Noctis lauschte Valerie gespannt, was sie denn für ein einen Eisbecher essen wollte. Kurz danach fragte sie auch gleich, als was er denn arbeiten würde. Ob er es ihr verraten oder noch ein wenig warten sollte? So entschied er sich es ihr einfach zu sagen, schließlich ist es etwas Großartiges ein Magier zu sein, auch wenn die Gilde etwas chaotisch ist. „Ich bin ein Fairy Tail Magier.“ Ein Lächeln lag auf den Lippen des Magiers und kurz danach stand auch schon die Bedienung an dem Tisch der Beiden. Valerie äußerte schnell ihren Wunsch und die Bedienung wandte sich zu dem jungen Caelum. „Ich hätte gerne bitte ein Erdbeerbecher.“ Früher als Noctis Eltern noch lebten liebte er Erdbeeren. Sie waren rot und süß und Noctis mochte die Farbe der roten Erdbeeren. Auch zu seinem Geburtstag backten ihm seine Eltern immer einen Erdbeerkuchen und trugen das backen des Kuchens nicht den Angestellten des Hauses auf, sondern taten es selber. Nachdem die Bedienung die Bestellung der Beiden aufgenommen hatte, verbeugte sie sich leicht vor Valerie und Noctis. „Danke für ihre Bestellung.“ Danach verschwand sie wieder und nahm die Bestellungen der anderen Gäste auf. Noctis Blick wanderte wieder zu Valerie. „Und als was arbeitest du“, fragte er die kleine Dunkelhaarige und lächelte leicht. Es dauerte nicht lange, da war die Bedienung auch schon zurückgekehrt mit zwei riesigen Eisbechern auf ihrem Tablett. Einen mit vielen verschiedenen bunten Früchten, der andere mit roten, süßen Erdbeeren. Noctis nickte der Bedienung dankend zu. Er bezahlte auch gleich die Rechnung, damit er es hinter sich hatte und nicht wieder stundenlang warten musste, bis die Bedienung mit den anderen Kunden abgerechnet hatte. Der große Eisbecher stand nun vor dem Caelum und er schaute kurz zu Valerie. Noctis war gespannt, ob sie sich über den Eisbecher freuen würde, schließlich war es das beste Café der Stadt. Der Schwarzhaarige verschlang erst einmal die leckeren, roten Erdbeeren, bevor er sich dem Vanille und Erdbeereis widmete. Als Noctis auch die letzte Eiskugel seines Bechers verzerrte blickte er wieder zu Valerie. „Hat es dir geschmeckt? Und wenn ich dir noch die Stadt zeigen soll, sollten wir uns bald auf den Weg machen, damit es nicht zu spät wird.“ Auch zur späten Stunde hätte es Noctis nichts ausgemacht ihr die Stadt zu zeigen, schließlich ist es auch in der Nacht sehr schön in Magnolia Town und es gibt viele tolle Orte. Der Schwarzhaarige stand auf und schob seinen Stuhl wieder an den Tisch. Dann nickte er in Richtung Ausgang. Entspannt ging er aus dem Café und hielt natürlich wieder Valerie die Tür auf. Die Zeit im Café verging schnell und es war nicht mehr viel Zeit, ehe sich die Sonne dem Horizont neigen würde. „Vielleicht sollten wir zum Park gehen, er ist sehr schön zu dieser Uhrzeit und man kann wunderbar den Sonnenuntergang beobachten“, dachte Noctis und lächelte Valerie an. „Folg mir Valerie. Ich zeig dir einen tollen Ort.“ Gemeinsam mit Valerie durchquerte er nun die Straßen von Magnolia Town. Es war wieder mal sehr lebhaft auf den Straßen und man konnte viele verschiedene Leute beobachten, die ihren Tätigkeiten nachgingen. Auch wenn Valerie noch nicht viel von der Stadt gesehen hatte, fragte der junge Caelum: „Gefällt dir die Stadt?“ Plötzlich kam ein großer, kräftig gebauter Mann auf Valerie zu gerannt, er war wohl in Eile und sah die kleine Sakai nicht. Noctis reagierte auf der Stelle, und bevor der große Mann Valerie erwischen würde, versuchte er sie schleunigst an sich ran zu ziehen.

