Natürlich richtete sich sofort alle Aufmerksamkeit auf Seraphim, als dieser sich anschickte, sich in den Streit zwischen den beiden Riesen einzumischen, die so offensichtlich miteinander verwandt waren, dass er sich fragte, ob das so Tradition bei ihnen in der Familie war. Es wirkte allerdings nicht wie eine harmlose Kabbelei, sondern eher wie ein dauerglimmender Streit, der nur mal wieder ausgebrochen war. Hatte der noch ein Stückchen Größere sich nicht erst vor kurzem auf den Stuhl gesetzt, von dem ihn der Kleinere hatte vertreiben wollen? Es kam Seraphim so vor, als wäre das nicht das erste Mal, dass er einen solch großen und daher auffälligen jungen Mann in eine solche Klopperei verwickelt sah, immerhin war er gar nicht so selten im Gildenhaus anzutreffen. Sicherlich bevorzugte er Orte, an denen er ungestörte Zweisamkeit genießen konnte, aber sie bedeutete ihm dann doch schon was, die Gilde. Die einzige Frau in seinem Leben, der er treu war, sozusagen. Mit vergnügtem Ausdruck beobachtete, wie die Streiterei zu einem Ende kam und der Kleiner abhaute, weil er ganz offenbar verloren hatte. Hätte der Große nun Ruhe gegeben, hätte er sich ebenfalls wieder hingesetzt und sein Getränk weitergeschlürft, aber da er meinte, einen dummen Spruch in seine Richtung abzulassen, konnte er das nun einmal nicht auf sich beruhen lassen. Sicherlich hatte Ren recht, dass die Möglichkeit bestand, jemand, der sich zwei streitenden Riesen entgegen stellte, möge nicht ganz richtig im Kopf sein, aber das war nun einmal nicht die einzige Antwort auf diese Frage. Entweder er war ein Spinner... oder er war sich einfach sicher genug, dass von diesen Riesenbabys keine Gefahr für ihn ausging. Er war sich durchaus darüber im Klaren, dass jeder der beiden ihm wahrscheinlich die Knochen brechen könnte, aber gleichzeitig wusste er auch, dass sie nicht einmal die Chance haben würden, zu ihm aufzuschließen, ehe er sie mit unbeschreiblicher Wucht an die nächste Wand geschleudert hätte. Zudem unterschätzte er bekannterweise die Menschen ganz gerne, weil sie ihm nichts wert waren, sodass er keinem der beiden zutraute, ihn ernstlich verletzen zu können. Mal ganz davon abgesehen, natürlich, dass er hier ein Dragonslayer und vor Publikum im Gildenhaus nahezu unantastbar war. "Irgendjemand muss ungezogenen Kindern doch die Leviten lesen~", säuselte er mit spöttischem Tonfall und beschloss, dass seine zwischenmenschlichen Pläne für den Tag auch noch warten konnten. Neben dem Entführen halbfremder Menschen aus diverse Sitz- oder Liegemöbel, empfand er nämlich durchaus Freude daran, als Plagegeist Menschen zu ärgern und er hatte irgendwie im Gefühl, dass das bei diesem Mann wirklich gut klappen würde. Der regte sich ja schon auf, wenn er ihn nur daran hinderte, das Mobiliar des Gildenhauses zu zerschlagen... Mit breitem Lächeln setzte er sich etwa einen Meter neben den Dunkelhaarigen und zog sich sein Getränk heran, welches er auf der Theke zurückgelassen hatte, um sich zu seinem heutigen Opfer umzuwenden und ihm ein Gespräch aufzudrängen. "Seraphim, mein Name - und du bist?" Er würde ihn schon noch dazu bewegen, sich mit ihm zu unterhalten, weil er zur Not immer noch die Dragonslayerkarte spielen konnte - ach was, zur Not, das würde so oder so geschehen! Auch wenn es taktisch sicherlich klüger wäre, damit nicht so herumzuprotzen, so war es noch nie seine Art gewesen, mit seinen außerordentlichen Fähigkeiten hinter der Hand zu halten. Er war stolz darauf, von einer so himmlischen Persönlichkeit wie Grandine erzogen worden zu sein, auch wenn der Zyniker nun fragen würde, ob sie darin nicht vielleicht ein wenig versagt hatte. Tatsächlich war Seraphim wohl einfach unbelehrbar verdorben.

