Shizuka konnte Emaru oder besser gesagt Shi garnicht bemerken, da sie gerade mit den Wolken beschäftigt war. So kam es, dass sich wohl keine Gelegenheit bot, dass die Beiden sich überhaupt wiederfinden würden. Der Geruch von frischem Gebäck stieß ihr in die Nase, was dazu führte, dass Shizuka angewidert das Gesicht verzog. Tiefgekühlt schmeckte so etwas garnicht schlecht, aber frisch und warm?! Niemals würde sich die Dragonslayerin irgendetwas warmes in den Rachen schieben. Die Hitze war doch nicht zum aushalten. Alles was sie aß musste mindestens auf dem Gefrierpunkt sein, ansonsten ließ Shizuka ihre Finger davon. Am besten schmeckte natürlich noch immer pures, klares Eis. Vor allem von den Eismagiern. Die einzigen Personen, die sich keine frechen Sprüche von der jungen Dame anhören mussten, schließlich bestand das Risiko, dass diese ihr dafür keine Eiszauber schenkten. Deshalb genossen solche Magier auch den größten Respekt von dem blauhaarigen Mädchen. Aber das war auch verständlich. Wer würde jemanden nicht toll finden, der Unmengen an leckerem Essen herbeizaubern konnte?
"DA IST SIE! AUF DEM DACH!!", plötzlich wieder ein Geschrei über den gesamten Marktplatz. Die Quelle kam eindeutig aus der Richtung des Café's. Shizuka wurde entdeckt! Panisch rappelte sich die Dragonslayerin auf und blickte hinab auf die nun schon drei Kellnerinnen, die wütend hinauf blickten. Diese machten sich auch schon bereit, um nach irgendwelche Wegen zu suchen ihr zu folgen, sofern es ihren Lohn nicht übersteigen würde. Schließlich gab es auch Grenzen dafür, was man für sein Geld alles machte. Das Leben aufs Spiel zu setzen, indem man über Häuserdächer rannte gehörte zum Beispiel zu solch einer Grenze. Shizuka selbst seufzte innerlich. Sie hätte sich wohl noch ein paar Häuserblocks entfernen sollen, aber wer hätte auch gedacht, dass diese Leute so hartnäckig wären? Die freche Dame zeigte ihren Widersachern erst einmal die Zunge, bevor ein selbstsicheres Grinsen wieder auf dem Gesicht lag. "Für einen kurzen Moment hatte ich wirklich Panik, aber wenn ich mir so ansehe, was für Walrosse versuchen mich zu schnappen, kann ich mich eigentlich auch wieder hinlegen!", rief sie lachend hinunter. "WAASS?!!!", brüllten die Mädchen fast im Chor und stürmten auf die Bäckerei zu wie eine Herde wildgewordener Kühe. Eigentlich handelte es sich um recht freundliche und beliebte Frauen in der Gegend, doch so fiese Beleidigungen machten sie wirklich rasend, vor allem von so einem Wildfang! So einer ungehobelten, kleinen Göre! Diese ließ es sich nicht nehmen, die hübschen Kellnerinnen weiter zu verspotten. Sie hielt ihnen den Hintern hin, klatschte provokant mit der Handfläche darauf und schnitt nebenbei mit dem Gesicht noch dämliche Grimassen. "Bäääh! Kommt doch, kommt doch!!!", rief sie amüsiert und machte sich schonmal darauf gefasst auf das nächste Dach zu springen.

