er innerlich am randalieren gewesen ist. Jedenfalls schien sich das Gespräch endlich in eine humane Richtung zu bewegen. Frei von herablassenden Anspielungen oder von grundlosen Beleidigungen. Hat Shizuka den weißhaarigen Jungen etwa langsam akzeptiert? Vielleicht hatte sie auch realisiert, dass ihre Provokationen bei ihm nichts zu bringen schienen, wobei ihre freche Art eigentlich unbeabsichtigt war, weshalb man das ausschließen konnte. Die junge Dame hatte die Arme auf dem Tisch abgelegt. Ihr Blick war interessiert und mit einem freudigem Lächeln belegt. Ihre gesamte Haltung ihrem Begleiter gegenüber wirkte viel freundlicher. Sie nickte bestätigend, als er davon redete, dass seine Haare schon weiß genug wären, musste dabei auch leise kichern. Wirklich erstaunlich wie geduldig und ausdauernd dieser Emaru mit ihr war. Da konnte doch etwas nicht stimmen? Wer tat sich so etwas schon freiwillig an? Für wenige Sekunden schaute Shizuka zur Theke und drückte dabei sanft einen ihrer Daumen gegen die Unterlippe. Was das wohl zu bedeuten hatte? Zumindest hielt dieser Zustand nicht besonders lange und Emaru genoß wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Zuvor jedoch kam das Eis an. Zwei gewaltige Becher, verziert mit Schokosoße, Sahne, Waffeln und Früchten. Der Hauptbestandteil waren natürlich die verschiedenen Eissorten und man würde fast meinen, dass sie wirklich jede Sorte die sie zur Verfügung hatten in diesen Becher getan haben, manchmal sogar doppelt! Das erste was die Dragonslayerin tat war die Becher zu tauschen. "Soviel zu meinem ultimativen Plan ...", kommentierte sie ihre freche Aktion nur. Aber warum? Die Becher waren fast identisch, nur dass bei dem einen vielleicht eine Erdbeere fehlte. Aber warum sollte das ihr toller Plan gewesen sein? Hatte das überhaupt irgendeinen Sinn? Jedenfalls begann die junge Dame zu essen, mit ihren Händen wohlgemerkt. Das Essen konnte man wörtlich nehmen, da sie das Eis nicht wie jeder normale Mensch schleckte sondern wirklich reinbiss und es kaute. Für einen Dragonslayerin natürlich das normalste auf der Welt, für ihren Begleiter sicherlich wieder eine gestörte Eigenschaft des Mädchens. Die nächsten Worte veranlassten Shizuka dazu, ihr Gegenüber erstmal eine Weile lang verdutzt anzustarren. "Magier aus Oshibana Town ... ? Bist du zufällig aus Blue Pegasus?", war ihre erste Frage, natürlich ohne dabei vorher das ganze Eis hinunter zu schlucken, was sie sich reingeschoben hatte, weshalb es eventuell etwas unverständlich klingen konnte. Danach bot er ihr auch gleich an, eine Flasche dieses Shampoo's mitzubringen, natürlich nickte die Magierin eifrig und lächelte wieder. Es wäre fast ein schönes Lächeln gewesen, würde nicht Eis in verschiedenen Farben überall um die Lippen kleben. Wie wenig Manieren konnte man überhaupt haben? Sie fraß wie ein Schwein! Im warsten Sinne des Wortes!!!