Natürlich nicht… Wie konnte Ren nur davon ausgehen, dass er nun seine Ruhe bekam. Wo er nun schon eine Nervensäge losgeworden war, schien sich eine andere an ihn zu heften. Genervt schielte er immer noch hinter sich, wo dieser weißhaarige Typ stand. Ren mochte sein Aussehen nicht… Er wirkte wie ein hochnäsiger Schleimer und dass er sich zwischen einen Konflikt zwischen zwei Riesen wie Ren und Hibiki stürzte, untermalte nur, dass er sich für eine große Nummer hielt. Es war ein wenig witzig, dass man immer genau das anderen nicht mochte, was einen selbst so ausmachte… Immerhin war Ren auch nicht unbedingt jemand, der sich nicht viel auf seine Stärke einbildete. Mal davon abgesehen war sein Mundwerk oftmals größer als sein Körper und das war schwer vorstellbar. Und genau das nervte ihn gerade an diesem Typen. Nicht nur, dass er sich offenbar als maßlos sicher einschätzte in seiner Situation, nein. Noch dazu hatte er seinen Schnabel von der ersten Sekunde seines Auftauchens nur weit aufgerissen. Und als wäre das nicht genug, untermalte er alles noch mit einer Art von Zynismus, welcher sich nicht mal Ren selbst annahm, weil ihm das zu… Wie sagt man? Nervenaufreibend war. Mal ehrlich… Wie konnte man so den Klang seiner eigenen Stimme ertragen? Irgendwie war sich Ren aber auch sicher, dass dieser Typ seine eigene Stimme sogar genoss…
Aber was soll’s. Irgendwie hatte Ren es ja auch herausgefordert, dass der Typ ihn nicht in Ruhe ließ, denn nicht viele Leute ließen es sich gefallen, wenn man sie so direkt anging wie er. Scheinbar hielt der Kerl wirklich viel auf sich, wenn er sich das nicht gefallen ließ und darauf auch noch eine freche Antwort erwiderte. Ungezogene Kinder? So fern lag das weder bei Ren, noch bei Hibiki. Während der ältere Bruder keine Kindheit hatte und sich darum jetzt verhielt wie die Axt im Wald, war der jüngere einfach so verzogen worden, das er wiederum ebenfalls meinte er könnte sich alles rausnehmen. Dass zwei solch ähnliche, aber auch unterschiedliche Charaktere ohne Vergleich aufeinander prallten. Doch als wäre seine zynische Antwort noch nicht genug gewesen, setzte sich das hellhaarige Großmaul auch noch in unmittelbare Nähe von Ren und schien ihm nicht von der Pelle rücken zu wollen. Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Typen… Ganz und gar nicht. Zwar blickte er immer wieder abschätzend schielend in seine Richtung, doch ignorierte er die Worte des Mannes. Dann stellte dieser sich jedoch vor und der Name ließ Ren einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Warum? Der Name Seraphim war für Ren kein Fremdwort. Als belesener Mensch hatte schon einmal was von Seraphen gehört und war sich durchaus bewusst was dieses Wort bedeutete. Und genau das Wort warf eine mehr oder weniger angenehme Unterhaltung mit seiner letzten Bekanntschaft wieder auf… Sie lief wie folgt ab: „Ich habe bereits einen Engel und nun habe ich auch einen Teufel.“ – „Ein Engel sagst du? Der sollte mir lieber nicht begegnen.“ – „Weißt du, mein Engel ist sadistischer als du es bist. Ich denke, er würde sich über ein Treffen mit dir freuen.“
Und nun saß da ein selbstverliebter Typ namens Seraphim neben ihm? Irgendwie wurde das schlechte Gefühl immer präsenter und dabei wusste Ren noch nicht mal, dass sich das Engelchen in den Kopf gesetzt hatte ihm ordentlich auf den Sack zu gehen. In seinem Kopf tat Ren dies einfach als merkwürdigen Zufall ab, aber dennoch wollte er ja ohnehin nicht mit dieser Person in Kontakt treten. Wie vergraulte man ihn nun also am besten? Oder sollte er lieber gehen? Dann würde er aber den Schwanz einziehen und das stand ihm so gar nicht… Vielleicht reichte ja eine Antwort auf seine Frage aus… „Ich weiß nicht, warum ich dir das sage, aber mein Name ist Akuma.“ Ja, eigentlich hätte er nun vermutlich gesagt, dass ihn das nichts angeht, aber vielleicht reichte ja die Gegensätzlichkeit von Akuma und Seraphim, um den Mann zu verjagen. Hoffentlich… Eigentlich steckte Ren jetzt schon in einer sehr unangenehmen Situation, obwohl er das nicht wusste. Für Seraphim wurde es damit sicher nur noch spaßiger...

