Bedrohung? Pistole? Also wirklich. Wer würde sich schon von solch einer Verkleidung in die Irre führen lassen? Es war doch offensichtlich, dass es sich hierbei um eine Aufführung zu ihrer Unterhaltung handelte. Nias Vermutung wurde dabei noch einmal bestärkt, als auch Tascha die Wahrheit hinter der Verkleidung erkannte. Ihre Intuition hatte sie wieder einmal nicht im Stich gelassen. Das schien festzustehen. Leider wurde die Weltanschauung der Blondine jedoch kurze Zeit später völlig auf den Kopf gestellt. Nachdem die Eismagierin nämlich einen Angriff auf die bewaffnete Person vor ihr startete, löste sich ein Schuss. Ein echter, wirklicher Schuss. Keine Einbildung. Man konnte deutlich das Loch in der Decke sehen. Völlig perplex starrte die Mel Mata auf die plötzlich veränderte Situation und beobachtete wie der vermeintliche Verbrecher von den beiden anderen Gildenmitgliedern an ihrer Seite zu Boden gebracht wurde. Die spektakuläre Darbietung ihrer Fähigkeiten war nett anzuschauen, aber noch war es nicht vorbei. Aller Voraussicht nach musste es eine Diebesbande gewesen sein, die den Überfall geplant hatte. Allein schon aus logistischer Sicht war es völlig unmöglich einen Zug nur allein auszurauben. Aus diesem Grund zögerte Chibi auch nicht. Das Braunhaar düste wie der Blitz aus dem Abteil und durch die Waggons, bis er schließlich nicht mehr sichtbar war. Die beiden Magierinnen hatte er mit der Aufgabe zurückgelassen den Mann am Boden irgendwie zu fesseln. Da mittlerweile Nia auch wieder voll im Geschehen war, natürlich nicht ganz ohne sich zu schämen, ließ sie sich nicht zweimal fragen. Sie kannte zwar keinen Fesselzauber, was wohl ebenfalls auf Tascha zutraf, allerdings hieß das ja nicht, dass Magie in diesem Fall nicht hilfreich war. Wieso überhaupt fesseln, wenn man eine Person auch anderweitig ausschalten konnte? Mit all der Leichtigkeit, die die Blondine derzeit noch besaß, schrieb sie erneut ein Wort in die Luft. "Iron!" Die eisernen Buchstaben glänzten leicht im Schein der Sonne, bevor sie ihren eigentlichen Zweck erfüllten. Mit einem kurzen Ruck schob Nia ebenjene nämlich mit einer fließenden Bewegung gen Boden und begrub den Räuber darunter. Das durfte wohl eigentlich ausreichen.

Während also in der Kabine nichts weiter aufregendes geschah, eliminierte Chibi die Gefahr der Bande vollständig aus, indem er die letzten beiden Mitglieder überwältigte. Anscheinend hatten die Angestellten der Bahn vom ganzen Überfall bis dahin nichts mitbekommen. Sie waren gänzlich mit der Räumung der Schienen beschäftigt gewesen, insofern hatte also der Plan der Zugräuber bestens funktioniert. Die Drei hatten nur nicht mit der Anwesenheit von Magiern gerechnet, was ihnen letztendlich zum Verhängnis wurde. Endlich konnte jetzt aber die Reise für die kleine Gruppe weitergehen. Die noch vor kurzem anwesende Hektik hatte sich wieder in eine angenehme Athmosphäre verwandelt, derweil die Landschaft am Fenster vorbeizog. Ebenso zierte nun erneut die noch leicht klamme Bluse den Oberkörper von Nia. Der Grund war jedoch nicht, dass sie sich für ihren Körper nun schämte, sondern allein die Tatsache, dass ihre Offenheit vielleicht doch etwas zu viel des Guten war. Wieso hatte sie die Gefahr nur nicht wahrgenommen? Ohne die Hilfe ihrer Gildenleute hätte sie sehr viel verlieren können. Seufzend stütze die Blondine den Kopf auf beide Arme auf und schaute verlegen aus dem Fenster. "Alles in Ordnung. Mir gehts gut."

So schnell, wie es begonnen hatte, endete es auch. Kaum hatte Tascha für eine geeignete Ablenkung gesorgt, reagierte Maenor und und schickte den Räuber geschickt ins Reich der Träume. Doch dem nicht genug, er verschwand auch sogleich im Gang und wollte wohl die anderen Räuber ausschalten. Hatte er sie noch alle? Er ließ sogar sein Schwert zurück, da war wohl jemand sehr von sich überzeugt. Und zu allem Überfluss ließ er wen die Drecksarbeit machen? Genau, die Frauen, die konnten ja nichts tuend in dem Abteil auf den großen und starken Maenor warten und auf den schlafenden Räuber aufpassen. 'Schovischwein. Was erlaubt der sich eigentlich? Spielt sich als Held auf und wir dürfen dumm herum sitzen.' Genervt lehnte sich Tascha wieder zurück auf ihren Sitz und merkte dabei, wie ihre Kleidung, die gerade zu trocknen begonnen hatte,, sich wieder vollsog und schwer an ihrem Körper hing. 'Na toll.' Sie blies sich ein Strähne aus dem Gesicht und blickte zu Nia hinüber, die gerade einen großen Batzen Eisen auf den Mann hatte niederfahren lassen. Wenn der sich noch bewegen konnte, wäre er eindeutig zu viel für die Eisalchemistin.