Als Valerie erfuhr, dass Noctis tatsächlich auch ein Magier war, fiel ihr vor lauter Schreck erst einmal der Löffel aus der Hand. "D-du bist...w-wirklich..i-ich meine..." Mit großen Augen starrte die Finsternismagierin ihren gegenüber an und musste unwillkürlich an das weißhaarige Mädchen denken, welches sie einige Wochen zuvor in den heißen Quellen Hosenka Towns getroffen hatte. Ob wohl alle Fairy Tail Magierin so wie sie waren? Unhöflich und dreist? Noctis zumindest machte auf die Sakai keinen vollständig bösen und durchtriebenen Eindruck. Ganz im Gegenteil, er schien, wenn auch etwas zurückhaltend, eigentlich recht nett und freundlich zu sein. So entschied sich das Mädchen dafür, ihn erst einmal kennen zu lernen, bevor sie ihn für seine Gilde und dessen Ruf verurteilte. "Ich bin auch eine Magierin, weißt du. Von Lamia Scale allerdings.", antwortete sie vergnügt auf seine Frage, ehe sich ihr Blick auf den Schatz richtete, den die Kellnerin da so geschickt an ihren Tisch brachte. Er sah sehr vielversprechend aus, mit den vielen bunten Früchten und dem hellen Joghurteis. Mit einem rasch gemurmelten "Guten Appetit" griff die Sakai eilig nach dem beigelegten Löffel und kurz darauf landete die erste Portion Früchte-Joghurt im Mund der Fünfzehnjährigen. Und tatsächlich hatte Noctis bei seiner Einschätzung nicht zu viel versprochen. Die Kaltspeise schmeckte himmlisch und Valerie konnte ein zufriedenes Seufzen nicht unterdrücken, als der Geschmack auf ihrer Zunge explodierte. Der Rest des Essens verlief daher recht schweigsam, was angesichts des atemberaubenden Geschmacks allerdings auch kein Wunder war. Als die beiden schließlich aufgegessen hatten, hätte die Dunkelhaarige nicht zufriedener sein können. "Das war wirklich, wirklich lecker. Danke, dass du mich eingeladen hast.", meinte sie fröhlich und erhob sich mit ihrem Gegenüber zusammen. Als er schließlich anbot, ihr einen tollen Ort in Magnolia Town zu zeigen konnte die Magierin gar nicht widerstehen und folgte dem Jungen fröhlich. Draußen angekommen erwartete die beiden ein weiteres Mal der Trubel der Großstadt, doch Valerie ließ sich davon nicht weiter beirren und folgte Noctis fröhlich. Den Mann, der sich den beiden mit einem mal näherte bemerkte das Mädchen gar nicht, sie war viel zu sehr auf einen Süßigkeitenladen in der Nähe fixiert, weshalb ihr ein erschrockenes Japsen entfuhr, als Noctis sie mit einem Mal am Arm packte und aus dem Weg zerrte. "W-was war denn los?", stammelte das Mädchen erschrocken und sah sich hastig um. Hatte ihr Begleiter sie etwa eben davor bewahrt, von jemandem achtlos umgerannt zu werden? Erschrocken wirbelte die Magierin herum und blinzelte den Größeren dankbar an. "Danke, danke. Ohne dich hätte ich mich mal wieder völlig blamiert und Papa damit unnötig Schande gebracht. Du hast etwas gut bei mir, weißt du.", meinte die Lamia dankbar und strich sich schließlich erschöpft mit der Hand durchs Haar. "Heute scheint wirklich nicht mein Glückstag zu sein, tut mir leid, dass du dich da mit mir rumschlagen musst. Aber was wolltest du mir nun eigentlich zeigen?"

Noch gerade so konnte der Schwarzhaarige Valerie schnell genug an sich heranziehen, bevor der Mann sie erwischt hätte. Valerie war nun fest an Noctis Körper gedrückt und der Blick des jungen Caelum verfolgte den vorbei stürmenden Mann. Am liebsten hätte er mal ein paar Wörtchen mit ihm geredet, aber dieser war schon in den Menschenmengen verschwunden ohne sich für sein Verhalten zu entschuldigen oder es wenigstens zu erklären. Der Caelum wandte seinen Blick nun wieder zu Valerie, die noch immer an ihm gedrückt war. Nun bemerkte er auch erst, wie nah sich die Beiden waren, doch war es ihm keinesfalls unangenehm. Er hatte ihren Arm immer noch fest mit seiner Hand umschlungen und sie bedankte sich bei ihm für ihre Rettung. Die junge Sakai fuhr sich kurz durch ihr Haar und Noctis löste langsam seinen Griff um ihr kleines, zartes Ärmchen. Daraufhin entschuldigte sie sich bei ihm, dass sie ihm nur Probleme bereiten würde und fragte zugleich was er ihr nun zeigen wollte. Noctis lächelte leicht, blickte in ihre wunderschönen, rauchigen, violett, schwarzen Augen und antwortete: „Ich schlage mich nicht mit dir rum, es macht Spaß mit dir.“ Er machte eine kurze Pause und blickte in den Himmel. „Wirst du schon noch sehen, aber wir sollten uns beeilen.“ Danach griff er zum Handgelenk von Valerie und marschierte mit ihr in einem zügigen Tempo zum Park von Magnolia Town. Viele Bäume und Blumen in allerlei verschiedenen Farben schmückten den Park sowie ein kleiner See. Der Wind wehte durch das grüne Gras der Wiesen und Noctis blickte kurz zu Valerie. „Wir sind bald da“, sprach der Caelum. Die Stimme von ihm war gegenüber Valerie ziemlich freundlich und sanft statt abweisend und kalt, wie es üblich für ihn war. Er nickte zu ihr in Richtung der Wiesen und die beiden gingen nun auf einem schmalen Kiesweg durch den Park. Der Wind ließ die Blumen in der Luft tanzen und die Vögel sangen noch immer ihre Lieder. Nach kurzer Zeit waren die beiden nun auf einem Hügel angekommen und Noctis legte sich ins grüne, weiche Gras. „Das ist der besondere Ort. Von hier aus kann man den schönsten Sonnenuntergang in ganz Magnolia beobachten“, sagte Noctis und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. Die Sonne schlich sich langsam vom Horizont und der Himmel färbte sich in ein wunderschönes, warmes Orange. Auch verschiedene Rottöne zierten den Himmel und die Sonne und ihre warmen Farben spiegelten sich im See. Es schien fast so als würde es zwei Sonnenuntergänge geben. Kaum Wolken waren am Himmel und so sah er wie ein orange und rotfarbener Ozean aus. „Gefällt es dir“, fragte Noctis mit sanfter Stimme und blickte noch immer zur Sonne, die nun endgültig vom Horizont verschwand.