"DA IST SIE! AUF DEM DACH!" Shi stutzte, ein frisches Stück Croissant in seinem Mund. Das klang eindeutig nach einer aufgebrachten Frau, die ein Mädchen entdeckt hat, das sie um ihr Geld betrogen hatte. Sie musste Shizuka meinen! Er lief zu den Anzügen und sah nach, wer die junge Magierin entdeckt hatte, sah aber bloß einen Rücken in der Bäckerei verschwinden. Seiner Erinnerung nach hatten die Uniformen der Kellnerinnen des Eiscafés genauso ausgesehen, also war es wohl eine von ihnen, die Shizuka jagten. Hatte er nicht auch die Stimme der Dragon Slayerin gehört? Seinen Blick aufs Dach hebend, erkannte er eindeutig die Hot Pants von zuvor, die den vielen Zuschauern entgegengestreckt wurden. Wie er leicht errötete fiel ihm kaum auf, doch er wandte den Blick ab und sah kurz darauf die Leiter, die an der Seite des Gebäudes angebracht war. Typisch für diese Bedienungen, sie waren in etwa so clever wie Shizuka gewirkt hatte, ehe sie sich an ihn gewöhnt hatte. Hm, vielleicht sollte er ihr helfen... Obwohl das wohl eher eine Beleidigung wäre, bei diesen Gegnerinnen würde wohl niemand Hilfe benötigen, dessen IQ höher war als der eines Goldfisches. Stattdessen entschied er sich dafür, sich erst einmal im Schatten zu halten. Immerhin war das Mädchen auf dem Dach im Endeffekt eines: Ein Mitglied von Fairy Tail. Auch wenn sie mit den Damen in der Bäckerei fertig werden sollte, so würde das wahrscheinlich den einen oder anderen Schaden an der Stadt verursachen. Als Gildenmitglied war es Teil seiner Aufgabe, darauf zu achten, dass kein unnötiger Schaden an Städten verursacht wurde. Dieser Aufgabe war er sich bewusst, und er hatte nicht die Absicht, sie zu ignorieren, immerhin gehörte er zu Blue Pegasus; es entsprach nicht seinem Stil, seine Pflichten nicht zu erfüllen. Auch wenn seine Begleiterin ihre Pflichten als Käuferin, nämlich das Zahlen der Ware, nicht erfüllt hatte, so würde er dennoch seine Pflicht als Helfer der Menschheit wahrhaben. Wenn es sein musste auch mithilfe magischer Fähigkeiten. Allerdings wirkten die Bedienungen, von denen sich gerade zwei wieder gleichzeitig durch die Tür des Backwarenladens hinaus quetschten, nicht wie potenzielle Gegnerinnen... Hoffentlich würde Shizuka nicht zu einer werden.

Die Kellnerinnen stürmten auf das Dach und Shizuka nahm natürlich den vorbereiteten Anlauf und sprang zum nächsten Dach! Das war noch recht einfach, da diese nicht wirklich sehr weit voneinander entfernt waren. Doch die sturen Damen wollten wohl nicht aufgeben. Zwar trauten sich die Mädchen nicht, den waghalsigen Sprung zu machen, doch stürmten diese sofort hinunter und wechselten das Gebäude. Shizuka sprang einfach wieder zurück auf die Bäckerei, was die Bedienungen aber erst merkten, als diese schon das zweite Dach erklommen hatten. Natürlich wurden sie sofort von der Magierin für ihre Dummheit ausgelacht. Diese Prozedur wiederholte sich tatsächlich noch zweimal, bevor die Kellnerinnen mal darauf kamen, dass eine von ihnen vielleicht auf dem Dach stehenbleiben sollte. Nun wurde es natürlich brenzlig, da die anderen Dächer doch etwas riskant, außeinander Lagen. Was also tun? "Ice Dragon's Slide!", kam der Zauber erneut hervor, den Sie schon zu Anfang dieses chaotischen Tages benutzt hatte. Sie schlitterte das schräge Dach hinunter und wollte es doch wirklich bis auf die andere Straßenseite schaffen. Wie verrückt war das denn?! Bis zum Dach auf der anderen Seite waren es ca. 15m. Aber um das Mädchen zu warnen war es zu spät. Sie befand sich bereits mitten im Flug durch die Luft, lachte laut, bis das Mädchen wie erwartete rapide an Höhe verlor und in die Tiefe fiel. Die Zuschauer hielten sich zum Teil die Hand vor den Mund, um ihre offenen Mäuler zu verbergen, angesichts der Tragödie, die sich gleich ereignen würde. Doch hatte wohl Niemand mit dem Marktstand gerechnet, der sich dort befand und rein zufällig auch noch einen gewaltigen Haufen an Kissen verkaufte. Ob das geplant war? Nunja, einen Haufen an Kissen zu sehen und reinzuspringen konnte man schlecht als Plan bezeichnen, dennoch sehr gewagt. Shizuka landete also auf den weichen Dingern, riss den ganzen Stand ein und befand sich dank der schönen Federung sogar wieder auf den Beinen. Marktstand kaputt, Shizuka heil. Und wieder sprintete die Magierin los, um ihrer Strafe zu entkommen. Auf dem Weg entdeckte das Mädchen ihren weißhaarigen Kollegen und beschloss auch gleich ihn mit sich zu nehmen, schließlich hatten die Beiden noch ein wichtiges Gespräch vor sich. Ihre Hand griff nach seiner, um ihn gleich mit zu ziehen. Die Frage war bloß, ob Emaru oder besser gesagt, ob Shi dies auch mit sich machen ließ oder er die arme Dragonslayerin einfach festhalten würde? Besonders stark war das Mädchen nicht und ihr geringes Gewicht würde auch keinen großen Widerstand bieten können. Aber wenn er die Magierin festhalten würde, so würde er Sie auch gleich den wütenden Leuten ausliefern. Ob er das übers Herz brachte?

