Scheinbar recht schnell hatte Sylvana den Wasser Dragonslayer in der Menge ausgemacht, bei einer Haarfarbe, die ja nun wirklich nichts alltägliches war kein Wunder Doch obwohl seine Haarfarbe so ungewöhnlich war kannte der Dragonslayer dennoch eine Person, die eine ähnliche Farbe ihr eigen nannte, nämlich den Feuer Dragonslayer der Gilde, Lia Valencia. Doch zurück zum Bahnhof und Sylvana, die an einem Pfeiler lehnte und auf den Dragonslayer wartete. Sie hätte sich doch schon einen Platz in dem dämlichen Zug suchen können, denn als Dragonslayerin sollte sie doch wissen, dass sie sich schon wieder gefunden hätten. Ihren Geruch hatte er schon zur Genüge abbekommen und daher würde es nicht einmal eine große Herausforderung sein diese Zicke in der Menschenmasse zu finden. Ihr Duft schien schon fast eine Leuchtspur zu ziehen und es wäre für den Dragonslayer fast unmöglich sie zu verpassen, außer natürlich er wollte es. Eigentlich ein verlockender Gedanke, doch er hatte sich ja auf eine Quest mit ihr eingelassen und daher musste er sie eben ertragen. „Wollen wir dann jetzt? Tickets habe ich und der Zug soll in ein paar Minuten fahren, suchen wir uns doch einen netten Platz.“ 'Wo ich auch Abstand vor dir halten kann,wenn ich keine Lust mehr auf dich habe.' „Die Fahrt wird ja nicht lange dauern.“ Und damit drehte sich Kazuya schon der ersten Waggontür zu und stieg in den Zug. Sylvana würde ihn schon finden.
Im Inneren des Zuges war es schon recht voll, nun Hargeon war eine große Handelsstadt und daher war es kein Wunder, dass viele Menschen dort hin wollten. Leider hieß das auch, dass der erste Waggon bereits überfüllt war und sie weiter suchen mussten. Mit einem genervten Gesichtsausdruck schob er sich durch die Menschenmassen und drückte die Leute, die ihm im Weg waren einfach zur Seite. Er hatte wenig Lust die Fahrt über irgendwo im Gang zu stehen, denn schließlich sollten die Tickets nur dann verkauft werden, wenn im Zug noch Platz war und den galt es jetzt zu finden. Auch der nächste Waggon erwies sich als voll, nirgends schien ein passender Platz sein, denn eines war sicher, der Wasser Dragonslayer würde sich nicht neben die alte Frau mit dem Triefauge setzen. 'So etwas widerliches. Gibt es hier denn keinen Platz?' Doch zum Glück fand der Dragonslayer noch vier Plätze am ende des Waggons, die nicht besetzt waren. Naja bis auf die kleine Tasche, die den Platz frei halten sollten, aber die war schnell zur Seite gekickt und somit war er frei. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich Kazuya auf dem Platz am Fenster nieder und wartete darauf, dass Sylvana, die ach so große Tochter Raidens, ebenfalls ankam.

Ihre rechte Augenbraue schoss in die Höhe, als sich Kazuya mit einem Mal abdrehte und nach einigen Worten im nächstgelegenen Waggon verschwand. Scheinbar wollte der Dragonslayer ihre Befürchtungen nicht widerlegen, sondern ihnen noch zusätzlichen Brennstoff zuwerfen. Wo sollte es nur hinführen, wenn es so weitergehen sollte? Sie roch schon förmlich, dass sie sich noch gegenseitig auf dieser Mission in die Quere kommen würden. Und wo dies hinführen würde war relativ offensichtlich. Seufzend stieß sich Sylvana von dem Pfeiler hinter sich ab, bahnte sich ihren Weg durch die Menschen vor sich in Richtung des Waggons. Wie sie es nicht anders erwartet hatte, war dieser ziemlich gefüllt. Berufsverkehr konnte doch so schön sein. Eigentlich hatte sie ja so überhaupt keine Lust jetzt durch diesen Waggon zu latschen und den Dragonslayer des Wassers zu suchen. Andererseits würde sie doch mit einer solchen Einstellung die Beziehung zwischen ihnen noch weiter kippen lassen. Vielleicht war Kazuya ja nicht so übel, wie er sich zu geben schien. Diese ganze Arroganztour konnte doch auch nur eine gute schauspielerische Leistung sein, um ihn stärker erscheinen zu lassen, als er war. Eigentlich vollkommen unnötig, wenn man ein Dragonslayer war. Immerhin beherrschte man Magie, die so alt und mächtig wie die Zeit war – so hatte sie es einst aufgeschnappt. Es klang in ihren plausibel, auch wenn sie nicht wusste, wie alt die Drachen nun waren. Raiden hatte zumindest ihre Frage damals nicht wirklich direkt beantwortet. Älter als du, deine Eltern und einige Generationen vor dir!
