Nur sehr ungern verschwendete Ren seine Zeit mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten oder Ähnlichem vor einer Quest. Er mochte es nicht sich mit Vergangenem auseinanderzusetzen und schon gar nicht, wenn es ihn nicht interessierte. Normal war es nicht, dass er sich in irgendeiner Art und Weise für einen anderen Menschen groß interessierte. Warum er dann gerade nach Lynx gefragt hatte, war also eine Frage, die niemand beantworten konnte. Wieso? Die Wege des Ren sind unergründlich… oder so. Vielleicht war es ja auch tatsächlich nur so, dass er sich dafür interessierte, weil er keine Lust darauf hatte, am Ende vielleicht allein mit der kleinen Naomi da zu stehen. Es könnte diese Möglichkeit geben… Möglicherweise war der Akuma mit seinem Leben in einer für ihn noch recht neuen Umwelt tatsächlich zu einer Veränderung gekommen und er begann vom bösen Dämon vielleicht zum kleinen Schoßkobold zu werden? Ganz so vielleicht auch nicht, aber einen kleinen weichen Kern schien er schon einmal entwickelt zu haben. Allerdings standen er selbst und sein Leben, welches er gern so bequem und leicht wie möglich gestaltete, nach wie vor im Vordergrund und so wollte er definitiv nicht andere wissen lassen, dass er weich war… Das war er sowieso nicht! Zumindest meistens…
Aber nun wo das Thema gegessen war, konnte auch der junge Mann dies hinter sich lassen. Er sollte sich darüber auch keine Gedanken mehr machen müssen, wenn Lynx sich nicht noch einmal verirrte, gab es ja kein erneutes Problem damit. Also zurück an die Arbeit! Die Kleinste von den dreien überraschte Ren am meisten… Sie erklärte den anderen beiden, dass sie schon einiges an Arbeit hinter sich hatte und recht stark war. Es war schwer vorzustellen bei diesem niedlichen, kleinen, kindlichen Körper… Ren war nicht der Typ, der gut mit Kindern konnte, aber das bezog sich ja eigentlich auf jede Art von menschlichen Wesen. Dass er deshalb nicht besonders gut mit Naomi umgehen können würde, wusste er also. Er würde sich bemühen dem Mädchen nicht großartig zu nahe zu treten, aber naja… Er unterschätzte sie ganz sicher. Naomi wirkte trotzdem sie gar nicht mal so klein war, durch ihren schmalen Körper unfassbar zerbrechlich. Dass sich dahinter eine starke Magierin versteckte, war eine Möglichkeit, aber Ren konnte sich das schwer vorstellen. Aber nun gut, er war auch nicht der allerstärkste Magier. Seine wirkliche Kraft bezog sich ja auf körperliche Energie gekoppelt mit der Dämonenmagie. Vermutlich würde er gar nicht anders können als nach ihr zu gucken…
Dass Lynx direkt wieder die größte Klappe hatte, war Ren klargewesen. Er nahm dem Mädchen das nicht übel, denn er kannte sie ja schon von einem anderen Treffen. Dass er selbst nicht anders war, kam hierbei wahrscheinlich noch hinzu. Wie konnte man jemandem etwas verübeln, das man selbst nicht anders tat? Ren war da zwar schon sehr egozentrisch, aber bei Sympathie konnte man mal zurückstecken. Ihr Kommentar mit der Prügel konnte Ren aber einfach nicht unbeantwortet lassen: „Ihr solltet lieber aufpassen, dass ich nicht alles an Prügel austeile. Meinst du den Namen hab ich mir selbst ausgesucht?“, hinterfragte er grinsend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Tatsächlich wäre er selbst natürlich auf den Namen Akuma für einen Dämonenmagier gekommen, aber er hatte sich diesen nicht selbst verpasst. Dass das Drachenweib noch dazu nicht wirklich viel Erfahrung hatte, wunderte ihn genauso wenig… Sonst hätte sie sich wohl kaum direkt erst mal verlaufen. Ob sie wohl wie er einfach keine Ahnung hatte, wie man in einer Stadt zurechtkam? Naja, man würde wohl sehen müssen, wie man in einer solchen Truppe klarkam. Sicher konnte Naomi sie irgendwie ans Ziel führen.