Oh ja, Seraphim sah doch wirklich wie ein Engel aus, nicht wahr? Ebenmäßige Gesichtszüge, unnatürlich hellviolette Augen und weißes Haar, wenn er nicht so spöttisch gelächelt hätte, wäre eine Verwechslung doch wirklich möglich gewesen. Allerdings war der Dragonslayer charakterlich eher in der gegenteiligen Hälfte des Universums anzusiedeln, weil er nämlich nicht gekommen war, um Gutes zu tun, sondern eher Schlechtes. Seraphim amüsierte es, Menschen zu triezen und sie zu quälen, vor allem solche, die er dabei ein gutes Stück ihres Selbstbewusstseins beschnitt, weswegen ihm der Riese ganz recht kam. Menschen wie der, die sich prügelten als wäre es etwas anstrebsames oder gar vorteilhaftes, konnten es sicher nicht ab, wenn man diese zwanghaft demonstrierte Stärke in Frage stellte. "Aw, ein Dämönchen~", witzelte er und strich mit der Fingerkuppe über den Rand seines Glases, um den Großen beinahe darüber hinweg anzusehen. Mal sehen, was man aus ihm alles herausquetschen konnte, ehe er das Weite suchte... oder würde er gar kontern können? Solche Geschichten waren schon alleine deswegen spannend, weil man nie wusste, was einen erwartete. Zudem aber war es nicht allzu riskant, seinen Spaß mit dem Riesen zu haben, denn das hier war sein Revier, nicht das eines anderen. Wenn er Gefahr hätte laufen können, ebenso verprügelt zu werden wie der wahrscheinlich Verwandte Akumas, dann hätte er vielleicht darüber nachgedacht, davon abzulassen, aber so... "War das da eben dein Bruder, Akuma-chan?~", fragte er lächelnd und nahm einen kleinen Schluck von seinem Getränk, ehe er das Glas wieder auf der Theke abstellte. Man musste bei so einer Sache erst einmal sondieren, wo etwaige Schwachstellen der Person lagen, bevor man genüsslich in diesen herumbohren konnte, also fing er erst einmal mit diesem Thema an. Danach gab es immerhin noch genug anderes, was er austesten konnte, zum Beispiel den Grund, warum er in die Gilde eingetreten war, wie es ihm hier gefiel, wie er zu den Drachen stand, alles so Sachen, mit denen man Leute auf dem falschen Fuß erwischen konnte. In nicht allzu ferner Zeit würde er dann noch anklingen lassen, dass er ein Dragonslayer war und dann hatte er ihn mit etwas Glück schon in der Falle... kein Entkommen für Ren, denn wenn man nicht zu denen gehörte, die der Weißhaarige zu sich ins Bett locken wollte, dann gab es nur ein Ende und das war weit weniger angenehm. Aber selbst wenn er das nicht vorhatte, so konnte er ihn damit sicherlich noch ein wenig mehr ärgern… "Ihr seid euch ziemlich ähnlich, vor allem euer Haar…", er streckte die Hand aus und strich über eine der dunklen Strähnen, "Ist wie kopiert." Das leicht schmierige Lächeln auf seinen Zügen machte diese Annäherung sicherlich nicht besser...

Warum hatte das innere Gefühl, diese unangenehme Art von Anspannung, eigentlich immer Recht? Nein, immer war irgendwie falsch… Es hatte nur dann Recht, wenn man es nicht wollte oder es gar nicht gebrauchen konnte. Kaum folgte die Reaktion des Weißhaarigen auf den Namen von Ren und er war sich recht sicher, dass dieser Typ nur unwahrscheinlich nervig werden konnte. Dämönchen? Hatte er in letzter Zeit mal betrachtet wie groß er im Vergleich zu der von ihm verniedlichten Person war? Ren konnte für sein Gegenüber nur hoffen, dass dieser wirklich etwas an sich hatte, worauf er sich etwas einbilden konnte, denn wenn er sich ohne Ass im Ärmel gegenüber anderen so verhielt, spielte er mit schlechten Karten. Um ihm genau das nicht zu geben was er wollte, ignorierte er diese Aussage. Der Akuma war zwar leicht reizbar, doch ließ er sich nicht auf das kindliche Spiel jeder Person ein. Ganz so dämlich war er dann doch nicht. Dabei reizte es ihn schon maßlos, wie dieser Typ ihn über sein Glas hinweg anstarrte. Es reichte eigentlich schon, dass er mit ihm sprach. Und wenn er mit seiner Vermutung Recht hatte, sollte Ren am besten schleunigst verschwinden. Wenn jemand als deutlich sadistischer beschrieben wurde als er, dann war das schon eine bedenkliche Tatsache. Die kommende Frage berührte ihn tatsächlich nicht allzu sehr. Er mochte seinen Bruder nicht und wollte ihn schon bei so mancher Gelegenheit gern töten, doch das bedeutete noch nicht, dass er nicht darüber sprechen konnte. Obwohl er zugeben musste, dass es ihn schon zornig machte, wenn man ihn und seinen Bruder verglich. Hibiki war nicht mit Ren zu vergleichen… Er war ein verzogenes Stadtkind, welches von seiner Mutter alles in den Hintern geschoben bekommen hatte. Sogar in die Gilde war er sicher nur gekommen, weil seine Mutter recht beliebt war. So wie sie sich auftakelte vermutlich auch als Stadthure… Wenn er so darüber nachdachte, hoffte Ren inständig, dass nicht noch weitere Kinder seines Vaters auftauchten, denn wenn die alle so penetrant waren wie Hibiki, würde er vermutlich irgendwann durchdrehen. Dass sie sich ähnlich sahen, hörte Ren nicht besonders gern, aber ihm war durchaus bewusst, dass sie trotz unterschiedlicher Mütter nahezu gleich aussahen. Ohne Kleidung würde man doch deutliche Unterschiede sehen… Aber wer bekommt das schon zu Gesicht? Seraphim bestimmt nicht.
Ren seufzte leise und schob die Hand des Mannes bei Seite. Dabei war er nicht unbedingt grob, machte aber deutlich, dass es ihm nicht unbedingt nahe lag sich von Männern betatschen zu lassen. Ein wenig gereizt blickte er hinüber zu dem Mann mit den violetten Augen und grummelte: „Wir haben denselben Vater.“ Das müsste eigentlich genügen um die Ähnlichkeit verständlich zu machen. Aber mal eine andere Frage: „Was willst du von mir? Hast du nichts Besseres zu tun?“ Nun ging er auf Kollisionskurs. Mal sehen ob das was brachte… Wenn er ihn damit nicht los wurde, woran er langsam nicht mehr glaubte, bekam man vielleicht zumindest heraus was seine Intention war… In der Regel hockten einem fremde Männer nicht so auf der Pelle, das wusste selbst der in Sachen zwischenmenschlichen Beziehungen zurückgebliebene Ren.

