Als Seraphim sie aufhielt hielt Naomi die Luft an. Das war nicht gut, das was jetzt kam hätte wohl viel früher oder niemals geschehen dürfen. Zumindest sah sich das Mädchen nun mit einer Situation konfrontiert die sie zum einen immer gewollt, aber doch immer gefürchtet hatte. Er hielt sie fest bei sich, als wolle er wirklich sicher gehen, dass sie bei ihm blieb, wo sie wohl behütet war. Irgendwie war es fast zu schön um wahr zu sein und dennoch irgendwie traurig, dass es so weit hatte kommen müssen. Als Seraphim Gideon berichtige was seinen Stand zu Naomi anbelangte musste dieser Grinsen, es war dieses widerliche, böswillige Grinsen, welches dem Mädchen den Magen umdrehte. "Du willst ihr Freund sein! Dieses Kind hat keine Freunde, es ist zu überemotional und das stresst die Meisten Menschen in ihrer Umgebung nur, nicht wahr Naomi", er wollte nicht wirklich eine Antwort, denn er kannte ihre Gedanken darüber. Herausgeschrien im Schlaf, aufgenommen von Hauro oder Akira und übertragen an ihn, um das Kind mit seinen Ängsten zu peinigen. "Wenn diese Gilde ihre Familie ist, wieso kümmert ihr euch erst jetzt? Ich habe mich über dich informiert Cyrus I. Seraphim. Du bist ein Schwerenöter, weitbekannt für deine Frauen- und Männergeschichten. Plötzlich konfrontiert mit der bedingungslosen Liebe eines kleinen Mädchens, völlig überfordert. Kommst du nun um ihr auch einmal dein Schlafzimmer vorzuführen!"
Ebenfalls Ängste die Naomi Nachts in ihr Kissen gewispert hatte, es konnte wahr sein, doch das war sicher okay, lieber nur eine Nacht im Himmel, als niemals dort gewesen zu sein, oder? -Klick- Wieder eine Kette reißt sich los und fliegt in die Fernen hinfort, das Grollen der Schatten, die darauf warten aus ihrem Gefängnis zu entweichen dröhnt dem Mädchen in den Ohren, wie die Stimme des Onkels, welche so unerträglich versucht Feindschaft zu sähen, wo bedingungslosen Vertrauen herrschte. Auf das Verbot hin blickte sie Seraphim an: "Ich.." Doch sie konnte gar nicht erst den Satz beginnen, denn auch ihr rothaariger Onkel hatte wieder etwas zu sagen: "Wie nett er doch ist, er ist hier um dich von meinen bösartigen Regeln zu befreien und womit beginnt er, einem Verbot. Etwas das so lächerlich ist, dass er die Banalität seiner Worte kaum begreift. Es geht ihr doch gar nicht um sich selbst, Naomi hat schon lange keinen wirklich Wert mehr, sie ist nur noch die Hülle eines Wesens was einmal auf dieser Erde gelebt hat, gerade recht genug den Reichtum der Familie zu mehren und jene dabei zu beschützen, die es nicht selbst können."
Mit einem lauten Klirren zersprang die Vase in tausend Scherben, welche an Gideon herunter rieselten. Dieser sah sich Auge in Auge mit seinem Sohn, der diese von einer Anrichte gegriffen und einfach nach ihm geworfen hatte. Mitten an der Brust war sie zerschellt und lag nun in Stücken am Boden. Es war kurz recht still im Haus und Jonathan stand der Schreck über seine Reaktion ein wenig in den Augen. Der Hausherr strich sich ein paar Scherben von der Kleidung: "Scheinbar haben einige Leute in diesem Haushalt vergessen, was das Gesetzt dieser Familie lautet und ich muss sie daran erinnern!" ~Guardian of the Sky: Angel Soul~ Naomi hatte es nie gesehen, dass Pendant zu ihrer Transformationsmagie und jetzt wünschte sie auch, sie hätte es nie gesehen, denn von nun an war ihr Image von Engeln definitiv vernichtet. Gideon in wallenden Seidengewändern, mit bleicherer Haut als vorher und engelsgleichen Flügeln war ihre ultimative Horrorvision. "Ich gehöre nicht zu dieser Familie!", schrie sie ihm entgegen, doch auch diesmal nur diese abscheuliche Lache. "Mein Bruder", begann er. "IST TOT!", blaffte sie ihm entgegen. Scheinbar doch ein wenig genervt, dass sie inzwischen sogar seine Sätze unterbrach schnaubte er aus: "Mein Zwilling Gabriel ist der der dich Zeugte, sein verdammtes Blut fließt in deinen Adern. DU gingst verloren, weil man schon als Kind nicht richtig auf dich geachtet hat, etwas besonderes warst du eh nicht, kein Wunder dass er dich loswerden wollte. Doch Rio hatte immer eine Schwäche für hoffnungslose Dinge. Das Schicksal wollte, dass du zu ins zurückkehrst!"