Nach einigen Minuten kehrte Maenor zurück und der Zug setzte sich mit einem Ruck wieder in Bewegung. Endlich konnten sie weiter fahren und zu ihrer eigentlichen Aufgabe gelangen, so langsam hatte Tascha schon jetzt genug. Nur der Gedanke daran, dass sie in ein Burgerrestaurant gingen, hielt sie noch bei Laune. „Lass mich raten, den Kerl nehmen wir jetzt hier bei uns mit?“ Dabei stieß sie den noch immer schlafenden Räuber mit dem Fuße an. Wie zur Reaktion stieß er im Schlaf ein merkwürdiges Grunzen aus und schmatzte dann zweimal deutlich hörbar. Doch genau in dem Moment holte einer der Schaffner den Mann ab und zog ihn aus dem Abteil. „So viel dazu, ich sag einfach nichts mehr.“ Wieder lehnte sich Tascha zurück und versuchte ruhig aus dem Fenster zu sehen. Sie lernte wohl einfach nicht dazu, denn schon das zweite Mal saugte sich ihre Kleidung mit dem Wasser der Polster voll, dieses Mal sogar laut schmatzend.

Straßen Hosenka Towns

Ciel hatte gewusst, dass der heutige Tag kein besonders schöner werden würde. Wie sollte er auch, nachdem der Valentine am Abend zuvor durch pure Unachtsamkeit erst einer schwarzen Katze über den Weg gelaufen war und anschließend seine Lieblingstasse zerstört hatte, welche mit einem lauten Knall auf den neuen Fliesen seiner Wohnung zerschellt war. Das Scherben Unglück brachten war schließlich bei weitem kein Geheimnis und auch das gesamte Sammelsurium an Schutztalismanen, dass seine Wohnung schmückte, vermochte es nicht ihn vor dem Unheil zu bewahren, welches ihn am nächsten Tag erwarten sollte. Das Grauen fing ganz unschuldig damit an, dass er am Morgen wie immer unausgeschlafen erwachte und zu seinem großen Entsetzen feststellen musste, dass seine heißgeliebten Zigaretten alle waren. Ein Blick auf die leere Schachtel auf seinem Nachttisch ließ den Dragonslayer an seinem Geisteszustand zweifeln, denn wie zum Donnerwetter noch mal konnte es ausgerechnet ihm passieren, dass er auf Grund einer simplen Unachtsamkeit zu leiden hatte? Er, der sonst alles so systematisch und kontrolliert anging? Es dauerte einen Augenblick, ehe sich der junge Mann von seinem Schock erholt hatte und nicht unbedingt motiviert die Reise zu seinem Kleiderschrank antrat. Leider sollte ihn an diesem jedoch die nächste böse Überraschung einholen. Ein Blick in den Schatz des Hauses verriet ihm nämlich, dass sein Kleiderbestand wieder einmal heftig zur Neige ging und er dringend ein paar Jewel brauchte, um diesen wieder stilsicher und passend aufzufüllen. Das Problem war: Momentan war der Magier wirklich alles andere als flüssig. Durch den zeitintensiven Umzug hatte er in den letzten Wochen keinerlei Zeit gehabt sich um eine Arbeit zu bemühen und auch um einen Besuch in der Gilde hatte er sich bisher erfolgreich gedrückt. Dabei konnte er nicht leugnen, dass ihn das Gespräch mit Naomi vor einigen Tagen sehr neugierig gemacht hatte. Und es war auch wirklich nicht so, als wollte er keine neuen Leute kennen lernen, nur war er bisher wohl einfach nicht dazu gekommen. Nun, dies würde sich nun wohl mit Gewissheit ändern, denn Ciel brauchte Geld und das dringend. Zumindestens, wenn er nicht in einigen Tagen ohne Essen, Kleidung und noch schlimmer Zigaretten dastehen wollte. So schlüpfte der Junge also in eine dunkle Jeans, seine gemusterten Sneakers und ein weißes Shirt, ehe er nach einer blauen Kaputzenjacke griff und mit den restlichen Jewels das Haus verließ. Der Abstecher bei dem Kiosk seiner Wahl dauerte nicht allzu lange und als der Valentine das kleine Geschäft schließlich mit seiner bevorzugten Marke verließ, hatte er sich bereits unruhig die erste Kippe angezündet. Es dauerte nur wenige Sekunden, da war die psychologische Wirkung bereits eingetreten und hatte die Nerven des Jungen soweit beruhigt, dass er schon wieder klar denken konnte und auch seine Hände nur noch minimal zitterten. Er brauchte also Geld. Nun, kein Problem, schließlich war doch genau das der Grund gewesen, warum der sich Blue Pegasus letztendlich angeschlossen hatte. Um sich mit Quests und Aufgaben sein täglich Brot zu verdienen. Er würde ganz einfach in die Gilde hineinmarschieren, sich eine Aufgabe schnappen und dann verschwinden. Ja, das klang nach einem guten Plan. Einem Plan, den man auch ohne großes Nachdenken sofort in die Tat würde umsetzen können.