Die Angst, die die Bedienungen vor dem Sprung über die Dächer hatten, war nur natürlich, doch ihre Dummheit brachte Shi schon fast zum Lachen. Kamen sie doch tatsächlich erst nach drei Runden darauf, jemanden auf einem der Dächer zu postieren. Natürlich hielt er sich zurück, wollte er doch keinesfalls unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken. Würden ihn die Kellnerinnen bemerken, so dämlich sie auch waren, so war doch er es gewesen, der eine von ihnen beruhigt hatte, auf sie eingegangen war, sie würde sich sicherlich an ihn als Begleiter Shizukas erinnern, und entsprechend würde er am Ende derjenige sein, der für den Eisbecher berappen sollte, wenn sie das Mädchen nicht kriegten und ihn bemerkten. Das war nun wirklich das letzte, das er wollte, eher würde er ihr helfen, sich davor zu drücken, ihre Pflicht zu erfüllen. Auch wenn das eigentlich wirklich nicht sein Stil war, etwas zu zahlen, das er nicht bekommen hatte, passte noch weniger zu ihm. Dennoch hoffte er, nicht hineingezogen zu werden in diesen ihn wohl kaum betreffenden Streit der Damen Magnolia Towns.
Was Shizuka nun machte, konnte man als sehr clever werten oder als sehr dumm - der Finstermagier nahm es einfach als sehr spontan hin. Sie sprang nämlich vom Dach herunter mit einem Zauber, den sie "Ice Dragon´s Slide!" nannte, scheinbar derselbe, mit dem sie ihn zuvor erwischt hatte. Hätte sie nicht früher an diesem Tag diese wirklich unnötige Aktion gestartet, dann hätten die beiden wohl niemals miteinander gesprochen, sie hätte sich kein Eis geholt, wäre nie auf die wütende Blondine getroffen und müsste den Zauber nicht erneut einsetzen - welche Ironie sich hier doch direkt vor seinen Augen bot. Man musste nur einmal kurz nachdenken, und schon bot sich der heutige Tag als einziger großer Witz heraus. Ironie und Zufall hatten seine Zeit in Magnolia geprägt, dennoch verkniff er sich das Gelächter noch immer. Das einzige, was er als ernsthaft bezeichnen konnte, war, dass er auf Shizuka getroffen war. Auch wenn diese ebenfalls recht witzig war, riss sie doch gerade einen Stand voller Kissen um, nachdem dieser sie gerettet hatte. Doch warte, lief die junge Dragon Slayerin gerade direkt auf ihn zu...? Ehe er es richtig realisiert hatte, wurde Shi bereits mitgerissen, vor Überraschung ließ er sich anfangs sogar einfach mitziehen. Glücklicherweise war es nicht Emaru selbst, den die Magierin hielt, sondern sein Alter Ego, sonst hätte eine Reaktion wohl lange auf sich warten lassen. So aber realisierte er schnell, dass er sie in eine der Seitengassen zerren sollte, denn Rennen war nicht seine Stärke. Also tauchte er nach rechts ab, das Mädchen mit sich mitschleifend. Glücklicherweise schien hier gerade erst ein Vorfall stattgefunden zu haben, denn in der Mauer, die sich am Ende dieser Gasse befand, klaffte ein riesiges Loch. Durch dieses kam er schnell hindurch und zog Shizuka auch schon wieder nach rechts, um an der nächsten Ecke noch einmal in die gleiche Richtung einzubiegen. Entsprechend standen die beiden auch bald wieder auf dem vollen Marktplatz, wo sie sich unter die Leute mischen konnten. Scheinbar hatten die Mitarbeiterinnen des Eiscafés nicht bemerkt, welchen Weg er genau eingeschlagen hatte, auf jeden Fall waren sie noch nicht wieder da, er hatte sie abhängen können. Intelligenz war eben nicht mit Gold aufzuwiegen...