Dass sie zum Bahnhof gehen konnten, ließ er sich nicht zwei Mal sagen. Ohne großartig zu zögern, erhob sich der Riese aus seinem Sessel und bildete die überragende Spitze der kleinen Reisetruppe. Wie das wohl auf andere wirkte? Ein riesiger, lumpig gekleideter Kerl mit zwei mehr oder weniger jungen Damen. Draußen zog Ren sich seinen Schal über die Nase und seufzte leise… Wie das wohl laufen würde? Zielstrebig gingen die drei Magier direkt zum Bahnhof. Warum? Ren wusste nun mittlerweile wo dieser lag. Nach einem Blick auf den Questzettel, um sich an den Namen des Dorfes zu erinnern, war ihm wieder klar, was zu tun war. Er suchte auf einer etwas komischen Anzeige die Züge, murmelte beim Lesen leise vor sich hin und bestimmte einen Zug. Ein fragender Blick in Naomis Richtung verriet, dass er richtig lag… Ohne lang auf einen Kommentar dazu zu warten ging er nach oben. Der Zug stand schon vor ihren Füßen, also riss der Riese die Türen auf und winkte die Damen höflich herein, bevor er noch spöttischerweise einen Knicks machte. „Also los die Damen! Suchen Sie sich einen Platz~“ War er nicht ein Gentleman? Betonung lag wohl auf nicht…

Wie unwillkommen man doch überall war, wenn man noch klein und niedlich aussah. Wahrscheinlich würde das immer Naomis Hürde sein, schlimmer als alles an Unfähigkeit, was andere Vertreter, der Frauenfraktion mitbringen konnten. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass zu ihrer Aussage von Ren scheinbar nicht mal ein Zucken gekommen war und den Kommentar von Lux verstand sie nicht, wieso sollte sie sich anstrengen, damit Akuma keine Prügel kassierte. Sie gingen in ein Restaurant, da war wahrscheinlich keiner, der mit Händen prügelte, sondern nur jemand der mit Sabotage versuchte alles schlecht zu machen. Nun gut, so lang sie da war, würde keiner von den beiden irgendwelche Schläge kassieren, zumindest würde sie dem so gut wie es ging entgegen wirken. Allerdings stellte sie fest, dass sie dennoch Seraphims Art mehr mochte, er heuchelte zumindest noch ein gewisses Interesse an ihr oder ihrem Wohlbefinden. So ganz ablehnend konnte sie es gar nicht leiden. Leicht seufzte sie, als sich die Gruppe endlich in Bewegung setzte, um den Bahnhof zu erreichen. Ein Ort, der immer voller Leben war und von dem sie schon so manches Abenteuer aus gestartet hatte. Auch ihr Erstes mit dem Dragonslayer hatte hier gestartet und nun würden sie im gleichen Zug sitzen, doch etwas war anders, er war diesmal nicht da. Das bedeutete der junge Mann mit dem weißen Haar würde sie diesmal nicht auf den Schoß oder in den Arm nehmen würde.
Nun gut, irgendwas war ja immer. Ren schien sich nach dem Zug umzusehen und als er glaubte ihn gefunden zu haben sah er sie fragend an. Kurz überprüfte sie die Wahl des Riesen mit einem Blick und nickte nur leicht. Mehr war auch nicht nötig. Die Magier fanden den Zug bereits auf seinem Gleis, bald würde er abfahren und deshalb sollten sie beim Einsteigen nicht trödeln. Ob es ein Anzeichen von Humor war, dass der junge Magier mit den blauen Haaren vor ihnen knickste? Alles andere wäre wahrscheinlich nur in Betracht gekommen, wenn er dazu ein Kleidchen getragen hatte. Also dachte sich das Mädchen mit dem goldblonden Schopf nichts weiter dabei und stieg in den Zug ein. Prüfend blickten ihre Augen durch den Wagen. Diesmal war es nicht so voll wie damals. Was für ein Segen, denn diesmal hätte sie wahrscheinlich auf dem Fußboden sitzen müssen, wenn kein Platz gewesen wäre. Recht zielstrebig steuerte sie auf eine Sitzgruppe aus vier Plätzen zu, die wie ein Wunder noch nicht von irgendwem besetzt worden war, und ließ sich dort auf einem der Fensterplätze nieder. Hier würde sie sich wahrscheinlich gleich Tagträumen hingeben. Dass sie ein Gespräch erwartete, wollte sie kaum glauben.

Generell war der große Akuma nicht der Beste darin mit anderen Menschen freundlich umzugehen. Er hatte in seiner Jugend nie so etwas wie ernstgemeinte Freundlichkeit erlebt, nicht einmal von seiner Familie. Diese hatte ihm ja sogar erst beigebracht was es wirklich bedeutete böse zu sein, indem man beispielsweise sein Kind einfach völlig auf sich selbst gestellt in der Wüste aussetzt und ihm einem Überlebenskampf überlässt, den er eigentlich nicht hätte gewinnen können, hätte er nicht verflucht viel Glück gehabt. Und auch sonst zeichnete er sich in seinem Leben nur als ein stehlender und prügelnder Straßenjunge aus, der bei seinem Umzug in eine quasi andere Welt nur noch unbeliebter machte, weil er es nicht anders konnte. Ja, Ren hatte es vermutlich nie so leicht gehabt, wie die kleine blonde Prinzessin vor ihm oder das freche Drachenweib, welches sich mit ihren speziellen Künsten einen einfachen Weg bahnen konnte. Kein Wunder also, dass er nicht so gut mit anderen Menschen konnte… Aber das würde er sowieso niemandem unter die Nase reiben und generell war es ihm eigentlich auch meistens egal, ob man ihn mochte oder nicht.
Ren war in seinem Leben erst einer Person begegnet, bei der es ihm tatsächlich einmal wichtig gewesen war ihr gegenüber nicht alles zu versauen und sich so zu benehmen, dass sie ihn mochte. Aber naja, der würde er so bald nicht mehr begegnen. Leider… Jetzt hatte er erstmal ein verzogenes, freches Drachenweib am Hals, welches eine Orientierung hatte, mit der sie sich nach einem mal im Kreis drehen in ihrer eigenen Wohnung verlaufen könnte. Und dann hatte sie noch das kleine, zickige, blonde Prinzesschen, welches schmollte, weil es nicht mit seinem besten Freund – einem anderen verzogenen Drachengör – zusammen auf eine Quest gehen konnte.