Ob Ren wohl bewusst war, dass er dem Dragonslayer eine Vorlage nach der anderen lieferte? Wahrscheinlich war das nicht, denn dann müsste er eine deutlich masochistischere Ader besitzen, als der ungefähre Durchschnitt von Fiore das tat. Es gab, rein theoretisch, nur eine Möglichkeit, ihn abzuwimmeln und das war sofortige Ignoranz seiner Person, was allerdings selten jemand auf den ersten Blick tat, der ihn nicht kannte. Wenn man also auch nur kurze Zeit mit ihm sprach, ließ man sofort einzelne Möglichkeiten in seinem Kopf auftauchen, wie er diese Person wohl am besten aufziehen konnte, denn er erspähte solche kleinen Schwachstellen deutlich schneller als die meisten anderen Menschen das taten. In diesem Falle brachte ihn Rens Frage dazu, den Körper entspannt seitlich auf die Theke zu lehnen und den Kopf in die Hand zu stützen, was alles in allem eine recht offene Position abgab. Mehr noch, da er ein recht weit ausgeschnittenes Shirt trug, was ihm in Kombination vielleicht einen leicht weiblichen Touch verlieh, was in Betrachtung der Situation auf den Wüstenjungen sicherlich eher bedrohlich als albern aussah. Immerhin war der Blick, den der Weißhaarige dem Größeren zuwarf, auf eine entschlossene Weise mit Hohn versehen, die ihm klar machen sollte, dass er ihm überlegen war... oder es zumindest sehr stark annahm. "Und deine Mutter, wer ist sie? Hat dein Vater sie verlassen, um sich eine Andere zu suchen?" Kurze Pause. "Oder ist sie gestorben?~" Natürlich war der Dragonslayer dreist. Provokant wohl auch, aber das war man schließlich schon von ihm gewöhnt. Er wollte, dass der Riese noch einen Fehler machte, sich ihm noch mehr öffnete, ihm mehr Angriffsfläche lieferte, bis er ihn so nach Strich und Faden herunter machen konnte, dass er ihren Größenunterschied wettmachte, indem er auf dem Boden kauerte... das hörte sich in seinen Ohren nach einem spaßigen Plan an. Der Dragonslayer grinste noch mehrere Sekunden stumm vor sich hin, ehe er in unveränderter Pose mit beinahe anzüglich sanfter Stimme hauchte: "Und was ich von dir will... ich weiß nicht~" Betont langsam richtete er sich wieder auf, nahm sein Glas und führte es zum Mund, um, gerade, als er es schon an die Lippen gesetzt hatte, zu murmeln: "Schlag mir doch was vor, was wir beide so machen könnten..."
Eigentlich musste man ja keine Sorgen haben, dass er versuchen würde, Ren flachzulegen, denn dieser gehörte nicht in sein Beuteschema. Er war zu groß und zu stark, was ihm zu unsicher war und daher nicht angepeilt wurde. In Extremfällen würde er über solche Kriterien hinweg sehen oder wenn er es auf eine Person angelegt hatte, weil er ihr damit etwas beweisen konnte, aber im Allgemeinen... war der Riese vor ihm in Sicherheit. Nur konnte er das eben nicht wissen, was wiederum dem Dragonslayer klar war, weswegen er plante, erst einmal auszutesten, wie er denn auf diese neuerliche Provokation reagieren würde. Das schöne an seinem Ruf war, dass man ihm in dieser Hinsicht sowieso ziemlich viel zutraute, was wiederum reichen würde, um sich nicht lächerlich zu machen, zumindest nicht vor denen, die ihn kannten. Die, die ihn nicht zuordnen konnten, sollten ihn bald kennen lernen - und zu diesen Menschen schien dieser Akuma auch zu gehören, denn sonst hätte er wohl etwas anders reagiert.

Für Ren gab es mittlerweile kaum noch einen Zweifel an der Situation in der er sich befand. Sein Gegenüber fühlte sich deutlich ihm überlegen, zumindest ließ sein Blick das erahnen. Normaler Weise würde Ren sich dagegen wehren, sich mit ihm anlegen oder sich blind in ein Gefecht stürzen, auch wenn er es nicht gewinnen konnte. Jetzt lag ihm das aber fern, weil er sich immer noch an die Worte von Naomi erinnerte. Mal ganz davon abgesehen, war es egal ob das der Engel war von dem sie sprach, aber auch dieser Seraph war nicht unbedingt etwas mit dem Ren etwas zu tun haben wollte. Also hieß es sich bloß nicht auf ihn einlassen und ihn am besten auf Abstand halten. Nur wie machte man das, ohne das man ihm das gab, was er wollte? Es war schwierig… Schon jetzt überlegte er sich, wie er so dumm hatte sein können ihm überhaupt auf die Frage nach seinem Bruder zu antworten. Er hätte ihn einfach ignorieren können… Wieso hatte er das nicht getan? Interessierte es ihn etwa tatsächlich ob das der Mann war für den er ihn hielt? Der Blick des Hellhaarigen sprach auf jeden Fall Bände, denn er versuchte Ren herauszufordern. Dieser wich solchen Blicken jedoch nicht aus, sondern blickte recht ausdruckslos in das Gesicht des Mannes. Sonst war es eigentlich immer Ren mit diesem überheblichen Blick, doch ihn herauszufordern, würde den Typen wohl noch anhänglicher machen. Also tat er das was er für richtig hielt: Nichts so wirklich.
