Irgendetwas stimmte doch nicht. Zwar war Emaru ein Trottel, dennoch waren die Worte die aus seinem Munde kamen vernünftig und voller Emotionen. Das passte einfach nicht zu einem Verrückten. Entweder war er doch irgendwie ein normaler Mensch, der nur leichte Ticks hatte, oder er war so unglaublich Irre, dass er für einen normalen Menschen einfach nicht mehr zu durchschauen war. Shizuka, die im Begriff war zu gehen, hielt plötzlich an und drehte den Kopf leicht zur Seite, um dem Weißhaarigen bis zum Ende zuzuhören. Er wollte das Mädchen in Ruhe lassen, schien sogar zu verstehen, warum sie gehen wollte. Shi wusste alles. Das sie gehen wollte, weil sie ihn für kurios und merkwürdig hielt. Für so verrückt, dass nicht einmal ihre nervige Art darauf ansprach. So eine Person war doch wirklich nicht mehr zu retten, oder? Aber was war mit diesen Worten, die voller Reue und Trauer waren? Das konnte unmöglich gespielt sein, soviel Gefühl wie dabei herüber kam. Der Weißhaarige wandt sich auch sogleich zum gehen um, hatte wohl begriffen, dass es zwecklos war. So sollte es aber nicht kommen. "Warte!", kam es von der Dragonslayerin noch bevor sich der Magier umgedreht hatte. Er gab zu, dass die Worte ihn beleidigten. Shi gab es einfach zu. Also doch kein Idiot, der es nicht verstand. Er war normal? Normal, bloß mit weißem Haar und eintönigen Klamotten? Ein kleiner Tick, den man wohl verkraften konnte? "Ehm ... willst du vielleicht noch auf ein Getränk zu mir kommen? Ich habe sogar eine graue Tasse!", kam auch gleich ein hoffentlich überzeugendes Argument. Mit diesen Worten näherte sich die Magierin auch schonwieder ein wenig. Packte den Jungen auch sogleich an der Hand und schliff ihn mit sich. Warum sollte er auch ablehnen? Er würde ein Getränk bekommen und zwar umsonst! "Ach, noch etwas. Ich beleidige hier Niemanden. Ich sage einfach nur die Wahrheit ... wenn die Menschen sie nicht verkraften können sollten sie entweder an sich arbeiten oder es ertragen ...", meinte sie noch. Schließlich handelte es sich um ein freies Land. Hier durfte man seine Meinung äußern und wenn jemandem etwas nicht gefiel, hatte er durchaus das Recht es zu äußern. Auch wenn es im Fall von Shizuka schon ein wenig übertrieben war ...

"Warte!", rief Shizuka ihm zu, und Shi blieb stehen, um zurück zu blicken. Scheinbar hatte sie sich doch dafür entschieden, ihm noch eine Chance zu geben. Sie machte ihm sogar das Angebot, dass er zu ihr kommen und mit ihr etwas trinken - und auch noch aus einer grauen Tasse. Sie ging scheinbar davon aus, dass das ein gutes Argument für ihn sei, was schon irgendwie witzig war. "Graue Tasse...?", murmelte er, ehe er das realisierte, und grinste dann. "Hehe. Das Angebot nehme ich doch gern an, Shizuka-san." Kurz darauf zog sie ihn auch schon mit sich, bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, doch es machte ihm nichts aus. Welcher Junge beschwerte sich schon, wenn ein Mädchen ihn zu sich nach Hause zerrte? Sein Lächeln würde an diesem Abend bleiben, wo es war, es gab nicht viel, dass ihm sein Glück noch vermiesen konnte. Es war ein mieser Anfang, dann ein schöner Tag, ein mieser Zwischenfall und jetzt kam das Ganze zu einem schönen Ende. Einen schönen neuen Anzug hatte er auch, obwohl Emaru wohl kein Fan davon sein würde, und ein Gratisgetränk kam gleich noch dazu, eingenommen mit einem zeitweise sehr netten, hübschen Mädchen. Ja, das war doch eine schöne Aussicht.