Aber Ren wusste ja nicht wirklich davon, dass Blondie jetzt schon schlechte Laune hatte und dass das Drachenweib ihm vermutlich die Quest erneut anstrengender machen würde als es nötig war. Von daher war das alles ziemlich egal. Er folgte im Zug den weisenden Schritten der kleinen Blondine und blickte ein wenig skeptisch auf den auserwählten Viererplatz. Nicht weil er die Wahl nicht nachvollziehen konnte, aber um ehrlich zu sein, mochte er es nicht unbedingt, wenn eine Dame sich neben ihn setzte. Er konnte nicht mit Frauen umgehen! Die mochten es nicht, wenn man sie wie einen Kerl behandelte, aber etwas anderes konnte er nicht! Ach Frauen waren so kompliziert… Und wenn sich nun eine dieser neben ihn setzte… Was sollte er dann tun? Da kam ihm der Plan! Wenn er sich an das andere Fenster setzte, dann setzte sich Lynx sicher zu Naomi, weil Mädchen ja zusammenhalten… oder so ein Dreck… Hoffen konnte er ja!
Also ließ er sich auf dem Sitz gegenüber von Naomi nieder und beschloss als erstes Mal seiner Jacke zu entledigen. Das darunterliegende gelblich-ausgewaschene Shirt ließ zwar freien Blick auf die vielen Narben an seinem Arm, aber seit wann interessierte ihn das? Er erinnerte sich an seine letzte Reise mit Maenor, wie er sich mit ihm unterhalten hatte und das Smalltalk auch manchmal ganz nett sein konnte… Aber hier wusste er nicht was er sagen sollte… Zwei Mädchen, womit hatte er das verdient? Damit konnte er doch gar nicht arbeiten. Vielleicht konnte er ihnen bei späterer Gelegenheit wieder etwas zu trinken anbieten, um sich besser zu stellen. Warum eigentlich? Grml. Er sollte sich darüber nicht so viele Gedanken machen. Früher interessierte ihn das ja auch nie! Was hatte Aurora nur aus ihm gemacht? Seufzend lehnte er sich an die Fensterscheibe und blickte hinaus bevor der Zug losfuhr… Hoffentlich zog sich das nicht so lang…

[Ooc: Ich hab Lynx mal ne Runde übersprungen, weil sie ja nun länger nicht da ist und das Warten sonst endlos wird... Aber sie kann ja jederzeit wieder reinspringen.]

Ren setzte sich ihr, gegenüber weshalb Naomi nun ihm ihren Blick zuwandte. Lynx war irgendwie aus ihrem Sichtfeld verschwunden, auch wenn sie wahrscheinlich neben einem von ihnen sitzen würde. Nicht, dass die Dragonslayerin vielleicht aus Glas war, aber der leicht muffelige Magier war eindeutig jemand, mit dem sie sich noch näher befassen musste. Immerhin wollte sie es nicht dabei belassen, wie es gerade war, denn es fühlte sich mehr als falsch an und weckte Unbehagen in ihr. Also grübelte sie nach, was sie fragen konnte. Es dauerte etwas und der Zug fuhr bereits, als sie fragte: "Sag mal Ren, wie bist du eigentlich dazu gekommen, der Gilde beizutreten?" Am Fenster zog langsam der Bahnhof vorbei und danach folgten die Häuser der Stadt. Es schien so lang her, seit sie in diese Stadt gekommen war, ohne eine Erinnerung daran was vorher gewesen war. Dennoch fühlte es sich nicht an, wie als würde sie nach Hause kommen, wenn sie zurückkehrte. Sicher freute sie sich, wenn sie zurückkehrte. Es gab Menschen hier, auf die sie sich freute, weil sie sich deren Zuneigung sicher war und es gab Menschen, die sie einfach liebte, aber ihre Wurzeln schienen woanders zu liegen. Irgendwann würde sie sich auf den Weg machen, diese Wurzeln vielleicht ausfindig zu machen. Dies würde sicher einiges an Zeit kosten.
In ihren Augen spiegelte sich der Junge, der ihr gegenübersaß. Das wusste Naomi, auch wenn sie es selbst nicht sehen konnte. Was würde sie wohl bei dieser Aufgabe erwarten? Sicher war sie sich nicht, denn es ging eigentlich nur um ein Restaurant, aber wenn Ren davon ausging, dass es so gefährlich werden würde, dass sie Schutz brauchten, steckte vielleicht mehr dahinter. Oder war einfach nur sehr pflichtbewusst und daher fürsorglich, auch wenn er es, vielleicht nicht zugeben wollte. Bei dem Gedanken musste sie kurz schmunzeln. "Danke Ren", sie wusste, dass es gänzlich aus dem Content gerissen war und er wahrscheinlich nichts damit anfangen konnte, aber das machte ihr nichts.

Nein, das Drachenweib war eindeutig nicht aus Glas. Im Gegenteil! Allein schon durch ihr Verhalten war sie in ihrem Leben bereits öfter aufgefallen – selbst, wenn sie dies eigentlich vermeiden wollte. Natürlich war’s auch nicht so, dass sie den Clown für die Menschheit gab, ganz bestimmt nicht. Eher hatte sie ziemlich oft verdammt viel Pech, dass es zu solch auffälligen Situationen kam, aus denen sie sich nicht so schnell wieder retten konnte. Klar, in den meisten Fällen machte es Spaß, doch eben auch nicht immer. Nun aber hatte sie zwei Personen um sich, bei denen das Pech dann hoffentlich doch lieber das Weite suchen würde. Diese retteten sie zum Glück auch vor ihrer schlechten Orientierung. Eines Tages wird sich das Weib wohl tatsächlich mal daran setzen müssen, Stadtpläne auswendig zu lernen. Oder noch besser: so lang durch die Stadt irren, bis sie sich alles gemerkt hat.