Allerdings war die Zeit der großen Mengen bereits vorbei, der Platz leerte sich langsam, und einige Stände waren bereits verschwunden. Die Anzüge waren jedoch noch da, und ehe die Dragon Slayerin etwas sagen konnte, stand er bereits wieder bei ihnen und schien sich auch nicht davon abbringen lassen zu wollen, obwohl gerade hier noch weniger Leute waren als sowieso schon. Doch die Kellnerinnen hatte der Finstermagier bereits wieder vergessen...

Shizuka lief also mit Shi zusammen weg. Die Dragonslayerin zog den jungen Mann einen kurze Zeit lang hinter sich her, bis der Spieß umgedreht wurde und die Magierin plötzlich an seiner Hand mehr hing, als dass Sie diese zog. Der kräftige Junge war natürlich stärker als das Mädchen, weshalb Shizuka nicht viel Möglichkeiten blieben. Da Shi jedoch auch nicht vorhatte sich von den Kellnerinnen erwischen zu lassen, konnte es der Dragonslayerin auch egal sein. Sie huschten in wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Gassen. Links herum und Rechts herum, bis die Magierin völlig die Orientierung verlor. Schließlich befanden sich die Beiden wieder auf den Straßen. Es wurde langsam dunkel und die große Menge auf den Straßen wurde dünner. Einige Plätze hatten noch offen, darunter auch einige, die scheinbar Anzüge verkauften. Shi ließ es sich nicht nehmen sich diese eben anzuschauen. "Ehm ... du kannst meine Hand übrigens wieder loslassen ...", kam es etwas peinlich berührt von der Dragonslayerin. Sie schien auch etwas mehr Blut in den Wangen zu haben als zuvor. Shizuka trat nachdem er das Mädchen losgelassen hatte ein paar Schritte zurück, räusperte sich unauffällig und betrachtete kurz die Anzüge. Nach wenigen Sekunden ertönte auch schon ihr Fazit. "Hääässliiich!", frech und unhöflich wie immer. Der Verkäufer natürlich nicht darüber begeistert, dass seine Ware so beleidigt wurde, scheuchte die Magierin erstmal mit Handwedeln weg. Die Magierin verzog sich sogar, kam aber nach wenigen Sekunden zurück und hampelte vor dem Laden herum. "Verschwinde! Du ungehobeltes Mädchen!", sagte der dicke Mann mit dem lustigen, italienisch klingendem Akzent. Die Dragonslayerin verschwand erneut, nur um nach wenigen Sekunden wieder hinter Shi aufzutauchen. Sie linste an seiner Schulter vorbei zu den Anzügen, bevor Sie den Weißhaarigen einmal genauer musterte. "Du willst dir im ernst so etwas kaufen?", fragte sie schockiert.