Nun äußerte sich die Magierin übrigens auch noch zu dem, was er zuvor gesagt hatte, und dass sie nicht beleidigte, sondern bloß die Wahrheit aussprach. Zumindest das, was sie für die Wahrheit hielt. Shi nickte kurz nachdenklich und antwortete dann: "Tut mir leid, du hast recht. ich habe das wohl schlecht formuliert..." Inzwischen lief er normal neben ihr her, anstatt weiterhin gezogen zu werden. Das war ihm doch lieber, denn auch wenn er sie mochte, war diese Art absolut nicht Shis Stil. "Natürlich sagst du nichts, um andere zu beleidigen, du bist einfach nur ehrlich... aber Menschen mögen die Wahrheit nicht, auch wenn sie das gern glauben." Ja, so war es. Menschen sagten zwar immer, man solle ehrlich sein, doch die Wahrheit war, dass die gesamte Gesellschaft doch nur auf Lügen aufgebaut war. Man konnte Menschen nicht einfach sagen, was man über sie sagte, das führte - wie man zuvor bei der Kellnerin gesehen hatte - immer nur zu Zorn, Verachtung, Trauer oder Ähnlichem, aber nie zu Etwas gutem. Sollte man jedoch einfach nur seine Überzeugungen durchsetzen wollen und sich nicht darum scheren, ob es irgendwo auf der Welt jemanden gab, der einen leiden konnte. Sie allerdings hatte Glück gehabt und in ihm so jemanden gefunden, ob sie darüber so glücklich war, wie sie es sein könnte, wusste er nicht genau, für gewöhnlich ließen Menschen ihr Glück nicht einfach so zu. Doch sie war kein gewöhnlicher Mensch, sie war anders, und vielleicht, nur vielleicht, konnte sie glücklich sein. Das würde er schon noch sehen; die Stimmung zwischen ihnen ihnen schien gut genug, um von einem nächsten Treffen auszugehen. Moment, planst du gerade eure zukünftigen Treffen, noch ehe dieses vorbei ist? Gefühle machen merkwürdige Dinge mit Menschen, hoffentlich wirst du nicht auch noch so, Shi-san... Irgendwie hatte Emaru recht, er sollte wie üblich im Jetzt leben, anstatt sich unnötige Gedanken über eine mögliche Zukunft zu machen. Irgendetwas war los mit ihm, doch jetzt war nicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Was zählte, war, die Zeit mit Shizuka zu genießen, immerhin würde sie nicht mehr so lange andauern. Man musste das Beste daraus machen. Aber eines nach dem anderen, zuerst einmal musste er ihr bis zu ihrem Haus folgen, man würde sehen, wie es weiterging.

Emaru ließ sich also ziehen und nahm das Angebot scheinbar wirklich gerne an. Er entschuldigte sich auch dafür, dass er seine Worte vielleicht schlecht formuliert hatte. Schließlich sagte Shizuka immer die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Damit er also mit stolzem Gewissen vor die Dragonslayerin treten konnte, musste er entweder seine Haare färben, oder die Wahrheit verändern! Sie lief also mit ihrem Begleiter durch die Straßen, der sich inzwischen losgerissen hatte und neben der Magierin herlief. Das ungleiche Paar wurde von allen Winkeln mit gemischten Gefühlen betrachtet. Einigen fanden Emaru einfach nur toll, andere schienen einfach die selbe Meinung wie Shizuka zu haben, dennoch hauptsächlich männliche Personen. Shizuka wurde wohl mehr von den Männerwelt wegen ihrer knappen Kleidung begafft, wobei andere, vor allem Mädchen es ein wenig zu gewagt fanden. Vor allem zu solch einer kühlen Jahreszeit. Bald würde doch der Winter vor der Türe stehen, da konnte sie sich doch nicht in so leichten Outfits zeigen. "Mir ist warm ...", murmelte die junge Dame leise, während sie Emaru zu ihrem Haus führte. Eigentlich war es ein ganz besonderes Haus. Es war das Mädchenwohnheim von Fairy Tail!! Shizuka überlegte schon die ganze Zeit, wie sie Emaru in ihr Zimmer schmuggeln könnte ...

>>> Mädchenwohnheim von Fairy Tail

Schönes sonniges Wetter, die Menschen strömten aus allen Richtungen auf den Marktplatz von Magnolia Town. Es war schon eine Weile her, dass sie sich in der Umgebung herumdrückte und dennoch erinnerte sie sich sehr gut an das eine oder andere Erlebnis. Auch wusste sie, dass es hier die besten Kimonos weit und breit war, genau deshalb war Neva ja da! Und tatsächlich, die Kimonoauswahl war nach wie vor riesig. Kein Wunder, bei den Festen die jedes Jahr in und um Magnolia Town stattfanden. Traditionelle Kleidung war da noch immer gefragt. So wirklich hatte sie aber noch nicht gefunden, was sie suchte und in diesem Gedrängel auch ziemlich schwer. Zumal sie der Geruch mal wieder unglaublich anwiderte. Aber wer schön sein wollte, musste leiden.