Sylvana hob ihren Kopf, schnupperte die Luft für kurze Zeit und versuchte den Geruch ihres Partners ausfindig zu machen. Eigentlich keine schwierige Aufgabe, dennoch dauerte es einige Augenblicke, bis sie Kazuyas Duft zwischen all den anderen Gerüchen im Waggon wahrgenommen hatte. Instinktiv folgte sie der Duftspur, bis sie schließlich an ihrem Ende angekommen war. Wie es zu erwarten war saß dort der rosahaarige Dragonslayer, hatte es sich relativ gemütlich auf seinem Sitz gemacht.
„Gut, dass noch Plätze frei waren.“ Lächelnd setzte sie sich auf den Sitz, welcher sich direkt gegenüber von Kazuya befand. Sie schaute aus dem Fenster, blickte in Richtung Himmel. Sonne, keine einzige Wolke. Dabei war es doch schon seit längerer Zeit so warm draußen. Da müsste doch bald endlich mal ein schönes Wärmegewitter aufziehen! Ihr Lächeln schwand, für einen Augenblick wirkte sie ein wenig deprimiert. Sie wollte endlich wieder ein Gewitter! Dann bitte auch ein starkes, mit vielen Blitzen, die die Luft zum vibrieren brachten.
„Und wir schweigen uns nun während der Fahrt einfach an?“ Sylvana schaute Kazuya aus den Augenwinkeln an, musterte unterbewusst seine Gesichtszüge. Hoffte sie, irgendwelche Anzeichen zu finden, dass seine Arroganz nur gespielt war? Wirklich wissen tat es die Dragonslayerin nicht. Wichtig für sie war momentan nur, dass sich das Klima zwischen ihnen nicht noch weiter verschlechterte.

-->Hafenbezirk, Hargeon Town

Beginn der "VS: Es kann nur einen geben!"-Quest

Am Abend zuvor saß Lia gemeinsam mit ihren Eltern und dem Verrückten, der sich ihr Bruder nannte, auf der Terrasse des schönen, gemütlichen Hauses. Es war weder eine Villa, noch prunkvoll, dafür liebevoll gepflegt und einfach ein Ort zum Wohlfühlen. Mit der Familie als Gesellschaft ließ es sich noch besser dort aushalten. Entspannt streckte die hübsche, junge Dame ihre Beine von sich und reckte sich ausgiebig. Sie war nun wieder lange genug in der Stadt gewesen, es wurde Zeit, mal wieder etwas zu unternehmen. Seit der letzten Quest waren viele Tage vergangen und nun fühlte Lia sich bereit, sich erneut die Finger schmutzig machen zu können. Aber diesmal wollte sie sich schon so richtig schmutzig machen, kein Aufenthalt in einem kleinen Dorf! Nein, eine richtige Herausforderung sollte es sein, damit Lia mal wieder sich selbst und vor allem den anderen zeigen konnte, was sie konnte. Morgen früh wollte sie sich sofort ins Gildehaus aufmachen um nachzusehen, was denn alles geboten war.