Als Shizuka den Weißhaarigen darum bat, ihre Hand los zu lassen, fiel ihm erstmals auf, dass er sie noch immer hielt. Wie die Dragon Slayerin wurde er auch leicht rot, bemerkte es aber bei keinem von ihnen. Viel zu sehr war er auf die Anzüge fixiert, die vor ihm hingen, sie waren genau das, was er gesucht hatte. Sie hatten Stil, sie sahen gut aus, sie passten zu ihm und waren außerdem... "Hääässliiich!" Dieser unqualifizierte Kommentar kam natürlich von dem Mädchen hinter Shi, sie hatte noch immer keinen Stil, und er erwartete auch nicht, dass sie je welchen besitzen würde. Solange sie ihn nicht beleidigte, konnte man sie aushalten... mehr oder weniger zumindest. Momentan nervte sie allerdings stark, nicht nur ihn, sondern auch den Standleiter, der sie mit rohen Worten zu verscheuchen suchte. Stören ließ sich der Magier von alledem erst einmal nicht, bis er direkt gefragt wurde, ob er sich ernsthaft etwas derartiges kaufen wolle, und das mit einer Stimme, die irgendwo in der Nähe von Abscheu anzusiedeln war. Konnte das kleine Mädchen stilvolle Kleidung wirklich so sehr hassen? Aber momentan zählte das nicht, der Junge musste sie nun zum Schweigen bringen, ehe er sich zum zweiten Mal über sie aufregte. Daher seufzte er resignierend und wandte sich dem Verkäufer zu: "Es tut mir sehr leid, ich würde gerne etwas davon kaufen, aber sie werden verstehen, dass ich mich mit ihr hier nicht so richtig konzentrieren kann... Ich werde sie hier weg bugsieren, damit tue ich ihnen wenigstens etwas Gutes." Dann drehte Shi sich um und legte einen Arm um Shizuka, um sie mitzuschleifen. So entfernte er sich ein Stück weit von dem Stand, an dem er gerade noch gestanden hatte, und lenkte sie ein wenig von seiner tatsächlichen Absicht ab, indem er ihr eine Frage stellte: "Also, Shizuka-san, Anzüge gefallen dir also nicht. Was würde mir denn deiner Meinung nach besser stehen?" Kaum hatte er das gesagt, drehte der Weißhaarige auch gleich darauf seinen Kopf und sah der Magierin mitten in die Augen - ein Blick, der ihr zeigte, dass ihm ihre Meinung wirklich wichtig war. Natürlich war sie das nicht, nach allem, was er gesehen hatte, würde sie keinesfalls Klamotten auswählen, die auch nur annehmbar waren, doch wenn sie über so etwas redete, redete sie nicht über etwas anderes. Eindeutig war das die bessere Wahl.

Shi war scheinbar wirklich interessiert an diesen widerlichen Anzügen. Diesen Beleidigungen für das menschliche Auge! So etwas trugen doch nur alte Männer!! Wie alt war der Kerl eigentlich? Er hatte weißes Haar, wirkte jedoch noch so jung. War er vielleicht ein alter Sack, der sich eine verjüngernden Magie bediente? Das würde zumindest für Erklärung sorgen! Das würde seinen Geschmack erklären und seine Haarfarbe! Jetzt wurde der Dragonslayerin einiges klar. Vielleicht war er sogar der Gildenmeister von Blue Pegasus? Von ihren neuen Gedanken besessen starrte das Mädchen ihren Begleiter eine ganze Weile lang an, selbst als er das Mädchen davonschob, blieb ihr Blick erhalten. Als nächstes kam auch schon eine interessante Frage. Was würde ihm besser stehen? In diesem Moment stellte sich die junge Magierin einen alten Mann mit bunten, fetzigen Klamotten vor, was dazu führte, dass Sie rapide den Kopf schüttelte und Shi zurück an seinen Stand schob. "Äääh, doch! Ehm, Anzüge sind genau das Richtige, Giisan", nannte die freche Dame ihn gerade einen Opa? Nun, wenn Shizuka ehrlich war, passten braune Anzüge doch ganz gut zu alten Greisen. Außerdem wollte das Mädchen den Gildenmeister von Blue Pegasus nicht beleidigen. Wer weiß, wie alt dieser Kerl schon war? Bestimmt hatte er nicht mehr lange zu leben. Sie schob Shi also wieder rüber zu seinen Anzügen und entfernte sich brav, lief ein bisschen umher und entdeckte auch gleich etwas viel interessanteres als einen alten Knacker! "Bikini's ...", murmelte die junge Dame und schlich sich sogleich an den besagten Stand. Es gab Teile in allen möglichen Farben. Welche Sie davon wohl zum Winter anziehen sollte? Vielleicht etwas helles, weißes? Damit man die Dragonslayerin unter dem Schnee nicht mehr entdecken konnte? Oder lieber etwas knalliges, buntes?