Zu seinem entsetzlichen Bedauern musste Ciel feststellen, dass er sich geirrt hatte. Eine Katastrophe, wenn man den Kontrollzwang und die sonst so strategischen Meisterleistungen des Jungen beachtete. Wie hatte er nur davon ausgehen können, heimlich in die Gilde maschieren und sich einen Auftrag schnappen zu können? Nun, welcher böse Teufel ihn da auch immer geritten hatte, er hatte ihn in die Irre geführt. Nun stand der Dragonslayer recht rat-und planlos vor dem Eingang und überlegte immer noch fieberhaft, ob er die Höhle des Löwen nun betreten oder ganz einfach wieder umkehren sollte. Bestimmte Teile seines Gehirns schienen sich aus einem seltsamen Grund heraus in diesem Punkt nicht ganz einig zu werden. Andererseits brauchte er wirklich Geld und je mehr Zeit er vertrödelte, desto voller würde es im Gildenhaus werden. Also Augen zu und durch? Ja, das klang nach einem guten Plan.
Beinahe vorsichtig öffnete der Valentine die Tür, bemüht so wenig Geräusche wie möglich zu erzeugen. Bloß nicht auffallen, hämmerte es in seinem Kopf, als er sich vorsichtig umsah und schließlich in gar nicht allzu weiter entfernen das begehrte Questboard entdeckte. Jetzt musste er es nur noch dahin schaffen ohne unnötig vielen Leuten aufzufallen. Dass ihm bereits jetzt einige Blicke folgten bemerkte der Dragonslayer in seiner schrecklichen Nervosität nicht. Dafür entdeckte er allerdings etwas anderes. Oder besser: Jemand anderes. Ciel entdeckte eine Person vor dem Questboard, die er erkannte ohne sie vorher auch nur ein einziges Mal gesehen, geschweige denn ein Wort mit ihr gewechselt zu haben. Sobald die hellblauen Augen auf dem weißen Schopf landeten, war der Junge sich sicher, den zweiten Dragonslayer der Gilde vor sich zu haben. Ciel hatte Naomi in ihrer Erzählung genaustens gelauscht und allein die Präsenz und Macht, die der Weißhaarige ausstrahlte, ließen keinen Zweifel daran, wer genau er war. Der Metalldragonslayer musste schlucken, als ihm in den Sinn kam, was Naomi noch gesagt hatte. "Du könntest ihm gefallen Ciel, doch pass auf es könnte sein, dass er dir jede Unschuld nimmt, die dir noch geblieben ist"
Ciel warf einen Blick zu der Tür, die er mittlerweile mit einigen Metern hinter sich gelassen hatte. Ob es ihm wohl gelingen würde, sie zu erreichen, bevor der Weißhaarige sich umdrehte und ihn entdeckte?

Das Schicksal war leider dafür bekannt, nicht gnädig zu jedem zu sein und selbst diejenigen, die der landläufigen Meinung nach als seine Günstlinge galten, hatten es nicht immer einfach. Außerdem hatten manche Menschen einfach Pech, auch wenn schwarze Katzen natürlich einfach nur missverstanden waren und auch Scherben maximal verletzen und Geld kosten konnten. Ob es sich bei dem Zufall, der Seraphim den Kopf wenden ließ, nun um Pech oder doch vielleicht Glück handeln mochte, ließ sich noch nicht feststellen, Tatsache war nun einmal, dass er es tat - und etwas erblickte, das sein Interesse von dem Questboard abzulenken wusste. Davon abgesehen, dass er tatsächlich einen guten Geruchssinn besaß, hatte er einen guten Riecher, was Menschen anging. Das war nicht charakterlich oder psychisch gemeint (auch wenn er in mancher Hinsicht auch auf diesem Gebiet überzeugen konnte), sondern eher auf ihr Äußeres bezogen und war weniger Talent, als einfach Übung. Wenn Seraphim jemandem auf die Lehrseite blickte, seine Statur betrachtete und zusätzlich noch die Möglichkeit bekam, ihre Bewegungen zu studieren, war es für ihn ein leichtes, auf andere Eigenschaften dieser Person zu schließen, die allerdings vor allem subjektiver und auf ihn bezogener Natur waren. Seraphim teilte die Menschheit nämlich ein wenig anders als die meisten anderen ein, wenn sie so etwas überhaupt machten. Andere kamen vielleicht auf Kategorien wie männlich, weiblich, hübsch, hässlich, klug, dumm, charakterstark, Mitläufer und seltsam, der Dragonslayer teilte vor allem in zwei Hauptgruppen ein: Für ihn nützlich und unnütz. In die erste Kategorie gehörten all die Menschen, die ihm irgendwie von Nutzen sein konnten, was vor allem Menschen einschloss, die er als schön ansah und mit denen er sich vergnügen könnte. In diese Kategorie zählten aber auch Menschen, die er zu schätzen lernte und die ihm insofern auf geistiger Ebene etwas wiedergaben. In die zweite Gruppe zählte, grob gesagt, der Rest der Menschheit, der seiner Meinung nach sowieso nur dazu da war, die Lücken zu füllen. Diese Leute interessierten ihn nicht, weil sie maximal dann unterhaltsam waren, wenn er sie ein wenig quälte... Dieser Junge mit den blauen Haaren schien in Gruppe eins zu gehören. Er hatte zwar keine Ahnung, wer er war, weil er ihn noch nie zuvor im Gildenhaus gesehen hatte, aber er zog sofort sein Interesse auf ihn, weil er den Anschein eines Flüchtenden machte. Wobei, eher den einer Person, die gerade still und heimlich versucht, sich vor etwas davon zu schleichen, auch wenn er natürlich nicht wissen konnte, was das denn sein sollte. Natürlich gab es Leute, die ihn schon vom Hörensagen kannten, aber das waren meist Frauen, die man vor ihm gewarnt hatte, selten gingen solche Gerüchte auch an junge Männer. Er konnte sich zum Beispiel noch an ein interessantes Mittagessen erinnern, bei dem der Vater einer Freundin beinahe einen Herzinfarkt bekommen hatte...