"Ist der Kerl eigentlich immer so dumm?", meinte Seraphim leise mit in dieser Situation gerade beinahe unangemessen tiefenentspannter Stimme zu Naomi, ganz so, als würde er über das Wetter reden. Er zupfte beinahe gelangweilt an einer Strähne blonden Haares und wuschelte Naomi danach über den Kopf, bevor er ihr wieder einen Arm um die Schulter legte und mit der anderen Hand ihren Cousin näher winkte. Es wäre doch eine Schande, wenn er auch ihn erwischen würde, sollte es zu einem wie auch immer gearteten Kampf kommen, auch wenn er sich eigentlich nicht vorstellen konnte, dass jemand wirklich zu blöd sein würde, das hier fortzusetzen. Mit einem Blick, den man vielleicht auch gerade nach dem Aufstehen von jemandem erwarten würde, musterte der Dragonslayer den spontan in einen Engel transformierten Mann und schmunzelte dann. "Führen wir diesen Gedanken mal zu Ende, hm? Du hast dich gerade mitten in einem Gang mithilfe einer stinknormalen, schwachen Magie in einen leicht schwulen Engel im Nachthemd verwandelt, im Begriff, den Herrn der Lüfte in der Luft anzugreifen?" Er nickte mit offensichtlich gespieltem Erstaunen. "Klingt nach einem guten Plan." Eine weiße Augenbraue hob sich und er legte den Kopf schief. Vielleicht sollte er die Mafiamasche anfangen und anmerken, dass das hier eine schöne Villa war und dass Immobilien dieser Art schnell an Wert verlieren konnten, wenn sie ein gewaltiges Loch in der Wand hatten, aber er sparte es sich, weil er nicht das Gefühl hatte, dass er damit etwas erreichen würde. In dem Examen, welches er vor nicht allzu langer Zeit bestanden hatte, hatte er einen Gegner gehabt, der wirklich eine Gefahr dargestellt hatte. Nichts hatte ihn zu Boden werfen können und hätte man den Umgang mit seiner Magie nicht eingeschränkt, um den Kontestanten eine Chance zu lassen, so hätte er sie sicherlich ohne Probleme von der Platte putzen können. Das hier war aber nicht Kyori Kibar, das hier war nur ein dummer, selbstherrlicher Mann mit Gottkomplex, der nicht einmal seine Zauber strategisch vorteilhaft einsetzen konnte. Das ganze Gelabere von möglichen Verwandtschaftsbeziehungen und Zwillingsbrüdern interessierte ihn nicht, ebenso wie sein Versuch, ihn durch sein Gerede einzuschüchtern, von vorne herein zum Scheitern verurteilt gewesen war. Es gab nur eine Person, die Seraphim durch bloße Worte verunsichern konnte und diese passte nicht in diesen Gang hinein und hatte das auch gar nicht nötig, weil allein ihre Präsenz beeindruckend genug war. Gegen die Drachin des Himmels war dieser Kerl... bestenfalls ein Stümper.
"Vergib mir, wenn ich jetzt nicht in Begeisterung ausbreche oder auch ansonsten die Reaktion zeige, die du dir erhoffst, ja? Wenn du so viel über mich wissen würdest, wie du gerade suggerierst, dann wäre dir nämlich auch bewusst, dass ich nicht unendlich viel Aufwand betreibe, um all die kleinen Schäfchen in mein Schlafzimmer zu locken und so überirdisch gut sieht Naomi-chan dann doch nicht aus." Er lächelte und stupste dem Mädchen auf die Nasenspitze. "Versteh mich nicht falsch, Engelchen...", wisperte er und zwinkerte ihr zu, "Du bist wirklich hübsch geworden." Erneut hob er seine Stimme und erklärte: "Wir werden jetzt gehen. Wenn du es wagst, uns anzugreifen, wirst du sterben und diese hübsche Villa wird es wohl auch nicht mehr lange machen." Und mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung.

Das Problem mit Gideon, er mochte vielleicht dumm wirken, aber eigentlich war er es nicht. Klar, was sich die zwei Männer gegenseitig an den Kopf warfen war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Doch was bezweckte Gideon mit dieser zum einen recht grotesken und zum anderen sehr unpraktischen Verwandlung und das mitten im Haus?. Naomis Kopf brütete über dieses Sache, während sie dem merkwürdigen Schlagabtausch der beiden lauschte. Jonathan war auf ihre Seite gekommen und aus der Schusslinie gegangen, eine schlaue Idee soweit. Dann das Gerede über einen Zwillingsbruder? Hatte Masaru ihr das etwa sagen wollen bevor er starb? Wahrscheinlich war es besser, wenn sie bald gingen, jeder der sie bisher beschützt hatte war ihr genommen worden. Dann allerdings wurde sie aus ihren Gedanken geweckt. Seraphim sagte etwas, etwas was eigentlich verletzten und erleichternd war, doch wahrscheinlich mehr verletzend als erleichternd. Derjenige, der jedes hübsche Mädchen gerne für sich hatte, er wollte sie nicht. Zumindest war dies eine Behauptung die er aufstellte. Klar sagte er im gleichen Atemzug, dass sie wirklich hübsch geworden war, aber dennoch senkte das Mädchen den Kopf. Gideon musste über diese Aussage nur lachen, denn er wusste, was es ihr sagte, was es für sie bedeutete und dass sie zumindest gehofft hatte, es wäre anders. Es war demütigend über alle Maßen.