Schließlich verließ sie den Marktplatz mit zwei neuen Kimonos im Schlepptau. Freudig schlenderte sie also durch die Gassen der hübschen Stadt, ließ den Blick schweifen und versank in alten Erinnerungen und Träumen von der Zukunft. Und sie lief und lief und lief und stockte mitten im Gehen. War das…? Natürlich. Diese blauen Augen würde sie niemals im Leben vergessen und auch der warme, süßliche Atem und die noch zartere Haut. Neva sah sich hastig um, den Atem angehalten. Was sie so beunruhigte? Offensichtlich eine Person. Nicht irgendeine. Das erste männliche Wesen, welches es tatsächlich schaffte, in einer Kennenlernzeit von einer Woche, drei Damen zu unterhalten. Sie, seine offizielle Freundin und schließlich seine feste Liebschaft. Und tatsächlich fand sie das nur durch einen glücklichen (oder unglücklichen, je nachdem) Zufall heraus. Der erste Mensch, dem sie tatsächlich am liebsten ihr Katana in die Brust gerammt hätte. Nein eigentlich wollte sie ihre metallenen Krallen in seinem Brustkorb spüren und den Geruch warmen Blutes riechen, sowie das Geräusch, welches Fleisch nun mal von sich gab, wenn es geschnitten wurde. In dem Fall gerissen. Keine Seitengassen, zu wenig Menschen um in der Masse unterzugehen, die Dächer? Dafür war keine Zeit mehr. Reflexartig griff sie den Arm eines Fremden, drehte sich geschickt und blieb vor diesem stehen. Und so meine Damen und Herren lernte Neva den allzeittreuen Riku kennen.
„Heeeeey. Mein Name ist Neva. Deine Kette ist unglaublich cool. Ich hab sie gesehen und mich gefragt, woher du die wohl hast. Ich bin schon ewig auf der Suche nach so einer!“ Als sei es das normalste der Welt, lächelte sie ihn an und sprach, während sie sich so drehte, dass der vorbeilaufende, ehemalige Liebhaber seelenruhig vorbeiziehen konnte. Man hatte es schon nicht leicht, wie? Neugierig blinzelte sie an dem hochgewachsenen Riku vorbei, suchte unter den vielen Menschen den einen und stellte schließlich erstaunt fest: „Verdammt…das war gar nicht…ich hätte schwören können, dass…!“, murmelte sie vor sich hin. Zu gern hätte sie nachgeholt, was sie damals versäumte. Ob Riku es verstand? Nebensache. Viel interessanter war doch seine Reaktion, auf die neugierige Fremde.

Es war doch wirklich wunderbares Wetter, einfach ideal für einen gemütlichen Spaziergang durch den herrlichen Marktplatz Magnolia Towns, um letztendlich Rast im geliebten Park machen zu können. Das Riku jedoch gar nicht erst soweit kommen würde, wusste er bis dato natürlich nicht. Gedankenversunken und verträumt schlenderte er durch die schier unendlichen Menschenmengen hindurch, der Blick leicht gesenkt, mit den Gedanken gerade noch klar genug anwesend, um die nächste herannahende Person zu erkennen und gegebenenfalls auszuweichen, sofern diese es nicht von selbst tat. Erfolg hatte der Nemuri mit dieser ruhigen Vorgehensweise auch gehabt keine Frage, dennoch wurde er nach einigen Minuten des Wanderns plötzlich durch einen unerwarteten Ruck an seinem linken Arm aus seinen Gedankengängen gerissen. Aus welchen Gedankengängen?
Nun, sie waren verworren und vielseitig wie immer. Einerseits hing er mit seinem Kopf schon im Park und zählte sich vor seinem inneren Auge ab, wie viele Äpfel er heute wohl noch verdrücken konnte, während er andererseits auch schon beim Abendessen war, sehr wichtige Gedanken wie man sehen konnte.
Doch just diesem Moment befand sich Riku wieder im Hier und Jetzt, mit unglaublicher Brutalität und brachialer Gewalt wurde er aus seiner Traumwelt gerissen, langsam öffneten sich die, bisher beinahe geschlossenen, Augen allmählich wieder und realisierten nach einigen Augenblicken das Mädchen, welches sich in unmittelbarer Nähe befand.
Mittlerweile war Riku sogar soweit, dass er auch wieder vernahm was der Braunschopf zu ihm sagte. "M-M-Meine Kette....?" mehr verdutzt als müde fiel sein Blick auf seine Knochenkette. Es war ein Familienerbstück, welches er von seinem Vater geschenkt bekommen hat, als er der Gilde Fairy Tail beitrat. Sie ist dem Jungen wirklich viel Wert, da er sie natürlich später in ferne Zukunft seinem Nachkömmling weitergeben möchte, sofern er es ist nicht vergesst oder sie verliert oder vielleicht sogar vorher stirbt, wäre ja möglich.