Was also passierte dem kleinen Ciel, als er vielleicht noch einen halben Meter vor der rettenden Tür entfernt stand? "Du solltest aufhören zu rauchen~", hauchte eine recht tiefe Stimme in einem melodischen Singsang aus dem Nichts plötzlich direkt neben seinem Ohr, ehe sich eine schlanke Gestalt um ihn herum schob und ihm den Ausweg abschnitt, während violette Augen auf den etwas kleineren jungen Mann herunter blickten. Interesse war in ihnen zu lesen, Amüsement mit Sicherheit auch und vielleicht ein kleines bisschen Missbilligung, die sicherlich verständlich war, wenn man sich einmal in Seraphims Lage versetzte. Als Himmels Dragonslayer reagierte er viel krasser auf schlechte Luft und hatte deswegen schon vor recht langer Zeit eines der größten menschlichen Mankos aufgedeckt, was die Welt zu bieten hatte: Das Rauchen. Warum nur gab es Menschen, die freiwillig ihre Lunge schwärzten, anstatt die frische Luft zu genießen? Zudem war er ein Dragonslayer und hatte daher sowieso einen besseren Geruchssinn als das Gros der Menschen und hatte den Geruch nach Zigarettenrauch deswegen schnell an dem jungen Mann festgestellt. Hübsch war er dennoch, wenn man das einmal so sagen konnte. Die Haarfarbe war zwar etwas exotisch, aber passte wunderbar zu seinen Augen, die in einem klaren Blau erstrahlten, auch wenn sie irgendwie ziemlich nervös wirkten. Wie knuffig... unter Umständen hatte dieser Kerl das Potenzial, ihm genügend Ablenkung zu verschaffen, wenn er ihn ein wenig bearbeitete, aber schwer konnte das ja wohl nicht werden. War es schließlich selten. "Ich hab' dich noch nie hier gesehen, bist du neu?", fragte er mit freundlichem, wenn auch neugierigem Ton und legte den Kopf leicht schief. Blue Pegasus hatte viele Mitglieder, da übersah man manchmal den ein oder anderen, wenn er nicht allzu wichtig war. Und ob dieser Junge hier auch nur ansatzweise in diese Schublade zu stecken war, war zu bezweifeln... auch wenn er wirklich niedlich war.

Naomi hatte recht gehabt. Vollkommen und unleugbar. Das wusste Ciel spätestens, als der Dragonslayer ihn schließlich doch irgendwie eingeholt hatte und er seinen warmen Atem ganz plötzlich direkt an seinem Ohr spürte. Dabei war die Tür so nahe gewesen. Maximal zwei kleine, vielleicht auch einen großen Schritt von der Freiheit entfernt. Er war so nah dran gewesen. Aber was hatte er auch erwartet, wo doch schon der Beginn des Tages nicht wirklich vielversprechend gewesen war? Wie hatte er da nur annehmen können, dass der Nachmittag sich bessern würde? Ciel versuchte einen todunglücklichen Seufzer zu unterdrücken und währenddessen die Gänsehaut zu bekämpfen, die sich ihren Weg seinen Nacken hinauf und über seine Arme bildeten. Zu seinem Entsetzen musste er bemerken, wie auch seine Hände wieder leicht zu zittern begannen. Wieso nur, machte ihn dieser seltsame Mann nur derartig nervös? Und das obwohl seine letzte Zigarette gerade einmal wenige Minuten her war. Er konnte den Geschmack des Tabaks noch auf seiner Zunge schmecken und sicherlich hing der Rauch auch noch in seiner Kleidung, denn anders konnte er es sich nicht erklären, dass der Fremde sich gerade dieses Detail als die Einleitung eines Gespräches heraussuchte.