Alles entglitt ihren Händen, in inneren sah Naomi sich wieder vor dieser Tür. Hinter ihr war das Grollen zu hören, welches sie schon oft vernommen hatte. Mit der Stirn lehnte sie an ihr und wollte weinen, doch die Tränen welche sie vergießen wollte wurden zu Bildern. Bildern von geliebten Menschen, die sich von ihr entfernten und durch das Schlüsselloch verschwanden, dazu klangen Worte in ihrem Kopf wieder. "Ich mache all das was ich schaffe und du nimmst dir einfach mal Zeit für etwas Spaß", sie hatte ihren Spaß gehabt und am Ende hatte ihn dieser ins Grab gebracht. "Liebe sollte bedingungslos sein, findest du nicht?“, Naomi erinnerte sich an diese Worte, sie kamen von Souta und er hatte recht, doch ganz egal wie bedingungslos sie glaubte zu sein, Liebe blieb dabei nie übrig, nur dieser merkwürdige Schmerz. „Ich hasse das…! Denk nicht nur an dich!", immer wenn sie sich an diesen hasserfüllten Blick erinnerte zerriss es sie, es war ein Schmerz den sie nicht tilgen konnte, etwas was sie am liebsten vergessen würde, doch es suchte sie Heim und während auch Ren verschwand schrie alles in ihr nach Rettung. "Du kannst doch schon lesen, oder? Vielleicht, wenn du ein wenig älter bist, Naomi-chan~ Versteh mich nicht falsch, Engelchen...", aber sie hatte eben keine Qualität. Die letzte Kette brach und die Finsternis quoll heraus.
Dennoch einen Vorteil hatte es, dass sie nun den Blick niederschlug und zu Boden sah. Dort zeichnete sich nämlich der Nebenplan von Gideons lächerlicher Gestalt ab. Sie war nicht nur grell und absolut krank, sondern auch noch schattig. "Diese Villa ist egal und wer sagt, dass ihr gehen könnt." Ein weiterer Zauber machte sich auf den Weg und Naomi ahnte bereits wen er treffen sollte, den der für ihn am schlimmsten sein könnte. ~Choking Shadow~ Naomi stieß Seraphim und Jonathan von sich. So kräftig, dass der rothaarige Junge stolperte und auf dem Hosenboden landete, seine Füße nur Zentimeter von dem Schatten entfernt indem sie eben noch gestanden hatten und aus dem nun einige Schattenstränge herausstießen, welche sich auf das erst Beste stürzen, welches sich in ihrer Nähe befanden. Dies war nunmehr Naomi, die prompt von den Schatten eingewickelt wurde. Eng zogen sich die bösartigen Stränge um sie und es schien für sie schier unmöglich, dass sie sich daraus befreien sollte. "Eigentlich wollte ich deinen Drachenfreund einfangen, du bist immer nur im Weg, einer deiner größten Fehler, ein Wunder, dass du noch lebst." Das war es wirklich, aber Naomi würde es nur ungern zulassen, dass jemand verletzt wurde wegen ihrer Dummheit.
Doch hier jetzt einfach von Schatten erwürgt zu werden war nicht Naomis Plan gewesen ganz im Gegenteil, jetzt musste sie sich wehren, alles daran setzen. Doch kräftig genug die Fesseln einfach zu zerreißen war sie nicht, da fehlte einiges. Dabei hatte sie inzwischen schon deutlich an Kraft gewonnen. Sie musste es versuchen und wenn sie jetzt scheiterte, dann war es eben ihr letztes Mal und die Welt war wieder in Ordnung. ~Dark Sky: Satan Soul~ Dieser Zauber bewirkte zwar nicht, dass sie stärker wurde, aber mit den Flügeln, welche sich auf ihrem Rücken aufspannten, konnte sie die Schattenstränge von sich abdrücken. Wahrscheinlich auch nicht lang, aber es war immerhin etwas was sie versuchen konnte.

Oh doch, dieser Mann war dumm, so unglaublich, dass es Seraphim für den kurzen Moment die Sprache verschlug, der ihn verzögerte, ehe er tief Luft holte und einen manaintensiven Wirbelsturm auf Gideon de Avillion abschoss. Offenbar war die Zeit des Redens vorbei und er würde sich nonverbal darum kümmern, dass dieser Mann bereute, was er gerade getan hatte. "Du da, hilf deiner Cousine!", blaffte er Jonathan an und stellte sich vor die beiden Jüngeren, ehe er beide Arme mit Mana auflud und dem Mann eine Salve Windklingen um die Ohren schoss, denen er aufgrund der Enge des Gangs nicht ausweichen konnte. Aus purer Bosheit schleuderte er noch eine weitere Salve hinterher und drehte sich danach schnell zu Naomi um, die sich inzwischen mit ihren Flügeln gegen die erdrückenden Schattenstränge zur Wehr gesetzt hatte. Sicherlich hätte sie diesen Kampf nicht lange führen können, aber in diesem Moment fielen die Schatten von ihr ab und Seraphim machte die paar wenigen Schritte auf sie zu, die sie getrennt hatten. Mit einem Lächeln schlang er seine Arme um ihren schlanken Körper und drückte sie an sich, legte sein Kinn auf ihre Schulter und lächelte, obgleich sie das nicht würde sehen können. Einige Sekunden verweilte er in dieser Position und ließ sich auch nicht davon beirren, sollte sie sich irgendwie von ihm weg bewegen wollen. Er war nicht hergekommen, um ihr zu schaden, das war ja gerade das alberne an der ganzen Geschichte, er hatte ihr helfen wollen - und deswegen konnte er es nicht dabei belassen, sondern musste erst einige Dinge klären. Er blickte zu Jonathan und wedelte ihn mit einer Hand aus dem Bild, von wo er in Richtung Küche verschwand. Sicherlich musste er den Tod seines Vaters auch erst einmal verdauen, denn selbst wenn auch er ihn angegriffen hatte, konnte es ja sein, dass er ihm etwas bedeutet hatte. Zudem wollte er mit Naomi allein sein und da hatte das kleine rothaarige Bürschchen eben zu spuren.