Für ihn schien allein die Blutsverwandschaft mit seinem Bruder ein gefundenes Fressen zu sein. Ren begann zu verstehen warum er so in Sachen herum bohrte, die ihn nichts angingen. Dies lenkte nicht nur von ihm ab, sondern gab ihm auch die Möglichkeit sein Gegenüber leicht auf die Palme zu bringen. Ren starrte ihn nachdenklich an… Was tat man am besten mit solchen Menschen? Wenn er nicht mehr weiter wusste, hatte er vielleicht noch ein Ass im Ärmel… Mal sehen… Dass er nun also nach seiner Mutter bohrte, wunderte Ren nicht sonderlich. Wenn er nicht wüsste, dass er hier gerade provoziert wurde, wäre er sicher aus der Haut gefahren. Dumm war er jedoch nicht und selbst in anderen Situationen meist derjenige, der anderen auf die Nerven ging und sie herausforderte. Wenn es sich hier jedoch tatsächlich um jemanden handelte, der ihm in diesen Dingen überlegen war, dann wäre es dumm sich davon beunruhigen zu lassen. Gern hätte er ihn gefragt, ob seine Mutter ihm keine Manieren beigebracht hatte, doch eigentlich war er der Letzte der danach fragen sollte. Er blickte den Mann an und sagte ziemlich trocken: „Mir fällt gerade nicht ein Grund ein aus dem es nötig wäre dich darüber in Kenntnis zu setzen.“ Danach folgte eine Pause und der Typ setzte ein anderes Gesicht auf, welches Ren noch mehr wiederstrebte als das zuvor. Wenn der nicht irgendwie kaputt im Kopf war… Absichtlich starrte Ren nicht unbedingt auf die deutlich merkwürdigen Bewegungen des Mannes. Er konnte sie ohnehin nicht besonders gut deuten. So etwas hatte er bisher eher bei Frauen beobachtet… „Wie wäre es mit dem Vorschlag: Ich bleibe hier sitzen und du suchst dir einen neuen Gesprächspartner.“ Daraufhin stützte er sich auf den Tresen vor sich und wandte seinen Blick von ihm ab… Mal sehen was er damit auslöste…

"Weil es mich interessiert, Akuma-chan~", schnurrte der Dragonslayer und rutschte mitsamt Barhocker ein wenig näher zu ihm heran. Wie er das schaffte, würde wohl jedem ein Rätsel bleiben, der nicht von seinen fliegerischen Talenten wusste, immerhin war er eigentlich nur ein paar Millimeter in die Luft gestiegen, zur Seite geschwebt und hatte den Hocker mit der einen Hand einfach mitgezogen. Die Reaktionen seines Gegenübers hatten genau das gezeigt, was er hatte wissen wollen und seine Strategie gefestigt, denn Ren hatte leider erst viel zu spät begriffen, dass man ihn am besten sofort ignorierte. Nun hatte er den Salat und musste ihn auch schlucken oder so ähnlich... "Weil du mich interessierst..." Das war weder die Wahrheit, noch eine Lüge, es lag eher irgendwo zwischendrin. Ren passte nicht in sein Beuteschema, damit war schon einmal die Hälfte seines Interesses verschwunden, aber es könnte dennoch spannend werden, ihm weiter auf der Nase herumzutanzen. Wann er wohl anfangen würde, ausfällig zu werden? Wenn man die vorangegangene Prügelei bedachte, konnte es sich bei dem Dunkelhaarigen eigentlich nicht um einen besonders geduldigen Menschen handeln und doch schien er sich zurückzuhalten. Ob er damit seine Überlegenheit demonstrieren wollte, die selbstverständlich überhaupt nicht existierte? Oder wusste, spürte oder dachte er sich, dass Seraphim niemand war, den man auf die leichte Schulter nehmen sollte? Was auch immer es war, der Dragonslayer hatte Lunte gerochen, sodass auch die harsche Abweisung des Großen ihn nicht abstieß, sondern sein Grinsen nur noch breiter werden ließ. Er betrachtete seine sauber gefeilten Nägel und klackerte danach damit auf dem Tresen herum, als ob er über die Frage des Mannes nachdachte, ehe er verkündete: "Keine gute Idee. Erzähl mir doch lieber noch etwas von dir... Menschlein~" Violette Augen blitzen listig zu dem Riesen hinüber, während die Finger seiner rechten Hand in seinen Haaren herumgruben. Vielleicht würde Ren bemerken, dass er für den Dragonslayer wirklich nur ein Spielzeug abgab, wenn auch ein recht solides. Die ganze Menschheit hatte in seinen Augen eher die Aufgabe, ihn zu unterhalten, als tatsächlich etwas zu bewirken und da sie ihm alle so egal waren, als wären sie nicht mehr als Ungeziefer, durften sie dabei auch gerne an ihre Grenzen gehen. Ren in diesem Falle sollte erst einmal weiter in dem Glauben bestärkt werden, dass er ihm unterlegen war oder dass er zumindest mehrmals darüber nachdenken sollte, ihn anzugreifen, denn solche Aktionen balancierten ab einem bestimmten Punkt immer auf einem schmalen Grad, der zwischen Sieg und Niederlage entscheiden konnte. Nur weil er ein Dragonslayer war, musste das ja nicht bedeuten, dass er unbesiegbar war, aber es sorgte meist für genügend Ehrfurcht, damit man sich nicht mit ihm anlegte - zumindest in einer Gilde, die für ihren Drachenkult bekannt war. Natürlich wusste er, dass es auch solche Leute gab, die sich hereingeschmuggelt hatten, ohne dass sie auch nur annähernd das für die schuppigen Echsen empfanden, wie er, aber er hoffte bei jedem Mitglied aufs Neue, dass sie nicht bloß Heuchler waren. Nicht nur, weil das für ihn angenehmer war, sondern auch, weil die Drachen Anhänger verdammt nochmal verdienten.