Noch bevor Lynx zwei Schritte in die falsche Richtung setzen konnte, fiel ihr auf, dass der Rest der Fraktion genau den anderen Weg eingeschlagen hatte. „Okay, peinlich..“ In der Hoffnung, es war einfach keinem aufgefallen, setzte auch sie den nächsten Schritt schwungvoll in Richtung Bahnhof. Gott sei Dank lagen nicht einmal 3 Meter zwischen ihnen, sodass ihr Vertun wirklich nicht sonderlich auffällig war.
Es dauerte nicht einmal lang – ihrer Meinung nach ging es viel zu schnell – ehe sie den Bahnhof erreichten. Bahnhof. Das bedeutete.. Zug fahren. Und das bedeutete die Hölle auf Erden, aber so was von. Scheinbar war es einfach jedem Drachenbalg vergönnt, die Geschwindigkeit der Bahn zu genießen. Ihr Magen begann schon zu rebellieren, als sie die ganzen Schienenmonster auch nur sah. In diesem Moment war sie wirklich der hinterher dackelnde Hund, der sich erst gar nicht darum kümmerte, wohin es ging. Die dämlichen Städteanzeigen wollte die Schwarzhaarige sich wirklich nicht antun, zumal da auch oft noch Zeiten bei standen, die sie bei bestem Willen nicht kennen wollte. Das Ganze sollte einfach genauso schnell vorübergehen, wie es angefangen hatte. Wie sie es letztes Mal geschafft hatte, hinter Ren und Maenor her zu fahren? Nun ja. Angenehm war es nicht – das konnten sicherlich auch einiger der anderen Passagiere bezeugen. Nicht, dass sie einen Radau gemacht oder den Inhalt ihres Magens geleert hätte, nein. Es war.. anders. Das einzige, was sie in diesem Moment doch tatsächlich noch aufheiterte, war Akumas überaus eleganter Knicks, der einfach so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild passte. So schoben sich die Mundwinkel noch einmal in die Höhe, während das Weib die Worte zwischen ihren Lippen nahezu hervorpresste – sogar mit einer Spur von Erheiterung: „Soll ich dir noch ein dazu passendes Kleid leihen? Stünde dir sicherlich gut.“ So schnell war’s dann auch mit der Erheiterung wieder vorbei. Der Blick der schwarzen Iriden fand den Weg gen Boden, wo sich der kleine Spalt zwischen Tür und Bahnsteigkante befand. Augen zu und durch. Der Fuß musste in das widerliche Gefährt gesetzt werden. Unter einem kurzen Schlucken überwand sie die Lücke dann auch. Obwohl der blauhaarige Riese ihnen den Vorrang geschenkt hatte, wartete das Weib bis dass Naomi und er an ihr vorbeigezogen war, ehe sie hinter her trottete. Sie bemühte sich wirklich, sich nicht allzu viel davon anmerken zu lassen. Wirklich. Doch war das eben nicht ganz so leicht. Bei dem Viersitzer angekommen, ließ sie sich einfach neben Akuma plumbsen – was für ein Pech für ihn, dass sie eben keine Standard Frau war. Dieses Mal hatte es jedoch einfachden Grund, wie ein Hund seinem Herrchen folgte. Zwar hatte die Leine gefehlt, doch war sie die letzten Meter einfach dem Riesen nachgelaufen – und nun durfte dieser sie eben ertragen. Die weiblichen Hände wurden auf den eigenen Knien abgelegt, wo sie Fäuste bildeten. „Du schaffst das Lynx, du schaffst das..“ Ein bisschen Mut konnte jeder gebrauchen, oder? Allerdings brachte dieser offensichtlich nicht sonderlich viel. Sobald das Fahrzeug den Gleisen entlang losschritt, wich die Farbe nach und nach aus dem Gesicht des Mädchens und ließ sie mit ihren schwarzen Haaren fast wie einen Grufti erscheinen. Die Worte Naomi’s, die jedoch nicht an sie sondern den Kerl neben ihr gerichtet waren, konnte sie sogar noch aufnehmen und einen kurzen Gedanken daran verschwenden. Das würde sie auch interessieren.. Doch dann kam auch schon eine Art Kurve und damit war’s für das Drachenweib vorbei. „Oh Gottt.”, brachte sie noch hervor, ehe ihr Körper in Richtung Blauhaar segelte und ihr Kopf auf dessen Schoß seinen Platz fand. Der Arm wurde noch einmal gen Luft gehoben „Schleift mich einfach hier raus wenn wir da sind..~“ Und da schlossen sich auch schon die tiefschwarzen Augen des Weibes. Zug fahren war tatsächlich ein Höllenritt. Nun musste sie allerdings wenigstens keine Angst haben, an der Haltestelle vorbeizufahren und musste daher nicht unbedingt wach bleiben. Der schlimmste Fall wäre dann doch wohl, die beiden würden sie hier zurücklassen. Der Gedanke kam ihr allerdings nicht einmal. Blindes Vertrauen nannte man das wohl, und das wortwörtlich.