Seraphim drehte sich zur Seite, lehnte sich gegen die Wand und ließ sich an ihr herabsinken, wobei er Naomi mit sich zog, sodass sie am Ende auf seinem Schoß saß und er ihr bequem ins Gesicht gucken konnte. Der Weißhaarige seufzte und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er schmunzelte und nach ihren Händen griff. "Dein Onkel hat wirklich ziemlichen Mist erzählt, aber ich muss gestehen...", er lehnte den Kopf zurück und lächelte leicht, "Wie soll ich sagen, vielleicht, unter Umständen, wäre meine Motivation für diese Aktion ein ganz, ganz klein bisschen, vielleicht doch etwas anders gewesen, hätte ich dich nach dem Examen noch einmal vorher gesehen. Ich kann auch nicht aus meiner Haut raus und wenn du das möchtest, könnte ich dir sicherlich vorschwärmen, wie gut du aussiehst - aber eigentlich möchte ich etwas ganz anderes mit dir besprechen." Seraphim räusperte sich. "Du bist stark, Engelchen, stärker als diese Leute und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, so hättest du dich an die Gilde oder direkt an mich wenden können und doch ist nichts dergleichen geschehen. Dein Cousin meinte, dass dieser Kerl irgendetwas gegen dich in der Hand gehabt hätte, was dich zum Bleiben bewegt hat - wovon hat er da geredet?" Forschende, violette Augen bohrten sich in braune.

In der Tat konnte auch Jonathan nicht besonders viel machen, außer aus Leibeskräften heraus von draußen her an den Schatten zerren, damit diese sich nicht enger zogen. Gut nur, dass Seraphim den in der Tat bösen Onkel nun ohne weitere Worte scheinbar mit einigen Windklingen zu Hackfleisch verarbeitete. Naomi bemerkte davon nichts und war nur froh, als die Flügel nicht mehr auf Widerstand stießen und sich plötzlich weit entfalteten. Tief atmete sie durch und sah Jonathan dankbar an. Es war merkwürdig, wie sich plötzlich alles wendete. Kurz darauf sah sie ihn nicht mehr, denn Seraphim war in ihr Sichtfeld getreten und drückte sie an sich. Ihr Gesicht lag an seiner Schulter und ihre Knie zitterten noch von der Anstrengung. Wieder gehüllt in den vertrauten Geruch von frischem Wind, welcher immer von ihrem Freund auszugehen schien, fühlte sie sich sicher. Was ansonsten um sie herum passierte bemerkte sie nicht, sie war nur froh, dass er da war und sie festhielt. Bis er sie plötzlich nach unten zog. So richtig bemerkt was passierte hatte Naomi erst, als sie bereits auf dem Schoß des Dragonslayers saß. Doch das war in Ordnung, er durfte so etwas tun und sie machte sich dabei auch keine Sorgen, worum auch? Gerne ließ sie sich von ihm auf die Stirn küssen, fast als wäre sie wieder ein kleines Mädchen, was sich Morgens zu seinem Bett schlich, um ihn zu wecken.
Klar kamen jetzt die Fragen, welchen sie gerne aus dem Weg gegangen wäre, aber natürlich durfte ihr Retter auch erfahren weswegen er sie überhaupt hatte retten müssen. Vorsichtig drückte sie sich an seine Brust und holte tief Luft. Es brauchte ein wenig Mut und den versuchte sie gerade zu finden. "Weißt du Seraphim, immer wenn ich jemanden sehr mochte und er mein Leben schöner gemacht hat, habe ich ihn verloren. Ich denke er hat Rio töten lassen, während ich beim Examen war. Masaru wollte mir wohl etwas über meine wirkliche Verwandtschaft erzählen, doch bevor er etwas sagen konnte, hat Gideon seinem Hampelmann da geschickt und der hat ihn erschossen, in der Bibliothek. Keine Ahnung was er bezahlt hat dafür, dass es nie wirklich Publik wurde", sie zuckte mit den Schultern, die Welt war eben korrupt. "Er droht mir damit die Angestellten hier im Haus töten zu lassen, sollte ich es wagen wegzulaufen. Die Gildenmitglieder, nicht solche wie dich, bei denen ich mir keine Sorgen machen müsste, dass er je irgendwas erreichen könnte. Solche wie Tascha, die leider leicht zu täuschen, oder Ciel, der einfach noch ganz schwach ist, oder Ren, weil er weiß, wie sehr er mich damit verletzen würde. Wenn mich Alpträume quälen, dann verrate ich Dinge, Dinge die ich nie sagen wollte."