Am besagten Tag danach war Lia Valencia tatsächlich sehr früh auf den Beinen, sie war sogar schon dabei, ihre Sachen zu packen, da sie unbedingt eine Quest wollte, die sie ein paar Tage aus Magnolia Town manövriert. Außerdem, dachte sie sich, dass ja sowieso um diese Uhrzeit noch keiner in der Gilde war, wozu sich also beeilen? Nach einiger Zeit kämmte sie das lange, pinkfarbene Haar ein letztes Mal durch, ehe sie sich dann doch endlich auf den Weg machen konnte. Schon bald bemerkte sie, dass heute etwas fehlte. Irgendetwas war anders als sonst, nur was? In der Gilde herrschte totenstille und Lia war sich fast sicher, dass sie das einzige Lebewesen hier war. Sie warf einen prüfenden Blick mit den hellgrünen Augen in die Kneipe des Hauses. Und was sah sie? Nichts. Naja, um diese Uhrzeit vielleicht normal, aber keiner prügelte sich, keiner schrie herum, keiner warf mit Sachen um sich? Misstrauisch trat Lia von der Tür weg und wollte zum Gruppenraum gehen. Wo waren die bloß alle? Konnte es denn sein, dass alle zurzeit unterwegs waren? Oder lag es einfach an der Uhrzeit? Fragend schaute Lia zur Wanduhr, doch mittlerweile war eine Zeit erreicht, zu der man hier eigentlich genügend Leute antreffen würde. War nun die Tatsache, dass sie heute auf eine super Quest gehen würde, gefährdet? Das durfte doch nicht wahr sein! Lia wollte aber heute, nicht morgen, nicht gestern, nein, Lia will jetzt. Und dann soll das verdammt nochmal auch so sein! Bereits mit verdorbener Laune betrat Lia den menschenleeren Gruppenraum. Dass hier auch keiner war, ließ sie entnervt stöhnen. „Dann werde ich eben hier warten. Ich warte so lange, bis jemand kommt. Und wenn dieser jemand sich nicht beeilt, werde ich ihm die Hölle heiß machen..“ Doch bevor sie sich bockig auf den nächstbesten Stuhl pflanzte, wollte sie zuerst noch einen Blick auf das Questboard werfen. „Jemandem helfen, seine große Liebe für sich zu erobern? Das soll er mal schön selbst machen, wer bin ich denn?! Oh..“ Etwas Interessantes fiel ihr auf. Ein Wettbewerb, ein richtiger Wettbewerb: Lia tritt gegen jemanden an und gewinnt. Ohja, das wollte sie. Nichts lieber als das! Zwar würde der Sieg im Grunde dieser Lady Sachiko zustehen, doch der eigentliche Sieger würde Lia werden, das nahm sich der Pinkschopf fest vor. Ihre Augen blieben an einer Stelle des Zettels hängen. Wieder stöhnte sie genervt auf: „Na toll und wo soll ich nun die beiden Pappnasen finden, die mich begleiten sollen?!“

Kabuto stand etwa so oft sehr früh auf, wie er lange schlief – so gut wie nie. Ziemlich genau acht Stunden täglich, ab Punkt zehn Uhr abends, lag er im Bett, danach war er auf und erledigte den Haushalt, ehe das Frühstück vorbereitet wurde und man sich aufmachte zum Gildenhaus von Fairy Tail. Die Zeit dort bestand meist darin, auf einer der Bänke zu sitzen, ab und an über das Questboard zu schauen, und erfolglos seinen Mut zusammen zu nehmen, um jemanden anzusprechen, der einen Begleiter zu suchen schien, ehe der Junge aufgab und zum Einkaufen ging oder ins Fabrikenviertel oder an seinen Fähigkeiten feilte. Die letzten beiden ließen sich auch gut kombinieren; sein seltsamer Freund schien es zu genießen, ihm beim Zaubern zuzusehen, oder irgendwo anders hinzusehen, während Kabuto zauberte. Heute allerdings war Kabuto früher aufgewacht, wesentlich früher, was er allerdings erst merkte, als er hörte, wie sein Onkel das Haus verließ; beim Aufwachen war dieser sonst eigentlich immer schon weg. Doch was sollte er jetzt machen? Einschlafen würde er erstmal nicht mehr können; diese summenden Geräusche, wie sie ein Käfer machte, bildete er sich doch nicht ein, oder? Eine andere erste Tätigkeit als ein bisschen aufzuräumen und zu putzen kannte er für kurz nach dem Aufstehen nicht, also entschied er sich für den üblichen Tagesablauf, baute dann das Frühstück für Tante und Cousine auf, machte sich ein Brot und verließ die Wohnung, um sich zu Fairy Tail zu begeben. Erst eine Quest hatte er hinter sich, langsam musste der Kyofu wirklich in die Gänge kommen; heute würde er auf jeden Fall wieder losziehen. Und so kam es, als hätte das Schicksal seine Finger im Spiel, dass der grünhaarige, junge