Nachdem er nach einige Augenblicken wieder seinen Blick nach oben wandte, ergriff er auch in seinem typischen Tempo das Wort. "Neva also....was für ein schöner Name..." murmelte er vor sich hin, bevor er das Mädchen, welches beinahe so groß war, wie er selbst, direkt ansprach und antwortete. "Wo die herkommt weiß ich nicht. Sie ist ein Familienerbstück, welches ich von meinem Vater bekommen habe, ein Glücksbringer sozusage." Das sie inzwischen etwas vor sich hin gefasselt hatte, bekam unsere Schlafmütze natürlich nicht mit, schließlich konnte er sich nicht auf so viele Sachen gleichzeitig konzentrieren. Wach bleiben, konzentrieren, denken und sprechen sollte da eigentlich auch genug sein. Wobei das mit dem Wach bleiben so eine Sache war. Allmählich schlossen sich die Lider wieder und Riku tauchte wieder in einen seiner Tagträume ab. "Ohh, du himmlischer Apfelbaum, endlich sehe ich dich wieder."
Ob Neva mitbekommen würde, dass ihr vermeindlicher Gesprächspartner sich geistig imer weiter von ihr entfernte und wenn ja wie würde sie wohl reagieren?

Ein Wort: Laaaaaaangweilig! Im Ernst, sie betrachtete Riku und urplötzlich überkam sie ein Gefühl der Müdigkeit und Lustlosigkeit. Woran das bloß lag? Wahrlich, so eine Schlaftablette war ihr selten untergekommen. Ob er sich irgendwelche Drogen reingepfiffen hatte? Zu Zeiten wie diesen nicht gerade unwahrscheinlich. Kritisch beobachtete wie ihm die Lider zufielen und der Gute im Begriff war, im Stehen einzuschlafen. Der Dragonslayer legte die Stirn in Falten, hob die Hand und schnipste mit dem Finger. Keine Reaktion. Irgendwie kratzte das dezent an ihrem Selbstwertgefühl, denn wer ließ schon eine solche hübsche, junge Dame einfach so stehen und gönnte sich ein Mittagsschläfchen. Zeit sich das zurück zu holen. Neva kramte einen Moment in ihrer Tasche, zückte schließlich eine Wasserflasche und schraubte den Deckel ab. Es konnte ja auch gut sein das Riku einfach eine lange und harte Nacht hatte und das letztlich gar nichts mit ihr zu tun hatte. Vielleicht war es auch einfach seine Art, oder gar keine Krankheit? Ja, vielleicht war er krank. Nein, dafür sah er einfach zu gesund aus und selbst wenn, sie hatte einen Entschluss gefasst und würde dies nun auch durchziehen. Ohne viel drum herum schüttete sie ihm also Wasser ins Gesicht. Mit einem süßen Getränk wäre das sicher noch lustiger geworden, denn Bienen und Wespen würden da nicht nein sagen wollen. Leider war sie eben eher Wassertrinkerin. „Hoppla, oh nein wie ungeschickt von mir. Es tut mir Leid.“, sie blickte Riku unschuldig an. „Wirklich…ähm…wie war dein Name noch gleich?“, ja ja den hatte der gute Herr nämlich auch nicht genannt und wenn er jetzt nicht munter war, dann wusste Neva auch nicht. Ob er ihr die Story abkaufen würde? Musste er wohl oder übel. Und Neva? Der ging es gleich viel besser.

[ich gelobe Besserung]

Magnolia Town war eine riesengroße Stadt. Dort gab es so ziemlich alles, was es auch in Hosenka Town gab. Auch, wenn Magnolia nicht gerade dafür bekannt war, dass es hier nur so von Menschen und vielleicht auch Touristen wimmelte, war sie wirklich lebendig. In jeder Gasse befanden sich Menschen, egal ob sie groß oder klein war. Hosenka Town war am Tag nicht so, dort konnte man in schönen Restaurant oder Theatern sich amüsieren, aber das richtige Leben begann dort erst in der Nacht. Denn in der Nacht schienen überall die Lichter, der ganze Lärm deutete auf die Lebendigkeit der Stadt hin und die Menschen fühlten sich viel lockerer. Hier in Magnolia aber konnte man dennoch genug Spaß haben wie nachts in Hosenka Town. Woher aber diese ganzen Erkenntnisse? Ein Magier aus der Gilde Lamia Scale trieb