Leise seufzte sie, damit war es vorbei, hoffentlich. "Ich war noch nicht so weit, ihn wirklich zu besiegen, aber ich wollte es selbst tun, sobald ich stark genug dafür geworden wäre. Ich hatte das Gefühl, ich müsste meinen Dämonen selbst besiegen, um mich wirklich davon zu befreien", doch das würde jetzt wohl nicht mehr geschehen, "Doch es war gut, dass du gekommen bist, wahrscheinlich wäre ich wahnsinnig geworden, wenn ich darauf gewartet hätte, bis ich mich selbst hätte retten können." Sie gibt ihm einen sachten Kuss auf die Wange und schmiegt ihr Gesicht gegen seinen Hals: "Da hat der Drache doch glatt die Jungfrau in Nöten von dem verrückten Adelsmann gerettet, was für ein merkwürdiges Märchen, findest du nicht?" Ein gutes Ende war es trotzdem, irgendwie.

Mit hoch gezogenen Augenbrauen verfolgte der Dragonslayer die Worte des Mädchens und ließ sie unkommentiert, bis sie damit am Ende angekommen war. Um es etwas einfach auszudrücken, war es etwa das, was er an Frauen immer schon etwas nervig gefunden hatte: Sie dachten auf so seltsam verquere Weisen und wurden dadurch übermäßig kompliziert, selbst wenn sie einen solchen Grad von Komplexität nicht verdient hätten. Frauen hatten oftmals die Eigenschaft, sich Tiefe zu erschummeln, indem sie in Rätseln sprachen und eine Logik fernab von derjenigen nutzten, die Seraphim als solche betiteln würden. Naomi besaß ihre ganz eigene Art von weiblichem Verständnis der Welt, welches ihn in seiner Naivität immer wieder zu überraschen vermochte, obwohl er gerade von ihr doch einiges gewöhnt war. Beispielsweise hatte das blonde Mädchen ganz am Anfang, als sie sich kennen gelernt hatten, eine Art besessen, die vieles Unrecht der Welt einfach ausblenden konnte, wenn ihr das so besser passte. Positiv war daran sicherlich gewesen, dass sie so ignoriert hatte, dass Seraphim eigentlich ein ziemliches Arschloch war, sodass sie miteinander ausgekommen waren; negativ war die daraus resultierende vollkommen verquere Einschätzung der Welt. Sicherlich wusste Naomi, dass es schlechtes gab, aber selbst wenn es ihr dadurch dreckig ging, blendete sie es ein Stück weit aus, weil sie das Gefühl hatte, dass es ihr und allen anderen so besser ging. Seraphim würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sie durch die frühe Pflege eines querschnittsgelähmten Ziehvaters eine Art Hilfs- oder Beschützerkomplex auf sich geladen hatte, der ihr eintrichterte, dass sie für andere Menschen verantwortlich sei. Das war allerdings genau einer dieser Charakterzüge, mit denen man nicht lange überleben konnte, ohne endlos unglücklich zu werden. "Ach Engelchen...", seufzte der Weißhaarige und blickte sie beinahe besorgt an, "Lass mich dir einen guten Rat geben: Die Welt ist es nicht wert, dass man sich für sie aufopfert. Die Menschen sind es nicht. Wenn du es versuchen würdest, würdest du kläglich scheitern und dein Opfer würde nicht einmal jemandem auffallen. Dafür sind die Menschen einfach zu schlecht." Er dirigierte ihre Hände zusammen und klatschte mit ihnen, langsam, als sei sie gefühlte drei, ehe er nachdenklich fortfuhr: "Wenn du dich zum Schutze der Menschheit erpressen lässt, nicht wegen wenigen einzelnen Individuen, sondern wegen Leuten, die du teilweise nicht einmal richtig kennst, dann lieferst du dich praktisch jedem daher gelaufenen Bösewicht aus. Sollte ich jetzt sagen, ich würde das gesamte Personal töten, wenn du nicht sonst etwas tust, dann würdest du mich doch auch schelten und mir nicht blindlings gehorchen, oder?" Ein weiteres Seufzen und der Weißhaarige tippte ihr auf die Nasenspitze, während sein Blick zu Neugier überwechselte. Er würde dieses Thema erst einmal ruhen lassen, ehe er sie konkret festnagelte. "Also, du beherrscht Dämonen Take Over, ja? Das ist reichlich finster für dich, finde ich..."

Sie konnte an seinem Gesicht sehen, dass er nicht wirklich guthieß was sie ihm erzählte, aber das war zu erwarten gewesen. Sanft kuschelte sie sich an ihn während er sie belehrte, dass sie nicht jeden beschützen konnte. Doch war dies doch nicht ihr Plan gewesen. Es gab sicher einige mehr die unter ihrem Onkel gelitten hatte, aber diese waren ihr egal, aber der Junge, der ihr diese Blumenring gegeben hatte, sie drehte ihn an ihrem Finger herum, er war dabei gewesen, als Masaru starb. Vielleicht Souta, Naomi war sich nicht sicher, ob seine eventuelle körperliche Überlegenheit ausgereicht hätte, um ihn zu beschützen, doch magisch, das wusste sie vom Examen, war er definitiv nicht. Doch viel wichtiger, Ren zu beschützen, jemand der ihren Schutz nicht wollte, nicht wusste, dass er ihn gebraucht hatte, sicher niemals zugegeben hätte, dass er nicht stark genug gewesen wäre, aber noch war er es nicht, genau so wenig wie sie und ihn, ihn wollte sie unbedingt nicht verlieren. Doch er war bereits hier gewesen, in diesem Haus an dieser Tür, war demnach besonders bekannt. Im Schlaf hatte sie verraten wie sehr sie doch an ihm hing und damit hatte sie ihn in die Hände des bösen Onkels gespielt. Gut, dass er endlich weg war, gut dass sie aufhören konnte all dies zu tun.