Seltsamerweise schien das Gehirn des Valentines seit dem Auftauchen des Weißhaarigen auf Sparflamme zu laufen, denn irgendwie wollte es ihm einfach nicht gelingen, eine solide und sinnvolle Antwort hervorzubringen. Warum war der Kerl ihm auch nur so verdammt nah? Konnte er sich nicht wie jeder andere normal und höflich vorstellen? Nun, wenn er an Naomis Erzählungen zurückdachte, dann wunderte es ihn wenig, dass der werte Herr so eine seltsame Art hatte, Neuankömmlinge zu begrüßen. Vielleicht machte er das ja mit jedem so? Ja, das war vermutlich auch der Grund, warum sie mittlerweile von einem relativ großen Teil der Gilde wie gebannt angestarrt wurden. Selbst mit einer erheblich verzögerten Geistesreaktion konnte er noch erkennen, wie wenig Sinn diese Theorie machte. Dem Valentine wurde unwohl in seiner Haut, bei so viel Aufmerksamkeit. "I-ich schätze, das wird nicht möglich sein...", nuschelte er und ballte gleichzeitig seine Hände zu Fäusten. Es lief nicht nach Plan und das gefiel dem jungen Mann ganz und gar nicht. Was für ein verdammter Fluch verfolgte ihn da nur, der ihm so viel Leid und Unglück brachte? Nun, bisher würde er die Begegnung mit dem mysteriösen Weißhaarigen nicht wirklich zu einem von beidem dazuordnen, aber wer wusste schon, was noch auf ihn wartete? Bei dem, was er bisher gehört hatte wurde ihm in jedem Fall sehr, sehr mulmig. Auf der anderen Seite war er allerdings auch der Dragonslayer des Metalls und sollte sich dementsprechend vielleicht ein wenig mutiger und entschlossener präsentieren. Das fiel ihm doch unter anderen Umständen auch nicht so schwer und eigentlich war er doch auch nicht auf den Mund gefallen. Nur irgendetwas an der Präsenz des anderen machte ihn so furchtbar nervös, dass er sich gerade noch davon abhalten konnte, mit den Zähnen aufeinander zu schlagen. Noch schlimmer wurde es, als der deutlich Größere sich plötzlich elegant wie eine Katze in einer flüssigen Bewegung an ihm vorbei schlängelte und ihm so endgültig den Weg zur rettenden Tür versperrte. Ciel war gefangen und sich dessen auch durchaus bewusst. Er würde dem Blick aus diesen stechenden, fliederfarbenden Augen wohl nicht so leicht wieder entkommen, weshalb er sich lieber eine andere Strategie überlegte. Er würde sich so uninteressant wie möglich präsentieren müssen, um damit das Interesse des Fremden von sich abzulenken. "Ja, ich bin neu. Und eigentlich wollte ich auch nur kurz vorbeischauen, denn ich muss schon wieder los..." Das wäre wohl wirklich fast eine überzeugende Antwort geworden, hätte sich der Valentine nur den beinahe sehnsüchtigen Blick in Richtung Questboard verkneifen können. So allerdings musste sein Gegenüber schon selten blöd sein, um seine wahren Absichten nicht zu bemerken und irgendwie ordnete Ciel ihn nicht wirklich in diese Spate ein.

Ach herrjee, war der Kleine nervös... dabei konnte Seraphim sich nicht erinnern, dass er ihm irgendetwas schlimmes getan hatte. Es stimmte wohl, dass er den Leuten gerne auf die Pelle rückte, aber war das denn schon Grund genug, gleich am ganzen Körper zu zittern und die Flucht antreten zu wollen? Der Blauhaarige hatte eigentlich schon einmal recht interessant angefangen, indem er Seraphims Aussage dementierte, aber danach war alles irgendwie den Bach herunter gegangen. Seine Zähne schienen sogar zu klappern und seine Ausrede, er hatte eigentlich nur schnell mal herein gucken wollen, war mehr als fadenscheinig. Wie konnte er nur glauben, dass irgendjemand, geschweige denn der Weißhaarige, auf so etwas herein fallen würde? Es war doch recht klar, dass er schon gerne zum Questboard vordringen wollte, um sich wahrscheinlich eine solche zu ergattern, aber dennoch trat er den Rückzug an. Das konnte nur einen Grund haben, der ihn gleichermaßen amüsierte und irritierte: Er schien Angst vor ihm zu haben - oder zumindest etwas derartiges, weil er sonst nicht so reagieren würde. Woran das liegen konnte, war nicht lange Gegenstand seiner Gedanken, weil die Möglichkeiten sich an einer Hand abzählen ließen. Eigentlich sah er nämlich nicht schrecklich aus, weder hässlich noch furchterregend, auch wenn er sicherlich etwas an sich hatte, das irritierend sein mochte, wie zum Beispiel sein dauerhaftes Lächeln, von dem man sich irgendwann nicht mehr sicher sein konnte, ob es ernst gemeint war. Er hatte bereits ganz andere Kaliber von Mitgliedern der Gilde gesehen, so zum Beispiel einen Zweimetermann, der sich komplett in Bandagen wickelte und aus irgendwelchen komischen, religiösen Texten vortrug... da war er doch wirklich noch recht harmlos! Sicherlich war es also nicht das, was sein Gegenüber verunsicherte, sodass nur noch eine Theorie übrig blieb: Er hatte schon von ihm gehört - und zwar nahe an der vollen Dosis. Holte man nämlich Informationen über ihn ein, gab es solche, die einem beinahe hinterhergeworfen wurden und die, die man sich erst erarbeiten musste. Bekannt war zum Beispiel, dass er ein ausgemachter Casanova war, weniger, dass er dieses Hobby auch gerne auf Männer ausweitete, noch weniger, dass er zwar oberflächlich nett und darunter ein Arsch, aber noch eine Schicht tiefer zu manchen sogar wirklich freundschaftlich sein konnte... und wenn man den Zitternden so anblickte, musste man wohl davon ausgehen, dass er immerhin bis zu Ebene zwei vorgedrungen war.