Nach und nach begann der Zug sich langsam in Bewegung zu setzen. Der Blick des Hünen fiel auf die Häuser, welche ganz langsam und immer schneller werdend an der Scheibe vorbeizogen. Es war als würden sie vor den Häusern wegrennen, nur eben anders. Ren war schon öfter Zug gefahren seitdem er die Wüste verlassen hatte, aber für ihn war es immer noch ein wenig faszinierend. Vor allem seine erste Zugfahrt war wohl die allergrößte Reise seines Lebens, an die er sich auch bei jeder Abfahrt wieder erinnerte. Dieses freie Gefühl endlich dieses ekelhafte Stück Land zu verlassen, war das schönste in seinem ganzen Leben gewesen…
Eine ganze Weile herrschte Stille, dann war es die blonde Naomi, die dieses Schweigen durchbrach. Mit einer Frage, die fast im Moment kaum passender hätte kommen können, sprach sie den Akuma an. Warum sie sich für ihn interessierte, wusste er nicht, aber er würde sich darüber auch nicht aufregen oder so. Mit Smalltalk hatte er gelernt umzugehen. Nachdem sie ihre Frage gestellt hatte, stemmte er seinen Ellenbogen auf den Tisch und lehnte sein Kinn auf die innere Handfläche, bevor er ihr eine relativ wenig motivierte Antwort auf die Frage gab: „Ich war neu in der Stadt und brauchte Geld. Da ich Magier war, bot sich eine Gilde eben an.“ Er machte eine kurze Pause. Sie nun zu fragen, warum sie das interessierte, war sicher unhöflich. Aber sonst… Was sollte er sonst sagen? Vielleicht wäre eine Gegenfrage angebracht? „Und du?“ Naja, man hätte es besser verpacken können, aber Ren war eben nicht gut darin Sachen passend zu verpacken. Darum wartete er relativ gelassen ab. So langsam vergaß er seine Sorgen und dachte über andere Dinge nach… Besser war das. Plötzlich ertönte die Stimme des Mädchens wieder… Und sie bedankte sich? Etwas irritiert zog er die Augenbraue hoch. Sollte er nachfragen? Stattdessen zuckte er mit den Schultern. Wenn sie nur Danke sagte, müsste er ja nicht zwangsläufig etwas erwidern! So beließ er es dabei…
Entgegen seiner Erwartungen schlug dann Lynx auf. Nein, damit hatte er ja quasi gerechnet. Was er nicht erwartet hatte, war dass sie neben ihm Platz nehmen würde. Als hätte er sich das nicht denken können. Sofort stellte der Hüne sich auf und presste sich quasi Kerzengerade in seinen Sitz. Fast schon peinlich genau versuchte der Akuma den Abstand zwischen ihm und der Dame zu wahren. Bloß keinen Körperkontakt eingehen, dann konnte ihm auch nichts passieren. Er schielte immer wieder zur Seite, als wäre sie für ihn eine Bedrohung, aber sicher bemerkte sie das so gar nicht. Ren hatte einfach generell oft Pech. Sicher war es aus Naomis Position ganz gut zu erkennen, aber so lang sich niemand darüber amüsierte, hielt er einfach selbst auch die Klappe und beschwerte sich über gar nix. Als er aber nach wenigen Sekunden erneut hinüberschaute, musste er wieder mal die Augenbraue hochziehen. Was hatte das denn nun zu bedeuten? Lynx ballte die Hände zu Fäusten. Hatte er doch etwas falsch gemacht? Lag es an ihm? Warum fühlte sie sich so unwohl? Verdammt… Was tat man in einer Situation? Er beschloss es zu ignorieren, so lang es ihm möglich war. Wenn er wüsste wie lang, wäre er wohl von seinem Platz aufgesprungen… Plötzlich wurde sie nämlich kreidebleich. Gerade wollte Ren schon fragen, ob denn alles in Ordnung war, da gab sie einen Ton von sich, der nichts Gutes bedeutete. Die Ereignisse überschlugen sich. Der Zug fuhr eine Kurve und Ren hatte Lynx Kopf im Schoß. Ja genau. Genau das. Man konnte quasi sehen wie sich bei dem Akuma reflexartig die Haare aufstellten und er sich noch weiter nahezu panisch in den Sitz presste. Krampfhaft legten sich die Hände an die Tischkante und die langen Finger begannen sich dort festzukrallen, während man schon fast hören konnte, wie seine Zähne quietschten, so verkrampft hatte er die Kiefer aufeinander gepresst. Das war eine der mit Abstand unangenehmsten Situationen, die der Junge in seinem Leben erlebt hatte! Na ganz toll. Es sah so aus als hätte sie sich entschieden dort zu verweilen, denn nachdem sie noch einmal die Arme hochgehoben hatte, schlossen sich ihre Augen. Ren blickte völlig irritiert auf sie hinab, war allerdings auch viel zu verkrampft um irgendwas zu tun. Ganz toll. Wenn er so sitzen blieb, war er am Ende steif sie ein Brett, aber anders konnte er auch nicht. So gab er letzten Endes dazu nur einen kritischen, wütenden Kommentar von sich: „Wehe du kotzt mich an oder machst andere Dummheiten! Dann schmeiße ich dich persönlich aus dem Zug!“ Danach wandte er seinen Kopf, er war so verkrampft, dass man es quasi knacken hören konnte, zurück in Richtung des Fensters. Seufzend kam ihm nur ein Gedanke: Womit hatte er DAS verdient?!