sich in der großen Stadt herum. Er hatte sich einen freien Tag genommen, um mal nach der berühmten Gilde Fairy Tail zu schauen. Er hatte viel von der Gilde gehört, wie zum Beispiel, dass sie chaotisch war, nur Blödsinn im Kopf hatte oder auch viele Partys machte, aber dennoch war sie angeblich die Nummer 1 Gilde in ganz Fiore. Rei konnte nicht glauben, was er damals von einem guten Freund gehört hatte. Eine solch unorganisierte Gilde war im Ranking von Fiore die Nummer 1? Er musste einfach nachschauen, ob das so sein konnte. Er hatte vor, direkt zum Gildenhaus zu gelangen, aber anscheinend war es schwerer, als erwartet. Der Magier aus Lamia Scale war in den verschiedensten Gassen gelandet und wusste selbst nicht mehr, wo er überhaupt war. Er hatte schon die Nerven verloren und fluchte über diese große Stadt. Diese bescheuerte Stadt! Wieso ist sie so unstrukturiert?! Verdammt! … Er stand nun vor einer großen Straße, an dessen Seiten Stände aufgebaut waren. Viele Menschen befanden sich dort, um sich das eine oder andere Schnäppchen zu krallen. Aber nicht nur Schnäppchen wie günstige Armreifen für Frauen waren dort zu finden, sondern auch Antiquitäten. Also waren für fast alle Interessengebieten der Dekoration hier etwas zu finden, etwas, was man in Hosenka eher selten fand. Rei hatte also einen Markt gefunden, gut, aber was sollte er nur tun? Er wollte schließlich zum Gildenhaus von Fairy Tail. Seine Aufgabe war es herauszufinden, ob Fairy Tail wirklich so chaotisch und zugleich fantastisch sein konnte, wie es ihm sein Freund beschrieben hatte. Aber er hatte keine Wahl, er musste durch den gewaltigen Strom von Menschen, da es keinen anderen Weg aus dieser Sackgasse gab. Er seufzte und ging in die Straße hinein. Sein Blick blieb ernst und seine aufrechte Haltung zeigte, dass er ein starker Mann war. Von einem Magier konnte man nichts wissen, da er nichts Magisches bei sich trug und er selbst auch nicht gerade wie ein Magier aussah. Er sah mehr wie ein Schwertkämpfer aus. Er trug schließlich einen schwarzen Kimono und ein Guan Dao mit sich! Bei dem Durchschreiten dieser Straße bekam er nur wenig Aufmerksamkeit. Die Menschen waren zu beschäftigt, sich etwas Neues und Luxuriöses zu kaufen, als einem einfachen Klingenkämpfer Beachtung zu schenken. Nun ja, so viel Beachtung brauchte er auch gar nicht, da er mit seinen Gedanken ganz wo anders war. Und wo genau? Natürlich bei Fairy Tail! Er konnte es nicht fassen, er war mehr als drei Stunden unterwegs gewesen, um ein riesiges Gebäude ausfindig zu machen, auf dem fett und breit das Symbol von Fairy Tail zu sehen war, und fand es nicht? Außerdem gab es bis jetzt kein Anzeichen von Fairy Tail-Magiern. Also, es war keine Zerstörung weit und breit zu erkennen. Irgendwie scheint mir Fairy Tail tot. Naja, laut war es in Magnolia, aber ohne dass die Gilde dabei mitwirkte. Er blieb dann in der Mitte der Straße stehen und sah sich um, ob er hier ein schattiges Plätzchen finden konnte. Und er fand auch eins, und zwar in einem Restaurant. Die Türen waren offen und die Gäste hatten guten Ausblick auf die Käufer bzw. Stände in der Straße. Er setzt sich an einen Tisch für zwei Personen und wartete bis ein Kellner zu ihm kam, der seine Bestellung aufnehmen konnte. Ja, Rei hatte inzwischen Hunger bekommen und wollte natürlich nicht mit leeren Magen bei der Gilde ankommen. Ob ihm jemand Gesellschaft leisten wollte? Er selbst mochte es nicht, wenn man das tat. Allein die Existenz anderer Menschen fand er abstoßend, aber wenn es jemand wagen sollte, sich bei ihm hinzusetzen, würde er nicht auf den Gedanken kommen, die Person zu verscheuchen. Er wollte schließlich nicht unhöflich sein.