"Glaub mir Seraphim, es ist alles nicht ganz so idiotisch, wie du mich gerade darstellst, es ist doch wirklich die eine oder andere Person darunter, die ich wirklich nicht verlieren will und ohne die mein Leben so viel leerer wäre, weil es gar nichts mehr gäbe, auf das ich hoffen könnte, auch wenn es noch so utopisch ist", doch er brach das Thema ab und lenkte es auf ihre zweite Magie. Klar, ein Dämonen Takeover war vielleicht doch etwas sehr merkwürdig als Wahl für ein kleines Mädchen. Nun gut, sie war nicht mehr klein, aber doch klein gewesen, als sie sich dafür entschieden hatte, diese Magie zu erwählen. "Nun, ich wollte irgendwann mit dir fliegen können Seraphim-sama und ich habe mich erkundigt und Takeovermagien waren für sowas sehr geeignet, besonders weil sie mir helfen können meine körperlichen Unzulänglichkeiten etwas auszugleichen. Die Wahl zum Dämonen war eigentlich recht einfach. Bisher bekannt sind der Mytical Beast, aber wer will schon Fellbälle spucken. Undead, das wäre irgendwie noch ein wenig unpassender gewesen, Demonen und Holy Soul. Nun da liegt ein Holy Soul, ich wollte um jeden Preis nicht noch eine Magie haben, die ich mit ihm teile, es ging nicht und ich hatte einen Freund der Dämonenmagie benutzt."
Hatte, vielleicht hatte sie ihn noch, aber sicher war sie sich nicht. Klar war er am Leben, aber wahrscheinlich nicht mehr ihr Freund. Eine Erkenntnis die sie immer noch sehr quälte und der sie sich lieber nicht stellen wollte, doch hier hatte sie jemandem, dem sie es sagen konnte, der ihr sicher sagen würde, dass dies alles egal war, ihre Gedanken dumm und alles die Mühe nicht wert. "Ich habe ihn dazu gebracht mich zu hassen. Aber ich musste ihn doch aus einem Kampf retten, den er nicht gewinnen konnte, auch wenn klar ist, dass ich ihm nie mehr als der gute Kumpel sein kann, der ich für jeden bin. Der selbe Blick mit dem Gideon mich ansieht... ansah, wenn wir uns am Tisch gegenüber saßen. Weil ich nicht wollte, dass er stirbt. Weil ich sauer war, dass er mich mit einem zu einfachen Gegner zurück gelassen hatte, damit er sein eigenes Ego befrieden kann und es dann nicht schafft. Nah ja", sie grinst Seraphim ein wenig gequält an, "Ich bin ja auch ein wenig zu blöd, ich hätte ihn sterben lassen sollen, dann hätte ich einen Menschen weniger gehabt, um den ich fürchten müsste."

Es gab viele Menschen, die Seraphim grundlegend oder wenigstens teilweise falsch einschätzten, aber in einer Hinsicht hatten sie absolut recht: Der Dragonslayer sah sich sehr gerne im Mittelpunkt des Geschehens. Es fiel ihm sehr schwer, Rampenlicht an andere abzugeben und er wollte es auch gar nicht, weil er den Betreffenden meist das Interessante absprach. Es war deswegen sicherlich alles andere als einfach, mit ihm über andere zu reden, selbst wenn er sie kannte, weil er keine Lust darauf hatte. In diesem Fall kannte er zwar die Person, über die Naomi mit solch emotionaler Stimme redete, aber er erkannte sie selbstverständlich nicht. Ren war damals schlau genug gewesen, Seraphim nicht anzugreifen und da er ansonsten jemand war, der auch nicht groß mit seiner Magie hausieren ging, wusste der Weißhaarige selbstverständlich nicht, dass der Riese mit den blauen Haaren damit gemeint war. Um die Wahrheit zu sagen, war das so auch besser, weil er Naomi dann wahrscheinlich ausgelacht oder sich zumindest seinen Teil gedacht hätte, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, was die Blonde mit dem Riesen zu tun haben könnte, der ja wahrhaftig nicht die Art von Person war, die man so um Naomi vermuten würde. Diese hatte zwar offenbar eine Schwäche für sozial unterentwickelte Menschen, aber man erwartete eigentlich nicht, dass sie das dermaßen auf die Spitze trieb. So hörte er nur etwas von einem Freund von ihr, der Take Over Magie beherrschte und der sie nun nicht mehr ausstehen konnte, weil sie ihn gerettet hatte. Um den sorgte sich das kleine Mädchen scheinbar so sehr, dass es sie komplett beschäftigte, ihr Herzchen einsog und es nicht mehr losließ. Seraphim kratzte sich am Kopf und dachte darüber nach, wie er nun am besten reagieren sollte. Es ging ihn nämlich eigentlich nichts an und interessierte ihn nicht die Bohne, aber Frauen standen nun einmal auf solchen