Als die kleine Valerie so rasch und rettend in letzter Sekunde von Noctis zur Seite gerissen wurde, fielen ihr gleich mehrere Dinge abrupt auf. Das erste war die Tatsache, dass Noctis ein Junge war. Nicht, dass das jetzt irgendwie überraschend kam, aber wo er sie so rettet, fiel es ihr das erste Mal tatsächlich aktiv auf. Es machte den Unterschied zwischen ihnen beiden nur noch größer. Und das nicht nur körperlich. Auf der einen Seite war der Caelum natürlich deutlich größer und, wenn man seinen Oberarmen trauen durfte, auch auffallend stärker als die Sakai. Neben ihm wirkte sie beinahe wie ein zerbrechliches Kind und das hinterließ ein unbehagliches Gefühl in ihrer Magengegend. Nicht, dass sie Noctis irgendwie verdächtigte etwas schlimmes mit ihr vor zuhaben, aber dennoch ließ sich diese Tatsache nicht so leichtfertig aus dem Köpfchen der Finsternismagierin verbannen. Hinzu kam der Charakterliche Unterschied. Wo sie auch hin ging konnte man in Valerie nichts als das kleine, lebendige Mädchen sehen, das jedem ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Die Menschen erwarteten bei ihrem Erscheinen einfach nichts anderes als ein niedliches, kleines Geschöpf und Valerie hatte bemerkt, dass es ihr Leben erheblich erleichterte, wenn sie sich auch dementsprechend benahm. Noctis dagegen erzeugte einen gänzlich anderen Eindruck. Valerie hatte eben schon bemerken müssen, das er eher einschüchternd auf sein Umfeld wirkte und das es ohnehin schwierig war, sich mit ihm eher frei zu unterhalten. Es war, als würde er immer etwas zurückhalten. Als wäre da etwas, das sie nicht erfassen konnte. Beinahe so, als würde er etwas mit sich herumtragen, dass ihm stark zu schaffen machte. Nachdenklich runzelte die Sakai die Stirn, während sie sich von Noctis Hand durch die belebten Straßen Magnolias führen ließ. Andererseits konnte sie sich natürlich auch irren und er war von Natur nicht so der gesprächige. Solche Menschen sollte es schließlich auch geben, wenn Valerie bisher auch nicht viele von ihnen getroffen hatte. Und dennoch weckte die eher stille Art des Magiers wieder einmal den unbändigen Wunsch in dem Mädchen, auch ihn glücklich und zufrieden zu machen. Und sie wäre schließlich nicht die Valerie, die wir alle kennen und lieben, wenn sie dieses Ziel nicht sofort in einen Schlachtplan umsetzen würde. Ja, während sie mit Noctis unterwegs war, würde sie sich bemühen, ihn ein wenig aus seinem Schneckenhaus hervorzulocken.
Mit einem zufriedenen Nicken schob die Sakai diesen Plan schon einmal auf ihre mentale To-Do-Liste und konzentrierte sich dann wieder darauf, wohin Noctis sie eigentlich führte. Sie befanden sich ganz offensichtlich in einer Parkanlage und die Lamia quietschte beinahe glücklich, als sie die vielen Blumen sah, die bunt auf den Wiesen wucherten und einen angenehmen Duft verströmten. "Wow...", flüsterte sie begeistert und konnte ihren Blick kaum von dem bunten Spektakel abwenden. Noctis jedoch schien andere Pläne zu haben und zog sie weiter zu einem hübschen Hügel, auf welchem sich die beiden schließlich niederließen. Als sie sah, wie Noctis die Arme hinter dem Kopf verschränkte ließ sie sich in eine entspannte Schneidersitzhaltung fallen und musterte den Dunkelhaarigen schließlich aus dem Augenwinkel. Dann fiel ihr Blick auf das wunderschöne Farbenspektakel am Himmel und ein lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Es ist wirklich wunderschön...", murmelte sie, kurz in der Magie des Augenblickes gefangen, ehe sie sich mit einem glockenhellen Lachen ebenfalls nach hinten in das weiche Gras fallen ließ. Vielleicht war jetzt der richtige Augenblick, etwas über ihre Begleitung herauszufinden? "Erzähl mir etwas über dich.", verlangte sie sanft und drehte sich auf die Seite, um den Jungen neben sich besser im Blick zu haben.