Melanie wanderte durch die Straßen von Magnolia Town. Es war eine schöne Stadt und das Mädchen mochte sie. Vielleicht mochten einige ihr da widersprechen und Melanie mochte die Stadt nur, weil es ihre Heimatstadt war, aber was gab es an dieser Ortschaft schon auszusetzen? Lani lachte und meinte: „Besonders an einem so schönen Tag kann man die Stadt doch nur lieben. Überall ist etwas los. Es gibt viele nette Leute. Eisdielen, offene Restaurants mit Blick auf diesen sonnenbeschienenen Tag.“ Still nickte Melanie in Gedanken und Lani redete weiter: „Guck dir nur die vielen gut gelaunten Menschen hier an. Es sind sogar ein paar süße Jungs unterwegs, findest du nicht auch? Oh, guck ein Markt. Wollen wir etwas kaufen?“ Nicht nur innerlich errötete das Mädchen und antwortete: „Ja... ein paar Süße laufen schon rum, aber vergiss nicht, dass wir sowieso bald aufbrechen wollen. Ja, vielleicht finden wir etwas schönes. Ein kleines Souvenir oder so.“ Die Blauhaarige aus ihren Gedanken, die gerade wie unschwer zu erraten blaue Haare hatte, umarmte die Weißhaarige und erwiderte: „Dann lass sie dir folgen! Ich möchte einen Armreif und neue Badesachen.“ Verwundert blickte Melanie drein und wirkte vermutlich noch geistig abwesender als sonst schon. Nachdenklich fragte sie in ihren Gedanken: „Mir folgen? Glaubst du die würden das wirklich tun? Hast du einen schönen Reif gesehen? Badesachen haben wir doch, oder stimmt etwas nicht damit?“ Dieses mal schmunzelte Lani nur und antwortete auf all die Fragen: „Wenn er dich genug liebt bestimmt! Außerdem ist so eine kleine Reise doch toll und macht Spaß! Gesehen hab ich noch keinen, nö. Und was mit deinen Badesachen ist... Es gibt schönere, besonders, wenn wir sowieso durch die Welt reisen werden! Lass uns Spaß haben.“ Fröhlich zeichnete sich ein Lächeln auf den frechen Lippen. Melanie achtete wieder mehr auf ihre Umwelt und guckte nach den gesuchten Sachen, außer natürlich den Jungen. Bei ein paar Ständen blieb sie sogar kurz stehen und guckte sich das Angebot genauer an, doch wirklich etwas finden tat das Mädchen nicht. Da half nur weiter suchen und finden. Und wenn man den Teufel schon an die Wand malte, dann kam der auch! Melanie hatte einen wunderschönen Armreif entdeckt, der auch der Vorstellung von Lani entsprach. So war die Kleine um ein wenig Geld erleichtert und hatte dafür ein neues Schmuckstück und ein violettes Band, welches Lani unbedingt haben wollte. Lächelnd schlug die Blauhaarige vor: „Nun haben wir die Hälfte hinter uns. Wie wäre es mit einem Happen zwischendurch?“ Melanie stimmte zu und guckte sich nach einem Geschäft um. Schnell erblickte sie direkt vor sich ein nettes Restaurant mit Blick auf den Markt. Das Mädchen ging zu dem Laden, merkte aber schnell: Es war voll. Melanie wollte schon nach einem Restaurant gucken, aber Lani meinte, dass die anderen genau so voll sein würden. So lies die Weißhaarige sich einfach überreden doch hier zu essen. Vielleicht gab es ja doch noch einen Platz. Die Magierin wollte sich verwandeln und passender für ein Restaurant gekleidet sein, aber Lani fragte mit einem lieben, bettelnden Blick: „Darf ich?“ Melanie seufzte ergeben und guckte sich an, was das gedankliche Ich vorhatte. „Nein.“ kommentierte sie das Erste, nickte aber zufrieden beim zweiten und verwandelte sich in die Gestalt, welche Lani ihr zeigte. Wo sie dieses Aussehen wohl zuvor schon gesehen hatte? Aber es passte gut zum warmen Wetter, war aber gleichzeitig schick und bekleidet genug für ein normales Essen. Immerhin waren sie hier nicht am Strand, auch wenn das weite Wasser nur wenige Meter entfernt war. So begab sie sich nun durch die Tür und lies ihren Blick auf der Suche nach einem platz durch den Raum schweifen. Der „beste“ den sie entdeckte war an einem Tisch, an dem zwar schon jemand saß, der aber nicht nervend wirkte, außerdem war er nur eine Person und schien nicht auf noch mehr andere zu warten. Aber das konnte das Mädchen ja nicht vorher mit Sicherheit sagen, also … müsste sie einfach nachfragen. Lani trat zu dem Mann mit den orangen Haaren und fragte freundlich: „Hallo. Uhm... Warten sie noch auf jemanden oder ist der Platz da frei? Es ist ansonsten leider ziemlich voll im Moment.“ Hoffentlich war der Mann nett und würde sie da sitzen lassen, aber auch nicht deswegen gleich nerven oder übereifrig sie bedrängen. Immerhin war ihr eigentlich Ziel nur etwas zu essen. Ihr Gildenzeichen, welches gut sichtbar auf ihrer Hand und nicht auf ihrer Brust zu sehen war, würde ihrem Gegenüber vermutlich schnell verraten, dass sie Mitglied der Gilde Fairy Tail war. Die Flöte, welche sie in der Hand gehalten hatte, befestige sie im Tailenbereich ihres Gewandes. Das Ding sah zwar aus wie ein Ast, aber sie sah auch nicht aus wie sie normal aussah. Denn normal trug sie gerade ein schönes sommerliches Top mit kurzem Rock dazu. War das Mädchen merkwürdig? Vielleicht ein bisschen. Aber wirklich an die Flöte gedacht, hatte sie nicht. Deswegen würde das Instrument vermutlich sowieso gleich wieder seine normale schwarze Farbe annehmen.