Eine simple Erklärung, die er da hatte und sie nickte. Es schien mehr normal, dass man als Magier in eine Gilde ging, wenn man Geld brauchte. Sie selbst hatte es nicht anders gemacht, als sie damals den Platz ihres Vaters in der Gilde übernommen hatte. Etwas zögerlich fragte er dann selbst nach, wieso sie in der Gilde war. Nun was sollte sie sagen, wahrscheinlich nichts, was allzu deprimierend war. "Also bei mir war es wohl derselbe Grund, Vater musste aufhören und ich hab angefangen, so einfach ist das", sie zuckte mit den Schultern und blickte zu Lynx. Diese kam zu ihnen, ließ sich neben Ren fallen und mit dem Kopf in seinen Schoß. Sofort verwandelte sich der lässige Magier in ein steifes Bett. Bemitleidenswert, wie er mit der Situation umging. Die Frage war nun, stand er auf das Mädchen und fühlte sich durch Naomi gestört und verspannte sich deshalb so sehr? War ihm das vielleicht doch nur peinlich und er wollte sie so schnell es geht loswerden? Was auch immer es war, es steigerte ihr Wunsch sich einfach aus dem Abteil zu verdrücken. Ob es hier auch Gepäckhalter gab, unter die man kriechen konnte? Den schönsten Moment hatte sie in den Fängen eines solchen Metallständers gehabt und das könnte sich vielleicht wiederholen. Allerdings nicht heute, wie es schien.
Leicht seufzte sie und richtete sich auf. Mit einem Arm griff sie um die Schultern der Gildenkollegin und beim nächsten Ruckeln des Zuges zog sie die scheinbar Reisekranke hoch und auf die Beine. Nur um sie kurz darauf auf die gegenüberliegende Bank zu verfrachten. "Man du bist schwer, wenn du so träge bist", murmelte sie und legte das Mädchen auf der Bank nieder, "Nun ist Rens Kleidung sicher und du hast es gemütlicher, so lang keiner über deine Beine stolpert." Danach wandte sie sich an Ren, der nun wieder entspannter werden dürfte: "Probleme mit Frauen oder Körperkontakt? Keine Angst, wir beißen nicht, nun manchmal vielleicht. Allerdings habe ich davon keine Ahnung", leicht lachte sie, "Ich bin ja noch ein kleines Mädchen." Mit diesen Worten ließ sie sich auf den Sitz neben ihm fallen und rückte so weit zum Gang, dass er sich entspannen konnte, ohne zu fürchten, dass er sie berühren musste. Schon merkwürdig sich so zu fühlen, als hätte man tödliche säure über seine Haut gezogen, um andere von sich fernzuhalten. Allerdings war das so gar nicht ihr Ding, wenn es nach ihr gehen würde, dann würde sie sich nur noch irgendwo anschmiegen und kuscheln.
Tief in ihrem Inneren war sie eben doch ein kleines Mädchen und noch konnte sie da keinen Abstrich dran machen, allerdings arbeitete sie hart daran, alles abzulegen was sie daran hinderte, ihr Möglichstes zu tun. Wahrscheinlich würde sie, wenn sie den Anleitungen ihres Onkels weiterhin so gehorsam folgte, würde sie bald ein Monster sein. Das war etwas, was ihr mehr als gehörig gegen den Strich ging, aber bisher war es schon nötig gewesen, dass sie tötete und das war immer gruselig gewesen. An ihren Fingern klebte das Blut von Menschen, nun nicht zwingend unschuldiger, aber es waren Menschen. Ihre Blicke richteten sich auf ihre Hände.

Ren war schon immer mehr ein Einzelgänger gewesen. Zuerst war es gezwungenermaßen so gewesen, dass man ihn allein und irgendwann auch zurückgelassen hatte. Dann gewöhnte er sich an den Abstand zu anderen Menschen. Seine einzigen Freunde im Leben, die er nun auch nicht mehr wiedersah, hatten ihm sehr drastisch und einprägsam beigebracht, dass das Leben nicht einfach war und dass man sich nicht auf andere verlassen kann. Da er es also nicht anders kannte, tat der junge Mann sich schon seit dem Tag, an dem er in die Gilde kam, unheimlich schwer damit Kontakt mit anderen zu knüpfen. Problematisch wurde es an der Stelle, an der Körperkontakt dazu kam. Eine Zeit lang hatte er es ignorieren lassen, doch seitdem er Leute an sich auch nur annähernd heranließ, wurde das immer schwieriger. Vor allem Aurora hatte bei ihm Narben hinterlassen, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch all das war nicht so wichtig, denn wichtig war die Situation in der er gerade steckte. Verkrampft und peinlich berührt saß er auf seinem Allerwertesten, während eine Frau ihren Kopf in seinen Schoß gelegt hatte. Einen Kopf in seinen Schoß?! Das war als würde Jesus mit Satan Tango tanzen!