Seraphim verkniff sich ein Seufzen und blickte abwägend auf ihn herab. Das würde es für ihn natürlich schwerer machen, aber er war nicht gerade dafür bekannt, schnell aufzugeben. Es gab nämlich noch genug andere Angriffspunkte, die er bedienen konnte, um ihn erst einmal ein wenig an sich zu binden - mal ganz davon abgesehen, dass er ihm im Weg stand und nicht vorhatte, diesen zu verlassen. Dass einige Gildenmitglieder die beiden neugierig anstarrten, bemerkte er, doch es juckte ihn nicht, da er Aufmerksamkeit dieser Art gewohnt war und sie sogar insgeheim genoss. Wahrscheinlich war das dem Kleineren deutlich unangenehmer, was allerdings nicht zu ändern war, solange dieser sich nicht dem Willen des Himmels Dragonslayers ergab und sich seinem Schicksal fügte. Es musste doch gar nicht so schlimm sein, hatte Naomi denn nicht auch erklärt, es würde ihm gefallen? "Das ist alles eine Frage der Willenskraft, mein Lieber...", schmunzelte Seraphim und deutete dann mit einem Kopfnicken auf die zitternden Finger des Anderen, "Genauso wie das. Und die Tatsache, dass du sehr wohl eine Quest annehmen wolltest, aber dich beinahe umentschieden hättest..." Er grinste, eine Bewegung, aus der man vielleicht ein wenig Häme würde lesen können und erklärte danach mit warmem Ton: "Ich denke, ich werde dich darauf begleiten, dann musst du auch keine Angst haben~" Sicherlich konnte er sich denken, dass das nicht der Wahrheit entsprach, aber er wollte den Blauhaarigen zu etwas mehr Reaktion reizen, um ein paar mehr Informationen aus ihm herauszuholen... all das eben. "Mein Name ist übrigens Seraphim - und wie heißt du?~" Wieder dieses Lächeln, dieses Mal einen Ticken unschuldiger.

Wenn Ciel ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er wohl selber nicht wirklich, warum er eine solche Angst vor Seraphim hatte. Wobei es ja weniger Furcht, als ein gesunder Respekt und leichte Scheu war. Nun gut, in Kombination miteinander konnte das wohl doch guten Gewissens als eine ordentliche Portion Angst angesehen werden, aber der Metall Dragonslayer würde sich hüten, das auch nur in seinen Gedanken zuzugeben. Denn auch wenn der Valentine gerade wie ein verschrecktes Hühnchen auf jegliche Annäherung seitens des Weißhaarigen reagierte, so hatte er dennoch seinen Stolz, wenn dieser sich auch gerade eine kleine Auszeit in den unendlichen Weiten seines Bewusstsein nahm. Momentan wurden seine Sinne nämlich nur von einem Gedanken oder besser Bild dominiert: Die Aussicht mit Seraphim auf der Kante irgendeinem Bettes zu landen. Andererseits...vielleicht hatte Naomi mit ihrer Ausführung auch bloß übertrieben. Um ihm ein Stück weit Angst zu machen. Ja, dass konnte sich Ciel durchaus vorstellen. Vielleicht war das Ganze ja eine Art Ritual für die Neulinge. Andererseits war die Magierin so nett zu ihm gewesen, da konnte er sich nur schwer vorstellen, dass sie ihn so zu täuschen vermochte. Sollte er Seraphim vielleicht so offen wie möglich gegenüber treten und ihn erst einmal kennen lernen, bevor er sich ein Urteil aufgrund der Äußerungen einer anderen Person bildete? Nun, Seraphim jedenfalls schien genau das zu tun, denn Ciel hatte mit einem Mal das Gefühl, doch recht durchschaubar zu sein. Jedenfalls für den Weißhaarigen, doch vielleicht verfügte dieser auch einfach über ausgesprochen ausgeprägte Menschenkenntnisse? Was auch immer die Lösung zu diesem Rätsel war, der Valentine beschloss sich nun zusammen zu reißen und nicht noch mehr Schande über sein Haupt zu bringen. Er würde das hier jetzt ganz kompetent über die Bühne bringen...hoffte er.