Magier die Tür zu seiner Gilde aufstieß... und seine Wangen mit einem Schlag in tiefes rot getaucht wurden. Denn im ersten Moment erkannte er nur eines... einen langen, ungebundenen Haarschopf im wunderschönsten Pink, das man sich nur vorstellen. Vorausgesetzt natürlich, man mochte pink, was für Jungen wie Kabuto für gewöhnlich nicht galt. Nur war Kabuto kein Junge wie Kabuto, er war Kabuto, Punkt. Und als jener entließ ihn diese Haarfarbe in ein Meer der Bewunderung und Faszination, in eine Welt, die nur einen Mittelpunkt kannte: Das wunderschöne Mädchen, das dort saß und darauf wartete, dass er, ja genau, er und niemand sonst, zu ihr kam und sie aus der Einsamkeit erlöste! Wie benebelt wankte er in den großen Raum hinein, trat langsam auf sie zu, kam näher und immer näher. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust wie ein Presslufthammer gegen massives Granit, bis er direkt vor ihr stand und seinen ersten Blick in ihr hübsches Gesicht werfen konnte... D-die sieht aber nicht besonders glücklich aus... Ein kurzer Blick von ihr brachte das Herz des Jungen für einen Moment zum Stillstand, ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Ob er sie wohl zu lange hatte warten lassen...? Verängstigt machte Kabuto einen Schritt zurück, ehe er sich erinnerte, warum er eigentlich hier war; er wollte ja auf eine Quest. Und jetzt war er völlig allein in dieser romantischen Atmosphäre mit diesem hübschen Mädchen, das wohl schon sehnlichst – und etwas zu lange – auf einen Partner gewartet hatte... Schicksal! Langsam schien sich sein Herzschlag von den plötzlichen Umschwüngen von normal über rasend bis hin zu gar nicht wieder einzupendeln, sodass er tief durchatmen konnte, ehe er sich überschwänglich verbeugte – mit einem gewissen Sicherheitsabstand zwischen sich und dieser Schönheit. H-Hallo. M-mein Name ist Ka-Kabuto Kyofu, und... jetzt bin ich hier, u-um dich zu unterstützen. E-egal wie! Langsam schaffte er es, seinen Blick soweit anzuheben, dass er der fremden Magierin in die Augen sehen konnte... um sofort beschämt zur Seite zu blicken. Warum machte er denn so etwas Dummes? Augenkontakt konnte er doch eh nicht halten...

Mal wieder fand sich Magnus in seiner beengenden Wohnung wieder nachdem er nun eine ganze Zeit lang erfolgreich unterwegs war. Seine nervigen Nachbarn schienen sich im Moment auch ein bisschen beruhigt zu haben und so fand es der blonde Junge gerade nicht mal ganz so schlecht in seinen vier Wänden. Ja, sein Bett sah ihn nahezu einladend an und ohne langes Überlegen folgte er dieser auch. Was war schöner als ein ruhiger Tag im gemütlichen Bett mit einem informativen Buch in der Hand? Ganz genau, nichts! Mit einem lauten Ausatmen ließ sich der Junge auf die weiche Matratze fallen und …. weg war er. Wie von selbst schlossen sich Magnus’ Augen und er konnte sich einfach nicht mehr dazu zwingen sie wieder zu öffnen. Nichts mit Buch lesen, er war wohl doch überanstrengter als er dachte. Doch viel konnte er nun eh nicht mehr denken, denn ein tiefer Schlaf übermannte ihn.
„Aah! Was..“, mit einem lauten Aufschrei fuhr Magnus hoch. In seinem Zimmer war es dunkel, weshalb es wohl Nacht sein musste, denn er hatte keinen Vorhang vorgezogen. Benommen richtete er sich ganz auf und blickte durch sein Zimmer. Da war es wieder! Ein immer wiederkehrender Beat hatte ihn praktisch wachgewummt. Es dauerte nicht lange, ehe Magnus sich wieder gefangen hatte und nun völlig wach war. „Die schon wieder!“, murmelte er wütend und riss sich die Bettdecke vom Körper um aufstehen zu können. Immer noch sauer schritt er ein paar mal durchs Zimmer, ehe er sich wieder aufs Bett setzte. Was jetzt? Sollte er rüber gehen und sich beschweren oder sich einfach irgendwas in die Ohren stopfen? Diese Gedankengänge wurden von schweren Bässen begleitet. „Ahh…“, stöhnend ließ er sich rückwärts aufs Bett fallen und drückte sich sein Kissen gegen sein Hörorgan. Eigentlich war er viel zu müde um jetzt da rüber zu gehen und einen ordentlichen Aufstand zu machen. Die mussten doch auch bald mal schlafen gehen! Schlecht gelaunt beschloss er also im Bett zu bleiben und versuchen noch ein paar Stunden schlafen zu können.