emotionalen Nonsens. Wenn er sie nicht vergrätzen wollte, musste er wohl wenigstens halbwegs mitspielen, auch wenn er beim besten Willen keinerlei Lust dazu hatte. Das ganze würde ihn nämlich nur dann interessieren, wenn die beiden zusammen gewesen wären und er mit ihr Schluss gemacht hätte, denn das wäre ein großer Vorteil für ihn. So könnte er zwar spekulieren, dass sie Interesse an ihm gehabt hatte, aber wo nichts gewesen war, musste man auch nichts hinein fantasieren. "Engelchen, du weißt einfach nicht wie Männer ticken. Unglaublich, dass ich das mal so herum sagen muss, denn normalerweise sind es die Männer, die die Frauen nicht verstehen.", meinte er schließlich mit relativ ernster Stimme. Wenn sie hier schon über einen Kerl reden mussten, den er nicht kannte und der ihm scheinbar nur im Weg herumlungern würde, dann konnte er auch Klartext reden, immerhin war das wahrscheinlich sowieso das beste für die Blondine. Die Welt war zwar gemein und fies, aber man konnte es sich auch unnötig schwer machen. "Ersetze das Wort Ego durch Stolz und du hast die Antwort auf dieses Problem. Trotz vorteilhaftem Wachstum siehst du im Spiegel immer noch eine zerbrechlich wirkende Dame, die mehr als alles andere Beschützerinstinkt bei Männern hervorrufen wird. Also kannst du nicht erwarten, dass sie sich von dir retten lassen wollen, so stark du auch sein magst. Ist das nicht nachvollziehbar?" Für ihn war das eine klare Sache und deswegen auch nicht gleich ein solcher Weltuntergang wie für das kleine Mädchen. "Außerdem, Engelchen, Kerle sind selten dermaßen nachtragend und weit weniger emotional als du. Also wage ich zu bezweifeln, dass er dich deswegen hasst. Meinst du nicht, dass du alles ein wenig überdramatisierst?" Violette Augen richteten sich auf das Gesicht vor ihm und er lächelte erst wenige Sekunden später wieder. Mit einer beinahe schlangenartigen Bewegung schwenkte er den Kopf von einer Seite zur anderen. "Ich halte dich nicht für einen Idioten, meine Liebe, aber du bist ein Mensch und Menschen sind so schrecklich sozial... die meisten zumindest. Was nützt es dir, wenn du dein Leben ruinierst, damit diejenigen am Leben bleiben, die es ein wenig besser machen? Wenn du von so tiefen Standards ausgehst, wird es nie besser. Nur in einem Punkt war diese Überlegung nicht sehr vorausschauend, Engelchen: Die Leute, die du aufgezählt hast, sind alle Mitglieder von Blue Pegasus... sie stehen unter ihrem Schutz und dem Schutz von Meister Ryce und du glaubst allen ernstes, dass so ein Lackaffe mit ihrer Ermordung durchkommen würde? Ich würde mir durchaus etwas mehr Vertrauen in deine eigene Gilde wünschen, junges Fräulein." Mit diesen Worte stupste er ihr mit der Spitze seiner Nase gegen ihre und lächelte danach. "Ciel-chan ist zudem ein Dragonslayer... und auch wenn er noch unerfahren sein mag, so lässt sich der Sohn eines Drachen nicht so einfach unterkriegen."

Natürlich hatte sie erwartet, dass Seraphim sie zurechtweisen würde, doch irgendwie konnte sie aus seinen Worten weder etwas Neues herausfiltern, noch etwas, was sie vielleicht auch nur im Ansatz unterstützen würde. Wieso sollte er auch? Er war ja nur... war er nicht ihr Freund, konnte er nicht einmal sagen, dass sie etwas richtig oder zumindest ansatzweise gut getan hatte? War alles so falsch, was sie die letzten Jahre über getan hatte. "Wie du meinst Seraphim-sama, ich werde es nie wieder tun", an ihrer Stimme konnte man hören, dass sie krampfhaft dabei war Tränen zurück zu halten, welche sie jetzt gerade nicht vergießen wollte. Was nützte auch das Weinen, es würde sie einfach nur noch lächerlicher wirken lassen als sie es jetzt schon war. Mit einem Ruck zwang sie sich einfach alles herunter zu schlucken. Jetzt musste sie sich wahrscheinlich erst mal um die Leiche kümmern, die konnte nicht einfach hier herumliegen und dann würde sie sich einfach Sachen zusammensuchen die sie brauchte und dieses Haus verlassen. Vielleicht musste sie sich auch noch um Jonathan kümmern, aber wenn Ciel fähig genug war allein zurecht zu kommen war es ihr Cousin vielleicht auch. Jetzt wo er weg war, der böse Schatten über ihrem Kopf, gab es auch keinen mehr der diesen falschen Schutz von ihr brauchte, sie war nutzlos geworden.