Als das Eis auf den Tisch gestellt wurde, vertauschte Shizuka die beinahe exakten Kopien desselben Eises miteinander und stürzte sich sofort auf das, das eigentlich für ihn bestimmt wäre. Natürlich war Shi sofort klar, was sie wohl damit bezweckte: Nachdem die Bedienung, die die Bestellung aufgenommen hatte, das kleine Mädchen so sehr hasste und ihn ja für so wundervoll halten musste, war zu erwarten, dass irgendwas mit dem Eis des Mädchens nicht stimmte. Scheinbar hatte sie nicht mitbekommen, dass er die Blondine mit dem letzten Satz gehörig vergrault hatte, was nachträglich gesehen nicht mehr so clever schien, wo er gerade realisierte, dass auch seine Bestellung von ihr abhängig gewesen war. Da er jedoch nicht mit einem Gift oder Schlafmittel rechnete, bei keinem der beiden, sondern höchstens etwas ekelhaftes darin sein würden, was ihn nun wirklich nicht interessierte, löffelte er einfach drauflos, wie er es bei jedem anderen Eis auch getan hätte. Von derartigen Kleinigkeiten ließ sich doch ein Dargin nicht stören.
Ihre Art zu essen war genauso stillos wie ihr gesamtes Verhalten bisher, dennoch störte ihn etwas daran... musste man von derart schnellem Eiskonsum nicht Kopfschmerzen bekommen? Allerdings ließ sie ihm nicht genügend Zeit, um darüber nachzudenken, denn tatsächlich zeigte sie nun etwas Fähigkeit zu denken, als sie Oshibana Town mit Blue Pegasus verband. Einen Moment lang hielt Shi inne, der Löffel mit dem Eis blieb in der Luft hängen, sein Mund stand leicht offen, und er dachte nach. Was sollte er nun tun? Lüg sie doch einfach an, das kannstdu doch so gut, Shi-kun, hörte er die Stimme Emarus in seinem Kopf. Inzwischen war er wohl aufgewacht, die Frage war bloß, wie lange. Ich... Ich kann sie nicht anlügen!, rief er als Antwort stumm in den Kopf hinein, woraufhin er bloß Emarus kalte Logik zu hören bekam: Falsch. Du kannst mich nicht anlügen, weil ich deine Hintergedanken hören kann. Sie ist jedoch ein einfaches Ziel für deine Lügen. Eiskalt dachte er das, im Gegensatz zu Shi hatte er keinerlei Zuneigung Shizuka gegenüber entwickelt. Du verstehst das nicht! Die Kleine kann richtig nett sein, wenn man auf sie eingeht. Lass mich das einfach auf meine Art regeln, in Ordnung? Eigentlich ist deine Art ja, andere in den Boden zu stampfen... aber gut! Ich lasse dich das machen, aber solltest du etwas dummes tun, übernehme ich sofort! Mit dieser Antwort zog sich die wahre Identität Emarus zurück, während Shi als Freund Shizukas zurückblieb. Er holte kurz Luft und sah ihr dann in die Augen. "Ja, ich bin Mitglied bei Blue Pegasus. Hatte ich das etwa nicht erwähnt?", fragte er lächelnd, ehe er die Frage stellte, ob er ihr einmal etwas von Dragon´s Dawn mitbringen sollte, was sie mit eifrigem Nicken beantwortete. "Gut, das mache ich doch gerne. Soweit ich weiß, soll es davon bald ein ganz neues Produkt geben, wenn das raus ist, komme ich gern wieder." Nun aber wieder zu seinem Eis. Der Preis war viel zu hoch, dafür grollte Shi der Eismagierin noch ein wenig. Glücklicherweise wusste Emaru das noch nicht, das würde Gezeter geben... Aber vom Geschmack her überzeugte es doch. Kein Wunder also, dass Shizuka so schlang... ein Wunder war es eher, dass sie sich davon nicht schlechter, sondern eher besser zu fühlen schien. Nein, kein Wunder, so etwas hatte Emaru doch schon einmal gesehen... Konnte das sein? Sie verwendete Eismagie und biss problemlos ganze Stücke aus Eis heraus... "Bist du eine Dragon Slayerin?" Diesen Satz hatte er leise und gepresst hervorgebracht, seine Augen waren direkt aud die Shizukas gerichtet, sein Atem ging stoßweise. Mitglieder von Blue Pegasus sollten Zauberer wie sie doch eigentlich verehren... Wieso zeichnete sich also nichts als Wut im Gesicht des Weißhaarigen ab?