Es schien so als würde Valerie der Sonnenuntergang gefallen und Noctis freute sich darüber. Er hatte diesen Platz noch keiner Person vor ihr gezeigt. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass der Schwarzhaarige gerne alleine war, um besser nachdenken zu können. Nachdem er und Valerie das Farbspektakel bewundert hatten, bemerkte Noctis wie sie sich zu ihm drehte und ihn mit ihren großen Augen anschaute. Die Sonne war nun vom Horizont verschwunden, der Himmel verdunkelte sich und die ersten Sterne leuchteten hell auf die Beiden herab. Auch Noctis drehte seinen Kopf nun in Richtung der Sakai und schaute sie mit seinen geheimnisvollen, dunklen, blauen Augen an. Jetzt bemerkte er auch erst, was für schönes langes, schwarzes Haar Valerie hatte. Es wies einen leichten, violetten Schimmer auf, was dem Caelum sehr gefiel. Noch immer gefangen von ihrem wunderschönen Haar vernahm der Schwarzhaarige Valeries Aufforderung von sich zu erzählen. Noctis dachte daraufhin an die Zeit, als seine Eltern noch lebten und er mit ihnen damals den Sonnenuntergang und die Sterne beobachtete. Doch dann verschwand diese Erinnerung in einem Bild aus Blut und Tod. Er erinnerte sich an die leblosen Körper seiner Eltern und an den dunklen Magier, der mit seinem schwarzen Blitz das Leben aus ihnen aushauchte. An seine Familie die im Ratsgebäude der Caelum getötet, von den schwarzen Blitzen der dunklen Magier verschlungen worden. An seinen Onkel, der vor seinem Augen von dem Mann getötet wurde, der auch seinen Eltern das Leben nahm und er es nicht verhindern konnte. Die blauen Augen des Caelum spiegelten seinen Schmerz und Trauer, aber auch Hass und Zorn wieder. Noch eine Weile blickte er Valerie mit diesen Augen an, ehe er ihr antwortete: „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen, außer dass ich gerne hübsche Mädchen entführe. Erzähl mir lieber von dir.“ Ein aufgesetztes Lächeln spannte sich über sein Gesicht und er drehte seinen Kopf wieder in Richtung Himmel zu den Sternen. Die Wunde, die durch den Tod seiner Familie hinzugefügt wurde, war noch lange nicht verheilt und würde es vielleicht nie tun. Der Schmerz saß noch immer zu tief in seinem nach Rache sehnenden Herzen, doch das trieb den Donnermagier an. Er hatte sich geschworen jeden dunklen Magier zu vernichten und dieses Ziel hatte er stets vor Augen. Er würde Stärker werden und nie wieder jemanden vor seinen Augen verlieren, der wichtig für ihn war. Dies war auch der Grund, warum er niemanden an sich heranließ und stets abweisend und kalt seinen Mitmenschen gegenüber auftrat. Es war eine kristallklare Nacht und die Sterne waren gut zu erkennen. Er streckte seine Hand in dem Himmel und versuchte einen der Sterne zu greifen. Noctis Name bedeutet Licht am Himmel der Nacht, doch er war die finstere Nacht und das Licht war viel zu weit entfernt um es zu greifen. Vielleicht würde Valerie für den jungen Caelum das Licht sein was er versuchte zu erreichen.

Noctis Reaktion auf ihre Aufforderung war alles andere als unauffällig und bestätigte Valeries Vermutung nur noch. Irgendetwas lag da in seiner Vergangenheit, ein Schatten, den die Sakai so leicht nicht zu erfassen vermochte. Als wäre die Seele des Dunkelhaarigen von einem Netz aus dunklen Schleiern umgeben, die es einem unmöglich machten einen Blick auf seine wahre Natur zu werfen. Andererseits war Noctis nett zu ihr und wenn er ihr nicht von seiner Vergangenheit erzählen wollte, dann war das allein seine Entscheidung, die sie zu respektieren hatte. Welchen Anspruch sollte sie auch auf solche intimen und persönlichen Informationen erheben, wo sie den Magier doch erst wenige Stunden kannte? Vielleicht, irgendwann in ferner Zukunft, wenn sich beide bereits vertrauter waren, würde er ihr einmal erzählen was genau er durchgemacht hatte aber bis dahin würde sie sich gedulden müssen und wohl oder übel auf den Themawechsel eingehen müssen. "Mhhh...gibt es etwas bestimmtes das du wissen möchtest? Ich könnte natürlich von vorne beginnen und dir alles erzählen, aber ich fürchte das wäre ganz schrecklich langweilig und würde sich zudem auch noch unendlich lang hinziehen.", meinte die Dunkelhaarige kichernd und strich sich in einer raschen Bewegung eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht, welche ihr durch die seitliche Position in die Augen gefallen war. Eigentlich wollte sie nicht von sich selbst erzählen. Im Vergleich zu ihrem Gegenüber schien ihre eigene Persönlichkeit und ihr eigenes Leben so seltsam bedeutungslos. Er wirkte so mysteriös und so erwachsen. Was war sie dagegen? Ein Mädchen welches einem einfachen Traum nacheiferte, welchen die meisten als bedeutungslos und unmöglich zu erfüllen abtaten. Ein Mädchen welches sich aus einer trotzigen Handlung heraus ihren Eltern wiedersetzt hatte. Wie konnte sie auch nur annehmen, dass sie ihn interessierte wie er sie? Es gab nichts interessantes in ihrem Leben, was eine