Tatsächlich hörten die störenden Geräusche bald auf, jedoch konnte Magnus einfach nicht mehr richtig schlafen. Langsam wurde es auch richtig hell und er beschloss aufzustehen. Kauend beim Frühstück sitzend überlegte er kurz, was er mit dem heutigen Tag anstellen würde und kam zu dem Ergebnis, dass es einfach nichts Spannendes zu tun gab. Sollte er vielleicht mal in das Gildenhaus schauen? Er war sich nicht ganz sicher, ob er auch wirklich Lust dazu hatte. „Ah. Was soll’s.“, murmelte er kauend und schob sich den letzten Bissen in den Mund. Sein Geschirr spülte er natürlich noch fein säuberlich ab und machte sich dann auf den Weg.
„Ziemlich ruhig hier.“, schoss es ihm durch den Kopf, als er das Haus betreten hatte. Aber es war ja auch früh. War er etwa der erste hier? Naja, irgendwer musste ja den Anfang machen! Er sah sich ein bisschen um und entdeckte dann einen Schatten. Nanu? Doch jemand da? Neugierig geworden ging er auf den Schatten zu, der sich bald als weiblich entpuppte. Schlanke Figur, pinke Haare…. das war doch Lia! Gerade wollte er etwas zur Begrüßung sagen, sie hatte ihn wohl noch gar nicht bemerkt, als er etwas von ihr hörte. Pappnasen die sie begleiten? Na, wie überheblich war die denn drauf! So toll war Lia nun auch nicht und diese komischen Wutausbrüche immer… gerade wollte er ihr irgendeine zynische Antwort geben, da fiel ihm eine zweite Person auf. Mit einem riesigen Abstand stand der schüchtern wirkende Junge von der Pinkhaarlady entfernt und fragte sie, ob er sie unterstützen dürfte. Das klang aber ziemlich ergeben! Noch bevor Lia irgendetwas erwidern konnte, ergriff Magnus das Wort. „Was bitte meinst du denn mit Pappnasen, Lia?!“, dabei betonte er das Wort „Pappnasen“ extra und stemmte die Hände in die Hüften. Nein, das konnte er sich nun nicht verkneifen!

Aufmerksam blickte Lia auf, als sie bemerkte, dass doch tatsächlich jemand den Raum betrat. Wer hätte das heute noch für möglich gehalten? Das wurde auch allmählich Zeit, denn so langsam bekam sie ein ungutes Gefühl, so mutterseelenallein in der Gilde herum zu hocken und die anderen waren weiß Gott wo. Ein Junge war hereingekommen, sichtlich jünger als Lia selbst und ein bisschen kleiner gewachsen, als sie. Die Haare waren Grün, was schon ziemlich auffällig war. Vielleicht war diese Haarfarbe sogar eigenartiger als ihre eigene. Unweigerlich musste sie sich eine der pinken Strähne zwischen die Finger nehmen und diese behutsam darum wickeln, während sie mittlerweile völlig entnervt darauf wartete, dass dieser Junge endlich mal einen Zahn zulegte. Und als er dann auch noch einen Schritt rückwärts ging, da wäre ihr beinahe etwas sehr gemeines rausgerutscht. Aber sie schluckte es einfach runter, denn Lia hatte sich ja fest vorgenommen, etwas freundlicher zu ihren Mitmenschen zu werden. Und nun bekam sie auch noch eine super gute Gelegenheit, um ihre neuerworbene, positive Eigenschaft auch gleich mal zu testen. Denn dieser Kabuto Kyofu, so hatte er sich vorgestellt, wusste einfach, wie man eine dominante Person wie Lia es war, zufrieden stimmte. Mit Höflichkeit und Anerkennung. Und dann auch noch eine Verbeugung! Als er verschüchterte Junge wieder in Lia’s Gesicht blickte, wenn es auch nur kurz war, so konnte er bestimmt ihr freundliches, warmes Lächeln erkennen, denn sie hatte sogleich einen guten Eindruck von ihm. Gerne hätte die Magierin Kabuto geantwortet, doch dazu wurde ihr ja keine Möglichkeit gelassen, denn überraschend kam noch jemand in den Gruppenraum. Jemanden, den Lia eigentlich gar nicht sehen wollte, obwohl dieser Jemand ja eigentlich ganz in Ordnung war. Doch niemals, wirklich niemals würde sie das zugeben können. Sofort stand sie auf, da sie auf keinen Fall wollte, das Magnus noch weiter zu ihr runterblicken konnte, als im Stand selbst schon. Natürlich, er hatte das mit der Pappnase gehört. Der hörte doch immer alles, was er nicht hören sollte. „Tja Magnus, ich hab mir eine Pappnase gewünscht und hier bist du.