"Tut mir leid...eigentlich bin ich nicht so...schreckhaft. Es muss die neue Umgebung sein..." Der Valentine quälte sich ein Lächeln auf die Lippen und verbarg seine verräterischen Hände vorsorglich in den Taschen seiner Kaputzenjacke. Er musste seinem Gegenüber seine aktuelle Gefühlslage ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Vor allem, wo dieser ohnehin schon über eine sehr scharfe Beobachtungsgabe zu verfügen schien. "Ich heiße Ciel, es freut mich dich kennen zu lernen." Das war diesmal sogar nur halb gelogen, denn interessant war Seraphim tatsächlich und Ciel wäre nicht er selbst, wenn er davor zurückschrecken würde, eine rätselhafte Person genauer zu ergründen und erforschen. Andererseits war es natürlich noch einmal eine ganz andere Sache, mit einer wildfremden Person auf eine Quest zu gehen. Unruhig biss sich der Dragonslayer auf die Unterlippe und beäugte den Weißhaarigen vorsichtig. Ob das tatsächlich eine so gute Idee war? Immer wieder hämmerte ihm Naomis Warnung in den Ohren und dennoch war er andererseits auch neugierig, was sich hinter der hübschen Fassade seines Gegenübers verbarg. Nicht, dass er erwartete diesen bei einer Aufgabe sofort kennen zu lernen, doch mit seiner Beobachtungsgabe war er eventuell in der Lage, Dinge herauszufinden, die ihm hier auf den ersten Blick verwehrt blieben. Auf der anderen Seite war es jedoch mehr als fragwürdig, ob die beiden wirklich ein gutes Team abgeben würden. Gerade eben hatte sich doch erst gezeigt, dass Seraphim nicht wirklich von seinem Rauchen begeistert war. Ob er es da wohl lange an seiner Seite aushalten würde, wo der Valentine doch gut stündlich eine seiner Zigaretten verschlang? Außerdem schien er ihm wie eine sehr spontane Person und das Ciel mit so etwas alles andere als gut umgehen konnte war nun wirklich kein großes Geheimnis. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das so eine tolle Idee ist...", meinte er daher nachdenklich und kippte grübelnd seinen Kopf zur Seite. Andererseits bot Seraphim wirklich einen sehr hübschen, symmetrischen Anblick, weshalb das Ganze eventuell einen Versuch wert war...
"Wenn dir das mit dem Rauchen nicht allzu viel ausmacht, könnte man wohl darüber nachdenken...", meinte er schließlich zögerlich und war sich gar nicht so sicher, ob er damit die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Ciel war ein hübscher Name für einen hübschen jungen Mann, der nicht nur passte, sondern auch eine schöne Sprachmelodie besaß. Angefangen mit einem Zischlaut, endete er weich und war kurz genug, um ihn in einem Luftholen auszusprechen, bot aber dennoch die Möglichkeit, ihn ungebührlich in die Länge zu ziehen, so wie es einem eben gerade beliebte. Das war insofern von Interesse, als dass man Namen je nach Situation anders betonte, worin vor allem er recht gut war. Man konnte sie streng aussprechen, aber auch suggestiv, neckend oder gehaucht, je nachdem, was man damit erreichen wollte - der Name des Blauhaarigen eignete sich dafür jedenfalls schon einmal blendend. Und da sie immerhin eine Quest zusammen erledigen würden, war das doch schon einmal eine gute Startvoraussetzung, auch wenn sie nichts mit der eigentlichen Aufgabe zu tun hatte. Ciel bedeutete, wenn er sich richtig entsann, so viel wie Himmel, was insofern lustig war, als dass er hier der Himmels Dragonslayer war und der Andere irgendetwas anderes. Vielleicht sollte er ihn später darauf hinweisen, aber solange würde er sich daran erfreuen, dass seine Eltern offenbar seine Haarpracht als Inspiration genutzt hatten, um ihn zu benennen. Was sich seine Eltern bei Cyrus gedacht hatten, hatte er nie verstanden, aber das war auch absolut irrelevant. "Gefällt mir, der Name~" Wem bis zu diesem Punkt aufgefallen war, dass Seraphim nicht eine Sekunde daran zweifelte, dass die beiden zusammen eine Aufgabe übernehmen würden, der hatte wahrscheinlich auch verstanden, warum er das nicht tat: Der Dragonslayer war es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen und er würde deswegen auch alles dafür tun, zu bekommen, was er wollte - und im Moment wollte er Ciel. Gerade eben noch nicht einmal körperlich, sondern eher als Questpartner, was sich danach alles machen ließ, würde man sehen. Da wurde kein Widerspruch ernsthaft in Erwägung gezogen; alle derartigen Entscheidungen wurden hier von einer einzigen Person getroffen.
So schön er seinen Namen fand, so ärgerlich stieß ihm die Sache mit dem Rauchen auf. Er konnte es ihm nämlich nicht erlauben, in seiner Gegenwart zu rauchen, weil er das niemandem zugestand. Es verpestete die Luft und stach in seiner Nase, schwächte seine Zauber und brachte ihn nur zum husten. Nein, das würde er selbstverständlich nicht dürfen, auch wenn das natürlich nichts an ihren Plänen ändern würde. "Warum rauchst du, Ciel?~", fragte er statt einer brüsken Ablehnung, weil er ihn nicht verscheuchen wollte, auch wenn diese Frage natürlich den alleinigen Zweck hatte, ihm nahe zu legen, das verdammt nochmal zu lassen. Bevor er ihn jedoch zu einer Antwort kommen ließ, drehte er ihn um, indem er ihm kurz den Arm um die Schultern legte und bugsierte ihn langsam in Richtung Questboard. Immerhin würde er nett genug sein, den Blauhaarigen die Art der Quest aussuchen zu lassen. Diese war nämlich nicht von Interesse für ihn, da er, anders als manche andere Menschen in diesem Raum, kein Geldproblem hatte und deswegen nicht gezwungen war, zu arbeiten. Er tat das mehr aus Spaß und um die Mitglieder der Gilde ebenso kennen zu lernen, wie dieser zu Ruhm und Ehre zu verhelfen - denn auch wenn diese Dinge ihm selbst egal waren, wollte er diese Gilde an der Spitze Fiores sehen. Sie war ihm wichtig, wichtiger als die meisten Menschen... nun, eigentlich sogar wichtiger als ziemlich alles außer zwei Personen. Was, Hand aufs Herz, eigentlich eine traurige Bilanz war. Hellviolette Augen glitten kurz über die Questzettel und wandten sich dann abwartend zu den blauen seines Questpartners in spe. Smalltalk musste wohl sein, ebenso, wie sie irgendwann auch noch dazu kommen mussten, sich gegenseitig ihre Magie zu präsentieren - wobei das aller Wahrscheinlichkeit wieder in großen Augen resultieren würde, selbst wenn er das schon zur Genüge gewohnt war.