Erzählung wert war. Abgesehen natürlich von ihrem Leben in der Gilde und durch die Tatsache, dass Noctis ebenfalls ein Magier war, war sie sich nicht sicher, ob ihn solche Dinge wirklich interessieren würden. Mit einem Mal war sich Valerie nicht mehr sicher, ob es wirklich eine so gute Idee war, sich genauer mit Noctis zu unterhalten. Sie wollte ihn nicht langweilen und noch weniger wollte sie ihm auf die Nerven gehen. Nicht alle Menschen zeigten sich verständnisvoll wenn es um ihre kindliche Natur ging und die Tatsache, dass der Schwarzhaarige es bisher mit ihr ausgehalten hatte war bemerkenswert genug. Er schien ihr nicht wie eine Person, die sich normalerweise mit Menschen ihres Gleichen abgab. Er war wirkte so ernst, beinahe melancholisch. Der Unterschied zwischen ihnen war so gewaltig, dass Valerie sich kurz an ihre Begegnung mit Sinikka zurück erinnert fühlte. Die Magiern hatte neben ihr so völlig anders gewirkt, mit der beachtlichen Größe und ihrer überwältigenden Stärke. Und auch wenn bei Noctis dieser Gegensatz eher auf charakterlichem Grundsatz beruhte löste er dennoch die gleiche Nervosität in der Finsternismagierin aus. Auf der anderen Seite weckte er allerdings auch ihre vollkommene Neugier, weshalb sie mit einiger Faszination beobachtete, wie er abwesend seine Hand in Richtung Sternenhimmel streckte. An was dachte er, wenn er diese leuchtenden Bilder beobachtete? Valerie wollte es wissen, ganz unbedingt sogar. "Was bist du für eine Art von Mensch?" Sie wusste nicht woher diese Frage kam und eigentlich spielte es auch gar keine Bedeutung. Viel entscheidender war dagegen seine Antwort, auf welche die Magierin mit stockendem Atem wartete.

Noctis blickte noch immer in den Sternenhimmel und betrachtete die leuchtenden Lichter an der dunklen Decke. Daraufhin antwortete Valerie Noctis Aufforderung ihm etwas aus ihrem Leben zu erzählen und fragte ihn zugleich, was er denn über sie wissen wollte. So überlegte der junge Caelum. Es gab sicherlich vieles, was er gerne über sie erfahren wollte, er interessierte sich sehr für sie, was auch wiederum ungewöhnlich für ihn war. Doch bevor Noctis sich überhaupt überlegt hatte, was er denn nun gerne über sie erfahren wollte, fragte Valerie etwas sehr Seltsames. Eine Frage, die schwer zu beantworten war für jeden Menschen auf dieser Welt. Noctis verstand ihre Frage klar und deutlich und seine Gedanken fokussierten sich ausschließlich auf ihre Frage. „Was für ein Mensch bin ich“, fragte sich der Caleum gefangen in seinen Gedanken. Ein Mensch, der sich nach Rache sehnte, um den Schmerz und die Trauer zu überwinden, den die dunklen Magier ihn zugefügt hatten. Ein Schmerz, den er den dunklen Magiern zurückzahlen und tausendfach vergelten wollte. Ein verschlossener Mensch, der keine Person mehr an sich heranließ, um nicht noch mehr Schmerz und Trauer zu erfahren. Doch nach kurzer Zeit des Nachdenkens wusste er bereits, was für ein Mensch er ist. Wovor er am meisten Angst hatte in dieser ungerechten, magischen Welt. Eine Angst, die viele Menschen in sich tragen, aber sie erst realisieren, wenn es bereits geschehen ist. Noctis drehte seinen Kopf wieder zu Valerie. Seine blauen Augen blickten in ihre und seine schmalen Lippen begannen sich zu bewegen: „Ich bin ein Mensch, der niemanden mehr verlieren will, der wichtig für ihn ist.“ Noch immer sah er sie mit seinen geheimnisvollen, dunklen Augen an, und nachdem er seinen Satz beendet hatte, lächelte er ein wenig. Auch wenn er mit diesem Lächeln seine Angst überspielte, das er wieder eine Person verlieren könnte, die wichtig für ihn ist. Hatte er etwa Angst Valerie zu verlieren? Sie war die erste Person die Noctis nach Monaten an sich heran ließ. Vorher verbrachte er seine Zeit immer alleine an ruhigen Orten, wo nur wenige Menschen waren und lenkte sich mit Training ab, um stärker zu werden. In Valeries Gegenwart hatte er auch kein Verlangen nach Rache, er wollte einfach nur bei ihr sein. Auch sein Schmerz und die Trauer verließen ihn, wenn er in ihre wunderschönen Augen blickte oder ihr Lächeln beobachte. Sein Herzschlag wurde unregelmäßig, was für den ruhigen Magier sehr ungewöhnlich war. Doch heute tat er vieles, was nicht in seiner Natur lag. Was war das für ein Gefühl? Ein Gefühl was der Schwarzhaarige nicht kannte. Hatte er einen Fehler begangen? War es ein Fehler eine Person wieder in seine Nähe zu lassen und noch dazu so ein lebensfrohes Mädchen wie Valerie, was genau der Gegensatz zu ihm war. Er war immer kalt und abweisend und sie war freundlich und offen gegenüber anderen Menschen. Sowohl ihr Denken und ihre Persönlichkeit waren so verschieden. Doch dies machte Valerie umso interessanter für den Caelum, gerade weil sie so verschieden waren. Noch immer schaute er sie an, wie reagierte sie wohl auf seine Antwort. Ob sie merkte das Noctis sich zu ihr hingezogen fühlt, wenngleich er es zu diesem Zeitpunkt nicht realisieren würde.