Ren schien kein Glück zu haben und dabei war es offenbar auch egal wie sehr er sich bemühte aus der Sache so schnell wie möglich heraus zu kommen… Dieser Seraphim machte den Eindruck die Art Mensch zu sein, welche sich weder etwas sagen ließ und sich schon gar nicht genau so verhielt, wie man es von ihm erwartete. Statt ihn also so langsam zu langweilen und somit loszuwerden, rückte der Mann mit seinem Hocker noch näher an Ren heran. Generell hatte Ren keinen definierten Sicherheitsabstand, den man zwangsläufig ihm gegenüber einhalten musste, aber wenn ihm jemand zu sehr auf die Pelle rückte, dann störte das den Akuma schon auf Dauer. Vor allem weil sein Gegenüber ein feines Gefühl dafür hatte wie man anderen Menschen am besten auf den Sack ging. Zumindest glaubte er das, denn so verhielt er sich gerade genau dem entsprechend. Seine Reaktion auf die Abfuhr des Hünen war also eine sehr stupide Aussage, welche die Willkür des „Engels“ ziemlich deutlich machte. Er wollte etwas wissen aus dem einfachen Interesse daraus und schien sich nicht sonderlich dafür zu begeistern, dass es Ren wiederstrebte sich an seine Forderungen zu halten. Sein Gesichtsausdruck ließ auch noch erkennen, dass es ihn irgendwie amüsierte, wie das hier gerade ablief. Mist, so hatte sich Ren das nicht vorgestellt. Eigentlich hatte er gedacht, dass wenn er dicht halten würde, der schon irgendwann wieder verschwinden würde. War er am Anfang zu provozierend gewesen? Da hatte er auch noch nicht die Vermutung gehabt, dass es sich hier um eine Person handelte, mit der er sich besser nicht anlegen sollte. Das würde er sich nun hoffentlich einprägen: Man sollte nicht immer ohne Kopf nach eigener Schnauze reden… Und wie reagierte man nun darauf? „Ich interessiere dich? Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht warum dem so sein sollte. Wir kennen uns nicht und ich lege keinen Wert auf die Bekanntschaft anderer Menschen. Da kannst du so lange fragen wie du willst…“ Immerhin weder grob, noch beleidigend und dennoch ziemlich direkt. Und dabei hatte er sogar nicht einmal gelogen. Ren mochte keinen Kontakt zu anderen Menschen pflegen, schon gar nicht zu fremden Männern, die einem so unaufhörlich auf dem Sack rumtraten. Obwohl er anhängliche Frauen in der Regel auch nicht als angenehmer empfand… Rens soziale Kontakte schossen sich im Normalfall auf eine Zusammenarbeit ein und nichts weiter. Es war schwierig so besonnen zu bleiben, denn dieser Typ reizte ihn unaufhörlich. Wenn er sich dies jedoch erlaubte, inmitten dieses Gebäudes, dann musste er etwas auf sich halten. Ob er darauf hoffte, dass hier erneut jemand eine Schlägerei unterbrach? Oder ob er tatsächlich deutlich überlegen war? Ren konnte ihn schwer einschätzen, denn so wie er viel über andere wissen wollte, gab er von sich selbst nur wenig preis. Abgesehen davon, dass er offenbar gern fremde Menschen löcherte und ihnen auf die Pelle rückte, wusste Ren neben seinem Namen nicht viel von dem Magier. Er sollte ihm etwas von sich erzählen? Da konnte er lang drauf warten… Seufzend blickte er zu ihm hinüber und musterte die Grinsebacke. „Zu jeglicher Art von Kommunikation gehören immer mindestens zwei Personen. Es ist nicht besonders charmant von anderen nur Informationen zu verlangen, findest du nicht? Da ich aber gar nicht das Bedürfnis danach habe mit dir in Kontakt zu treten…“ Plötzlich schlug er die Hände auf den Tresen und schob sich samt dem Hocker ein Stück nach hinten um aufzustehen. „…Ziehe ich es eben vor zu gehen.“ Damit wandte er sich ab, verließ aber zunächst nicht das Gildenhaus. Warum? Hier war er relativ sicher vor der Willkür ominöser, weißhaariger Magier. Er schritt also gemächlich zum Questboard um Abstand zu wahren und einmal ein Auge darüber zu werfen… Er würde sicher gleich wiederkommen… Aber wenn er das Spiel lang genug spielte, wurde es dem Magier vielleicht irgendwann madig…