Wenn Seraphim bei Ciel bisher auch nicht viel mehr als Verlegenheit und Unbehagen ausgelöst hatte, so erwischte er den Metall Dragonslayer mit seiner Frage dennoch an einem sehr empfindlichen Punkt. Ciel war ein Perfektionist und das durch und durch. Er wollte vollkommen sein, jegliche körperliche und geistige Schwäche bei sich selbst ausbügeln und zu einem perfekten Menschen werden. Vermutlich war auch genau das der Grund, warum er sehr aggressiv darauf reagierte, wenn man ihm seine Schwächen vor Augen führte. Und genau das tat Seraphim mit seiner Frage, wenn auch vermutlich unbewusst. Oder hatte er es genau darauf angelegt? Hatte er den Valentine aus einer bestimmten Absicht heraus gerade auf diesen Punkt angesprochen? Wie auch immer die Wahrheit aussah, Ciel hatte nicht wirklich den Kopf, sich in diesem Moment genauere Gedanken zu machen. Stattdessen hatte er viel mehr mit dem Zorn und dem Trotz zu kämpfen, der mit einem Mal in ihm aufwallte. In einer trotzigen Bewegung schüttelte er sich Seraphims Arm von der Schulter und funkelte wütend zu dem Größeren hinauf. "Ich weiß wirklich nicht, was dich das zu interessieren hat.", zischte er empört, während seine zitternden Hände sich tief in dem warmen Stoff seiner Kaputzenjacke vergruben. Es war erstaunlich, wie Seraphim es schaffte solche abrupten Stimmungsschwankungen in ihm hervorzurufen. Gerade eben hatte er sich noch vorgenommen völlig uneingenommen auf den Weißhaarigen zu zugehen und in diesem Moment wollte er ihm schon den Kopf abbeißen. Ja, Seraphim schien zu wissen, wie man andere Leute einfach und schnell auf die Palme brachte. Oder aber, wie man sie auf Dinge ansprach, die ihnen peinlich und unangenehm waren. Dabei war Ciel sonst niemand, der sich allzu leicht provozieren ließ. Im Grunde war er sogar recht umgänglich, vorausgesetzt man spielte nach seinen Regeln und hielt sich nicht allzu lange in seiner Gegenwart auf. Nun, Seraphim schien letzterem aus irgendeinem befremdlichen Grund nicht ganz abgeneigt zu sein, weshalb er sich ersterem ganz einfach anzupassen hatte. Zu mindestens, wenn es nach dem Metall Dragonslayer ging und dieser war fest entschlossen wenigstens jetzt seinen Willen durchzusetzen. "Außerdem würde es ohnehin nicht gut gehen...so ganz ohne...", murmelte er noch leise zu sich selbst, ehe er schließlich den Weg in Richtung Questboard einschlug. Das stimmte. So sehr es den Weißhaarigen auch stören würde, Ciel war sich sicher, dass er es ohne Zigaretten noch weniger mit ihm aushalten würde und das gleiche betraf auch ihn selbst. Auch wenn er es noch so ungerne zugab, so war er dennoch auf den Tabak angewiesen, ermöglichte er ihm doch ein größtenteils normales und fehlerfreies Auftreten. Irgendwann, in ferner Zukunft, würde er vielleicht einmal ohne den ständigen Zigarettenkonsum leben können, doch jetzt stand diese Chance noch sehr weit in den Sternen. Vor allem, wenn er beabsichtigte mit Seraphim auf eine Quest zu gehen, welcher ihn ohnehin schon nervös genug machte. "Hast du irgendwelche Wünsche? Bezüglich der Quest meine ich. Vorausgesetzt du hast noch Interesse..." Kurz wanderten seine Augen über die angehefteten Aufgaben, ehe eine ganz bestimmte seine Aufmerksamkeit fesselte. Stand da etwa etwas von einer Spielbank? Einem Casino? Die Augen des Valentine weiteten sich in seiner Begeisterung, ehe seine Hand eilig nach dem Zettel griff und ihn von der Wand zupfte. Betrüger an dem Ort, an dem er am liebsten seine Zeit verbrachte und sich am sichersten fühlte? "Sag mal Seraphim, was hältst du hiervon?"