Im ersten Moment schien Noctis sich nicht sicher, wie viel er tatsächlich über sich preisgeben konnte und wollte und Valerie war nicht einmal in der Lage, ihm das auf irgendeine Art und Weise übel zu nehmen. Tatsächlich hätte sie wohl selber nicht genau gewusst, wie ihre Antwort ausgesehen hätte, wäre sie in seiner Position gewesen. Sie wusste ja nicht einmal, was genau sie dazu gebracht hatte, sie überhaupt zu stellen. Manchmal hatte sie einfach solche Augenblicke, in denen sich Worte in ihrem Kopf sammelten, die einfach heraus mussten. Oft waren es belanglose Dinge, meist zu den Büchern, die sie gerade las, oder aber zu ihren Lieblingssüßigkeiten. Diesmal war es jedoch eine weniger unverfängliche Frage gewesen und hatte sie in eine beinahe prekäre Situation gebracht. Noctis jedoch schien zu wissen, was genau er antworten wollte und seine Worten berührten die kleine Sakai auf eine seltsame Art und Weise. "Das klingt fast so, als hättest du in deinem Leben sehr viel verloren...", murmelte die Dunkelhaarige vorsichtig, nicht sicher, wie weit sie in das Thema vordringen durfte. Schließlich hatte ihr Gegenüber keinerlei Grund ihr wirklich zu vertrauen. Alles was sie bisher verband war eine flüchtige zwei Stundenbekanntschaft und die gemeinsame Schwäche für Eis. Nicht das beste Material, auf dem sich ein tiefgründiges Gespräch aufbauen ließ. Und dennoch erwachte spontan der Beschützer- und Führsorgeinstinkt der Magierin und keine Sekunde später hatte sich die Sakai in einer flüssigen Bewegung noch ein Stückchen näher an gerollt und ihre dünnen Ärmchen um seinen Hals geschlungen. Ihren Kopf vergrub sie in seinen dunklen Haaren und sie konnte den Puls in ihren Ohren rauschen hören, als sie schließlich zu sprechen begann. "Das hört sich wirklich so an, als wären die ein paar sehr schlimme Dinge passiert und als würden sie dich sehr traurig machen, Noctis-kun", flüsterte sie leise und musste kurz darauf bemerken, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. "Ich mag es nicht, wenn Menschen unglücklich sind, also musst du es mir nur sagen, wenn ich etwas tun kann, damit du dich besser fühlst." Mit diesen Worten ließ die Finsternismagierin wieder vorsichtig von ihrem Gegenüber ab und brachte ein wenig Abstand zwischen ihre Körper, ehe sie ihm ein ehrliches und fröhliches Lächeln schenkte. Vielleicht würde es ja schon reichen, wenn sie ganz lieb und nett zu ihm war und ein wenig von ihrer positiven Energie auf ihn abfärbte. Andererseits konnte sich Valerie nicht vorstellen, dass so etwas ausreichen würde, um die dunklen Schatten in Noctis Herzen auf Dauer zu vertreiben. Und dennoch viel ihr keinerlei Möglichkeit ein, wie sie dafür sorgen konnte, dass es ihm auf längere Zeit besser ging. Nun, vielleicht sollte sie ihn erst einmal auf andere Gedanken bringen, ja das klang nach einer ausgezeichneten Idee. "Sag doch mal Noctis, möchtest du etwas wirklich cooles sehen?", flötete die Dunkelhaarige begeistert und richtete sich in einer schnellen Bewegung auf, so dass einige Strähnen ihres obsidianfarbenden Haares durch die Luft wirbelten. In einer flüssigen Handbewegung streckte sie ihren rechten Arm vor und konzentrierte sich auf ihre Handinnenfläche, auf welcher nur einen kurzen Augenblick später eine kleine, dunkle Flamme erschien, die fröhlich auf der blassen Haut des Mädchens zu tanzen begann. "Das hier, ist meine Magie", verkündete sie nicht ohne Stolz, ehe sie Noctis aus ihren dunklen Augen anfunkelte und stolz beobachtete, wie die Flamme ihre Arbeit tat und die Umgebung noch ein wenig finsterer machte. Ja, Valerie liebte Finsternismagie und nichts würde daran jemals etwas ändern können.