Rei's Blick wanderte auf der Straße, auf dem der große Markt eröffnet war. Er schaute nach links, er schaute nach rechts – immer schien alles anders zu sein, als es noch vor einem Augenblick war. Der Klingenkämpfer verstand, dass der Trubel auf der Straße genug gewesen war, um Augenblicke zu verändern. Also konnte man wirklich davon ausgehen, dass auf diesem Markt sehr viel los war. Er fühlte sich wie auf einem Basar. Rei stützte sich, solange er auf den Kellner wartete, mit seinem Ellbogen am Tisch und mit seiner Faust seinen Kopf. Außerdem trommelte er nacheinander mit den Fingern auf den Tisch, was zeigte, dass ihm langweilig war. Er hatte anscheinend vergessen, dass heute Vollmond war. Man fragte sich hierbei nur: Was hat verdammt nochmal der Vollmond mit einem orangehaarigen, jungen Mann zu tun? Das ist ein Mysterium, wovon nicht jeder x-beliebige wissen sollte. Wer davon Bescheid wusste, konnte froh sein, da die Folge des Erscheinen des Vollmonds keine gute war. Die Vermutung, dass er sich in einen Werwolf verwandeln würde, war gar nicht mal so falsch, aber was genau dahintersteckte, wütfr bestimmt später noch ins Gespräch kommen. Gespräch? Mit wem denn? Gute Frage, da kein einziger sich anscheinend an Rei's Tisch traute, obwohl das Lokal so überfüllt war, gab es auch niemanden, mit dem er reden konnte. Das lag gewiss an seinem Gesichtsausdruck. Er schaute immer sehr ernst und manchmal grimmig, sodass Menschen schon vom bloßen Anschauen her verscheucht wurden. Er konnte nett sein, aber nur, wenn er auch wirklich angesprochen wurde, ansonsten war er genauso schlecht gelaunt, wie er aussah. Das einzige, was ihn hätte aufheitern können, wäre, dass er von diesem Mysterium befreit würde, dass zuvor angesprochen wurde. Aber, ob das irgendwann geschehen würde, war eine andere Frage. Er seufzte und seine Mimik veränderte sich von ernst zu gelangweilt. Er schaute in Richtung Theke, sodass er einschätzen konnte, wann endlich ein Kellner zu ihm kam, um seine Bestellung aufzunehmen, aber egal wie sehr er sich auch bemühte, mit bloßem Augenkontakt das Bestellen zu erzwingen, er schaffte es nicht. OH MANN!!! Wann kommt endlich jemand, der weiß, wie man eine Bestellung von meinem Punkt A nach B leiten kann?! Uff …, dachte er, indem er sich so auf den Stuhl setzte, als wirkte er fast verhungert und ausgepowert. Nach einigen Momenten fingen seine Augenlider an zu fallen und er musste sich zwingen, seine Augen offen zu halten, da er nicht wissen konnte, wann endlich seine Bestellung aufgenommen werden würde. Plötzlich hörte er ein sanftes und freundlich klingendes „Hallo“. Er wachte mit einem Ruck auf und schaute zur Person, von der die Stimme kam. Er blickte auf eine junge Frau mit seltsamen Kleidern. Gut, Rei selbst trug nicht gerade gewöhnliche Kleidung, aber was sie an hatte, überraschte ihn. Er wusste nicht, wie er das beschreiben hätte sollen, aber eines war klar, sie wollte irgendetwas von dem Herrn Hämon. Sie fragte, ob dort noch ein Platz frei war und ob er hier auf jemanden wartete. Rei wollte eigentlich nicht, dass jemand neben ihm saß, aber, wenn er das besiegen wollte, was ihn schon so lange quälte – was nebenbei erwähnt dieses „Mysterium“ war – so musste er die Wahrheit sprechen. Er setzte sich deshalb gerade hin und antwortete der Frau nebenbei: “Ehm, hehe, n-nein, ich warte hier auf keinen. Ich habe mich hier nur deshalb hingesetzt, weil das der einzige freie Platz war, den ich hier finden konnte und naja, j-ja, der Platz ist frei …“ Er deutete schüchtern nochmal darauf hin, dass sich Melanie setzen durfte. Apropos, er musste noch zwei Sachen anmerken. “Also …, er hustete kurz und redete weiter, … du kannst mich ruhig duzen und ich heiße Rei.“ Er hatte vielleicht die Manieren sich vorzustellen, aber ihr die Hand reichen? Nein, das konnte er nicht. Er hatte einer Frau noch nie eine Hand gereicht und wollte es auch heute nicht tun. Das Gildenzeichen hatte er in der Nervosität gar nicht bemerkt, sodass er nicht einmal wusste, dass er bald mit einer Magierin essen würde. Das würde bestimmt noch ein lustiges Ende nehmen.