Ren versuchte sich auf Naomi zu konzentrieren. Nur weil er Ren war, hieß das ja noch lang nicht, dass er absolut unhöflich war und so konzentrierte er sich auf seine Gesprächspartner natürlich. Sie war also an die Stelle ihres Vaters getreten in der Gilde. Auf der einen Seite war ihr damit der Einstieg sicher relativ leicht gefallen, aber auf der anderen fragte Ren sich, ob es nicht schwer war, denn wenn ihr Vater schon ausgetreten war, war er sicher bereits ein starker Magier und man würde sie sicher oft mit ihm vergleichen. Würde er das Mädchen besser kennen, würde er sich auch wagen sie danach zu fragen. Er hatte selbst nicht sonderlich viel Erfahrung mit Familie und solchen Dingen, aber gelesen hatte er davon. Da er von Natur aus immer recht neugierig war, würde ihn ihre Situation schon genauer interessieren. Alles was sich in Ren regte, wenn er an seinen Vater dachte, war die Lust zu morden… Aber er hatte gerade noch ein anderes Problem. Plötzlich richtete sich die Blondine seufzend auf und packte die auf seinem Schoß befindliche Lynx, um sie auf einen anderen Platz zu verfrachten. Sofort wurde der Hüne etwas lockerer, als diese Last von ihm abfiel. Fast wollte er sich bedanken, doch dann fiel ihm auf, dass das vielleicht dem anderen Mädchen gegenüber ziemlich unfreundlich wäre, also ließ er es und entspannte sich stattdessen sichtlich…
Dass sie ihn nun also darauf ansprach, kam ihm nicht wirklich gelegen. Nein, Ren zeigte sehr ungern Schwächen und wenn man ihn darauf ansprach, dann war ihm das natürlich alles andere als ungelegen. Ob er mehr Probleme mit Frauen oder Körperkontakt hatte, wusste er nicht. Dank Aurora hatte er einen großen Respekt gegenüber dem weiblichen Geschlecht gewonnen und er hatte gelernt mehr Unterschiede zu machen. Dennoch war ihm Körperkontakt schon immer nicht wirklich angenehm gewesen. Er wusste genau, dass Frauen von Natur aus nicht bissig waren, aber es war eher so, dass ihre Laune so schnell kippen konnte und das machte ihm viel mehr Sorgen… Dass sie sich selbst als kleines Mädchen betitelte, wunderte ihn, denn so wirklich verhielt sie sich ja gar nicht so. „Probleme würde ich nicht wirklich sagen…“, murmelte er ruhig und versuchte wieder cool zu wirken. „Ich finde es nur nicht besonders angenehm.“ Er blickte wieder in ihre Richtung und bemerkte, dass sie sich mit großem Abstand von ihm wegsetzte. „Als kleines Mädchen hat man es sicher relativ leicht in dem Job oder? Wirkt eher so als könntest du jeden um den Finger wickeln, wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst…“ Das war keinesfalls kritisch von ihm gemeint. Es war eher ein Gedankengang der ihm gekommen war… Dass sie nicht ganz so unschuldig war, wie er dachte, konnte er ja nicht wissen.

Naomi musste lachen, es war ein helles, warmes Lachen, wie man es sicher erwartet hatte. Dann blickte sie zu Akuma hinauf und ließ noch einmal durch ihren Kopf hallen, was er gesagt hatte. Sicher, ihr Vater hatte ihr gerne alles geben wollen, was sie sich wünschte, aber nicht weil sie niedlich war, sondern, weil er sie liebte. Leider hatte er nicht die Mittel dazu gehabt, ihr zu viele Wünsche zu erfüllen. Es war auch nicht nötig, sie hätte sich sowieso nie etwas gewünscht, denn alles überschüssige Geld hatten sie für andere Dinge gebraucht. Nun in ihrer neuen Umgebung mangelte es zwar an Geld nicht, dafür aber am Willen ihr eine Freude zu machen. Sicher taten auch Masaru und Akira einiges, um ihr ab und an eine kleine Freude zu bereiten, doch wirklich steuern konnte sie das auch nicht. Zum Schluss war da noch der Dragonslayer, der in ihrem Leben ebenfalls immer mal wieder für eine Freude sorgte. Allerdings auch nicht auf Wimpernschlag ihn, sondern immer dann, wenn es ihm am liebsten war. Das störte Naomi auch nicht, sie genoss es, aber alles in allem war es eben nicht so, dass sie dafür sorgen konnte, dass man ihr immer zur Seite stand, wenn sie Hilfe brauchte. Sollte das nun darauf hinweisen, dass er sich dazu benutzen lassen wollte?
Selbst wenn, die Blondine war, dafür nicht zu begeistern. Wenn andere etwas taten, war es schön, wenn sie es freiwillig taten und sie würde nur Arbeiten abgeben, die sie definitiv nicht schaffte. Also blickte sie, nach dem ihr Lachanfall abgeklungen war zu Ren. "Es ist in der Tat so, dass es nicht so ist. Ich wickle eigentlich niemanden um den Finger sondern erledige alles, was ich kann, alleine und ich bin recht stolz darauf, das gebe ich zu. Zu Hause werden mir die unangenehmen Dinge auch nicht ohne Weiteres einfach abgenommen, also gewöhnt man sich daran. Du kannst demnach gerne davon ausgehen, dass ich dich nicht behindern werde, sondern vielleicht auch eine Hilfe bin", sie schmunzelte, "Räubern ist es, egal ob da ein kleines Mädchen oder ein junger Mann steht und auch dem Affen war das recht egal, wenn ich erwachsen gewesen wäre, hätte er mich vielleicht in seine Sammlung integriert. Wobei, er hatte einen erlesenen Geschmack, wahrscheinlich hätte ich da nicht hineingepasst." In der Tat, der Vulcan hatte einen guten Frauengeschmack gehabt. Seine Entführungsopfer waren eines peniblen Dragonslayers würdig gewesen und das wollte bei dessen Geschmack etwas heißen.
Kurz ruhte ihr Blick wieder auf Lux, die immer noch schlief: "Was machen wir, wenn sie bis wir dort sind nicht aufwacht? Sagen wir dem Schaffner, er soll sie in Oshibana wieder herauswerfen? Ich weiß zwar, dass sie nichts dafür kann, wenn sie Reisekrank wird, aber es ist über alle Maßen lästig, wenn wir sie deshalb den ganzen Rest der Quest nicht ansprechen können, mal ganz davon abgesehen, dass es sehr auffällig ist, wenn einer von uns, wahrscheinlich du, weil ich bin nicht stark genug, sie herumtragen musst", Naomi wog ihren Kopf hin und her und dann kam es ihr erneut, "Vergiss das was ich sagte, du wirst sie nicht tragen müssen, immerhin würde dir das nicht behagen und das muss auch nicht sein."