Kaum hatte Shi die Magierin weggebracht, schob sie ihn auch schon wieder zurück und nannte ihn "Giisan". Einige Sekunden lang stand er wie versteinert da - jemand mit seinem Aussehen wurde als alter Mann bezeichnet? Als er kurz darauf wieder bemerkte, was um ihn herum geschah, war Shizuka auch schon verschwunden. Erschüttert wankte er wieder auf den Stand mit den Anzügen zu und schüttelte dann den Kopf. Ein großer Spiegel lehnte an einer Seite des Tisches, und dieser zeigte ihm wieder, dass er all sein Selbstbewusstsein verdient hatte, war er doch die Jugend in Person; Shizuka war sowieso ziemlich seltsam, da wunderte es ihn auch nicht, dass sie ihn plötzlich für... alt... hielt. Zur Ablenkung nahm er einen weißen Anzug, hielt ihn vor sich und sah sich im Spiegel an, ehe er ihn zurückhängte und stattdessen einen Anzug aufnahm, der in einem sehr hellen Grauton erstrahlte. Dieser war schon eher sein Fall, er sah sehr elegant aus, passte zu dem Hemd, das er trug, und fühlte sich wundervoll an. "Entschuldigen sie", wandte er sich an den Verkäufer. "Ich glaube, ich werde diesen hier kaufen, würde ihn aber vorher gern anprobieren. Das geht doch in Ordnung?" "Aber natürlich", lautete die Antwort, bei der der momentane Besitzer des Anzugs auf eine kleine, bewegliche Kabine wenige Meter vom Stand entfernt deutete. Nun, das war eigentlich nicht sein Stil, aber wenn er in Magnolia Town war, musste er sich eben an die Bräuche dieses Ortes anpassen. Kaum eine Minute später sah man in wieder, in den eleganten Anzug gekleidet, und strich sich mit einer ebenso eleganten Geste durch die geradezu perfekten Haare. Hach, das ist wirklich ein wundervoller Körper... sieh dir bloß das Spiegelbild an, Emaru-chan... In Gedanken vollkommen mit sich selbst beschäftigt, dachte er kaum noch an Shizuka, starrte sich selbst an und befühlte noch einmal den Anzug, bis er daran erinnert wurde, dass er auch noch zahlen musste. Nachdem er das Geld abgegeben hatte, das dieses Wunder der Schneiderskunst nun einmal kostete - was erstaunlich wenig war, wenn man bedachte, wie viel ein einfacher Eisbecher gekostet hatte - entfernte er sich von dem Stand und machte sich auf den Weg gen Bahnhof, als ihm blau-pinkes Haar ins Auge stach. Richtig, er hatte ja eben noch mit einer gewissen Magierin geredet, aber scheinbar hatte sie inzwischen ebenfalls eine Ablenkung gefunden. Nun, er wollte sie nicht stören, aber einfach gehen wollte er ebenfalls nicht, daher stellte er sich in ihre Nähe, darauf achtend, dass er ja nicht gegen irgendetwas stieß in dieser schmutzigen Stadt. Shizuka hatte er noch immer gut im Blick, erst einmal würde er sie auch darin behalten, immerhin war sie schon zum zweiten Mal plötzlich verschwunden - hoffentlich wurde er nicht von irgendetwas abgelenkt...