Noctis hatte wirklich viel verloren in seinem Leben. Er hatte zu viel verloren. Seine Eltern in seiner Kindheit ermordet. Jahre später seine gesamte Familie in gefühlten Bruchteilen von Sekunden vor seinen Augen getötet. Dies zu verkraften war für den Caelum eine Aufgabe, die wohl nicht viele Menschen hätten bestehen können, ohne daran zu zerbrechen. Die enorme Willenskraft, die er dadurch gewann, half ihm dies zu überstehen, auch wenn der Preis dafür war, dass seine Gedanken in Dunkelheit gehüllt sind. Noch immer trafen sich die dunklen Augen der Beiden und Valerie rollte sich näher an Noctis heran. Sie umarmte ihn und vergrub ihren Kopf in seinen Haaren. Sein Herz begann wieder zu rasen, warum hatte er diese merkwürdigen Arrythmien in Valeries Gegenwart. Er fühlte sich geborgen, wenn sie ihn umarmte und er ihren warmen Körper spürte. Einige Strähnen von Valeries Haar fielen ihm ins Gesicht und sein Kopf war an ihre Brust gepresst. Er konnte ihren Herzschlag spüren und ihren lieblichen Duft wahrnehmen. Noctis fühlte, dass Valerie wegen ihm ebenfalls ein wenig traurig wurde und als sie sich wieder von ihm trennte, sah er einige Tränen in ihren Augen funkeln. War es wirklich richtig sie mit seinem Schmerz zu belasten. Sie wollte ihm helfen seine Trauer und Schmerz zu vergessen, doch konnte sie das denn? Vielleicht würde sie es wirklich schaffen Noctis glücklicher zu machen. Allein wenn der Schwarzhaarige in die dunklen Augen von der Sakai blickte, fühlte er sich ein wenig besser. Als sie ihn umarmte, verließ ihn, wenn auch nur für wenige Sekunden, das Gefühl allein zu sein und der Schmerz, der dieses Gefühl mit sich brachte. Doch Noctis verstummte, er wusste nicht, was er ihr in dieser Situation antworten sollte. Seine Gefühle waren durcheinander, was war bloß mit ihm los? In ihrer Gegenwart konnte er nur noch an sie denken. Am liebsten hätte er Valerie für Stunden umarmt und nie wieder losgelassen. Valerie lächelte den Caelum an und er lächelte ihr zurück. Sie wollte ihm etwas zeigen, was ihn aufmuntern sollte und Noctis nickte ihr zu. Sie streckte ihren Arm aus und in ihrer Handfläche erschien eine dunkle Flamme. Sofort bemerkte der Dunkelhaarige, dass es sich um Finsternismagie handelte. Was für eine Ironie, dass gerade eine Finsternismagierin ihn aus seiner Finsternis befreien wollte. Valerie funkelte Noctis mit ihren Obsidianfarbenden Augen an und er lächelte freundlich zurück. Sein Lächeln war anders als sonst, es war ein wirklich fröhliches Lächeln. Er verbrachte gerne Zeit mit Valerie und wollte in Zukunft auch gerne noch viel mehr Zeit mit ihr verbringen. Der Caelum sprang nun ebenfalls vom grünen, leicht violetten Gras auf und ging auf Valerie zu. Er blieb vor ihr stehen und streckte seinen linken Arm aus. Besonders gut zu erkennen war nun sein schwarzes Fairy Tail Gildenzeichen was auf der Innenseite seines Unterarms zu sehen war. Daraufhin erschien sein Schwert Masamune in seiner Hand und einige blaue Blitze wirbelten um dieses. Die blauen Blitze erhellten wieder ein wenig den Ort. „Das ist meine Magie“, sprach der Caelum ebenfalls sehr stolz. Beide hatten sich nun ihre Magien gezeigt und Noctis beobachtete die Finsternisflamme, die vor ihm loderte. Dann blickte er Valerie mit seinen blauen Augen an. Sie war um einiges kleiner als er und sein Herz raste wieder, als er in ihre dunklen Augen blickte. Langsam führte er seine Hand in Richtung ihres wunderschönen Gesichts und streichelte sanft über ihre Wange. Sein Schwert ließ er verschwinden und das aufgelöste, bläuliche Mana wirbelte um die Beiden. Er schloss die Augen und führte seine schmalen Lippen zu ihren und berührte ihre mit seinen. Das Gefühl als er die Lippen der kleinen Sakai berührte war unbeschreiblich für den Schwarzhaarigen. Sie waren so weich, sanft und warm. Sein Herz raste nur noch stärker und hörte nicht mehr auf. Was war bloß in den jungen Caelum gefahren, er hatte Valerie erst vor wenigen Stunden kennengelernt. Es lag nicht in seiner Natur etwas so Überstürztes zu machen, aber trotzdem tat er es.