“, erklärte sie ihm mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Doch zu sehr wollte sie es sich ja doch nicht mit ihm verscherzen, weswegen sie ihn sofort wieder beschwichtigte: „Ach was, Lindqvist. Nimm nicht immer alles gleich persönlich.“ Ohne ihn weiter zu beachten, da sie keine Lust auf eine Diskussion mit dem Schlaumeier hatte, ging sie zu Kabuto. Und es war ein Unterschied wie Tag und Nacht, denn während Lia eben noch so schnippisch zu Magnus war, legte sie ihr ehrliches Sonntagslächeln bei dem kleineren Jungen auf. „Gut, dass du da bist, Kabuto. Es wäre wirklich gut, wenn du mitkommst. Vielleicht wird uns der gute Magnus ja auch begleiten?“, fragte sie noch in den Raum. Und weil Lia sich bereits gedacht hatte, dass sich der blonde Magier nicht die Blöße geben wollte, sich von ihr etwas anzuhören, von wegen Angsthase, fing sie auch schon an, zu erklären, um was es bei der Quest geht. „Es geht um das Shenlong Turnier in Oshibana Town. Bestimmt habt ihr davon schon gehört. Eine gewisse Lady Sachiko sucht Magier, die für sie antreten und ihr natürlich auch zum Sieg helfen.“ Ein prüfender Blick in die Runde, ehe sie noch anhängte: „Ein Wettbewerb ist immer eine tolle Sache! ihr seid doch dabei, oder?“

Dieses Mädchen, das Mädchen mit den pinken Haaren... Sie war nett! Für den Bruchteil eines Moments, den Kabuto es schaffte, ihr ins Gesicht zu sehen, war er sich absolut sicher, dass sie lächelte. Nicht nur ein kleines bisschen, sondern richtig freundlich! Bis eben hatte sie doch so genervt gewirkt... lag es etwa an ihm? War sie etwa seinetwegen so glücklich? Es wäre schön, so zu denken, aber das war doch nicht möglich, dass Kabuto jemanden so richtig erfreute... Aber selbst wenn, weiter konnte er jetzt nicht darüber nachdenken, denn eine dritte Person trat in dieses – bisher sehr einseitige – Gespräch. Pappnasen... Scheinbar ein Begriff, den das Mädchen zuvor verwendet hatte, ehe der Käferjunge nah genug war, sie zu hören. Offenbar hatten die beiden aber auch nicht miteinander geredet, der sogenannte Magnus hatte wohl gelauscht, während sie... sie musste Selbstgespräche geführt haben. Naja, wer so aussah, der durfte ruhig so viele Macken haben, wie er wollte, und außerdem waren Selbstgespräche nun wirklich nicht das Seltsamste, was man bei Magiern erwarten konnte. Schon gar nicht in Fairy Tail; da gab es nun wirklich die merkwürdigsten Gestalten. Zum Beispiel einen Magier, der Angst vor seinen eigenen Zaubern hatten... Ja, der Kyofu war wirklich nicht in der Position, jemanden zu verurteilen, und es war sowieso nicht seine Art, das zu tun. Was die Gefühlslage von 'Lia', wie Magnus oder Lindqvist oder wie er nun heißen mochte verraten hatte, anging, schien er sich wieder einmal geirrt zu haben, oder der Unbekannte veränderte sie; die beiden schienen sich nicht sehr gut zu verstehen. Ein unwohler Schauer jagte über den Rücken Kabutos, er spürte eine gewisse Spannung in der Luft, auch wenn sie nicht zu stark war. Es fühlte sich nicht so an, als würde hier gleich ein Streit ausbrechen, und Lia machte