Sie wurde gemustert und für ihren Geschmack wirkte Rei dabei ein wenig verwunderter, als jemand der ihr Gewand nur ungewöhnlich fand. Hatte sie so daneben gegriffen? Nunja, modisch war sie eben doch ein verlorenes Küken. Er selbst sah auch nicht gerade wie ein Durchschnittsbürger aus und musste sich erst einmal richtig hinsetzen. Aber sie hatte Glück, denn der Platz war noch frei. Während Lani wahrnahm, dass er selbst etwas schüchtern war, stand Melanie schüchtern, errötet hinter ihr und fast hätte sie auch körperlich ein wenig mehr Rot auf den Wangen bekommen. Aber nur fast, denn Lani sprach nebenbei:“ Danke. Und gerne duze ich, ich mag es sowieso lieber. Ich heiße Melanie.“ Sie behielt ein fröhliches Lächeln bei und merkte garnicht, dass ein Hände geben fehlte. Aber die Vorstellung war sehr nett gewesen und auch die restliche Antwort war überraschend freundlich ausgefallen. Zuvor hatte er noch grimmig gewirkt und jetzt zeigte er sich plötzlich so überraschend freundlich. Da wurde es wieder einmal gezeigt, dass man nicht zu schnell urteilen sollte. Auch sie ahnte noch nicht, dass er ein Magier war. Aber Melanie sah, dass er ein Kämpfer sein musste, denn seine Waffe war nicht zu übersehen. Aber so ungewöhnlich war das nicht, deswegen schenkte das Mädchen dem erstmal keine weitere Beachtung. Wieviel Zeit sie wohl noch hatte, bis ihre Tante fertig war und los wollte? Bestimmt noch bis zum späten Nachmittag. Das war doch mehr als genug um zu essen und dann noch weiter nach neuen Badesachen zu gucken! Hatte sie noch Winterklamotten? Egal, jetzt gab es Essen! Melanie setzte sich auf den freien Platz und blickte sich nach einer Bedienung die sich ihrer annehmen würde. Sah nicht so gut aus, da alle beschäftigt waren und es bei so vielen Gästen sicherlich eine ordentliche Wartezeit geben würde. Melanie hatte aber selber schon oft genug gekellnert, falls sie gerade mal nicht gekocht hatte, und aus diesem Grund wusste Lani, worauf sie achten musste um Aufmerksamkeit zu erlangen und zu ihren Gunsten zu beeinflussen. … Und eine Prise Glück. So kam auch schon nach kurzer Zeit eine Bedienung zu den Zweien und wollte die Bestellung aufnehmen. Wielange Rei wohl schon hatte warten müssen? „Ich nehm bitte einen Kirschsaft, oder einen Apfelsaft, falls es keine Kirsche gibt. Und als Essen hätte ich gerne eine große Portion Nudeln mit ordentlich Käse!“ Während sie Käse sagte wurde ihr Gesichtsausdruck noch eine Stufe fröhlicher und es war sehr schwer zu übersehen, dass sie das Milchprodukt überaus gerne verzerrte. Die Bedienung schrieb es auf, wobei Melanie aber daran zweifelte, dass das wirklich nötig wäre, immerhin waren die Bediensteten hier meist mindestens 4er Gruppen gewöhnt und somit waren zwei Getränke und zwei Speisen ein Witz, selbst wenn sie noch kurz bei einem anderen Tisch eine Bestellung aufnehmen würde. Und falls man doch mal etwas vergaß, reichte meist ein einfacher Blick zum Tisch und beim Anblick der Leute kam einen das Gewünschte schon wieder in den Kopf. Dabei fiel dem übereifrigen Mädchen aber ein, dass es nicht bewusst war, ob Rei schon wusste was er essen würde. Vielleicht hätte sie warten sollen? Ihre Bestellungen hatten zwar eigentlich nichts miteinander zu tun, aber vermutlich wäre es trotzdem höflich gewesen zu warten. Verlegen fragte sie den Jungen: „Uhm... entschuldige bitte. Weißt du überhaupt schon was du essen willst? Ich will dir hier ja nicht einfach etwas vor essen, während du noch warten musst und anscheinend ziemlich Hunger hast schon.“ Neugierig blickte sie ihn an und wartete ab, ob er auch schon wusste was er nehmen würde. Mitlerweile war auch Melanie wieder mehr in den Vordergrund getretten und ihr Ausdruck war zunehmend schüchterner und nicht mehr so selbstbewusst geworden, blieb aber daneben fröhlich.