Die kleine Valerie war vollkommen entsetzt und fassungslos. Nicht nur, dass Noctis ihr beinahe stolz mit einer tödlichen Waffe vor der Nase herumfuchtelte, nein, er schien auch noch eine ganz andere Sache völlig falsch verstanden zu haben. Nun aber nach der Reihe, denn Valerie wurde beinahe ohnmächtig, als sie sich mit einem Mal mit der überdimensionalen Klinge konfrontiert sah. Seit jeher war die Angst vor allen scharfen Gerätschaften im Kopf der Sakai tief verankert und auch Jahre des mühseligen Gewöhnungstrainings hatten ihr nicht die Angst vor gewöhnlichen und herkömmlichen Küchenmessern genommen. Immer huschte der Gedanke, sich selbst zu verletzen im Hinterkopf der Finsternismagierin herum, weshalb sie sich von den meisten scharfen Dingen fernhielt. Es hatte schließlich einen Grund, weshalb das Mädchen ihren Bogen nicht mit echten Pfeilen sondern Magie benutzte. Und zudem hatte es ebenfalls einen Grund, dass die Klinge ihres Bumerangs ausklappbar und mit mehreren Schutzmechanismen gesichert war. Umso taktloser war es, dass dies den Donnermagier keineswegs zu stören schien, denn ansonsten hätte er ihr einen so gefährlichen Gegenstand wohl kaum einfach so vor das Gesicht gehalten. Auf der anderen Seite war sich Valerie jedoch auch darüber im klaren, dass Noctis nicht wissen konnte, wie groß ihre Angst vor Klingen war. So begnügte sie sich damit, einen großen Schritt nach hinten zu machen und dafür die blauen Blitze zu beobachten, die den glatten Stahl auf und ab zuckten. Magie war eine wirklich schöne und sehenswerte Sache und da boten die elektrischen Funken keinerlei Ausnahme, schafften sie es doch, die Lamia sofort in ihren Bann zu ziehen. Vermutlich war auch das ihr großer Fehler gewesen. Sie hatte sich zu sehr von der Schönheit seines Zaubers beeinflussen lassen, so das sie seinen bitterbösen Plan nicht sofort durchschaut hatte. Letztendlich war ihr nicht einmal die Zeit geblieben, anständig und angemessen zu reagieren, denn da hatte dieser hundsgemeine Wüterich auch seine Lippen schon auf die ihren gepresst. Im ersten Augenblick war Valerie vor lauter Schock an Ort und Stelle festgefroren. Im Köpfen der jungen Sakai huschten tausende Gedanken auf einmal und kein einziger erklärte, warum genau Noctis sie nun küsste. Dennoch reichten sie, um die Finsternismagierin mit einem Schlag zurück in die Realität und damit auf den Boden der Tatsachen zu locken. Wie hatte sie denn auch so unsagbar dumm sein und sich mit einer ihr fremden Person gegen Abend an einem abgelegenen Ort im Park treffen können? Diese Situation erinnerte sie unangenehm an den Augenblick, als sie sich mit Kabuto zu ihrem Übungskampf getroffen hatten, mit der Ausnahme, dass das hier gefühlte tausendmal schlimmer war. Nun hätte Valerie jetzt unterschiedlich auf die Annäherungsversuche des Magiers reagieren können. Einerseits hätte sie seine Gefühle erwidern und in seinen Armen wie Butter zerlaufen können, oder aber ihm behutsam klar machen, dass ihr das alle viel zu schnell ging und sie einer dringenden Pause benötigte. Valerie entschied sich für keinen der beiden Wege. Stattdessen biss sie dem Caelum mit aller Kraft auf die Unterlippe, stieß ihn mit einem heftigen Ruck von sich, holte tief Luft und stieß ein helles Kreischen aus. "Was glaubst du eigentlich, wer du bist?!" Die Sakai tobte und das im wahrsten Sinne des Wortes. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein, sie zu küssen, obwohl sie sich gerade einmal wenige Stunden kannten? Im Grunde war sie ja ein sehr liebes und nettes Mädchen, dass sich hauptsächlich darauf konzentrierte, andere Menschen glücklich zu machen, doch in diesem Fall konnte sie Noctis diesen Gefallen nicht tun. Generell war Valerie eine Person, die sehr empfindlich auf körperliche Annäherungsversuche jeder Art reagierte und konnte es daher noch weniger nachvollziehen, wie genau Noctis auf die Idee kam, dass es denn in Ordnung sei, sich ihr auf diese Art zu nähern. In der Gesellschaftsschicht aus der sie kam, wurden dergleiche Berührungen nur unter engen Vertrauten und verheirateten Paaren ausgeteilt. Was also bildete sich dieser Schuft eigentlich ein? Das Mädchen tat einen weiteren Schritt nach hinten. "Wenn du mich noch einmal anfasst, dann Gnade dir Gott, wird dir keiner mehr helfen können.", fauchte sie empört und ballte ihre rechte Hand zu einer Faust. Vielleicht sollte sie bei Noctis ähnliche Maßnahmen wie bei Kabuto einleiten? Andererseits schien der Caelum deutlich größer zu sein und Valerie war sich nicht sicher, ob sie sich ihm körperlich wieder so nähern wollte, dass ihr Knie sein Ziel auch ja nicht verfehlte. Vor allem, wo Noctis doch tatsächlich ein wenig so wirkte, als könnte er sich rein körperlich gegen sie zur Wehr setzen. Nunja, sollte er noch einmal auf dumme Gedanken kommen konnte sie ihren Standpunkt zur Not mit Hilfe ihrer Magie klar machen. Nun wollte sie erst einmal an Noctis vorbei, zurück zum Bahnhof und mit dem nächsten Zug nach Hause.