Die Flügel zogen sich wieder zurück, sie brauchte diese nicht mehr. Sie hatten ihr wirklich wunderbare Dienste geleistet und sie aus diesem Schloss getragen, welches ihr Grab hätte werden können. Sie hätte sich am liebsten gleich mit ihnen aufgelöst, doch dafür brauchte man sicher einiges an säure oder etwas in der Art. Sollte sie nicht eigentlich auf den Tischen tanzen und sich freuen wie ein Schneekönig, dass dieses Monster endlich tot war? Nein stattdessen saß sie hier und bedauerte sich selbst, dass man sie nun nicht mehr brauchte, man hatte sie offensichtlich auch vorher schon nicht gebraucht, der Unterschied war also minimal. Er lag in dem was sie fühlte und das war schrecklich. Dass dies alles eigentlich nur hieß, dass sie sich die ganzen Jahre umsonst gesorgt hatte, das kam gar nicht in ihrem Gehirn an, aber so war Naomi nun einmal. Leicht eigen was diese Dinge betraf und viel zu fürsorglich. Auch an die Aussage Ren betreffend glaubte sie nicht so recht. Klar gestand sie ihm zu, sich nicht daran zu erinnern, wieso er sauer auf sie war, aber dass er sauer auf sie war, das erinnerte er sicher. Immer noch ein wenig neben der Spur fasste sie den Entschluss etwas zu tun.
"Ich werde dann wohl einfach mal diese Leiche aufräumen lassen, die Schäden notdürftig decken lassen, dann alle Angestellten kündigen und das Haus verkaufen, es wird definitiv nicht mehr benötigt, da bin ich mir mehr als sicher. Dann sehe ich zu das Jonathan irgendwo gut unterkommt und dann, nah ja irgendwas werde ich schon machen können. Vielleicht kann ich ja weiterhin Gildenmagier bleiben, auch wenn ich bisher mehr eine kleine Wandelnde Katastrophe war, aber auch das hat sein Ende, da bin ich sicher, irgendwann werde auch ich erwachsen, da bin ich sicher", wieso musste man eigentlich immer stark und fröhlich sein? Es quält sie, dass sie sich fürchtete sich an ihn zu kuscheln und zu weinen, aber noch eine Standpauke wollte sie nicht haben. Wobei die nächste sicherlich schon auf dem Weg war, weil ihrem Plan sicherlich trotzt seinem wohl simplen Konstrukt einen großen Fehler hatte. Doch da war noch etwas, was sie wirklich störte, dass sie es nicht genießen konnte in seinem Arm zu liegen. "Seraphim-sama, ich hab dich lieb."

Seraphim blickte Naomi einige Sekunden still in das hübsche Gesicht, das trotz (oder wegen?) dem Verlust ihres Onkels immer noch traurig wirkte. Ermüdet, schlapp, alt, als sei sie nicht in der Blüte ihrer Jugend, sondern schon weit über ihren Zenit geschritten und das obwohl noch keine Falten auf ihrem Gesicht zu sehen waren. Es war offensichtlich, dass sie eine Zeit großen Stresses hinter sich gelassen hatte und er konnte nicht bestreiten, dass sie ihm deswegen wirklich ein wenig Leid tat. Sie wirkte ein wenig verloren ob der Aufgaben, die sie sich gerade gestellt hatte, sodass er fast unbewusst beschloss, dass er sie in der Hinsicht erleichtern müssen würde. Er lächelte und fuhr mit der rechten Hand über ihre Wange, bevor er sich nach vorne lehnte und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. Wenn er etwas konnte, dann war es das Hervorrufen positiver Gefühle, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit und auch wenn er zuvor nicht ernsthaft daran gedacht hatte, war das in diesem Falle vielleicht nötig. Wenn man es so sah, musste Naomi eigentlich von der Rolle, in die sie hineingezwungen worden war, vollkommen überfordert sein... und da sie eine seiner wenigen Freunde war, musste er sich doch darum kümmern, dass sich dieser Zustand deutlich besserte. Seine Arme schlangen sich um den schmalen Körper des Mädchens und er zog sie fest an sich, setzte einen Kuss auf ihre Schläfe nach und ließ sie nicht wieder los. "Ich habe dich viel zu lange nicht mehr besucht, Engelchen... das holen wir jetzt nach.", murmelte er in ihre Haare und ging wieder ein wenig auf Abstand, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. "Du hast mir einen ganz schönen Schrecken im Examen eingejagt, weißt du? Ich wollte wirklich zurück kommen, aber die Tür ließ mich nicht. Das war ziemlich gemein von dir, allerliebste Naomi...", säuselte er mit neckender Stimme, ehe er erneut nach ihren Händen griff und beschloss, dass man nun zum Thema kommen musste. "Ich werde dir dabei helfen, hier Reine zu machen. Was deinen Cousin angeht, ist der nicht auch magisch begabt und könnte sich so selbst versorgen? Du warst sogar noch jünger, als wir auf unserer ersten Quest waren. Dann müssen wir nur noch eine kleine Wohnung für dich finden, wo du es dir nach deinen Wünschen einrichten kannst und die nicht allzu abgelegen ist... das wird schon funktionieren, mach dir keine Sorgen." Erneut schwieg er und lehnte sich danach an die Wand zurück, blickte Naomi wieder eine Weile sprachlos an und erklärte dann mit so etwas wie einem mitfühlenden Ton: "Es tut mir für dich Leid, dass Rio gestorben ist. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich gehofft, dass ich ihn eines Tages würde aufwecken können, aber ich fürchte, dass selbst ich niemals Tote wiederbeleben werden kann. Jedenfalls... wäre ich für einen kleinen Spaziergang, bevor wir uns um diesen ganzen Dreck...", er deutete in Richtung totem Gideon, "...hier kümmern. Wärst du damit Einverstanden, holde Dame?~" Er zwinkerte und machte Anstalten, aufzustehen.