Shizuka schaute sich also die tollen, modischen Bikini's für diesen Sommer an. Scheinbar war es gerade in Mode, irgendwelche Muster auf den Badesachen zu haben, was man leicht an der Auswahl erkennen konnte. Die Verkäuferin freute sich natürlich, zu so später Zeit noch jemanden zu finden, der an ihrem Zeug interessiert war. Schließlich war die Zeit in der man ins Bad ging schon längst vorbei und so hätte die Frau bis nächstes Jahr warten müssen, wo sich im schlimmsten Fall die Mode wieder einen neuen Tick ausgedacht hatte. Die Dragonslayerin wollte etwas anprobieren, betrachtete sich damit im Spiegel und fand es glatt toll. Aber da kam ihr etwas dazwischen. Da hing doch tatsächlich noch ein Stück, dass noch hübscher aussah. Also wieder umgezogen. Dieser Vorgang wiederholte sich ungefähr 17 mal, bis Shizuka zu einer Entscheidung kam. "Mh ... ich habe leider kein Geld ...", sagte sie nur, als sie wieder ihre normalen Klamotten am Leibe trug. Die Verkäuferin die natürlich die Hoffnung hatte, dass die freche Göre zumindest ein Teil kaufen würde, war natürlich am Boden. Shizuka selbst ging einfach gelassen wie immer davon zu Emaru rüber. Dieser trug jetzt einen grauen Anzug. Schwer zu glauben, dass man so etwas wirklich freiwillig tragen konnte. Aber sie rief sich ins Gedächnis, dass er doch ein alter Gildenmeister war. "Ooooh, damit sehen sie auf dem nächsten Treffen bestimmt toll aus, Giisan", versuchte sie dem vermeidlichem alten Knacker ein Kompliment zu machen. Mit dem Treffen meinte sie natürlich das Treffer der Gildenmeister, welches öfters im Jahr mal stattfand.

Es dauerte ein ganze Weile, Shizuka zog sich immer wieder um und sah sich dann selbst im Spiegel an, unglaublich oft, wenn man bedachte, dass Shi nur einen Versuch gebraucht hatte und diesen immer noch trug. Ein wundervoller Versuch übrigens, auch wenn Emaru, der ja nur ungern hell trug, das wohl anders sehen würde. Aber jemand, der mit derart unglaublichem Stilbewusstsein geboren worden war, brauchte auch nicht mehr als einen Versuch, wusste er doch sofort, was sich zu tragen lohnte und was nicht. Aber er würde nicht über Shizuka urteilen, immerhin war er ein männliches Genie aus Blue Pegasus und sie eine kleine Göre aus Fairy Tail, man durfte die beiden also nicht vergleichen. Irgendwann, nach einer unzählbaren Menge an unterschiedlich interessanten Bikinis und dann wieder ihrem ursprünglichem Outfit, sagte sie irgendetwas zu der sehr enttäuschten Verkäuferin und kam auf ihn zu. Sie wird sie wohl darüber aufgeklärt haben, dass sie kein Geld besitzt..., dachte sich der Magier und schmunzelte. Es war doch recht amüsant, wenn es nicht ihn traf. Nur, unglücklicherweise traf es ihn gerade wieder. "Ooooh, damit sehen sie auf dem nächsten Treffen bestimmt toll aus, Giisan", sagte das Mädchen, als es seinen Anzug betrachtete, und scheinbar witzelte sie nicht, es war also ihr Ernst. "Entschuldige, Shizuka-san, aber... warum nennst du mich bitte Giisan? Und was für ein Treffen meinst du bitte?" Er blickte sie verwirrt an, ehe ihm noch etwas einfiel, was sie gesagt hatte: "Und seit wann siezt du mich bitte?" Leichte Empörung war aus seiner Stimme zu hören, auch wenn er sich immer auch ein bisschen geschmeichelt wurde, wenn man ihn mit "sie" ansprach. Soweit er dieses Mädchen kannte, konnte es bei ihr aber keine respektable, sondern eher eine beleidigende Geste sein. Ihr Verhalten war wirklich unglaublich, doch das musste daran liegen, dass sie es nicht besser wusste, vielleicht konnte er ja etwas ändern. Bloß durfte er ihr dabei etwas derartiges nicht durchgehen lassen. Wieso er sich für das Verhalten der Magierin so sehr interessierte, dass er tatsächlich bereit war, es zu ändern, war ihm nicht ganz klar, aber wenn er sie in Zukunft öfter traf, war es wahrscheinlich besser so. Immerhin musste man die Zeit, die man hatte, auch sinnvoll nutzen, und da er hiermit eindeutig einen großen Dienst an die Menschen, die in Zukunft mit ihr zu interagieren hatten, leisten würde, würde es das wohl Wert sein. Wie schwierig diese Aufgabe werden würde, war eine ganz andere Frage.