Im Grunde genommen hatte Ren sich genau richtig verhalten, in dem er erst jegliches Interesse abstritt und danach das Weite suchte, aber leider hatte er die Rechnung ohne eine sehr nervige Eigenschaft des Dragonslayers gemacht: Seraphim war praktisch ein Selbstläufer. Das bedeutete, dass er sich nicht nur mit sich selbst beschäftigen, über sich und seine Bedürfnisse reden, sondern auch vollkommen ohne williges Publikum weiter machen konnte. Wenn sein Gegenüber nicht mitzog, musste er sich halt ein wenig mehr anstrengen, aber das war es schon, immerhin kannte er keine Scham, wenn es darum ging sich zu amüsieren. Andere Leute hätten vielleicht ein Problem damit, nackt durch die Stadt zu spazieren, einer Person nachzustellen und dabei erwischt zu werden oder vollständig sichtbar über den Zaun einer heißen Quelle zu spannen... nicht so der Weißhaarige. Für jemanden, der auf Körperkontakt eher allergisch reagierte und grundsätzlich Probleme im Umgang mit Menschen hatte, war es nicht unbedingt vorteilhaft, an Seraphim zu geraten... das würde Ren wohl noch auf die harte Tour lernen müssen. Er verkündete nämlich, er würde gehen, stand auf und bewegte sich zum Questboard hinüber, um dort stehen zu bleiben und die ausgehängten Aufgaben zu mustern. Einen Moment blieb Seraphim tatsächlich sitzen, den Ellbogen auf die Theke gestützt, das Glas an den Lippen und betrachtete ihn dabei. Natürlich wandte er ihm den Rücken zu, eine Geste, die wahrscheinlich dazu taugen sollte, ihm klar und deutlich zu machen, dass er weiteren Kontakt ablehnte, aber damit brachte er auch gleichzeitig seine Rückseite perfekt in das Blickfeld des Dragonslayers, der zwar eigentlich wenig Interesse an so großen Menschen hatte, aber dennoch nicht Drumherum kam, festzustellen, dass Ren zwar einen mangelhaften Sinn für Kleidung hatte, aber sein Körper durchaus gut geformt war. Er würde deswegen bestimmt nicht anfangen, ihn anzubaggern... zumindest nicht im Ernst. Allerdings konnte er sich das ja merken und es anderweitig verwerten, immerhin schien dieser Akuma nicht gerade Spaß daran zu haben, wie er ihn anredete. Er schien so steif und beinahe konzentriert darauf, nichts falsches zu sagen, auch wenn er verspannt wirkte, dass es ihm unmöglich gefallen konnte... nachdem er die Kehrseite des Riesen also ausführlich bewundert hatte, leerte er sein Glas mit einem Zug und schwang sich von seinem Hocker. Mit den für ihn typischen, federnden Schritten, näherte er sich dem Suchenden und blickte einen Moment auf dessen Hinterkopf, um festzustellen, ob er tatsächlich Ausschau hielt oder nur so tat, um ihn loszuwerden. Das war zwar für seine weiteren Aktionen vollkommen egal, aber es wäre eine interessante Information gewesen, mit der man ihn vielleicht noch etwas hätte aufziehen können. "Und, was gefunden?", fragte er, um sich neben ihn zu drängeln und ihn aus listig funkelnden Augen anzublicken. Mit leicht desinteressiertem, aber dennoch bemühtem Blick - ungefähr so, wie ein Student guckt, wenn er die fünfte Vorlesung am Tag über physikalische Chemie hört und beinahe einschläft - musterte er die Questzettel ohne ernsthaft in Betracht zu ziehen, eine anzunehmen. Die meisten Leute machten das ja, weil sie das Geld brauchten, der Dragonslayer eher, um der Gilde ein wenig Ruhm einzubringen, denn er war eigentlich nicht besonders knapp bei Kasse. Zwar hatten seine Eltern ihm nichts hinterlassen, weil er mit ihnen zusammen für tot erklärt worden war und ihr Vermögen der Gilde zugefallen war, aber einige seiner Talente verhalfen ihm in Krisensituationen zu Fluidität, sodass er es nicht nötig hatte, für jeden Jewel zu schwitzen. So wie der Riese aussah, konnte er sich ohne eine Quest nichts zu essen kaufen... armes Akumaleinchen! "Bist du mehr auf der Suche nach einer entlaufenen Katze oder einer Möglichkeit, mir zu entkommen, hm?~", säuselte er und stieß einen zu aufdringlichen Gildenkameraden zur Seite, der sich an ihm hatte vorbei drängeln wollen, "Das geht nicht so einfach, Akuma-chan... es sei denn, du erzählst mir ein bisschen von dir. Wie lange bist du schon hier... was für eine Magie beherrschst du... was isst du gerne? Das ist doch harmlos, oder?" Zumindest für seine Verhältnisse, denn wenn er es darauf anlegte, konnten seine Fragen deutlich tiefer zielen.