auch keinen impulsiven Eindruck, also war es wohl ziemlich sicher mit den beiden. Und ihm selbst gegenüber war das Mädchen auch schon ganz anders. Sie lächelte freundlich und sie freute sich darüber, dass er da war, und sie wollte ihn tatsächlich als Begleiter! Auch Magnus bot sie an, mitzukommen, obwohl sie ihm gegenüber nicht unbedingt Zuneigung zu empfinden schien; sie war so nett. Wenn sie das nicht getan hätte, hätte er vollkommen allein in dieser Gilde zurückbleiben müssen und hätte nicht die Gelegenheit gehabt, auf eine Quest zu gehen, weil es keinen Partner für ihn gegeben hätte, ein unheimlich trauriges Schicksal, vor dem er durch diese wundervolle Geste Lias bewahrt wurde. Erneut errötete Kabuto im Antlitz dieses Engels, bis zu dem Wort Oshibana. Das Shenlong Turnier... natürlich wusste er darüber Bescheid. Das war ein großes Event, das nicht nur in Oshibana Town, sondern auch in den anderen großen Städten Fiores bekannt war und erwartet wurde. Wie viele Leute heute deswegen aus Magnolia Town dorthin fahren würden, zum Zusehen oder zum Teilnehmen, das wusste er nicht genau, nur zwei Dinge: Es waren viele, und offenbar würde er dabei sein. Als Teilnehmer. Oh nein, oh nein! S-sind das nicht die besten Kämpfer aus Fiore? Wie soll i-ich denn... d-da... I-ich werde doch beim ersten Kampf erledigt! Da konnte er doch nicht wirklich hin! Aber er hatte gesagt, er würde Lia unterstützen, egal wobei... Und selbst wenn nicht, wie hätte er sie hängen lassen können? Nein, seinen Gildenkameraden zu helfen war doch einer der Gründe gewesen, warum er überhaupt einer Gilde beigetreten war! Dieses Ziel ging über jede seiner Ängste hinaus! Wenn es wichtig für die Gilde war, dass er gewann, dann würde er eben gewinnen müssen! Entschlossen lächelte er Lia an – hoffentlich merkten die beiden nicht, dass sein ganzer Körper leicht zitterte – und nickte. Jawohl, Lia-sama! Ich werde für dich kämpfen! Ähm... für Lady Sachiko, meine ich... Und wie weggeblasen war seine Zuversicht. Verdammt, wieso ging das immer so schnell...?

Hatte sie Magnus eben Pappnase genannt? Ganz schön frech! Auch wenn er zugeben musste, dass Lia gut gekontert hatte, aber natürlich konnte er das nicht laut aussprechen. Lia würde dadurch nur noch überheblicher werden und so etwas wie eine Genugtuung konnte er dem Mädchen sowieso nicht zugestehen. „So etwas würde ich nie auf mich beziehen.“, antwortete er deshalb nur und hätte auch noch mehr sagen können, doch Lia hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Was glaubte die eigentlich, wer sie war? Aber nun fiel auch endlich mal sein Blick auf den kleinen Jungen, der etwas Abseits der beiden stand. Lia setzte plötzlich die freundlichste Stimme auf, die sie wohl überhaupt besaß, denn so einen Ton hatte Magnus ja noch nie von ihr gehört. Pf, da bemühte er sich Stunde um Stunde freundlich zu ihr zu sein… er versuchte es wenigstens… aber dass von ihr mal ein nettes Wort kommen würde… Aber nun konnte er sich keine weiteren Gedanken darüber machen, schließlich stand hier ein ihm noch unbekannter Junge, der hier wohl gerade auch eine wichtige Rolle zu spielen schien. Der Junge, den Lia Kabuto nannte, sah eigentlich ganz nett aus. Ein bisschen verschüchtert, aber nett. Vielleicht musste man ihm nur einen kleinen Schubs geben, damit sich dieses psychische Problem ein bisschen besserte? Unbewusst setzte nun auch der blonde Magier ein nettes Lächeln auf und hörte zu, was Lia zu sagen hatte. Sie wollte also Kabuto und ihn mit auf eine Quest