Aus Frauen würde er wohl niemals schlau werden. Naomi untermalte ihm erneut diese Erkenntnis. Man musste dazu wissen, dass Ren keinerlei Skrupel hatte und nach jedem Zweig gegriffen hätte, der ihm das Leben erleichterte. Der Akuma hatte ein egozentristisches Weltbild sondersgleichen und darum konnte er die Damenwelt generell oftmals nicht verstehen. Sie hatten entweder für andere Männer attraktive Körper oder wie Naomi große Kulleraugen, mit denen sie bei jedem anderen Herren mit einem funktionstüchtigen Geschlechtsorgan, das dazu in der Lage ist nötige Hormone zu bilden, um auf ein solches Verhalten nahezu automatisch zu reagieren, einen einfachen Schalter umlegen konnten und schon waren sie um den Finger gewickelt. Man hätte diesen Männern mit Sicherheit alles abzwacken können, doch viele Damen taten dies nicht. Benutzten diese hochgegriffenen Wörter wie Emanzipation und Selbstbewusstsein, um den Hintergrund zu verdrängen, dass sie nur Angst davor haben den leichten Weg zu wählen, weil er an manchen Stellen Opfer fordert, die man nicht riskieren will. Egal welchen Weg man wählt, man muss Opfer bringen. Ist der Weg leichter, sind die Opfer größer und ist er härter, so muss man weniger Opfer bringen. Wenn Ren eine Frau wäre, hätte er vermutlich sowohl seinen Körper, als auch seine Seele verkauft, um einfach durchs Leben zu kommen. Aber wenn man Ren als Maßstab nehmen würde, wäre man schön blöd. Immerhin war es für ihn kein großes Opfer nackte Haut zu zeigen, für Frauen merkwürdigerweise schon. Dumm war er ja nicht, er wusste genau warum, aber das hieß noch lang nicht, dass er das nachvollziehen konnte. Für einen Menschen der mehrfach ab Abgrund stand und Staub gefressen hätte um zu überleben, waren solche stupiden Kleinigkeiten wie sich vor anderen ausziehen oder seinen Körper verkaufen nichtig im Vergleich zum Überlebenskampf in der trockenen Wüste. Vielleicht fragt man sich wieso Ren dann doch einem so schweren Weg gefolgt ist? Ehrlich gesagt, sobald er aus der Wüste geflohen war, wurde sein Leben schlagartig leicht. Magie lag ihm ohnehin, er war schon immer groß und kräftig. Wo hatte er da den schweren Weg gewählt? Er konnte also nicht wirklich das Argument des Mädchens würdigen, dass sie stolz darauf war ihr Leben allein zu bestreiten. Selbstständigkeit ist eine Sache der Perspektive. Wenn ich Macht habe, bin ich selbstständig. Wenn sie also Macht über Männer hätte, würde sie doch genauso immer noch die Fäden ziehen…
„So oder so wärst du mir eine Hilfe.“, sagte er recht trocken. „Ich meine, mir ist es egal ob du bei beispielsweise einer Befragung superprofessionell oder ob du die Antwort jemandem aus den Fingern saugst. Im Endeffekt hat es dasselbe Ziel und wenn ich mit einem Weg mein Ziel erreiche, dann ist es mir persönlich ziemlich egal, wie das von statten ging.“ Er machte eine kurze Pause und blickte das Mädchen ernst an. „Als Magier gehst du doch sicher ohnehin selten allein los. Ich kann mir schwer vorstellen, dass es so viele Menschen wie mich gibt, die man nicht um den Finger wickeln kann. Im Fall der Fälle würde sogar ich dich vor einem Räuber oder einem Affen retten. Es kommt nicht gut an, wenn man den Kollegen nach einer Quest nicht mehr zurückbringt.“ Vielleicht wirkte er nun ein wenig anders auf das Mädchen. Eben war er noch total eingeschüchtert von einer Frau gewesen und nun machte er ziemlich deutlich, dass er von menschlicher Moral nicht wirklich viel hielt. Es ging nie um das wie, sondern darum etwas zu erledigen.
Auf ihre Frage hin, was sie mit Lynx machen sollten, warf Ren einen kurzen Blick zu ihr. „Das bringt so nichts denke ich. Wir sollten sie zurückschicken, denn sie sieht wirklich gar nicht gut aus. So grüne Farbe hab ich selten an Menschen gesehen. Ich lasse ihr eine Notiz da, dass sie ja nachkommen kann.“ – „Als ob.“, zischte er innerlich. Scheinbar hatte er sich doch nicht in ihr geirrt. Doch darüber konnte er später noch weiter nachdenken. Er würde das auch allein mit dem Püppchen auf die Reihe kriegen. „Und versteh mich nicht falsch. Körperkontakt ist gar nicht das große Problem für mich. Ich könnte auch nackt reisen, wenn es nicht kalt wäre. Scham ist kein Problem. Es ist eher, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass Frauen gern falsche Sachen in Dinge hineininterpretieren: Werfe ich mir einen Kerl über die Schulter, denkt der sich, dass ich ein zuverlässiger Bro bin. Mache ich das mit einer Frau, denkt die sich, dass ich ihr wohlmöglich an die Wäsche will. Ich mag es einfach nicht, wenn Menschen mir zu nahe treten.“ Mit diesen Worten blickte er hinaus und sah in der Nähe schon den Zielbahnhof, was an der Beschilderung nicht schwer zu erkennen war. Dann konnte es ja nun losgehen! Auch ohne Lynx… mal wieder.