Vor dem Questboard angekommen, ließ Ren beinahe nebensächlich seinen Blick über den Aushang wandern. Selbst dieses Brett mit wenig bedeutungsvollen Zetteln sah in dieser Hütte unfassbar gepflegt aus. Und obwohl wahrscheinlich schon etliche Personen vor ihm diese Papierfetzen in der Hand gehabt hatten, wirkten sie gar nicht mal so kaputt oder dreckig. Ren las kaum was dort stand, meistens waren die Aufgaben hier ohnehin lächerlich. Er zog es vor sich die schwierigeren Quests zu sichern, von denen in diesem Moment herzlich wenige da waren. Für besondere Aufgaben musste man schon früher aufstehen, dies war eine Lehre, welche der Akuma schon mitgenommen hatte. Um die Zeit drängelten sich nur die Leute durch das Gildenhaus, die zum Spaß hier waren oder diejenigen, die es ohnehin nur gerade so schafften eine entlaufene Katze zu fangen. Ren hasste es eigentlich um die Zeit hier zu sein… Warum noch mal hatte er sich dazu entschieden? Die vergangenen Ereignisse hatten doch schon genug gezeigt, dass es hier nicht sonderlich angenehm war und nun kam noch dieser Typ namens Seraphim dazu…
Im wahrsten Sinne des Wortes. Wie Ren erwartet hatte, ließ sich der Weißhaarige so leicht nicht abschütteln, sondern erhob sich, wie Ren im Augenwinkel erkennen konnte, ebenfalls, um sich in die Richtung des Hünen zu bewegen. Bloß nichts anmerken lassen… Man füttert Trolle nicht. Ohne einen besonders erkennbaren Ausdruck blickte Ren auf ihn hinab und hörte ihm zu. Ob er etwas gefunden hatte? Selbst wenn er es ernsthaft in Betracht ziehen würde irgendwo hin zu gehen, hätte er vermutlich zwei Probleme. Erstens könnte ihm dieser Spinner möglicherweise folgen und zweitens waren das hier alle keine Jobs auf hohem Niveau… Immerhin waren die beiden sich vermutlich in diesem Punkt einig, denn ebenso wie Seraphim hatte auch Ren nicht wirklich vor eine dieser Aufgaben anzunehmen. Auf die Frage des Mannes reagierte Ren also nur in einem etwas abfälligeren Ton mit: „Das sind Aufgaben für Unterprivilegierte.“ Nett ausgedrückt. Man hätte es ja sogar noch ein wenig fieser fassen können, aber so war das schon sehr human. Ren musterte noch einmal die Aufgaben, die wirklich nur im Großen und Ganzen mit Unsinn zu umschreiben war. Nein, selbst wenn er wollte, würde er diese Dinge den jüngeren Magiern überlassen. Es gab nicht einmal eine große Spanne zwischen Anfängerquests und S-Rang, aber es gab mehr als genug Magier auf diesem Niveau. Und schätzungsweise war Ren gar nicht mal so arm dran… Er legte zwar Wert darauf sauber und relativ gepflegt auszusehen, aber ob die Kleidung Löcher oder Risse hatte, war egal. Da war er in der Regel zu geizig um neue Sachen zu kaufen. Warum auch? Wenn etwas seien Zweck tut, weshalb sollte man sich dann direkt mit Neuem behängen? Er war sparsam, nicht arm… Das war ein Unterschied. Und erneut ließ sich zweifelsohne feststellen, dass der Typ kein Blatt vor den Mund nahm. Als ob Ren ihm ins Gesicht sagen würde, dass er versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. „Weder noch.“, antwortete er also und sah ihn dabei diesmal nicht einmal an. Währenddessen hatte Seraphim beschlossen einen Gildenkameraden durch die Kante zu stoßen, welcher sich davon nicht mal beirren ließ. Was war das für ein Trottel? Durfte der auch schon einmal Bekanntschaft mit ihm machen? „Ach was…“, begann Ren seine Antwort auf die vorangegangene Antwort des Magiers. Er verlangte von Ren, dass er Fragen beantwortete? „Schon mal was von „Eine Hand wäscht die andere“ gehört? Ich sehe es gar nicht ein dir irgendwas zu erzählen, wenn du nicht damit anfängst. Schon gar nicht von meiner Magie… Damit geht man doch nicht hausieren, oder du etwa schon?“ Das war vermutlich eine Frage, die Ren gleich bereuen würde… Er glaubte nicht daran, dass Seraphim einfach mit seiner Magie herumlief und sie offenlegte wie sein Wurstpacket… Wenn er sich da mal nicht täuschte… Der Dragonslayer hatte nämlich sicher einige Überraschungen für den armen Akuma übrig…