nehmen? Ein Wettbewerb? Eigentlich hatte Magnus überhaupt keine Lust dazu sich schon wieder die Nächte um die Ohren zu schlagen und komischen minderbemittelten Leuten zu begegnen. Andererseits ging Lia wohl schon fest davon aus, dass er sie begleiten würde und die Tatsache, dass es sich um einen Wettbewerb handelte lockte den jungen Magier wohl auch. Ein Wettbewerb, da konnte er endlich sein Wissen unter Beweis stellen und sogar noch Punkte dafür einheimsen. Das war doch eigentlich mal eine schöne Abwechslung! Endlich würde man ihn und seinen unglaublich hohen Wissensstand tolerieren. Jedenfalls dachte Magnus das und so schien diese Quest immer schmackhafter für ihn zu werden. Lia sollte bloß nicht denken, dass er, Magnus Lindqvist, sich vor so einer Herausforderung drücken würde! Also warf Magnus all seine negativen Unlustgefühle von Bord und war, genau wie auch Kabuto, damit einverstanden. „Ja, klar komm ich mit Lia.“, sagte er etwas weniger enthusiastisch wie vor ihm der schüchterne Junge. „Ich weiß doch, dass du da meine Hilfe benötigst.“, diesen Zusatz konnte er sich wirklich nicht verkneifen und zwinkerte der nun wohl schon wieder kochenden Lia zu.

Man ist das ein schmuddeliges Wetter heute, dachte sich Minato, während er den Kragen seiner Jacke hochschlug, damit die nasse Kälte nicht den Weg in seine Jacke fand. So lästig sie auch im Sommer ab und an war, so gut war sie jetzt, während die kalte Jahreszeit immer näher rückte. Nur wenige Menschen waren bei dieser Witterung auf den Straßen der Stadt unterwegs. Sei es um nötige Einkäufe zu erledigen, oder ihrer Arbeit nachzugehen. Genau aus diesem Grund hatte auch er seine warme, kuschlige Hütte verlassen und war zur Gilde aufgebrochen, um zu arbeiten. Er brauchte zwar nicht dringend Kohle, aber ein paar Sachen an seiner Hütte mussten winterfest gemacht werden und da war es nicht schlecht, etwas mehr Geld in der Tasche zu haben. Also blieb ihm nicht anders übrig als in die Kälte hinaus und zur Gilda zu stapfen.
Dort angelangt sah er sich kurz um, viel war ja nicht los, das hatte er schon bemerkt, bevor er die Gilde betrat, sonst konnte man sie bis draußen auf der Straße hören, jetzt war es geradezu gespenstig still. Da am Questboard gerade eh kein großer Andrang herrschte, brauchte er sich ja nicht so zu beeilen und beschloss erst mal, was Warmes zu trinken. An der Bar bestelle er sich daher erst einmal eine heiße Schokolade und setzte sich an einen der freien Tische, die heute reichlich zur Auswahl standen. Die Wärme des Getränks übertrug sich auf ihn und schon nach kurzer Zeit war ihm nicht mehr so kalt. Er wollte gerade den letzten Schluck zu sich nehmen, als ihn jemand von hinten auf den Rücken klatschte und er sich vor Schreck verschluckte. Hustend sah er zu dem Übeltäter, der sich zu ihm gesellte, und erkannte diesen Pinkschopf sofort. Kazuya, der nette Dragonslayer von neben an, so tat er zumindest, doch Minato wusste, dass er ganz und gar nicht so war, wie er gerade versuchte zu tun. Dieser flatterte mit einem Questzettel vor der Nase des Donnermagiers, hin und her und fragte ihn ober nicht Lust auf eine Quest hätte. Nachdem Minato endlich zu Ende gehustet hatte, stellte er die Tasse ab. "Wir haben heute aber gut Laune, liegt das am Wetter?", meinte Minato mit einer kleinen Spur von Sarkasmus. "Zeig doch mal genau her." Er nahm den Zettel und las sich ihn durch, und da die Bezahlung gut genug war, nickte er. "Da ich sowieso gerade vor hatte nach einer Quest zu suchen, begleite ich dich gerne."